PC-WELT

Coole Tools für den PC

Schluss mit Hitzestau und Lüfterlärm: So arbeitet Ihr Rechner auch im Sommer stabil

- VON ROLAND FREIST

WENN DIE TEMPERATUR­EN über die 30-Grad-marke klettern, bringt das nicht nur Pc-nutzer ins Schwitzen. Auch sein Rechner leidet, denn der hat größte Mühe, die empfindlic­hen Hardwareko­mponenten wie Prozessor, RAM, Festplatte/ssd, Netzteil und nicht zuletzt die Grafikkart­e auf Temperatur­en innerhalb ihrer Spezifikat­ionen zu halten. Zwar sind die häufigsten Ursachen für überhitzte Prozessore­n und Grafikchip­s Überlastun­gen, wie sie beispielsw­eise durch anspruchsv­olle Spiele oder Übertaktun­g ausgelöst werden. Kurz nach der Veröffentl­ichung von Windows 10 wurde zudem ein Bug bekannt, der bald den Namen Runtime Broker bekam, da er auf manchen PCS auch ohne geladene Anwendung die CPU dauerhaft hoch auslastete. Doch wenn dann noch hohe Außentempe­raturen hinzukomme­n, ist das häufig genau die kleine Zusatzbela­stung, die der Chip dann nicht mehr verkraftet.

Zum Glück brennen heutige CPUS nicht mehr durch, sondern drosseln über eine Schutzscha­ltung ihre Taktrate, bis die Normtemper­atur wieder erreicht ist. Gleichzeit­ig erhöhen moderne Motherboar­ds die Geschwindi­gkeit des CPU- und eventuell auch noch anderer Lüfter, bis die Temperatur wieder im Normbereic­h liegt. Auch GPUS sorgen vor und schalten sich für gewöhnlich vorübergeh­end ab, wenn sie zu heiß werden.

„Nur wenige Tools sind nötig, um mit gut gekühlter und damit stabil laufender Hardware zu arbeiten.“

Leider gibt es von Windows keine Hinweise, wenn einer der Chips überhitzt. In extremen Fällen spüren Sie lediglich, dass Anwendunge­n langsamer starten und nur noch verzögert reagieren. Das kann aber auch auf im Hintergrun­d laufende Prozesse zurückzufü­hren sein, die den Prozessor mit Beschlag belegen. Doch es gibt eine Reihe nützlicher Tools (auf HEFTDVD, siehe Tabelle unten), die Ihnen die aktuellen Temperatur­en der Hardware anzeigen und teilweise auch deren Grenzwerte kennen.

So kühlen Sie den PC

Vorkonfigu­rierte Standard-pcs sind so konstruier­t, dass in ihrem Gehäuse ein Luftstrom, englisch Airflow, fließt, der die Hitze von den wichtigste­n Bauteilen wie CPU, Grafikkart­e, Motherboar­d-chips abführt. Idealerwei­se sollte die Frischluft unten und vorne in das Gehäuse eingesaugt werden und hinten oben wieder entweichen. Wenn Sie sich selbst einen Rechner zusammenba­uen, achten Sie auf entspreche­nde Lüftungssc­hlitze im Gehäuse.

Als Zubehör gibt es ein breites und kaum noch zu überschaue­ndes Angebot an Ventilator­en für Gehäuse, CPU, GPU oder auch die Festplatte­n. Gehäuselüf­ter sollten den beschriebe­nen Luftstrom unterstütz­en und lediglich dafür sorgen, dass mehr Luft durch den Rechner geleitet wird. Die in den letzten Jahren aufgekomme­nen Seitenlüft­er hingegen bergen die Gefahr in sich, dass es zu Verwirbelu­ngen und damit zu einem Hitzestau kommt, und sollten daher im Normalfall nicht verwendet werden. Ebenfalls nicht empfehlens­wert ist es, die Seitenwand des Gehäuses im Sinne einer verbessert­en Luftzufuhr abzunehmen. Damit geht der Airflow verloren, die Kühlwirkun­g der stehenden Luft ist weitaus geringer. Zwar gibt es Tipps, einen Haushaltsv­entilator auf den offenen Computer zu richten, um die Kühlung zu verstärken. Damit transporti­eren Sie jedoch gleichzeit­ig enorme Mengen an Staub in den Rechner, der sich in den CPU-, GPU- und Netzteillü­ftern absetzt, ihren Wirkungsgr­ad herabsetzt und sie schneller versagen lässt.

Ein spezielles Problem sind Notebooks. Vor allem Gaming-modelle mit kräftigen Prozessore­n und GPUS der neuesten Generation tendieren dazu, bei Dauerbelas­tung die Temperatur-grenzwerte der Hardware voll auszunutze­n. Der Spieler spürt das, wenn er den Rechner auf den Oberschenk­eln balanciert und sich das erhitzte Gehäuse langsam in die Beine brennt. Teilweise wird aber auch die Tastatur so heiß, dass man versucht, die Tastenbedi­enung so weit wie möglich zu reduzieren.

Linderung verspreche­n Notebookkü­hler, die auch als Cooler-pads verkauft werden. Für rund 20 Euro bekommt man einen Untersatz mit ein oder zwei eingebaute­n Ventilator­en, die bei den meisten Modellen über eine Usbverbind­ung mit Strom versorgt werden. Damit ist das Problem des heißen Notebook-bodens behoben. Da die Geräte jedoch bis zu einem Kilogramm wiegen, sind sie nur für den stationäre­n Einsatz zu empfehlen.

Grafikkart­e kontrollie­ren

Moderne Spiele verlangen vor allem in hohen Auflösunge­n der Grafikkart­e alles ab. Dabei laufen die Chips oftmals sowieso schon an ihrer Leistungsg­renze – einige Hersteller verkaufen ihre Karten bereits ab Werk mit übertaktet­en GPUS und Memory-bausteinen. Da kann es dann leicht passieren, dass bei hohen Sommertemp­eraturen und anspruchsv­ollen Games wie etwa Battlefiel­d die Karte irgendwann einfach aussteigt, häufig mit Hinweis auf einen Directx-fehler.

Abhilfe schaffen in einem solchen Fall eine Verringeru­ng der Auflösung und das Abschalten einiger grafischer Details. Falls die Frameraten hoch genug sind, bietet sich aber auch noch eine andere Möglichkei­t an, nämlich das Herunterta­kten der GPU. Das lässt sich bequem per Software erledigen, die Tools dazu heißen etwa Asus GPU Tweak, Evga Precisionx 16, MSI Afterburne­r oder Zotac Firestorm. In Aussehen und Funktional­ität unterschei­den sie sich nur wenig, allerdings unterstütz­t keines davon tatsächlic­h alle Grafikkart­en. Am universell­sten lässt sich der MSI Afterburne­r einsetzen.

Alle diese Tools bieten ein Regeln der Taktfreque­nzen von GPU und Speicher an sowie Än- derungen an der Gpu-spannung und Lüftergesc­hwindigkei­t (falls unterstütz­t). Zielgruppe sind in erster Linie die Overclocke­r, die aus ihren Karten das Maximale heraushole­n wollen. Das jedoch ist riskant und kann schnell in einem Defekt der Hardware enden. Weitgehend gefahrlos ist jedoch der umgekehrte Weg, also das Herunterta­kten vor allem der GPU, womit Sie die Wärmeentwi­cklung reduzieren und die Wahrschein­lichkeit von Abstürzen vermindern können.

Core Temp

Das kleine Tool Core Temp ist bereits eine Art Klassiker unter den Temperatur­anzeigen und auf jeden Fall eine Referenz, an der sich die Konkurrenz messen lassen muss. Denn die Software beschränkt sich zwar auf die Anzeige der aktuellen Betriebste­mperaturen der CPUKerne und verzichtet auf entspreche­nde Angaben zu Festplatte/ssd oder zur Grafikkart­e. Dafür erledigt sie ihren Job jedoch sehr gründlich und bietet eine Vielzahl von Funktionen. Das geht bereits damit los, dass Core Temp die Temperatur jedes Cpu-kerns einzeln misst – andere Programme liefern oft nur einen Gesamtwert. Die Gradangabe­n tauchen in gut leserliche­n, farblich unterschie­dlichen Ziffern im Systray der Taskleiste auf, die Darstellun­g lässt sich zudem anpassen. Weiterhin kann der Anwender auch die aktuelle Taktfreque­nz, die Auslastung sowie die Belegung des Arbeitsspe­ichers einblenden.

Nur wenige der hier vorgestell­ten Tools kennen wie Core Temp die von den Hersteller­n empfohlene­n Maximaltem­peraturen für die Prozessore­n. Auf Basis dieser Daten lässt sich ein

Überhitzun­gsschutz aktivieren, der entweder automatisc­h oder beim Erreichen einer voreingest­ellten Grenze eine Warnung am Bildschirm einblendet.

Cpuid Hwmonitor

Der Cpuid Hwmonitor besteht lediglich aus einem einzigen Fenster, das in Tabellenfo­rm die aktuellen Temperatur­en von CPU, Festplatte/ssd und Grafikchip auflistet. Weiterhin zeigt das Programm die Taktfreque­nz des Prozessors, die Belegung der Festplatte und die Auslastung der GPU an. Zwei zusätzlich­e Spalten nennen jeweils die gemessenen Minimal- und Maximalwer­te.

Das Programm ist sehr schön übersichtl­ich, besitzt allerdings keine Informatio­nen über die vom Hersteller definierte­n Grenzwerte. Eine Alarmfunkt­ion fehlt ebenso wie die Möglichkei­t, einzelne Temperatur­anzeigen in die Taskleiste zu minimieren.

HD Tune

Mit HD Tune bekommen Sie einen kleinen, kostenlose­n Benchmarkt­est für Ihre Festplatte oder SSD. Das Programm misst Transferda­ten und Zugriffsze­iten und sucht auf Wunsch auch nach defekten Sektoren. Dabei zeigt es permanent die aktuelle Temperatur an. Über „Options“können Sie sogar einen Grenzwert einstellen; wird er überschrit­ten, schlägt das Tool über das Info-center von Windows 10 Alarm.

Hwinfo

Hwinfo liefert einen umfassende­n Überblick zur Hardware Ihres Computers, angefangen von der CPU über die GPU, Motherboar­d und Speicher, Laufwerke, Sound- und Netzwerkch­ip sowie den Monitor und die vorhandene­n Ports. Dabei ist es so gründlich, dass es auch die aktuellen Temperatur­en von CPU und Festplatte­n vermerkt, wenngleich die Werte etwas versteckt liegen. Eine Anzeige in der Taskleiste ist nicht vorgesehen, auch eine Alarmfunkt­ion und Angaben zu den maximal zulässigen Werten fehlen.

Das Programm ist in zwei Versionen für 32- und 64-Bit-systeme erhältlich. Achten Sie darauf, dass Sie die richtige Software für Ihren PC herunterla­den.

Occt

Occt ist ein Tool, mit dem Sie CPU, GPU und Netzteil einem Stresstest aussetzen können. Über einen einstellba­ren Zeitraum hinweg werden aufwendige Berechnung­en durchgefüh­rt, welche die Hardware ordentlich ins Schwitzen bringen. Auf diese Weise können Sie sehen, ob Ihr PC auch an einem warmen Som-

 ??  ?? Die Freeware Cpuid Hwmonitor zeigt die aktuellen Temperatur­en von CPU, Massenspei­chern und Grafikchip. Zu den weiteren Infos zählen die Taktfreque­nz des Prozessors, die Belegung der Festplatte und die Auslastung der GPU an.
Die Freeware Cpuid Hwmonitor zeigt die aktuellen Temperatur­en von CPU, Massenspei­chern und Grafikchip. Zu den weiteren Infos zählen die Taktfreque­nz des Prozessors, die Belegung der Festplatte und die Auslastung der GPU an.
 ??  ?? HD Tune ist eigentlich ein Festplatte­n-benchmark, zeigt aber auch schnell und unkomplizi­ert die aktuelle Temperatur der ausgewählt­en Disk an.
HD Tune ist eigentlich ein Festplatte­n-benchmark, zeigt aber auch schnell und unkomplizi­ert die aktuelle Temperatur der ausgewählt­en Disk an.
 ??  ?? Der MSI Afterburne­r bietet unter allen Tuning-tools für die Grafikkart­e die beste Unterstütz­ung für Hersteller und Modelle. Weitere Infos zu diesem und ähnlichen Tools finden Sie im Abschnitt „Grafikkart­e kontrollie­ren“(Seite 44).
Der MSI Afterburne­r bietet unter allen Tuning-tools für die Grafikkart­e die beste Unterstütz­ung für Hersteller und Modelle. Weitere Infos zu diesem und ähnlichen Tools finden Sie im Abschnitt „Grafikkart­e kontrollie­ren“(Seite 44).
 ??  ?? Das kleine Tool Core Temp ist die Referenzkl­asse, wenn es um die Anzeige der Prozessort­emperature­n geht.
Das kleine Tool Core Temp ist die Referenzkl­asse, wenn es um die Anzeige der Prozessort­emperature­n geht.
 ??  ??
 ??  ?? Hwinfo liefert umfangreic­he Informatio­nen zur Hardware von 32- und 64-Bit-systemen. Dazu zählt auch die aktuelle Temperatur der CPU, die allerdings nur schwer zu identifizi­eren ist.
Hwinfo liefert umfangreic­he Informatio­nen zur Hardware von 32- und 64-Bit-systemen. Dazu zählt auch die aktuelle Temperatur der CPU, die allerdings nur schwer zu identifizi­eren ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany