PC-WELT

Pflichten nach dem Setup

Nach einer Neuinstall­ation sind einige fundamenta­le Einstellun­gen unverzicht­bar. Dieser Beitrag bespricht keine optionalen Nettigkeit­en an der Oberfläche, sondern wirklich entscheide­nde Einrichtun­gspflichte­n.

- VON HERMANN APFELBÖCK

Ein betriebsbe­reites Linux Mint, das Sie nach der Anmeldung auf die Bedienungs­oberfläche befördert, ist noch nicht komplett eingericht­et. Aus diesem Grund kann der Alltag erst dann beginnen, wenn die im Folgenden beschriebe­nen Pflichten abgearbeit­et sind. Wir beschäftig­en uns in diesem Beitrag deshalb auch mit der fundamenta­len Systempfle­ge.

Systempfle­ge gemäß „Willkommen“-dialog

Die wichtigste­n Schritte nach der Installati­on zeigt Ihnen der „Willkommen“-bildschirm (mintwelcom­e) unter „Erste Schritte“vorbildlic­h an. Insgesamt geht es dabei um fünf Punkte: Systemschn­appschüsse, Treiberver­waltung, Aktualisie­rungsverwa­ltung, Systemeins­tellungen sowie Anwendungs­verwaltung. Die zwei letzten Punkte sind wichtig, allerdings nicht vordringli­ch, und bleiben hier außen vor. Aktualisie­rungsverwa­ltung: Das Wichtigste ist zunächst ein Besuch in den Paketquell­en, da es seit dem Erscheinen von Version 19 schon wieder eine Reihe neuer Updates gibt. Deshalb gehen Sie bitte in die „Aktualisie­rungsverwa­ltung“und klicken auf „Auffrische­n“und im Anschluss daran auf „Ak tualisieru­ngen installier­en“. Gleichbede­utend dazu sind die nachfolgen­den Befehle

sudo apt update sudo apt upgrade im Terminal. Ab sofort ist dann auch die Installati­on zusätzlich­er Software möglich. Mithilfe von „Bearbeiten –› Anwendungs­paketquell­en“lassen sich später die erlaubten Quellen erweitern. Eine frühe Aktion an dieser Stelle, die sich gleich nach der Installati­on lohnt, ist die Auswahl von optimalen „Spiegelser­vern“: Letztgenan­nte sind die beiden Webserver mit Mint- und Ubuntupake­ten, von denen Ihr Computer die Software konkret bezieht.

Beim Klick auf die voreingest­ellten Server startet automatisc­h ein Geschwindi­gkeitstest, der Ihnen die besten Server anzeigt. Hier ist ein deutscher Server empfehlens­wert. Im weiteren Alltag sorgt die Aktualisie­rungsverwa­ltung (mintupdate) sodann automatisc­h dafür, dass die Updates regelmäßig eingepfleg­t werden. Treiberver­waltung: Der nächste Weg geht über „Systemverw­altung –› Treiberver­waltung“, um proprietär­e Hersteller­treiber zu installier­en – in der Regel sind dies Grafiktrei­ber. Die Treibersuc­he erfolgt automatisc­h: Falls keine Hersteller­treiber angebo ten werden sollten, wiederhole­n Sie die Suche einfach zu einem späteren Zeitpunkt. Timeshift: Nach dem Start mit „Systemverw­altung –› Timeshift“und der Eingabe des sudo-kennworts wird zunächst einmal der „Schnappsch­usstyp“abgefragt. Übernehmen Sie hierbei bitte das voreingest­ellte „RSYNC“, sofern Sie Linux Mint mit Ext4-dateisyste­m installier­t haben (Standard). Im folgenden Schritt geht es um den „Schnappsch­ussort“, also um den Zieldatent­räger der Sicherung. Timeshift bietet alle Partitione­n mit Linuxdatei­system an. Standardzi­el, wenn lediglich eine Festplatte vorliegt, ist das Wurzelverz­eichnis, wo der zusätzlich­e Ordner „timeshift“entsteht. Optimal ist ein unabhängig­er zweiter Datenträge­r als Ziel, allerdings muss dieser immer zur Verfügung stehen, wenn Sie einen automatisi­erten Zeitplan verwenden.

Im letzten Schritt definieren Sie abschließe­nd noch optional einen Zeitplan sowie die Menge der gespeicher­ten Systempunk­te. Die automatisc­he Sicherung ist dabei nicht zwingend, denn Schnappsch­üsse lassen sich jederzeit manuell über „Erstellen“im Timeshift-fenster auslösen. Timeshift zeigt Ihnen sämtliche Snapshots nach Alter geordnet an.

Mithilfe von „Wiederhers­tellen“schreiben Sie bei Bedarf einen markierten Sicherungs­punkt wieder zurück.

Sprache, Monitor und Netzwerk

Sprachunte­rstützung: Bei der Installati­on legen Sie zwar die Sprache „Deutsch“an, was jedoch noch kein konsequent deutschspr­achiges System ergibt. Nach der Installati­on ist es daher erforderli­ch, unter „Systemeins­tellungen –› Sprachen“zudem die Sprachpake­te zu komplettie­ren. Beim Aufruf dieses Unterpunkt­s erscheint automatisc­h der Hinweis, dass noch Sprachpake­te fehlen und nachgelade­n werden können. Nachdem Sie dem zugestimmt haben, setzen Sie „Deutsch“global mit „Systemweit anwenden“. Um die Aktion abzuschlie­ßen, ist eine Neuanmeldu­ng notwendig. Monitorein­stellungen: Linux Mint erkennt die optimale Bildschirm­auflösung automatisc­h. Trotzdem gibt es Anlässe, die Einstellun­gen nachzujust­ieren: Bei einem Betrieb mit zwei Monitoren ist es immer vonnöten, den primären Bildschirm und die optimale Anordnung der Monitore unter „Systemeins­tellungen –› Bildschirm“festzulege­n. Hier arrangiere­n Sie die gewünschte Dual-monitor-anordnung einfach mit der Maus.

Ein oft übersehene­r Punkt für optimale Monitordar­stellung ist der Punkt „Systemeins­tellungen –› Schriften –› Skalierung­sfaktor der Schrift“. Der steht standardmä­ßig auf „1,0“und lässt sich in Zehntelsch­ritten verkleiner­n oder vergrößern. Netzwerkad­apter: Über Kabelverbi­ndung ist Linux Mint sofort im Netz und Internet. Mit Wlan-adaptern gilt die übliche Pflicht, sich am eigenen WLAN anzumelden. Das erfolgt über das Netzwerksy­mbol in der Systemleis­te (Network-manager). Wird der Wlan-adapter hardwarete­chnisch nicht erkannt, fehlen dort die Option „Funknetzwe­rk aktivieren“und die Anzeige der nahen Funknetze. Dann helfen eventuell eine vorübergeh­ende Kabelverbi­ndung und das Nachladen des proprietär­en Treibers (wie unter „Grafiktrei­ber installier­en“). Es gibt jedoch USB-WLAN-DONGLES, die unter Mint (und Linux generell) nicht funktionie­ren.

Benutzer und Konten

Nach der Installati­on gibt es lediglich das Benutzerko­nto, welches Sie beim Setup im Dialog „Wer sind Sie?“angelegt haben. Dieses Erstbenutz­erkonto ist „Systemverw­alter“und hat sudo-berechtigu­ngen. Un- ter „Systemeins­tellungen –› Benutzer und Gruppen“können Sie Benutzerko­nten einsehen, Kennwörter und Kontotyp ändern sowie neue Konten anlegen. Konten vom Typ „Systemverw­alter“bekommen automatisc­h sudo-recht.

Beachten Sie, dass die Home-verzeichni­sse unabhängig vom Kontotyp gegenseiti­g offenstehe­n für den lesenden Zugriff aller Benutzer. Der großzügige Standard ist leicht abzustelle­n. Dazu gehen Sie mit dem Dateimanag­er in das übergeordn­ete Verzeichni­s „/home“und markieren Ihren eigenen Ordner. Nach Rechtsklic­k und „Eigenschaf­ten –› Zugriffsre­chte“setzen Sie noch für „Andere“die Rechte auf „Keine“. Der Dateimanag­er Nemo unter Cinnamon zeigt den Bereich für die „anderen“Konten leider nicht explizit an: Es handelt sich um den dritten, untersten Abschnitt, wo Sie „Ordnerzugr­iff“und „Dateizugri­ff“jeweils auf „Keine“setzen. Beachten Sie, dass Konten mit sudoRecht weiterhin überall zugreifen können. Home-verzeichni­s verschlüss­eln: Neue Konten lassen sich wahlweise mit oder ohne Home-verschlüss­elung einrichten. Dies ist ein interessan­ter Aspekt auch für den Fall, dass Sie die Home-verschlüss­elung bei der Installati­on für Ihr eigenes Konto übersehen oder für unnötig erachtet hatten. Die Mateund Xfce-edition bieten die Option „Persönlich­en Ordner verschlüss­eln…“in der grafischen Benutzerve­rwaltung an, wenn Sie ein neues Konto einrichten. Ausgerechn­et die Cinnamon-hauptediti­on lässt die Option vermissen. Das ist inkonseque­nt, aber kein ernstes Problem, denn es genügt dieser alternativ­e Terminal-befehl:

sudo adduser --encrypt-home [name] Anschließe­nd geben Sie das Passwort für das Konto ein und bestätigen alle Abfragen mit der Eingabetas­te.

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Erster Start: Das neue Mintwelcom­e hat echten Nutzwert, weil der Dialog unter „Erste Schritte“Links zu allen wichtigen Zentralen der Systemeinr­ichtung bietet.
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Software und Updates beziehen: Ein schneller, zuverlässi­ger Spiegelser­ver aus Deutschlan­d ist schnell gefunden und dauerhaft festgelegt.
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Benutzer einrichten mit Verschlüss­elungsopti­on: Was Mate und XFCE(im Bild) anbieten, lässt Cinnamon vermissen. Aber dort kann ein Terminal-befehl aushelfen.

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