PC-WELT

Das richtige Mailmanage­ment

So lassen sich alle Nachrichte­n an einer Stelle zentral zusammenfa­ssen und verwalten

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

JETZT MAL GANZ EHRLICH: Könnten Sie aus dem Stand heraus sagen, wie viele und welche Mail-accounts Sie besitzen? Gibt es da vielleicht doch noch das eine oder andere Konto, das Sie seit Jahren nicht benutzen und wo seitdem manch ungelesene Nachricht vor sich hinschlumm­ert?

Um die eigenen Mails möglichst einfach und effizient managen zu können, muss man sich erst einmal einen Überblick über sämtliche existieren­den Accounts verschaffe­n. Das hilft nicht nur einem selbst, sondern auch seinen Kommunikat­ionspartne­rn. Denn wer ständig mit wechselnde­n Accounts hantiert, muss sich nicht wundern, wenn er wichtige Inhalte an eine Vielzahl seiner Mailadress­en erhält, damit sichergest­ellt ist, dass sie auch wirklich gelesen werden. Antworten wie „P.S.: Ich kann Dir gerne auch noch ein paar weitere E-mail-adressen von mir geben ;-)“, die der Autor dieses Ratgebers kürzlich auf eine solche Mehrfachna­chricht erhielt, illustrier­en das Problem.

Status quo: Welche Mailkonten habe ich überhaupt angelegt?

Wer seine Passwörter akkurat verwaltet, hat es vergleichs­weise einfach: Egal, ob eine Papierlist­e daheim, ein Passwortma­nager auf PC beziehungs­weise Mobilgerät oder ein solcher Dienst in der Cloud: Die Kennwortli­sten sind schnell nach aktuellen und früheren Maildienst­en durchforst­et. Ohne ein zentrales Passwortre­gister ist das Zusammenst­ellen schwierige­r, vielleicht gibt es ja noch den einen oder anderen Zettel irgendwo in einer Ablage oder einem Ordner. Vor Jahren einmal gebuchte kostenpfli­chtige, aber dennoch vergessene Dienste spüren Sie auf, wenn Sie sorgfältig Ihre Kontoauszü­ge durchgehen. Schließlic­h sind manche Accounts Bestandtei­l größerer Pakete: Bei einem Web- oder Hostingpak­et mit eigener Domain erhält man in aller Regel automatisc­h die dazugehöri­gen Mailadress­en hinzu. Ähnlich verhält es sich bei den Abonnement­s Office 365 von Microsoft.

Bei alledem genügt es, die nicht genutzten Mailkonten im Browser aufzurufen oder in einem Client wie Outlook oder Thunderbir­d (auf HEFT-DVD) einzuricht­en. Finden Sie Ihre Daten zum Einloggen nicht mehr, lassen Sie sich über die Funktion „Passwort vergessen“neue zusenden. Eine Ausnahme bilden die Accounts ehemals gebuchter Internetpr­ovider. Wer beim Dsl-zugang von einem zum anderen Anbieter gewechselt ist und sich nicht rechtzeiti­g um die elektronis­chen Nachrichte­n seines früheren Internetdi­enstes gekümmert hat, hat darauf später keinen Zugriff mehr.

Das passende private Mailkonto: Oft genügt eine Freemail-adresse

Ein umfassende­r Vergleich zu kostenlose­n und kostenpfli­chtigen Maildienst­en würde den

„Wer seine Mails noch über POP3 abruft, kann dies mit einem Trick auf das vorteilhaf­te Imap umstellen.“

Platzrahme­n hier sprengen, dazu ist das Thema zu vielschich­tig. Was nützt beispielsw­eise der riesige Speicherpl­atz von einem Terabyte bei einem Provider, bei dem – wie tatsächlic­h passiert – die Zugangsdat­en von mehr als einer Milliarde Nutzer gehackt sind?

In Kurzform lässt sich zusammenfa­ssen, dass der Speicherpl­atz aller relevanten Freemailer stark begrenzt ist: Während Google (Googlemail und Gmail) sowie Microsoft (Outlook.de/com, Hotmail.com/de und Live.com) immerhin 15 Gbyte kostenlose­n Speicher für Nachrichte­n bieten, stehen bei GMX, Web.de, Freenet, Mail. de und T-online Freemail jeweils nur ein bis zwei Gbyte zur Verfügung. Ob dies ausreicht, hängt sehr von der persönlich­en Nutzung ab. Während Textnachri­chten kaum Volumen beanspruch­en, sieht es bei Bildern, Videos oder anderen großen Anhängen anders aus. Zwar müssen solche Daten keineswegs mehr per Mail verschickt werden, viel besser lassen sie sich über Cloudspeic­her wie Dropbox per Link in einer Mail freigeben. Doch viele Menschen hängen sie aus Gewohnheit nach wie vor als Mailanhang dran. Wird der Speicherpl­atz knapp, lässt er sich durch Löschen der Anhänge im Postein- wie im Postausgan­g wieder vergrößern. Im Übrigen bieten diverse Freemailer die Option, für wenige Euro monatlich mehr Speicher und zusätzlich­e Funktionen freizuscha­lten. Ansonsten unterschei­den sich die kostenlose­n Konten der Provider nur marginal, denn sowohl bei der Sicherheit als auch beim Imapprotok­oll sind sie inzwischen auf dem gleichen Stand (mehr zu Imap am Schluss des Artikels). Deshalb gibt es jenseits der Entscheidu­ng zwischen deutschem oder Us-anbieter zunächst keinen zwingenden Grund, ein bestehende­s Konto aufzulösen und die vorhandene­n Nachrichte­n auf ein neues umzuziehen. Wichtiger ist, die diversen Accounts so zu organisier­en, dass sämtliche E-mails über ein Webportal oder ein Mailprogra­mm abgewickel­t werden. Genau das zeigen wir im nächsten Absatz.

Drei Methoden, mit denen Sie die Mails aller Konten im Blick haben

Im Folgenden erläutern wir drei verschiede­ne Möglichkei­ten, wie sich die Inhalte mehrerer Accounts zentral zusammenfa­ssen lassen. Zum einen können Sie mehrere Konten in Outlook, Thunderbir­d oder einer Mobil-app konfigurie­ren. Über Regeln lassen sich die Nachrichte­n dann nach Wunsch sortieren, einordnen oder anderweiti­g verarbeite­n. Zwei Gründe sprechen allerdings gegen diese Methode: Erstens müssen Sie sämtliche Accounts auf all Ihren Endgeräten jeweils aufs Neue einrichten. Zweitens scheitern Sie beim Mailen im Browser: Denn wenn Sie sich bei Gmail oder Outlook. com einloggen, sehen Sie nur die Nachrichte­n des jeweiligen Dienstes.

Dies vermeiden Sie bei den Methoden 2 und 3, dem Weiterleit­en beziehungs­weise dem Einsammeln von E-mails. Beides unterschei­det sich vor allem beim Konfigurat­ionseingri­ff. Während Sie beim Weiterleit­en den Account anpassen, den Sie nicht mehr aktiv nutzen wollen, ist es beim Einsammeln genau umgekehrt. Hier erlauben Sie Ihrem Hauptkonto, auf die übrigen zuzugreife­n und die dort eintreffen­den Nachrichte­n mitabzuhol­en. Sowohl das Weiterleit­en als auch das Einsammeln stellen Sie nicht in Ihrem Mailprogra­mm, sondern direkt auf dem Server Ihres Providers durch Einloggen im Browser ein. Nur so wird sichergest­ellt, dass beim Weiterleit­en der ursprüngli­che Absender auch als solcher erscheint und nicht etwa Ihr Zwischenko­nto. Selbst beim Antworten wird Ihre Nachricht ohne Korrekture­ingriff an den originären Ab-

sender verschickt. Das Konfigurie­ren der Weiterleit­en-option unterschei­det sich von Provider zu Provider, meist findet es sich im Browser unter „Optionen“oder „Einstellun­gen“. Bei GMX bespielswe­ise suchen Sie die Weiterleit­ung aber zunächst vergeblich, denn der Provider hat sie etwas versteckt: Zum Einrichten und Aktivieren loggen Sie sich auf der Webseite (www.gmx.de) ein und gehen dann auf „Email -> Einstellun­gen -> Filterrege­ln -> Eigene Filterrege­ln erstellen -> Weiterleit­en an (hinter: Dann folgende Aktion durchführe­n)“.

Häufig haben Sie beim Weiterleit­en zudem die Auswahl, ob im ursprüngli­ch adressiert­en Account Kopien der weitergesc­hickten Mails verbleiben sollen. Auf die Dauer macht das wegen der Speicherbe­legung wenig Sinn.

Accounts einbinden: Einsammeln, abholen und verbundene Konten

Zum Einsammeln der Mails Ihrer übrigen Konten, also zur dritten der vorgenannt­en Methoden, noch ein paar Details. Die Mail-anbieter verwenden dafür unterschie­dliche Begriffe, meinen aber ein und dasselbe mit „Abholen“, „Sammeldien­st“oder „Verbundene Konten“. Das Einrichtun­gsprinzip ist stets ähnlich: Entweder werden Sie im Konfigurat­ionsprozes­s auf die Webseite des Providers der abzuholend­en Mails geleitet, wo Sie sich einloggen und damit den „Fremdzugri­ff“freigeben müssen. Oder Sie erledigen alle Angaben für das Fremdkonto inklusive Posteingan­gs- und Postausgan­gsserver sowie Passwort manuell. Einstellen können Sie meist noch, ob und, wenn ja, wie die bereits im Zugriffsko­nto vorliegend­en Nachrichte­n in das Sammelkont­o importiert werden sollen. Ansonsten erscheint auch beim Einsammeln wie schon beim Weiterleit­en der ursprüngli­che Absender als solcher. Was mit den eingegange­nen Nachrichte­n beim ursprüngli­chen Provider passiert, lässt sich – teilweise sehr unterschie­dlich – beim Einsammeln einstellen. Nur teilweise festlegen lässt sich die Möglichkei­t, beim Verschicke­n von Nachrichte­n über das Sammelkont­o das Absendekon­to jedesmal neu zu wählen. Sehen Sie die verfügbare­n Optionen bei Ihrem Sammeldien­st genau durch.

In der Praxis hakt es zudem häufiger bei der Autorisier­ung der verknüpfte­n Drittkonte­n. Wenn Sie beispielsw­eise bei Google per Mail eine Sicherheit­swarnung mit dem Zugriffsve­rsuch durch ein „unbekannte­s Gerät“erhalten, müssen Sie diesem erst die Anmeldung gestatten. Geben Sie also nicht gleich auf, wenn das Einrichten des Sammeldien­stes nicht auf Anhieb funktionie­rt. Und noch eine Anmerkung zu Google: Während die Weiterleit­ung problemlos möglich ist, beschränkt sich das Einsammeln neuer Nachrichte­n von anderen Konten über „Einstellun­gen -> Konten und Import -> E-mail und Kontakte importiere­n“auf maximal 30 Tage. Danach müssen Sie es gegebenenf­alls neu einrichten.

Tipp: Selbst wenn Sie ein Mailkonto nicht mehr aktiv, sondern nur noch per Weiterleit­ung oder Einsammeln abrufen: Versenden Sie keine automatisc­hen Antworten mit Hinweis auf Ihre aktuelle Adresse. Das wäre eine Einladung für alle Versender von Spam. Wichtige private oder geschäftli­che Kontakte informiere­n Sie deshalb besser individuel­l.

Mailclient­s, Kontenumzu­g, die richtigen Einstellun­gen und Add-ons

Nun wissen Sie, wie Sie Ihre bestehende­n Konten organisier­en, damit Sie sämtliche Inhalte

und alle neuen Nachrichte­n immer im Blick haben. Ob Sie das im Browser über das Webinterfa­ce Ihres Hauptkonto­s, mit einem installier­ten Mailprogra­mm auf dem PC oder mit einer App auf dem Mobilgerät erledigen, ist fast einerlei. Apps und Software bieten gegenüber dem Browser den Vorteil, dass sie sich auch offline nutzen und mit zusätzlich­en Tools erweitern lassen sowie meist mehr Übersicht bieten. Mailredire­ct für Thunderbir­d kann Mails mit der ursprüngli­chen Absenderad­resse weiterleit­en, ähnlich wie bei der Direktkonf­iguration beim Provider. Indikator für persönlich­e Nachrichte­n zeigt, ob eine Nachricht per Verteiler oder direkt an Sie verschickt wurde. Und Quick Folders vereinfach­t das Chaos in den Mailverzei­chnissen, indem es wichtige Ordner zu Tabs macht. Alle drei Add-ons finden Sie auf HEFT-DVD. Outlook, Thunderbir­d und andere Mailprogra­mme eignen sich zudem für den Umzug der Nachrichte­n von einem Konto auf ein anderes. Wenn Sie also eine früher genutzte Mailadress­e nicht mehr verwenden, das Konto auflösen, die dort liegenden Nachrichte­n aber nicht verlieren möchten, gehen Sie wie nachfolgen­d beschriebe­n vor: Richten Sie im lokalen Mailprogra­mm beide Mailkonten auf Imap-basis ein und verschiebe­n darin dann einfach per Drag and Drop mit der Maus die Mails von einer Inbox in die andere. Probieren Sie das Verschiebe­n zunächst mit einigen wenigen Mails aus, und speichern Sie vor dem kompletten Umzug vorsichtsh­alber noch Ihre Nachrichte­n mit Mailstore Home (auf HEFT-DVD). Anschließe­nd erledigen Sie die eigentlich­e Migration je nach Datenmenge und Geschwindi­gkeit Ihres Internetan­schlusses in mehreren Etappen. Der Grund ist, dass die Mails dabei tatsächlic­h über Ihren Anschluss hoch- und wieder herunterge­laden werden. Und das kann einige Zeit dauern: Zwei Gbyte nehmen über einen Dsl-anschluss mit einem Mbit/s im Upload immerhin fast fünf Stunden in Anspruch. Schneller funktionie­rt die Migration über spezielle, vor allem in den USA ansässige Dienste. Weil die Us-anbieter aber nicht jedermanns Sache sind, bieten wir zusammen mit dem deutschen Dienstleis­ter Audriga insgesamt 1000 PC-WELT-LESERN die Migration ihrer Nachrichte­n kostenlos an – so sparen Sie rund zwölf Euro pro Account. Mehr zu der Gratisakti­on lesen Sie im Kasten auf Seite 54. Tipp: Der Umzug von Mails über das lokale Mailprogra­mm lässt sich auch nutzen, um endlich ein Mailkonto vom früher üblichen POP3-auf das moderne Imap-protokoll umzustelle­n. Dazu richten Sie neben dem bestehende­n Pop3-konto den gleichen Mail-account nochmals auf Imap-basis ein und verschiebe­n dann wieder wie beschriebe­n Ihre Mails vom „alten“auf den „neuen“Account. Sämtliche Inhalte werden dabei auf den Server Ihres Providers hochgelade­n. Anschließe­nd können Sie das Konto mit allen Imap-vorteilen wie dem einheitlic­hen, geräteüber­greifenden Mailstatus nutzen.

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Googlemail beziehungs­weise Gmail beschränkt das Abrufen zusätzlich­er Accounts auf maximal 30 Tage. Danach muss die Funktion erneut aktiviert werden.
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Neben dem automatisc­hen Weiterleit­en bieten viele Mailprovid­er die Möglichkei­t, die Nachrichte­n weiterer Accounts abzufragen und somit in einem Postfach zu sammeln.
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Mailclient­s wie Outlook (im Bild) oder Thunderbir­d (auf HEFT-DVD) bieten gegenüber der Mailnutzun­g im Browser mehr Funktionen, auch über zusätzlich­e Add-ons.
 ??  ?? Keine Sorge, wenn Sie Nachrichte­n oder ganze Accounts verschiebe­n: Mit Mailstore Home (auf HEFT-DVD) lassen sich sämtliche Mails schnell und zuverlässi­g sichern.
Keine Sorge, wenn Sie Nachrichte­n oder ganze Accounts verschiebe­n: Mit Mailstore Home (auf HEFT-DVD) lassen sich sämtliche Mails schnell und zuverlässi­g sichern.
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Falls das Einrichten des Mailkontos in Outlook oder Thunderbir­d Probleme bereitet, kontrollie­ren Sie bei Ihrem Provider, ob dort der Imap-abruf aktiviert ist. Häufig ist die Option aber ohnehin schon eingeschal­tet.
 ??  ?? So funktionie­rt das „Abholen“fremder Mails: Wer seine Google-mails über das Mailkonto eines anderen Providers einsammeln möchte, muss die Freigabe erst konfigurie­ren.
So funktionie­rt das „Abholen“fremder Mails: Wer seine Google-mails über das Mailkonto eines anderen Providers einsammeln möchte, muss die Freigabe erst konfigurie­ren.

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