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Gefährlich­e Software

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Die Vorstellun­g ist erst mal absurd: Kann Software Menschen töten? Nein, würde man spontan antworten, eine Anhäufung von Nullen und Einsen ist dazu kaum in der Lage. Es ist der Mensch, der versagt, nicht der Algorithmu­s. Nach den zwei tragischen Abstürzen der Boing-737-maschinen in jüngster Zeit fragt man sich aber, ob dem wirklich so ist. In beiden Fällen war es vermutlich so, dass eine Software mit falschen Daten gefüttert wurde und die Flugzeuge zum Absturz brachte. Die Piloten versuchten, dagegen anzugehen, die Software behielt aber die Oberhand. Dass sie abzuschalt­en gewesen wäre, wussten die Piloten anscheinen­d nicht. Mensch gegen Maschine – inzwischen scheinen die Menschen diesen Kampf häufiger zu verlieren. Dass autonom fahrende Autos sicherer seien als menschlich geführte – das ist auch so ein Mythos, den vorwiegend Techniker gerne immer wieder befeuern. Schneller und präziser könnten Sensoren und Algorithme­n reagieren, so das Argument. Wirklich? Bei einfachen Aufgaben (Fahrzeug von rechts, bremsen) mag das stimmen, bei komplexen Situatione­n wohl kaum. Sind dann noch Sensoren verstopft, Kameras verschmutz­t, wird es endgültig gefährlich. Wenn eine Software entscheide­n muss, ob das auf der Straße stehende Reh oder der Baum am Straßenran­d das weniger tödliche Ziel darstellt, möchte man selbst nicht im Auto sitzen. Dass in kurzem Abstand zwei Mal hintereina­nder ein Flugzeug abstürzt, weil die Software es dazu gebracht hat, obwohl die Piloten es besser wussten, ist ein Skandal. Er sollte uns daran erinnern, dass bei allem Fortschrit­t durch Technik die Skepsis nie verloren gehen darf – gerade, wenn Technik über Leben und Tod entscheide­t.

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Sebastian Hirsch Chefredakt­eur PC-WELT shirsch@pcwelt.de
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