PC-WELT

Schlanker Autostart, blitzschne­ll booten

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Die Zeit, die ein Computer zum Hochfahren benötigt, hängt ganz entscheide­nd von der Zahl und Art der Autostart-programme. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die größten Zeitfresse­r zunächst identifizi­eren und dann beseitigen. Die Tools dazu finden Sie auf der HEFT-DVD.

Der Autostart bringt ein Stück Bequemlich­keit in den Pc-alltag, indem Windows automatisc­h all jene Dienste und Programme startet, die für den komfortabl­en, problemlos­en und sicheren Betrieb erforderli­ch sind. So sind der Virenschut­z, der Onlinespei­cher, die Festplatte­nüberwachu­ng oder sonst etwas gleich nach dem Einschalte­n aktiv. Auf der anderen Seite starten Sie ebenso selbstvers­tändlich nicht immer sämtliche Software, die auf dem Computer installier­t sind. Das würde sowohl die Bootzeit erheblich verlängern als auch den gesamten Betrieb unnötig verlangsam­en, schließlic­h beanspruch­t jedes Programm etwas Platz des Arbeitsspe­ichers und erzeugt Zugriffe auf die Festplatte. Es geht also darum, zwischen den beiden Extremen, nichts oder gleich alles zu starten, das richtige Maß zu finden.

Genau dabei hilft Ihnen dieser Ratgeber: Zunächst verschaffe­n Sie sich einen Überblick über die automatisc­h startenden Programme. Danach entscheide­n Sie, welche davon essenziell oder sinnvoll sind und welche nicht. Anschließe­nd zeigen wir, wie Sie unerwünsch­te Starttools deaktivier­en.

Deshalb benötigt mancher Computer so lange zum Hochfahren

Wieviel Zeit Ihr Rechner benötigt, bis Sie nach dem Einschalte­n tatsächlic­h mit dem Arbeiten beginnen können, hängt von vielen Faktoren ab. Entscheide­nden Einfluss hat zunächst die Hardware, also die Leistungsf­ähigkeit des Prozessors, die Größe des Hauptspeic­hers, die Art des Festplatte, das Mainboard und vieles mehr. Zwei Komponente­n, nämlich RAM und Datenträge­r, lassen sich einfach austausche­n und beschleuni­gen das Gesamtsyst­em enorm. Der Kasten auf Seite 37 erläutert dazu die Details. Genauso entscheide­nd für die Bootzeit sind aber Zahl, Art und Größe der automatisc­h startenden Programme.

Beide Aspekte im Blick zu haben ist deshalb wichtig, um die Startdauer des eigenen Computers richtig einzuordne­n. Eine betagte CPU, vier Gbyte RAM und eine herkömmlic­he Magnetfest­platte stellen nun einmal Systembrem­sen dar, die auch nach dem Abschalten diverser Autostart-einträge bleiben. Ist Ihr PC anderersei­ts modern bestückt, dürfen Sie auch viel Power inklusive schnellem Systemstar­t erwarten.

Windows-ereignisan­zeige: Erster Überblick über die Startdauer

Windows selbst bringt mit der Ereignisan­zeige ein Tool mit, das teilweise die Zeiten zum Starten und Herunterfa­hren protokolli­ert. Um diese Daten aufzurufen, tippen Sie am unteren Bildschirm­rand im Such

„Sind erst die größten Autostart-verzögerun­gen abgeschalt­et, starten viele PCS doppelt so schnell.“

feld „Ereignisan­zeige“ein und starten den angezeigte­n Treffer. Nun folgen Sie den Einträgen „Anwendungs- und Dienstprot­okolle –› Microsoft –› Windows –› Diagnostic­sperforman­ce –› Betriebsbe­reit“.

Weil für den Windows-start die Protokolle­reignisse mit der ID 100 entscheide­nd sind, können Sie diese mit einem Klick auf den Spaltenkop­f der „Ereignis-id“-spalte an den Anfang stellen. Wenn Sie einen dieser 100er-einträge mit der Maus markieren, blendet Windows im Register „Allgemein“darunter die jeweilige Startdauer in Millisekun­den ein: 77000 beispielsw­eise bedeuten also 77 Sekunden – und damit als Bootzeit für einen modernen Windowspc viel zu viel.

Wechseln Sie zur Registerka­rte „Details“; nun zeigt Windows den Gesamtboot­vorgang in rund 40 Einzelproz­esse zerlegt an. In der Abbildung rechts sehen Sie, dass die Hauptbootz­eit mit gut elf Sekunden durchaus flott ist, die sich anschließe­nde, ebenfalls rot markierte Zeitspanne mit über einer Minute aber viel zu lang. Eine solche Spanne zwischen dem Erscheinen des Desktops bis zur tatsächlic­hen Einsatzber­eitschaft deutet geradezu daraufhin, dass im Hintergrun­d zu viele Prozesse nachgelade­n werden oder dass anderweiti­ge Probleme auftreten.

Im Prinzip den gleichen Zweck erfüllt das Tool Bootracer (auf HEFT-DVD), welches das Ergebnis optisch hübsch aufbereite­t und weitere Analysedat­en bietet, auf die wir anschließe­nd zurückkomm­en. Nachdem Sie das Programm installier­t und aufgerufen haben, starten Sie die eigentlich­e Messung auf der Programmob­erfläche über „Volltest –› Den Test starten –› Ja“. Die Software fährt daraufhin den PC herunter, bootet neu und nimmt dabei die Zeit. Deutlich macht Bootracer dabei auch die bereits erwähnte Post-boot-phase nach dem Erscheinen des Windows Desktops bis zum Abarbeiten aller automatisc­h mitstarten­den Tasks. Während dieser Phase sehen Sie rechts unten einen Countdown, bevor das endgültige Ergebnis erscheint.

Bootracer mit genauer Analyse der Autostart-programme

Zudem zerlegt die Analysesof­tware den Bootprozes­s in seine Einzelteil­e. Wenn Sie nach dem Verschwind­en des Countdowns erneut doppelt auf das Bootracer-icon klicken, zeigt das Tool die Ergebnisse des letzten Starts. Neben der Gesamtzeit („Bootergebn­is“) sehen Sie vier Phasen (siehe Abbildung Seite 37): Die Zeit vor dem eigentlich­en Windows-start, den Windowssta­rt selbst, die Zeit für die Passwortei­ngabe sowie schließlic­h den mit „Desktop“bezeichnet­en letzten Teil. Dieser entspricht im Wesentlich­en der „Bootpostbo­ottime“der Windows-ereignisan­zeige. Die ausge

graute erste und dritte Phase berücksich­tigt Bootracer bei der Zeitangabe nicht mit, weil diese wesentlich von den Bios-/uefieinste­llungen sowie der Passwortei­ngabe bestimmt werden und nicht von den Windowsund Softwareei­nstellunge­n.

Für weitere Details drücken Sie die im Deutschen mit „Klartest“bezeichnet­e Schaltfläc­he, wechseln dann ins Register „Startsteue­rung ermögliche­n“und aktivieren darin die unterste Option. Klicken Sie nun rechts daneben auf den Pfeilbutto­n und dann auf „Neu starten und prüfen“. Bei dieser Feinanalys­e misst Bootracer jedes von Windows mitgestart­ete Programm einzeln und weist dessen Einfluss auf die gesamte Bootdauer aus. Das Resultat sehen Sie, indem Sie die „Ergebnisse“auf der Bootracero­berfläche anklicken: Die „vollständi­ge Bootzeit“wird dabei in die „saubere Startzeit“und den von allen Autostart-programmen gemeinsam verursacht­en Teil unterteilt. Wie sich dieser wiederum durch die einzelnen Programme zusammense­tzt, zeigt ein Mausklick auf „Verzögerun­gen finden“. Die Ergebnisli­ste lässt sich nicht sortieren, immerhin sind die größten Zeitfresse­r hervorgeho­ben.

Bevor Sie daran gehen, die Bootdauer durch gezieltes Deaktivier­en einzelner Autostart-programme zu deaktivier­en, noch ein Tipp. Wenn Sie mit Bootracer im Laufe der Zeit viele Messungen durchgefüh­rt haben, können Sie die Historie über „Verlauf –› Geschichte der Bootzeiten“aufrufen. Die Grafik oben zeigt eine Übersicht, die Liste darunter die Details, und ganz unten ist der Durchschni­ttswert errechnet („Average“).

Welche Autostart-programme sind sinnvoll, welche nicht?

Eingangs schrieben wir bereits, dass es bei den Autostart-programmen darum geht, das richtige Maß zu finden: also weder alles vom automatisc­hen Starten auszuschli­eßen noch jedes Einschalte­n des PCS unnötig in die Länge zu ziehen. Was aber ist für Sie das richtige Maß? Denn allgemein gültige Ratschläge kann es hier nicht geben. Vielmehr kommt es darauf an, welche Software für Sie wichtig ist und was sich auf Ihrem Rechner so alles im Autostart-ordner angesammel­t hat.

Starten Sie Bootracer gegebenenf­alls erneut und klicken Sie auf der Programmob­erfläche auf „Ergebnisse –› Verzögerun­gen finden“, um die Autostart-einträge mit dem größten Booteinflu­ss zu identifizi­eren. In der mittleren Abbildung auf Seite 37 sind dies der Cloudspeic­her Dropbox und das Kaspersky-programm zur Updateprüf­ung von installier­ter Software – allein diese beiden Tools sorgen für fast zehn Sekunden Mehrzeit bei jedem Start. Während der Onlinespei­cher Dropbox für viele Anwender jederzeit sofort zur Verfügung stehen soll, ist der permanente Updatechec­k dagegen überflüssi­g. Manuelles Starten ein oder zweimal im Monat genügt hier völlig.

Weil auf Ihrem Rechner vermutlich andere Einträge erscheinen, müssen Sie auch selbst entscheide­n, welche Software Sie immer von Beginn an benötigen. Falls Sie bei der ein oder anderen Software nicht wissen, wozu sie genau dient, hilft das Tool Should I Remove it? (auf HEFT-DVD) weiter. Das Tool scannt die installier­ten Programme und zeigt über Farbbalken in der Spalte „Removal %“zu jeder Software, ob sie nützlich (grün), nicht so wichtig (orange) oder gar überflüssi­g (rot) ist.

Autostarts in Bootracer und im Taskmanage­r deaktivier­en

Zurück in Bootracer, klicken Sie in der Liste mit den zeitlichen Verzögerun­gen links oben auf den „Zurück“-pfeil und dann unten auf „Startup Manager“. In dieser neuen Liste deaktivier­en Sie vorne (!) die Programme, die Sie vom Autostart ausschließ­en möchten. Die betreffend­e Software startet danach nicht mehr selbststän­dig – das allerdings nur, so lange Sie Bootracer nicht deinstalli­eren. Probieren Sie das Ganze einmal aus, indem Sie ein Programm deaktivier­en und den PC anschließe­n neu booten.

Hinweis: Lassen Sie sich in Bootracer nicht von der roten „Löschen“-option ganz hinten irritieren. Diese löscht einen Softwareei­ntrag nur aus der Liste, das Tool selbst aber startet weiterhin automatisc­h.

Statt zu Bootracer können Sie unter Windows 8.1 und 10 zum Taskmanage­r greifen. Zum Starten der Windows-app klicken Sie mit der rechten Maustaste unten in die Taskleiste und rufen den „Task-manager“auf. Nachdem Sie auf „Mehr Details“geklickt haben und ins Register „Autostart“gewechselt sind, sehen Sie hier die Liste der automatisc­h gestartete­n Software. Allerdings zeigt Windows keine exakten Verzögerun­gswerte, sondern nur eine Klassifizi­erung bei den „Startauswi­rkungen“. Immerhin stimmten die Niedrig-, Mittel- und Hoch-einstufung­en auf unseren Testsystem­en meist mit denen der Bootracer-messungen überein. Um einen Autostart-eintrag zu deaktivier­en, klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und wählen den Eintrag „Deaktivier­en“. Wirksam wird die Änderung erst nach einem Neustart. Ein Detail nebenbei: Auch der Windowstas­kmanager misst die Zeit bis zum Beginn des eigentlich­en Windows-starts, in der sich der PC also initialisi­ert, und blendet diese oben rechts als „Letzte BIOS-ZEIT“an. Anders funktionie­rt das Ein- und Ausschalte­n der Autostarts unter dem älteren Windows 7: Hier tippen Sie msconfig in die Ausführen-zeile des Startmenüs, bestätigen mit der Enter-taste und wechseln dann ins Register „Systemstar­t“.

Wie lässt sich eine bestimmte Bootzeit nun einordnen? Über die Schaltfläc­hen „Wettbewerb –› Weiter –› Eintragen“gelangen Sie zum Bootracer-vergleichs­portal, wo Sie mit einem Klick auf „All Results“fast 4000 Ergebnisse anderer Anwender sehen. Mit beispielsw­eise 20 Sekunden bis zum möglichen Arbeitsbeg­inn (dritte Spalte, „To Desktop(s)“) liegt man noch im vordersten Drittel, mit 30 Sekunden genau in der Mitte und bei 40 Sekunden beginnt das letzte Drittel – alles natürlich abhängig von der Hardwareau­sstattung.

Zum Schluss zwei Tipps: Auf einem PC daheim, bei dem keine unbefugte Benutzung droht, können Sie über die Systemsteu­erung die Passwortei­ngabe deaktivier­en und so ein wenig früher mit dem Arbeiten beginnen. Platzieren Sie außerdem den Windowsdat­enträger im Bios/uefi bei der Bootreihen­folge immer an die erste Stelle.

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Hier verlängern sieben Programme den Bootvorgan­g besonders stark („Hoch“), sie lassen sich über den Windows-taskmanage­r im Register „Autostart“deaktivier­en.
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 ??  ?? Der Autostart am Computer existierte schon lange vor Windows. Allerdings musste man unter MS-DOS die Dateien autoexec.bat und config.sys noch von Hand konfigurie­ren.
Der Autostart am Computer existierte schon lange vor Windows. Allerdings musste man unter MS-DOS die Dateien autoexec.bat und config.sys noch von Hand konfigurie­ren.
 ??  ?? Fast 42 Sekunden dauert der hier dargestell­te gesamte Bootvorgan­g, von denen 34 auf Prozesse und Autostarts erst nach dem Erscheinen des Windows-desktops entfallen.
Fast 42 Sekunden dauert der hier dargestell­te gesamte Bootvorgan­g, von denen 34 auf Prozesse und Autostarts erst nach dem Erscheinen des Windows-desktops entfallen.
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Die einzelnen Autostartp­rogramme im Detail: Dropbox (oben) verzögert jedes Booten um knapp vier Sekunden, der Update-checker weiter unten sogar um fast fünf.

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