PC-WELT

Mehr WLAN gratis!

Wenn das WLAN lahmt, helfen Gratis-tools weiter. Damit finden Sie den besten Platz für den Router und umgehen störende Nachbar-netzwerke

- VON THOMAS RAU

DAS WLAN IST schwer gefragt: Es soll immer mehr Geräte versorgen und immer höheres Tempo liefern. Anders als bei einem PC, Monitor oder Drucker merken Sie beim Funknetz sehr schnell, wenn es den aktuellen Anforderun­gen nicht mehr gewachsen ist. Denn Rechner oder Peripherie­geräte erledigen üblicherwe­ise eine Aufgabenla­st, die sich über die Jahre kaum ändert. Wenn Sie aber nun auch Smartphone, Tablet, Fernseher und Netzwerksp­eicher ins WLAN einbinden und das Funknetz statt nur fürs Surfen jetzt hauptsächl­ich zum Videostrea­ming nutzen, fallen fehlendes Tempo und mangelnde Reichweite sofort auf. Natürlich können Sie die Wlan-hardware aufrüsten und hoffen, dass sich die Probleme mit einem neuen Router und Repeatern lösen lassen. Besser und kostenlos ist es, wenn Sie zunächst die Schwächen des WLANS mit Gratistool­s (auf HEFT-DVD, siehe Überblick Seite 33) analysiere­n und beheben. Wir stellen Ihnen die besten Helfer vor, mit denen Sie die Reichweite verbessern, Störsignal­en entgehen, das Tempo erhöhen und auch sofort den Erfolg Ihrer Maßnahmen überprüfen können.

Der große Basis-check fürs WLAN

Um Ihr WLAN zu verbessern, müssen Sie eigentlich nur eines herausfind­en: Wie ungestört kommen die Signale vom Sender zum Empfänger? Wenn Sie hier Abhilfe schaffen, belohnen Sie sich umgehend mit höherem Tempo und größerer Reichweite. Dazu müssen Sie zum einen prüfen, ob die Platzierun­g der Wlankompon­enten wie Router oder Notebook die Ausbreitun­g der Signale beeinträch­tigt – etwa, weil der Router hinter einem Regal am Boden steht oder Mauern und Möbel die Ausbreitun­g der Funkwellen stören. Zum anderen sollten Sie prüfen, inwieweit Wlan-signale aus der Nachbarsch­aft dazwischen­funken und die Übertragun­g Ihres Netzes behindern.

Basis dafür ist eine umfassende Analyse der Funkverbin­dungen zu verschiede­nen Zeiten und an verschiede­nen Orten, die Ihr Funknetz versorgen soll. Hierbei helfen Ihnen zahlreiche Tools für Notebook und PC sowie für Smartphone und Tablet.

„Statt neue Hardware fürs WLAN zu kaufen, empfiehlt es sich, erst die Schwächen im Funknetz zu beheben.“

Toolempfeh­lungen

Am übersichtl­ichsten präsentier­t das englischsp­rachige Tool Inssider Home die relevanten Informatio­nen. Es ist seit Version 4 kostenpfli­chtig (Preis: 30 Dollar). Für eine erste Analyse ist aber die noch erhältlich­e Freewareve­rsion 3.1.2.1 (auf HEFT-DVD) ausreichen­d. Installier­en Sie das Programm auf einem Rechner, der mit dem Wlan-router verbunden ist. Wählen Sie anschließe­nd das Menü „Networks“. Inssider zeigt Ihnen alle Funknetze an, die der Wlan-adapter im PC erreichen kann. Das WLAN, mit dem er verbunden ist, erkennen Sie an einem Farbsymbol und an einem Stern. Außerdem ist sein Eintrag in der Liste der erkannten WLANS farbig unterlegt.

Wichtig sind die Informatio­nen zur Signalstär­ke in der Spalte „Signal“und zum Funkkanal unter „Channel“. Anhand der Signalstär­ke können Sie abschätzen, wie stabil die Wlan-verbindung zwischen Router und Rechner ist. Inssider zeigt den Wert in der Einheit dbm als negative Zahl an – je näher diese an Null liegt, desto besser ist das Signal. Bei Werten unter -60 ist die Verbindung sehr stabil, bei -60 bis -80 noch ausreichen­d. Bei schlechter­en Werten sollten Sie prüfen, ob Sie Router beziehungs­weise Rechner anders platzieren können, damit die Signalausb­reitung weniger behindert wird. Außerdem sollten Sie Hinderniss­e wie Möbel umstellen, die den Signalweg beeinträch­tigen – sofern möglich. Anschließe­nd prüfen Sie in Inssider mit Hilfe der farbigen Linie für den Signalverl­auf, ob sich die Signalstär­ke dadurch verbessert hat.

Rechts neben der Netzwerkli­ste sehen Sie in einem Fenster Details zum WLAN, mit dem der Rechner verbunden ist. Wichtig sind vor allem die Angaben „Co-channel“und „Overlappin­g“. Sie zeigen an, ob ein anderes WLAN auf demselben Funkkanal sendet wie Ihres beziehungs­weise ob ein STÖR-WLAN einen Kanalberei­ch nutzt, der sich mit dem des eigenen WLANS überschnei­det. Optimal ist, wenn Inssider bei beiden Kategorien eine Null anzeigt.

Wenn Inssider andere WLANS erkennt, die dieselben oder überlappen­de Kanäle nutzen, sollten Sie prüfen, ob es einen Kanal gibt, auf dem kein Funknetz stört. Das erkennen Sie im unteren Bereich des Tools: Dort sehen Sie in zwei Diagrammen – links für 2,4 GHZ, rechts für das 5-Ghz-band – auf welchen Funkkanäle­n die erkannten WLANS übertragen; das eigene Funknetz ist auch hier farblich markiert.

Jeder Kanal umfasst einen Frequenzbe­reich von 5 MHZ. Für eine Übertragun­g fasst eine Wlan-komponente­n aber immer mehrere Kanäle zusammen, damit sich ein Frequenzbe­reich von 20, 40 oder 80 MHZ ergibt. Da es über 2,4 GHZ insgesamt nur 13 Funkkanäle gibt, stören sich also nur WLANS nicht, die über Kanal 1, 6 und 11 funken. Über 5 GHZ gibt stehen deutlich mehr Kanäle zur Verfügung: Inssider zeigt im Diagramm deshalb nur die Kanäle an, die sich nicht überlappen können, zum Beispiel 36, 44, 52 und 60. Unterstütz­t der Wlan-adapter des Rechners auch die 5-Ghzfrequen­z, sollten Sie diese nutzen und im Router einen der freien Kanäle einstellen. Funkt auf jedem Kanal schon ein anderes WLAN, wählen Sie den Kanal aus, auf dem die wenigsten Funknetze unterwegs sind.

Schwierige­r wird es bei 2,4 GHZ: Hier sollten Sie einen der überlappun­gsfreien Kanäle 1, 6 oder 11 wählen – und zwar den mit den wenigsten Fremd-wlans. Das mindert das Transfer-tempo etwas, weil die WLANS sich den Kanal teilen und deshalb nur nacheinand­er übertragen können – Ihr WLAN kann nur dann senden, wenn auf den anderen Netzen nichts passiert. Störender sind WLANS, die auf einem angrenzend­en Kanal arbeiten, zum Beispiel 5 oder 10. Deren Übertragun­gsbereich überlappt sich mit Ihrem WLAN, wenn es Kanal 6 oder 11 belegt. Da die beiden Funknetze aber unterschie­dliche

Hauptkanäl­e nutzen, nehmen sie keine Rücksicht aufeinande­r: Übertragen beide Netze, stören sie sich und die Transferra­te sinkt, weil nicht alle Daten ihr Ziel erreichen und der Sender sie deshalb erneut überträgt.

Die Wlan-analyse, die Sie mit Inssider vornehmen, gilt nur für das Gerät, auf dem das Tool installier­t ist. Auf einem anderen Rechner in einem anderen Zimmer kann das Ergebnis ganz anders aussehen, was die Signalqual­ität und die Störeinflü­sse angeht. Deshalb sollten Sie auf allen Rechnern, für die Sie eine stabile und schnelle Wlan-verbindung wünschen, das Tool aufspielen und das Funknetz untersuche­n.

Alternativ­en für die Wlan-analyse

Neben Inssider gibt es einige weitere empfehlens­werte Tools für die Wlan-analyse.

Die Freeware Homedale zeigt im Menü „Access Points“in zahlreiche­n Spalten unter anderem Hersteller sowie mögliche Bitraten der erkannten WLANS. Für mehr Übersicht können Sie per Rechtsklic­k auf eine Spaltenübe­rschrift bestimmte Spalten ausblenden. Wichtig sind vor allem die Infos zu „Signal Stärke“, „Signal Stärke Verlauf“und „Frequenz“. Das WLAN, mit dem Sie verbunden sind, hat ein blaues Symbol, die anderen sind grün.

Welche Kanäle die WLANS belegen, sehen Sie im Reiter „Frequenznu­tzung“. Dort wählen Sie im Menü, welchen Funkabschn­itt Sie präsentier­t bekommen wollen. Wichtig sind das 2,4 Ghz-band sowie unter 5 GHZ die Kanäle 34–64. Klicken Sie rechts unten auf „Aktualisie­ren“: Die Darstellun­g sieht nicht schön aus, aber sich überschnei­dende Kanäle sind im großen Diagramm besser als bei Inssider zu erkennen. Um Xirrus Wifi Inspector über die Hersteller­webseite herunterzu­laden, müssen Sie sich registrier­en. Das Tool wartet mit schicken, aber nutzlosen Grafiken wie einem Netzwerkra­dar auf. Übersichtl­icher wird es, wenn Sie in den Einstellun­gen das Layout „Networks“nutzen. Dann sehen Sie wichtige Infos wie Signalstär­ke, Kanal, Frequenz und Signalverl­auf auf einen Blick. Die Balken für die Signalqual­ität zeigen, wie stabil die Verbindung ist: Grün = gut, Gelb = mittel, Orange = schlecht.

Für Wifiinfo View von Nirsoft können Sie eine deutsche Sprachdate­i herunterla­den. Ist diese

im Toolverzei­chnis des Tools abgelegt, bekommen Sie eine deutschspr­achige Bedienung. Es zeigt die meisten Infos, aber in schlichter und unübersich­tlicher Textform.

Wlan-analyse fürs Smartphone

Sie nutzen ein WLAN meist nicht nur an einem Gerät und in einem Raum. Deshalb ist es wichtig, die Signalqual­ität an allen Stellen zu untersuche­n, an die das WLAN hinreichen soll. Das geht besonders bequem per Smartphone. Unsere Empfehlung ist die Android-app Fritzapp WLAN von Routerhers­teller AVM. Damit können Sie auch Funknetze analysiere­n, an denen keine Fritzbox beteiligt ist. Unter „Mein WLAN“sehen Sie die Infos zu dem Netzwerk, mit dem das Smartphone verbunden ist, unter anderem Kanal, Frequenz, Signalstär­ke und maximale Übertragun­gsrate. Darunter zeigt ein Diagramm den zeitlichen Verlauf der Signalstär­ke. Wenn Sie nun mit dem Smartphone durch die Wohnung gehen, erkennen Sie sofort, an welchen Stellen die Verbindung optimal ist und wo die Transferra­te einbricht. Eine Übersicht über die belegten Funkkanäle über 2,4 und 5 GHZ erhalten Sie unter „Umgebung“: Je höher das Diagramm für ein WLAN ist, desto besser ist dessen Signalqual­ität am aktuellen Standort des Smartphone­s. Um herauszufi­nden, welchen STÖR-WLANS das eigene Funknetz unbedingt aus dem Weg gehen sollte, rufen Sie „Verbinden“auf. Wählen Sie das Filtersymb­ol oben rechts und markieren Sie „Durchschni­tt (dbm)“: Die App zeigt die WLANS in absteigend­er Reihenfolg­e nach der durchschni­ttlichen Signalqual­ität, die sie seit dem Start gemessen hat. Idealerwei­se sollte das eigene Funknetz in blauer Schrift an erster Stelle stehen. Ist das nicht der Fall, prüfen Sie, auf welchen Kanälen die Funknetze mit besserer Signalqual­ität arbeiten, und stellen Sie im Router einen anderen Kanal ein, der sich nicht mit denen der STÖR-WLANS überschnei­det.

Alternativ­e Apps fürs Smartphone

Die Android-app Wifi Analyzer ist perfekt für die Touchbedie­nung: Sie rufen per Fingerwisc­h nach links oder rechts verschiede­ne Ansichten auf, die bei der Wlan-analyse helfen – zum Beispiel eine grafische Übersicht über die Kanäle, die die erkannten WLANS belegen. Über eine kleine Schaltfläc­he links wechseln Sie zwischen der Ansicht von 2,4 und 5 GHZ. Sie können außerdem die Signalstär­ke eines ausgewählt­en WLANS messen. Unter „Kanalbewer­tung“will Ihnen das Tool bessere Funkkanäle als den aktuellen empfehlen. Allerdings berücksich­tigt das Tool auch Funkkanäle, die Router in Deutschlan­d nicht nutzen dürfen, wie die Kanäle 149 bis 161 über 5 GHZ.

Von Routerhers­teller Netgear gibt es die Android App Netgear Genie. Damit lassen sich vor allem Netgear-router per Smartphone verwalten. Allerdings bietet das Tool in der Option „Wifi Analytics“Funktionen, die sich in jedem WLAN verwenden lassen. Mit „Home Testing“testen Sie Signalqual­ität und Transferra­te zwischen Smartphone und Router in unterschie­dlichen Räumen Ihrer Wohnung. Die englischsp­rachige App bietet als Voreinstel­lungen etwa Living Room, Home Office und Kitchen an. Über das Plus-symbol unten rechts sowie „ADD“und „EDIT“können Sie die Namen bearbeiten und weitere hinzufügen. So sehen Sie auf einen Blick, wie gut Reichweite und Tempo an unterschie­dlichen Orten sind.

Wlan-reichweite bestimmen

Lassen sich Wlan-probleme nicht durch einen Frequenz- oder Kanalwechs­el beheben, sollten Sie den Aufbau des WLANS untersuche­n. Indem Sie Router oder Wlan-clients umstellen, lassen sich Störnetzwe­rke eventuell umgehen. Oder Sie kaufen einen Wlan-repeater oder Powerline-adapter, um das Funknetz dorthin zu bringen, wo Sie es benötigen. Heatmapper gibt einen Überblick über die Reichweite des WLANS. Sie installier­en das Tool auf einem Notebook oder Windows-tablet. Um es herunterzu­laden, müssen Sie sich registrier­en, Sie erhalten dann an die E-mail-adresse einen Download-link. Am besten zeichnen Sie einen Plan Ihrer Wohnung und scannen diesen ein oder fotografie­ren ihn: Heatmapper verwendet die Datei als Grundlage für die Wlanmessun­gen. Sie geben den Plan beim Start mit „I have a map image“für Heatmapper frei. Anschließe­nd zeigt das Programm in der linken Spalte alle empfangbar­en WLANS an. Wandern Sie nun mit dem Laptop durch die Wohnung und klicken mit der linken Maustaste, wenn Sie eine Messung durchführe­n wollen. Messen Sie vor allem dort, wo Sie auf jeden Fall Wlanempfan­g wünschen. Haben Sie die ganze Wohnung erfasst, beenden Sie die Messung per Rechtsklic­k. Heatmapper baut nun einen farbigen Plan auf, den Sie über „Screenshot“speichern. Dort sind alle Router eingetrage­n, die das Notebook an den Messorten empfangen konnte. Zeigen Sie nun mit der Maus auf Ihren Wlan-router: Die Farbskala auf dem Plan zeigt die Reichweite Ihres Netzwerkes an – je grüner ein Bereich, desto besser ist dort der Empfang. So sehen Sie sofort, ob der Router überall dort hinkommt, wo Sie Wlan-empfang wünschen. Außerdem zeigt Ihnen der Plan, wo Sie mit einem Repeater die Reichweite verlängern sollten. Positionie­ren Sie die Maus auf fremden Routern, zeigt Heatmapper deren Reichweite an: So erkennen Sie, ob das Nachbar-wlan stört, weil es in einem bestimmten Zimmer einen besseren Empfang bietet.

 ??  ??
 ??  ?? Inssider zeigt wichtige Infos zur Wlan-analyse auf einen Blick. So sehen Sie zum Beispiel im rechten Kasten unter „Co-channel“, wie viele WLANS auf dem gleichen Kanal funken.
Inssider zeigt wichtige Infos zur Wlan-analyse auf einen Blick. So sehen Sie zum Beispiel im rechten Kasten unter „Co-channel“, wie viele WLANS auf dem gleichen Kanal funken.
 ??  ?? Die Übersicht der belegten Wlan-kanäle bei Inssider zeigt fast immer dieses Bild: Links bei der 2,4-Ghz-frequenz ist alles belegt, rechts über 5 GHZ finden sich viele freie Kanäle.
Die Übersicht der belegten Wlan-kanäle bei Inssider zeigt fast immer dieses Bild: Links bei der 2,4-Ghz-frequenz ist alles belegt, rechts über 5 GHZ finden sich viele freie Kanäle.
 ??  ?? Homedale macht durch Farben deutlich, welche WLANS in der Nachbarsch­aft mit guter Signalqual­ität ins eigene WLAN hineinfunk­en.
Homedale macht durch Farben deutlich, welche WLANS in der Nachbarsch­aft mit guter Signalqual­ität ins eigene WLAN hineinfunk­en.
 ??  ?? Mit der Fritz-wlan-app prüfen Sie per Smartphone, wie gut die Signalqual­ität des eigenen WLANS und die anderer Funknetze ausfällt.
Mit der Fritz-wlan-app prüfen Sie per Smartphone, wie gut die Signalqual­ität des eigenen WLANS und die anderer Funknetze ausfällt.
 ??  ?? WLAN in der ganzen Wohnung auf einen Blick: In der App Netgear Genie können Sie die Messwerte des Funknetzes in einzelnen Zimmern erfassen und vergleiche­n.
WLAN in der ganzen Wohnung auf einen Blick: In der App Netgear Genie können Sie die Messwerte des Funknetzes in einzelnen Zimmern erfassen und vergleiche­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany