Pflichten nach dem Setup
Nach einer Neuinstallation sind einige fundamentale Einstellungen unverzichtbar. Dieser Beitrag bespricht keine optionalen Nettigkeiten an der Oberfläche, sondern wirklich entscheidende Einrichtungspflichten.
Ein betriebsbereites Linux Mint, das Sie nach der Anmeldung auf die Bedienungsoberfläche befördert, ist noch nicht komplett eingerichtet. Aus diesem Grund kann der Alltag erst dann beginnen, wenn die im Folgenden beschriebenen Pflichten abgearbeitet sind. Wir beschäftigen uns in diesem Beitrag deshalb auch mit der fundamentalen Systempflege.
Systempflege gemäß „Willkommen“-dialog
Die wichtigsten Schritte nach der Installation zeigt Ihnen der „Willkommen“-bildschirm (mintwelcome) unter „Erste Schritte“vorbildlich an. Insgesamt geht es dabei um fünf Punkte: Systemschnappschüsse, Treiberverwaltung, Aktualisierungsverwaltung, Systemeinstellungen sowie Anwendungsverwaltung. Die zwei letzten Punkte sind wichtig, allerdings nicht vordringlich, und bleiben hier außen vor. Aktualisierungsverwaltung: Das Wichtigste ist zunächst ein Besuch in den Paketquellen, da es seit dem Erscheinen von Version 19 schon wieder eine Reihe neuer Updates gibt. Deshalb gehen Sie bitte in die „Aktualisierungsverwaltung“und klicken auf „Auffrischen“und im Anschluss daran auf „Ak tualisierungen installieren“. Gleichbedeutend dazu sind die nachfolgenden Befehle
sudo apt update sudo apt upgrade im Terminal. Ab sofort ist dann auch die Installation zusätzlicher Software möglich. Mithilfe von „Bearbeiten –› Anwendungspaketquellen“lassen sich später die erlaubten Quellen erweitern. Eine frühe Aktion an dieser Stelle, die sich gleich nach der Installation lohnt, ist die Auswahl von optimalen „Spiegelservern“: Letztgenannte sind die beiden Webserver mit Mint- und Ubuntupaketen, von denen Ihr Computer die Software konkret bezieht.
Beim Klick auf die voreingestellten Server startet automatisch ein Geschwindigkeitstest, der Ihnen die besten Server anzeigt. Hier ist ein deutscher Server empfehlenswert. Im weiteren Alltag sorgt die Aktualisierungsverwaltung (mintupdate) sodann automatisch dafür, dass die Updates regelmäßig eingepflegt werden. Treiberverwaltung: Der nächste Weg geht über „Systemverwaltung –› Treiberverwaltung“, um proprietäre Herstellertreiber zu installieren – in der Regel sind dies Grafiktreiber. Die Treibersuche erfolgt automatisch: Falls keine Herstellertreiber angebo ten werden sollten, wiederholen Sie die Suche einfach zu einem späteren Zeitpunkt. Timeshift: Nach dem Start mit „Systemverwaltung –› Timeshift“und der Eingabe des sudo-kennworts wird zunächst einmal der „Schnappschusstyp“abgefragt. Übernehmen Sie hierbei bitte das voreingestellte „RSYNC“, sofern Sie Linux Mint mit Ext4-dateisystem installiert haben (Standard). Im folgenden Schritt geht es um den „Schnappschussort“, also um den Zieldatenträger der Sicherung. Timeshift bietet alle Partitionen mit Linuxdateisystem an. Standardziel, wenn lediglich eine Festplatte vorliegt, ist das Wurzelverzeichnis, wo der zusätzliche Ordner „timeshift“entsteht. Optimal ist ein unabhängiger zweiter Datenträger als Ziel, allerdings muss dieser immer zur Verfügung stehen, wenn Sie einen automatisierten Zeitplan verwenden.
Im letzten Schritt definieren Sie abschließend noch optional einen Zeitplan sowie die Menge der gespeicherten Systempunkte. Die automatische Sicherung ist dabei nicht zwingend, denn Schnappschüsse lassen sich jederzeit manuell über „Erstellen“im Timeshift-fenster auslösen. Timeshift zeigt Ihnen sämtliche Snapshots nach Alter geordnet an.
Mithilfe von „Wiederherstellen“schreiben Sie bei Bedarf einen markierten Sicherungspunkt wieder zurück.
Sprache, Monitor und Netzwerk
Sprachunterstützung: Bei der Installation legen Sie zwar die Sprache „Deutsch“an, was jedoch noch kein konsequent deutschsprachiges System ergibt. Nach der Installation ist es daher erforderlich, unter „Systemeinstellungen –› Sprachen“zudem die Sprachpakete zu komplettieren. Beim Aufruf dieses Unterpunkts erscheint automatisch der Hinweis, dass noch Sprachpakete fehlen und nachgeladen werden können. Nachdem Sie dem zugestimmt haben, setzen Sie „Deutsch“global mit „Systemweit anwenden“. Um die Aktion abzuschließen, ist eine Neuanmeldung notwendig. Monitoreinstellungen: Linux Mint erkennt die optimale Bildschirmauflösung automatisch. Trotzdem gibt es Anlässe, die Einstellungen nachzujustieren: Bei einem Betrieb mit zwei Monitoren ist es immer vonnöten, den primären Bildschirm und die optimale Anordnung der Monitore unter „Systemeinstellungen –› Bildschirm“festzulegen. Hier arrangieren Sie die gewünschte Dual-monitor-anordnung einfach mit der Maus.
Ein oft übersehener Punkt für optimale Monitordarstellung ist der Punkt „Systemeinstellungen –› Schriften –› Skalierungsfaktor der Schrift“. Der steht standardmäßig auf „1,0“und lässt sich in Zehntelschritten verkleinern oder vergrößern. Netzwerkadapter: Über Kabelverbindung ist Linux Mint sofort im Netz und Internet. Mit Wlan-adaptern gilt die übliche Pflicht, sich am eigenen WLAN anzumelden. Das erfolgt über das Netzwerksymbol in der Systemleiste (Network-manager). Wird der Wlan-adapter hardwaretechnisch nicht erkannt, fehlen dort die Option „Funknetzwerk aktivieren“und die Anzeige der nahen Funknetze. Dann helfen eventuell eine vorübergehende Kabelverbindung und das Nachladen des proprietären Treibers (wie unter „Grafiktreiber installieren“). Es gibt jedoch USB-WLAN-DONGLES, die unter Mint (und Linux generell) nicht funktionieren.
Benutzer und Konten
Nach der Installation gibt es lediglich das Benutzerkonto, welches Sie beim Setup im Dialog „Wer sind Sie?“angelegt haben. Dieses Erstbenutzerkonto ist „Systemverwalter“und hat sudo-berechtigungen. Un- ter „Systemeinstellungen –› Benutzer und Gruppen“können Sie Benutzerkonten einsehen, Kennwörter und Kontotyp ändern sowie neue Konten anlegen. Konten vom Typ „Systemverwalter“bekommen automatisch sudo-recht.
Beachten Sie, dass die Home-verzeichnisse unabhängig vom Kontotyp gegenseitig offenstehen für den lesenden Zugriff aller Benutzer. Der großzügige Standard ist leicht abzustellen. Dazu gehen Sie mit dem Dateimanager in das übergeordnete Verzeichnis „/home“und markieren Ihren eigenen Ordner. Nach Rechtsklick und „Eigenschaften –› Zugriffsrechte“setzen Sie noch für „Andere“die Rechte auf „Keine“. Der Dateimanager Nemo unter Cinnamon zeigt den Bereich für die „anderen“Konten leider nicht explizit an: Es handelt sich um den dritten, untersten Abschnitt, wo Sie „Ordnerzugriff“und „Dateizugriff“jeweils auf „Keine“setzen. Beachten Sie, dass Konten mit sudoRecht weiterhin überall zugreifen können. Home-verzeichnis verschlüsseln: Neue Konten lassen sich wahlweise mit oder ohne Home-verschlüsselung einrichten. Dies ist ein interessanter Aspekt auch für den Fall, dass Sie die Home-verschlüsselung bei der Installation für Ihr eigenes Konto übersehen oder für unnötig erachtet hatten. Die Mateund Xfce-edition bieten die Option „Persönlichen Ordner verschlüsseln…“in der grafischen Benutzerverwaltung an, wenn Sie ein neues Konto einrichten. Ausgerechnet die Cinnamon-hauptedition lässt die Option vermissen. Das ist inkonsequent, aber kein ernstes Problem, denn es genügt dieser alternative Terminal-befehl:
sudo adduser --encrypt-home [name] Anschließend geben Sie das Passwort für das Konto ein und bestätigen alle Abfragen mit der Eingabetaste.