Online-shopping
Wirklich günstig einkaufen ist im Internet eine Kunst. So werden Sie ganz einfach zum Schnäppchenjäger
Preisvergleiche versprechen nicht nur den günstigsten Flug, Tarif und Versicherer, sondern auch den billigsten Preis für praktisch jedes Produkt. Und tatsächlich kann man über Check24, Billiger.de, Geizhals oder Google Shopping auf einen Blick sehen, was die gesuchte Ware wo aktuell kostet. Den günstigsten Preis garantieren diese Angaben allerdings nicht.
Was zunächst einmal paradox klingt, leuchtet bei genauerer Betrachtung schnell ein. Denn die Preisportale stellen eben nur das momentan gültige Preisgefüge am Markt dar. Was davor war und – vermutlich – danach kommt, bilden sie nicht ab. Und genau das nutzen immer mehr Onlinehändler aus und verändern blitzschnell ihre Kurse. Während hierzu im stationären Handel die Schilder am Regal geändert werden müssen, können Internetshops ihre Ware jederzeit und ohne viel Aufwand hoch und runtersetzen. Erfolgen diese Änderungen per Algorithmen automatisch, dann steigt oder fällt innerhalb kürzester Zeit für ein Produkt das allgemeine Preisniveau, sobald auch nur ein großer Händler vorprescht. Nicht zuletzt deshalb blenden Preissuchmaschinen stets Hinweise wie „Preisänderungen in der Zwischenzeit möglich“ein.
„Dynamische Preise“sorgen für digitale Preistreiberei
Weil sich Waren so quasi selbstständig verteuern können, hatte die Monopolkommission Mitte 2018 vor „überhöhten Preisen“im Onlinehandel gewarnt. Das unabhängige Beratungsgremium der Bundesregierung kam in dem Gutachten „Wettbewerb 2018“bereits zu dem Schluss, dass Softwarealgorithmen die Preise ansteigen lassen und dadurch eben zu überhöhten Preisen führen könnten. Die Gefahr bestehe insbeson
„Online ist es nicht immer am günstigsten. Geschäfte bieten die gleiche Ware manchmal viel billiger an.“
dere dann, wenn zahlreiche Händler dieselben technischen Dienste für die Preisgestaltung verwenden.
Genau beobachtet hat auch das Marktwächterteam der Verbraucherzentrale Brandenburg das Auf und Ab von Onlinepreisen: Während des Untersuchungszeitraums von gut einem Monat änderten sich die Preise von über einem Drittel der überprüften Artikel, teilweise haben sie sich in dieser Zeit sogar verdoppelt. Für ein Smartphone bei Mediamarkt betrug die Preisdifferenz zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot mehr als 200 Euro – im gleichen Geschäft. Von den insgesamt 16 untersuchten Shops entzog sich nur ein einziger dieser „dynamischen Preisgestaltung“(www.pc welt.de/grazuc).
Darüber hinaus offenbarte die Studie der Verbraucherzentrale bei einigen OnlineShops ein Auf und Ab der Preise mit dem Tagesverlauf, also ähnlich wie bei den Benzinpreisen an der Tankstelle. So waren Autobatterien und Reifen bei Auto Teile Unger (ATU) am Vormittag bis zu 30 Prozent teurer als am Nachmittag. Bei Mediamarkt wurden zahlreiche Produkte hingegen am frühen Abend gegen 18:45 Uhr billiger, so die Beobachtung der Verbraucherschützer.
Günstig einkaufen: Wie lassen sich dynamische Preise nutzen?
Ausgehend von diesen beiden Studien, deren Erhebungszeitraum und daten nunmehr bereits einige Monate zurückliegen, beobachteten wir im Oktober und November über mehrere Wochen hinweg die Preise von mehreren Dutzend Produkten. Damit wollten wir der Frage nachgehen, wie sich die Preisgestaltung im Onlinehandel aktuell darstellt und welche Kaufempfehlungen sich daraus eventuell ableiten lassen. Die Quintessenz unserer Recherchen lautet: Die Sache ist komplex. Denn Verlass, beispielsweise auf günstige Reifenpreise für Autoreifen oder eine generelle Preissenkung beim großen Elektronikhändler am Abend gab es nicht (mehr). Wer wirklich sparen und ein bestimmtes Produkt günstig erwerben möchte, sollte den Preis mindestens mehrere Tage verfolgen. Dass viele Onlineshops ihre Preise ständig ändern, können wir jedoch bestätigen. Wann und in welcher Höhe dies erfolgt, lässt sich allerdings nur bedingt vorhersehen.
So macht es unter Effizienzaspekten sicher wenig Sinn, über einen längeren Zeitraum
immer wieder ein Medikament für 15 Euro zu checken. Wenn aber das gleiche Smartphone ein paar Tage nach dem Kauf plötzlich 100 Euro weniger kostet, kann man sich schon ärgern. Die gute Nachricht an dieser
Stelle: Eine solche vermeintliche Mehrausgabe ist nicht verloren, wie der Kasten zum Rückgaberecht auf Seite 66 erläutert.
Ein weiteres Beispiel jenseits des Kernbereichs der IT zeigt, wie viel Geld sich durch
den Kauf zum richtigen Zeitpunkt sparen lässt. So sprang beispielsweise der Preis für einen bestimmten Continentalwinterreifen während unserer Beobachtung innerhalb von drei Tagen von 127,70 Euro auf 171,10 Euro – und zwar einfach so und lange vor dem Wintereinbruch. Für den kompletten 4ersatz summierte sich die Differenz somit auf über 170 Euro.
Bei Artikeln unter 150 Euro schwankten die Preise während unserer Beobachtung mal um fünf, mal um zehn Euro. Natürlich lassen sich auch fünf oder zehn Euro sinnvoller investieren als für genau den gleichen Drucker oder Bohrschrauber. Auf der anderen Seite darf man die aufgewendete Zeit für den ständigen Preisvergleich nicht aus dem Blick verlieren. Aufzupassen gilt es unserer Erfahrung nach bei zeitlich oder mengenmäßig begrenzten Schnäppchen. Denn da werben Shops gerne mit Rabatten um 50 Prozent, als Vergleichspreis dient jedoch häufig die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) des Herstellers. Diese liegt aber zumeist weit über dem tatsächlichen Preis des Onlinehandels. So bewarb der Ithändler Comtech einen Multifunktionsdrucker anstatt mit der UVP von knapp 90 Euro zu einem „CountdownPreis“für knapp 50 Euro – tatsächlich kostete das Gerät später nur gut 9 Euro mehr.
Vor dem Kauf den Markt und die Preise beobachten
Besonders bei teureren Gütern ist es empfehlenswert, vor dem Kauf einen Blick auf die „Preisentwicklung“zu werfen. Dazu bieten alle großen Vergleichsportale eine Grafik, die die Produktpreise in der Vergangenheit zeigt. Der Beobachtungszeitraum lässt sich meistens zwischen einem Monat und einem Jahr wählen – so werden kurz und langfristige Entwicklungen sichtbar.
Viele Elektronikprodukte fallen während ihres Lebenszyklus beständig weiter im Preis, bis sie dann schließlich in nur noch wenigen Shops wieder teuer angeboten werden. Artikel werden aber auch – mal in kürzeren, mal in längeren Zyklen – regelmäßig billiger und wieder teurer. Und genau das spiegelt die Preisentwicklung der Vergleichsportale wider: Man sieht sofort, ob man sich gerade in einer Hoch oder in einer Niedrigpreisphase befindet.
Darüber hinaus bieten viele Preisvergleiche einen Preisalarm oder Preiswecker. Ausgehend vom aktuellen Preis und dem Verlauf definiert man für den Artikel einen persönlichen Schwellenwert. Sobald er von irgendeinem Händler unterschritten wird, erhält man eine Info darüber per Mail.
Allerdings geben die Onlinevergleiche die günstigsten Preise nur bedingt wieder, da sie den stationären Handel vor Ort nicht erfassen. Echte Schnäppchen gibt es teilweise allerdings wirklich nur dort, zwei Beispiele nennt der Kasten auf Seite 65.
Fazit: So kaufen Sie online mit ein paar Tricks günstiger ein
Wer möchte, der kann natürlich Dutzende Newsletter abonnieren, um nur ja keinen Deal zu verpassen – und so den persönlichen Zeitaufwand fast beliebig steigern. In unserer Schlussbetrachtung aber sollen die
Sparmöglichkeiten durch die eingangs angesprochenen Preisautomatismen und den Konkurrenzdruck im Onlinehandel im Fokus stehen. Dazu nochmals drei Beispiele: Im Herbst senkte Amazon den Preis für seinen aktuellen Echolautsprecher vorübergehend von den üblichen knapp 100 auf knapp 70 Euro. Andere Shops passten ihren Echopreis danach wie erwartet sofort an. Wer dann clever nach dem Namen von einem dieser Händler und Begriffe wie „Deal“oder „Gutschein“googelte, fand sofort einen 15Eurorabatt und bekam das Amazongerät so für 55 Euro, also etwa für die Hälfte des Originalpreises.
Beispiel zwei: Mancher Händler bietet eine sogenannte „Bestpreisgarantie“, die im Wesentlichen Folgendes beinhaltet: Entdeckt der Käufer eines Produktes die gleiche Ware innerhalb von zumeist 30 Tagen nach dem Kauf irgendwo anders günstiger, so zahlt der Händler die Differenz nachträglich zurück. Als aufgeklärter Verbraucher ist man da angesichts diverser Bedingungen und Einschränkungen zunächst mal skeptisch. Doch zum Beispiel beim Brillenhändler Mr. Spex genügte ein dreiminütiger Chat unter Verweis auf einen bei Google Shopping – und zwar ausschließlich dort – angezeigten niedrigeren Preis für die gleiche Brille. Ohne Diskussion und völlig komplikationslos erhielt der Kunde daraufhin den Unterschied in Höhe von 40 Euro erstattet. Darüber hinaus lassen sich Gutscheine der Händler und Cashbackaktionen der Hersteller sogar miteinander kombinieren, das haben wir bei einem Fernseher von Panasonic erfolgreich getestet.
Auf Google Shopping und die ShoppingAnzeigen bei der Preis und Produktsuche ist aber nicht immer Verlass. Denn dort erscheinen unter Umständen auch günstige Preise von reduzierter Bware, den Hinweis auf mögliche Beschädigungen oder Rücklaufware sieht man dann jedoch erst nach dem Aufrufen des Shops.
Zum Schluss soll der Hinweis nicht fehlen, dass Sie nahezu immer sehr viel Geld sparen, wenn Sie nicht direkt beim Hersteller, sondern bei einem unabhängigen InternetShop kaufen. Das gilt für Hardware inklusive Verbrauchsmaterial wie Toner und Tinte und für Software: Hier liegt das Sparpotenzial für die gleichen Programme bei bis zu 80 Prozent. Mehr hierzu online unter www. pcwelt.de/guenstige-software – wohlgemerkt in den Originalboxen der Hersteller.