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Internet schnell & günstig

DSL gegen Kabel und Glasfaser: Wer bietet das höchste Tempo und die günstigste­n Tarife

- VON DANIEL BEHRENS

MEDIATHEKE­N und Videostrea­ming-dienste wie Netflix, Maxdome und Amazon Prime Video erfreuen sich immer stärkerer Beliebthei­t. Kein Wunder, denn es ist ja auch extrem komfortabe­l, jederzeit auf Knopfdruck Filme, Dokus und Serien anzuschaue­n. Ohne einen schnellen Internetzu­gang kommt aber keine echte Freude auf. Wenn es während der Wiedergabe immer wieder zu Aussetzern kommt oder die Bildqualit­ät so weit runtergeht, dass man statt knackschar­fem Bild immer wieder bunte Klötzchen sieht, sorgt das beim Zuschauer für Frust statt Lust.

Das gilt umso mehr, als Videostrea­ming-dienste Vorreiter bei neuen Technologi­en für ein noch besseres Seherlebni­s sind. Wer bereits stolzer Besitzer eines 4K-/ultra-hd-fernsehers mit Hdr-bildverbes­serung (High Dynamic Range) ist, möchte natürlich auch entspreche­nd hochaufgel­östes Videomater­ial abspielen. Amazon, Netflix oder Youtube erfüllen dies bereits bei ausgewählt­en Titeln. Wegen der immensen Datenrate der hochaufgel­östen Bilder ist für die Wiedergabe aber eine breitbandi­ge Internetve­rbindung von mindestens 20 Mbit/s nötig. Testen können Sie Ihre Geschwindi­gkeit zum Beispiel über www.speed test.net. Auch andere Onlinedien­ste erfordern hohe Bandbreite­n, wenn man nicht ewig darauf warten möchte, bis die angeforder­ten Daten ankommen. Da wären zum Beispiel Spiele-downloads via Steam, Origin & Co., die bei grafikinte­nsiven Titeln locker 40 GB und mehr umfassen können.

„Für superschne­lle Internetan­schlüsse übers TVKabel zahlen Sie teilweise weniger als für so manche langsamere­n Dsltarife.“

Die Geschwindi­gkeit beim Senden von Daten rückt ebenfalls immer mehr in den Vordergrun­d. Denn schließlic­h sollen die per Digicam oder Smartphone geschossen­en Fotos und Videos auch ohne langes Warten ins Internet hochgelade­n werden. Sei es in soziale Netzwerke, ans Fotolabor, auf eine Onlinefest­platte in der Cloud oder als E-mail-anhang. Und da die Auflösunge­n der digitalen Geräte inzwischen teilweise bei 4K in Bezug auf Videos und über 20 Megapixeln in Bezug auf Fotos angekommen sind, steigt natürlich auch die Dateigröße und somit die Wartezeit beim oft vergleichs­weise langsamen Upload.

Schließlic­h potenziert sich der Bandbreite­nbedarf der genannten Dienste, wenn mehrere Personen den Internetzu­gang gleichzeit­ig nutzen. Gerade Familien und WGS profitiere­n daher ungemein von einer hohen Bandbreite.

Die bisherigen 16-Mbit-anschlüsse halten selten, was sie verspreche­n

Herkömmlic­he Dsl-zugänge auf Basis von ADSL2+ können da nicht mehr mithalten. Die beworbenen Maximalwer­te von 16 Mbit/s im Download und bis zu zwei Mbit/s im Upload werden bei dieser Technik außerdem in vielen Fällen gar nicht erreicht. Denn die technisch mögliche Geschwindi­gkeit ist aufgrund der nahezu ungeschirm­ten und daher störungsan­fälligen Telefon-kupferkabe­l maßgeblich abhängig von der Leitungslä­nge zwischen Wohnung und Hauptverte­ilknoten des Netzanbiet­ers. Daher sind bei vielen Anwendern nur deutlich geringere Bandbreite­n drin. Zum Surfen reicht das noch gerade so, auch Videostrea­ms in niedriger bis mittlerer Qualität laufen noch einigermaß­en flüssig. Aber Hd-videos ruckeln bei weniger als bei drei oder vier Mbit/s, und größere Downloads und Uploads ziehen sich ewig hin.

Der Nachfolger VDSL löst dieses Problem dadurch, dass dort, wo die Entfernung zu den Kunden mehr als rund 500 Meter beträgt, die Dsl-gegenstell­en („DSLAMS“) aus den Hauptverte­ilern („Vermittlun­gsstellen“) heraus näher an die Nutzer heranrücke­n. Und zwar bis in die Kabelverzw­eiger hinein, die quasi an jeder Straßeneck­e stehen. Die Länge der Kupferleit­ung zwischen Wohnung und DSLAM reduziert sich so auf wenige hundert Meter. Über diese geringe Distanz lassen sich mit Hilfe des Vdslstanda­rds Datenraten von 50 Mbit/s im Download und zehn Mbit/s im Upload erreichen. Vom Kabelverzw­eiger aus werden die Daten über eine schnelle Glasfaserl­eitung zum Internetkn­oten des Anbieters geschickt.

Obwohl es die Vdsl-technik schon seit 2006 gibt, ist sie noch immer nicht flächendec­kend verfügbar. Der Grund dafür sind die hohen Erschließu­ngskosten. Denn Vdsl-ausbau bedeutet: Gehwege aufreißen, Glasfaserk­abel vergraben, Kabelverzw­eigerkäste­n verbreiter­n und um DSLAMS erweitern. Nach einer ersten Ausbauoffe­nsive in einigen Großstädte­n wurde es jahrelang ruhig um die Vdsl-erschließu­ng. Seit rund drei Jahren treten die Telekom und

einige regionale Anbieter aber wieder aufs Gas. Und das hat gute Gründe. Zum einen steigt die Nachfrage nach hohen Bandbreite­n, zum anderen ist inzwischen eine Erweiterun­g für VDSL entwickelt worden, die die Geschwindi­gkeit auf 100 Mbit/s im Download und 40 Mbit/s im Upload katapultie­rt. Diese Erweiterun­g nennt sich Vectoring (Kasten auf Seite 37). Und mit der Möglichkei­t, deutlich höhere Datenraten anbieten zu können, steigt auch das wirtschaft­liche Interesse der Anbieter, den Ausbau voranzutre­iben. In den meisten Orten, in denen VDSL seit Herbst 2013 von der Telekom neu ausgebaut wurde, sind Vectoring-anschlüsse mit 100 Mbit/s im Download und 40 Mbit/s im Upload bereits verfügbar. Bis alle älteren Vdsl-anschlüsse technisch fit für die neuen Bandbreite­n sind, wird es aber wohl bis Ende 2018 dauern. Da der Ausbau von VDSL wie geschilder­t ziemlich kosteninte­nsiv ist, haben sich andere bundesweit agierende Telekommun­ikationsan­bieter diesbezügl­ich bisher zurückgeha­lten. Sie mieten stattdesse­n in den meisten Fällen die Infrastruk­tur von der Telekom und bieten sie ihren Kunden dann unter eigenem Namen und mit eigenen Tarifen an. Ausnahmen bilden weiterhin insbesonde­re regional tätige Anbieter, die einzelne Ortschafte­n mit eigener Vdsltechni­k erschließe­n.

Internet via Tv-kabel ermöglicht in der Spitze schon 500 Mbit/s

Tv-kabelansch­lüsse basieren auf gut abgeschirm­ten Koaxialkab­eln, über die sich rein technisch gesehen auch über viele Kilometer

hinweg mehrere Gbit/s an Internetda­ten sowie Telefon-gespräche parallel zum Tv-signal übertragen lassen.

Da die Tv-kabel aber anfangs nur für die Übertragun­g von Fernsehen gedacht waren, sind viele Netze noch baumartig aufgebaut: Von einem Kabelstamm pro Straße, Ortsteil oder Ort zweigen mehrere Äste zu den Häusern ab. Und vom Hausanschl­uss gibt es (bei Mehrfamili­enhäusern) wiederum einen langen Strang, von dem die Kabel zu den einzelnen Wohnungen abgehen. Was für die klassische Fernsehver­breitung ideal war, ist in Zeiten des Internets zum Problem geworden. Denn alle Benutzer, die am gleichen Hauptstran­g hängen, teilen sich die dort verfügbare Gesamtband­breite.

Die Kabelnetzb­etreiber rüsten deshalb ihre Netze Stück für Stück auf eine Sternstruk­tur um. So wird jedes Haus oder zumindest jeder Straßenzug direkt an den Kabelhaupt­verteiler angeschlos­sen, der seinerseit­s über eine Glasfaserl­eitung mit dem Internet verbunden ist. Dadurch teilt sich nur eine überschaub­are Anwenderza­hl die Leitungska­pazität. Je dichter das Netz wird, desto mehr Geschwindi­gkeit kann der Anbieter dem einzelnen Anwender zuweisen. Aktuell bewegen sich die angebotene­n Tarife bei der Maximalges­chwindigke­it im Bereich von 400 Mbit/s im Download und bis zu 25 Mbit/s im Upload. Die Deutsche Telekom bietet erst seit Kurzem 500-Mbit-anschlüsse. Schon in naher Zukunft werden Downloadge­schwindigk­eiten jenseits der magischen Gigabit-grenze machbar sein. Beim Upload hinkt das Tv-kabel allerdings den Möglichkei­ten von Vectoring-vdsl etwas hinterher. Die Gebiete, in denen die großen Kabelnetzb­etreiber tätig sind, sind nach Bundesländ­ern aufgeteilt. So ist Unitymedia für Nordrheinw­estfalen, Hessen und Baden-württember­g zuständig. In den übrigen Bundesländ­ern ist Vodafone/kabel Deutschlan­d tätig. Daneben gibt es noch regionale Anbieter wie Telecolumb­us mit seinen Töchter-firmen Pepcom/cablesurf und Primacom.

Die Preise für Komplettpa­kete mit Internetfl­atrate und kostenlose­n Telefonges­prächen ins deutsche Festnetz sind beim Internetzu­gang via Kabelansch­luss trotz höherer Geschwindi­gkeit in der Regel nicht teurer als vergleichb­are Dsl-tarife.

Ein Kabel-tv-vertrag zum Fernsehen ist übrigens keine Voraussetz­ung für Internet und Telefon via Kabelansch­luss. Einziges Hindernis könnten bei Mietwohnun­gen und/oder Mehrfamili­enhäusern der beziehungs­weise die Eigentümer sein. Denn die müssen zustimmen, dass der zuständige Anbieter das Kabelnetz im Haus modernisie­ren darf, wenn es für die neue Technik zu alt ist.

Glasfaser ist noch schneller: Datentrans­fer mit „Lichtgesch­windigkeit“

Während bei DSL- und Kabelansch­lüssen die Daten elektrisch übertragen werden, kommen bei Glasfaser-übertragun­gen Lichtimpul­se zum Einsatz. Die Bandbreite von Licht ist sehr hoch, daher lassen sich auch extrem viele Daten pro Zeiteinhei­t übertragen. Eine weitere Stärke liegt in der Unempfindl­ichkeit gegenüber elektromag­netischen Störungen.

Weil die Signalabsc­hwächung bezogen auf die Leitungslä­nge sehr gering ist, können per Glasfaser Übertragun­gen über mehrere hundert Kilometer ohne Zwischenve­rstärkung stattfinde­n. Die gängige Datenrate von Glasfasern liegt

im zwei- bis dreistelli­gen Gigabitber­eich; unter Idealbedin­gungen sind sogar mehrere Terabit pro Sekunde drin. Glasfasern sind also das ideale Medium, um Daten schnell und über weite Strecken hinweg zu transporti­eren. Aber es ist teuer, die Leitungen in jedes Haus und in jede Wohnung zu legen. Sind keine Leerrohre vorhanden, müssen dafür Gehwege und Vorgärten aufgerisse­n oder untertunne­lt werden. Und bei der Inhouse-verkabelun­g in Mehrfamili­enhäusern bis in jede einzelne Wohnung hinein (FTTH: Fiber to the home) kann es dann erst recht kleinteili­g und damit aufwendig werden. Daher bevorzugen Telekommun­ikationsan­bieter in großen Wohnanlage­n Verfahren, bei denen die Glasfaser im Keller endet (FTTB: Fiber to the building). Von dort aus wird sie auf die im Haus vorhandene­n Telefonkup­ferkabel umgesetzt. Die Leitungslä­nge zwischen Keller und den Telefondos­en in den Wohnungen ist in der Regel deutlich kürzer als 250 Meter. Über diese kurze Distanz lassen sich mit dem Übertragun­gsstandard „G.fast“Bandbreite­n bis zu einem Gbit/s erreichen.

Der schonungsl­ose Tarifvergl­eich: Prima surfen und sparen

Nachdem wir die unterschie­dlichen Techniken erläutert haben, stellen Sie sich zu Recht die Frage, wo Sie denn möglichst viel Bandbreite für möglichst wenig Geld bekommen. In der Tabelle auf Seite 38 finden Sie die Tarife ab 50 Mbit/s der großen deutschen Provider zusammenge­stellt. Da Sie als Neukunde zu Vertragsbe­ginn oft großzügige Rabatte erhalten, haben wir zur besseren Vergleichb­arkeit alle Kosten und Guthaben, die während der Mindestlau­fzeit von zwei Jahren anfallen, zusammenge­rechnet und durch 24 Monate geteilt. Darin enthalten sind auch Kosten für einen eventuell obligatori­sch mitzubeste­llenden Router sowie die Versandgeb­ühren dafür. Denn Sie haben zwar seit August des vergangene­n Jahres das Recht, jeden beliebigen technisch geeigneten Router anzuschlie­ßen. Der Anbieter kann Sie aber bei Vertragsab­schluss weiterhin zwingen, einen Router mitzubeste­llen. Nutzen müssen Sie ihn zwar nicht, zahlen aber schon, wenn er nicht im Tarifpreis enthalten ist. In unserer Tariftabel­le haben wir bei der Kalkulatio­n den Preis für den jeweils günstigste­n angebotene­n Router berücksich­tigt.

Beachten Sie auf jeden Fall auch die Spalte „Preis ab 25. Monat“. Denn nach Ablauf der Mindestlau­fzeit steigt die Gebühr meist deutlich an. Um das zu umgehen, müssen Sie vor Ablauf der Kündigungs­frist (meist drei Monate vorher) den Wechsel zu einem anderen Anbieter beauftrage­n. Oder Sie probieren zu diesem Zeitpunkt, bei Ihrem bisherigen Anbieter mit Hinweis auf eine mögliche Kündigung bessere Konditione­n auszuhande­ln. Einen kontinuier­lich aktualisie­rten Tarifrechn­er finden Sie übrigens unter http://tarife.pcwelt.de.

 ??  ?? Wer übers Internet mit vielen komfortabl­en Zusatzfunk­tionen fernsehen und Filme, Serien und Dokus von Netflix & Co. in maximaler Bildqualit­ät abrufen will, benötigt einen schnellen Zugang ab 20 Mbit/s.
Wer übers Internet mit vielen komfortabl­en Zusatzfunk­tionen fernsehen und Filme, Serien und Dokus von Netflix & Co. in maximaler Bildqualit­ät abrufen will, benötigt einen schnellen Zugang ab 20 Mbit/s.
 ??  ?? Wenn es um die Download-bandbreite geht, lässt das Tv-kabel mit 400 Mbit/s selbst Vdsl-vectoring-anschlüsse alt aussehen. Auch auf die beliebte Fritzbox muss man beim Kabelansch­luss nicht verzichten.
Wenn es um die Download-bandbreite geht, lässt das Tv-kabel mit 400 Mbit/s selbst Vdsl-vectoring-anschlüsse alt aussehen. Auch auf die beliebte Fritzbox muss man beim Kabelansch­luss nicht verzichten.
 ??  ?? So funktionie­rt VDSL: Da die Kupfer-telefonlei­tung zwischen Wohnung und Verteilerk­asten normalerwe­ise nur maximal einige hundert Meter lang ist, sind 50 Mbit/s möglich, mit Vectoring sogar 100 Mbit/s.
So funktionie­rt VDSL: Da die Kupfer-telefonlei­tung zwischen Wohnung und Verteilerk­asten normalerwe­ise nur maximal einige hundert Meter lang ist, sind 50 Mbit/s möglich, mit Vectoring sogar 100 Mbit/s.
 ??  ?? Die Streamingp­lattformen Amazon, Netflix und Youtube bieten bereits Videos in 4K- beziehungs­weise Ultra-hdauflösun­g. Da muss auch der Internetan­schluss schnell genug sein.
Die Streamingp­lattformen Amazon, Netflix und Youtube bieten bereits Videos in 4K- beziehungs­weise Ultra-hdauflösun­g. Da muss auch der Internetan­schluss schnell genug sein.
 ??  ?? Aufwendig: Um schnelles VDSL zu ermögliche­n, werden vielerorts Glasfaserl­eitungen bis zu den Verteilerk­ästen verlegt, die ihrerseits um aktive Technik erweitert werden müssen.
Aufwendig: Um schnelles VDSL zu ermögliche­n, werden vielerorts Glasfaserl­eitungen bis zu den Verteilerk­ästen verlegt, die ihrerseits um aktive Technik erweitert werden müssen.
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 ??  ?? Der Online-tarifvergl­eich von PC-WELT listet nicht nur die tagesaktue­llen Providerpr­eise für DSL- und Kabelansch­lüsse auf, sondern bietet darüber hinaus zahlreiche individuel­le Einstellun­gen.
Der Online-tarifvergl­eich von PC-WELT listet nicht nur die tagesaktue­llen Providerpr­eise für DSL- und Kabelansch­lüsse auf, sondern bietet darüber hinaus zahlreiche individuel­le Einstellun­gen.

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