Browser-tuning für Profis
Die meisten Optionen in Chrome und Firefox werden von den Herstellern gut versteckt. Dabei bieten die „experimentellen Einstellungen“viele nützliche Funktionen und Anpassungen – wir stellen die weitgehend unbekannten Möglichkeiten vor.
Versteckte Funktionen in Chrome und Firefox freischalten: Audioplay abschalten, Lesemodus aktivieren, Tab-vorschau anzeigen und mehr.
Über 70 Prozent der Deutschen surfen am PC mit Chrome oder Firefox, die übrigen Browser spielen kaum eine Rolle. Angesichts dieser Dominanz könnte man meinen, da gäbe es kaum noch Neues zu entdecken. Das aber ist ein Irrtum, denn genutzt wird die Software von Google und Mozilla ganz überwiegend im Normal-modus. Darin gibt es zwar auch schon einiges anzupassen, an die „experimentellen Einstellungen“reicht dies aber längst nicht heran. Das wird schon an den drastisch klingenden Hinweisen beim Starten des Powermodus deutlich. Firefox warnt mit dem Hinweis „Hier endet möglichweise die Gewährleistung!“, Google gleich in roten Großbuchstaben mit „Warning: Experimental Features Ahead!“. Doch keine Sorge. Denn sowohl die Default-einstellungen der Browser als auch Ihre persönlichen Änderungen stellen Sie schnell wieder her. Das dazu erforderliche Backup legen Sie im Nu an.
Chrome und Firefox: Persönliche Browser-einstellungen sichern
So funktioniert die Sicherung bei Chrome: Falls gewünscht, können Sie alle Chromeeinstellungen in der Google-cloud speichern. Die „Synchronisierung“sorgt gleichzeitig dafür, dass alle Geräte mit den gleichen Erweiterungen, Einstellungen und Apps laufen. Die Synchronisierung schalten Sie in Ihrem Google-konto beziehungsweise nach dem Anmelden in den Browsereinstellungen ein und aus. Offline lassen sich sämtliche Chrome-einstellungen über Google Chrome Backup (auf HEFT-DVD) sichern. Das Tool starten Sie direkt ohne vorherige Installation. Ganz in Eigenregie sichern Sie das Chrome-profil, indem Sie den Inhalt des Ordners „c:\benutzer\benutzername\appdata\local\ Google\chrome“in die Zwischenablage kopieren und an einer sicheren Stelle abspeichern („Benutzername“steht hier für Ihr Windows-konto). Erscheint bei Ihnen das Verzeichnis „Appdata“nicht im Windows-explorer, klicken Sie darin oben auf den Reiter „Ansicht“und aktiveren den Eintrag „Ausgeblendete Elemente“. Sowohl für die Nutzung von Google Chrome Backup als auch für die manuelle Profilsicherung muss der Chrome-browser geschlossen sein.
Bei Firefox funktioniert das Backup ähnlich: Auch hier können Sie die Einstellungen synchronisieren (Anleitung unter www.pcwelt. de/0amv5o), Ihr Profil über das Verzeichnis „c:\benutzer\benutzername\appdata\local\mozilla\firefox“manuell sichern oder
„Clevere Bedienung, sichere Privacy-einstellungen und eine perfekte Tabvorschau sind nur drei von Hunderten der Browser-tweaks.“
das Programm Mozbackup (auf HEFT-DVD) verwenden. Zum Wiederherstellen der gesicherten Einstellungen verwenden Sie entweder das jeweilige Tool oder Sie überschreiben einfach das Profilverzeichnis mit den Backup-daten.
Die versteckten About-befehle in der Adresszeile des Browsers
Die Browser von Google und Mozilla gleichen sich hinsichtlich ihrer Bedienung ganz wesentlich. Das gilt auch für die Menü-, Einstellen- oder Anpassen-schaltfläche rechts oben, wahlweise mit drei Punkten oder drei Strichen gekennzeichnet. Ein Klick darauf führt Sie zu häufig verwendeten Funktionen: Dort finden Sie den Privat- beziehungsweise Inkognito-modus für (weitgehend) anonymes Surfen, das Erstellen eines druckfreundlichen Layouts, manuell erzwungene Updates und die Groß-kategorie „Einstellungen“. Die Aufzählung sämtlicher Möglichkeiten ersparen wir Ihnen, es lohnt sich allerdings durchaus, im Mozillabrowser einmal durch die einzelnen Rubriken zu scrollen und im Google-pendant ganz unten auf „Erweitert“zu klicken. Interessant ist für die weitere Betrachtung, was beim Aufrufen der Einstellungen daraufhin in der Adresszeile der Browser passiert: Firefox blendet „about:preferences“ein, Chrome „chrome://settings“(gleichbedeutend mit „about:settings“). Ähnlich verhält es sich beim Aufrufen der Add-onfunktion, bei der Firefox „about:addons“und Chrome „chrome://extensions“(steht analog für „about:extensions“) zeigt.
Und da sind wir auch schon mitten drin in den versteckten About-befehlen, die als interne URLS fungieren. Die komplette Liste der About-befehle sehen Sie, wenn Sie im Browser about:about eintippen. Mozilla hält aktuell 36 Befehle bereit, Google fast doppelt so viele. Dazu sei angemerkt: Wenn Sie im Internet für Firefox deutlich umfangreichere Listen finden, beziehen diese sich auf frühere Versionen. Weil Mozilla mit der Version 57 („Quantum“) Ende 2017 den Unterbau des Browsers ausgetauscht hat, funktionieren viele alte Befehle mit der aktuellen Variante nicht mehr.
Schauen Sie bitte beide Listen daraufhin durch, was Sie interessiert. Dazu ein Beispiel: Beide Browser bieten über das Kommando about:crashes ein Protokoll der Browserabstürze. Auf einem unserer Computer zeigen sich bis ins Jahr 2017 hinein bei Firefox zahlreiche Probleme und Browser-abstürze, die dann mit einem Update dauerhaft gelöst wurden.
Des Weiteren zeigen Firefox über die Eingabe von about:support und Chrome über about:gpu detaillierte Informationen zur Hard- und Softwareausstattung Ihres Rechners.
„Experimentelle Einstellungen“: Geheime Funktionen in Chrome
Eingangs hatten wir die Warnungen zitiert, wenn Sie die „experimentellen Einstellungen“aufrufen: bei Chrome also durch Eingabe von about:flags in der Adresszeile, bei Firefox von about:config. Google zeigt dabei eine Liste von fast 400 Konfigurationen, Mozilla hält noch weit mehr bereit. Wir stellen deshalb nur eine kleine Auswahl vor, beginnend bei Chrome.
Wer von den zahlreichen Autoplay-videos im Web genervt ist, drückt im Mozilla-browser einfach schnell den Shortcut Strg-m (für „Mute“). Für Abhilfe bei Chrome hilft die Option „Tab audio muting UI control“, die Sie in den experimentellen Einstellungen über den Suchbegriff mute oder audio finden. Stellen Sie rechts daneben den Schalter auf „Enabled“und starten Sie anschließend rechts unten über „Relaunch Now“den Browser neu. Erst danach ist die Einstellung aktiv.
Auf die gleiche Art und Weise stehen fast 400 weitere Spezialfunktionen zur Verfügung: „Fast tab/window close“beschleunigt das Schließen des Browsers, „Smooth Scrolling“verbessert die Lesbarkeit von Texten beim Weiterblättern, und „Automatic password generation“schlägt das automatische Generieren von Passwörtern
beim Anmelden vor. „UI Layout for the browser’s top chrome” bietet verschiedene Browser- und Tab-designs, darunter mit
der Einstellung „Normal“die frühere Browser-optik. Die Befehlsaufzählung ließe sich fortsetzen, doch muss hier jeder seine persönlichen Favoriten selbst finden. Alle geänderten Flags markiert Chrome übrigens mit einem blauen Punkt; so können Sie über die Schaltfläche „Reset all to default“alle persönlichen Änderungen wieder rückgängig machen.
Zum Schluss zwei Tipps: Wer mit den englischen Flag-erläuterungen Probleme hat, übersetzt den Begleittext mithilfe von „Deepl“(www.deepl.com) ins Deutsche. Zweitens bietet Chrome unter Android ebenfalls experimentelle, wenngleich teilweise andere Einstellungen: So verbessert der Lesemodus, den Sie mit der „Always“auswahl beim Flag „Reader Mode triggering“erzwingen, auf dem kleinen Telefondisplay die Textdarstellung.
Firefox mit noch viel mehr Konfigurationsmöglichkeiten
Im Prinzip ähnlich wie bei Chrome funktioniert der Konfigurationseditor in Firefox über about:config, nur bietet er eben nochmals mehr Möglichkeiten. Oben finden Sie wieder die Suchoption; die in der Spalte „Typ“mit „Boolean“eingetragenen Funktionen schalten Sie simpel per Doppelklick ein („True”) und wieder aus („False”). Angepasste Einträge sind durch fette Schrift hervorgehoben, allen geänderten Einstellungen fassen Sie mit einem Klick auf den Kopf der „Status“-spalte zusammenfassen. Dazu noch ein Hinweis: Anders als beim Googlebrowser muss Firefox bei den meisten Änderungen nicht neu gestartet werden. Nun aber zu den besten Anpassungen. „Browser.taskbar.previews.enable“generiert eine äußerst praktische Tab-vorschau im großen Browserfenster, sobald Sie den Mauszeiger über das Browsersymbol unten in der Windows-taskleiste platzieren. So finden Sie bei vielen offenen Tabs viel schneller die gewünschte Webseite.
Schutz vor dem unberechtigten Browserzugriff auf Webcam und Mikrofon am Notebook bieten die beiden Einträge „Media. navigator.enabled“und „Media.peerconnection.enabled“, wenn Sie deren Wert Sie auf „False“ändern. Möchten Sie die Übermittelung Ihres Standorts unterdrücken, deaktivieren Sie den Eintrag „Geo.enabled“. Der in der Voreinstellung nur im privaten Modus aktivierte Schutz vor Tracking (und Werbung) lässt sich für jeden Tab einschalten, indem Sie den Wert für „Privacy.trackingprotection. enabled“per Doppelklick auf „True“setzen. Das Wiedererkennen über Ihre Hard-
Der Chrome-browser bietet die experimentellen Einstellungen nicht nur unter Windows, sondern auch auf Android-geräten. Die Abbildung zeigt unter anderem den praktischen Lesemodus.
warekonfiguration („Fingerprint“) verhindern Sie über das Einschalten von „Privacy. resistfingerprinting“ebenfalls mit „True“. Wenn Ihre Browser-downloads für den schnellen Zugriff auf dem Desktop statt im „Download“-ordner gespeichert werden sollen, ändern Sie den Wert des Eintrags „Browser.download.folderlist“von „1“auf „0“. Bevorzugen Sie es, eine in die Adresszeile eingetippte URL in einem neuen Tab zu öffnen, setzen Sie den Eintrag „Browser. urlbar.openintab“auf „True“. Aktivieren Sie zusätzlich „Browser.search.openintab“, dann funktioniert das Gleiche auch bei der Websuche über die Adresszeile.
Zum Schluss ein Tipp zur praktischen Vollbildansicht, die Sie mit der Funktionstaste F11 aktivieren und die den gesamten Bildschirmplatz für den Webinhalt zur Verfügung stellt. Wenn Ihnen dann aber doch die Steuerelemente oben fehlen, holen Sie (nur) diese mit der Änderung von „Browser. fullscreen.autohide“zu „False“zurück. Ein guter Kompromiss, denn die Windows-taskleiste unten bleibt ausgeblendet.
Fazit: Sehr viele Funktionen zum individuellen Anpassen
Gerade die letzten Beispiele illustrieren die vielen Möglichkeiten der About-befehle, um insbesondere den Firefox-browser bis
in die kleinste Kleinigkeit zu konfigurieren. Das macht einerseits die individuell richtigen Einstellungen nicht ganz einfach, eröffnet andererseits aber die Möglichkeit,
auch persönliche Ärgernisse zu beheben. Sehen Sie dazu die experimentellen Einstellungen durch oder googeln Sie, wenn Sie bei Chrome oder Firefox etwas nervt.