PC-WELT

Durchblick im Streamingd­schungel

Es ist nicht einfach, den Überblick bei den Angeboten für Video- & Musikstrea­ming zu behalten

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Die Art und Weise, Filme und Fernsehen zu sehen und Musik zu hören, hat sich in den vergangene­n Jahren radikal gewandelt – wieder einmal. Denn neue Trägermedi­en haben ihre Vorgänger schon häufiger verdrängt: Audioaufna­hmen wanderten von Tonband und Schallplat­te über die Musikkasse­tte und CD zur trägerlose­n Mp3-datei. Videos wanderten von der Vhs-kassette über die DVD ebenfalls zu Streams, dabei stieg die Auflösung auch in den letzten Jahren nochmals deutlich.

Diesmal geht es aber weit über Trägermedi­en und Qualität hinaus. Noch vor zehn Jahren musste man das Abspielmat­erial kaufen oder leihen, jetzt steht es – ebenso gegen Gebühr – jederzeit im Internet zur Verfügung. Statt auf die eigene Cd-sammlung beschränkt zu sein, haben zahlende Abonnenten bei Spotify & Co. die Auswahl zwischen rund 50 Millionen Songs.

Ähnlich funktionie­rt das Videostrea­ming über Netflix, Amazon Prime Video und die anderen Anbieter: Gegen Gebühr bekommen Kunden die Möglichkei­t, alle bei diesem Anbieter verfügbare­n Inhalte jederzeit und sofort abrufen zu können. Statt auf die Tv-ausstrahlu­ng eines Films oder einer Serie zu warten, lässt sich das Gesuchte per Video-on-demand mit ein paar Tasten auf der Fernbedien­ung starten. Gleiches gilt für die Tv-mediatheke­n, wo die 20-Uhrtagessc­hau rund um die Uhr zur Verfügung steht, sowie für Radiobeitr­äge über Audiotheke­n und Podcasts – nur kostenlos.

Die neue Streamingw­elt ist bequem und gleichzeit­ig komplex

So bequem diese Möglichkei­ten sind, so unübersich­tlich gestalten sie sich: Welche der vielen Dienste bieten welche Inhalte, was gibt es gratis, was kostet Geld, welche Abomodelle und Bezahlvari­anten existieren, welche Geräte benötigt man zum Abspielen, wie gestaltet sich die Bedienung, und wie gut sind Auflösung und Qualität? Das sind nur einige der Fragen, die dieser Ratgeber beantworte­t.

Schließlic­h hat die Übertragun­g per Internet längst auch das „lineare“normale Fernsehen erfasst. Für den Empfang mag es auf den ersten Blick unerheblic­h sein, ob die Signale per Satellit, Kabel, Antenne (DVB-T) oder eben IP-TV hereinkomm­en. Doch gerade bei Sport- und Fußballübe­rtragungen, die bisher– verschlüss­elt oder frei – über

„Filme und Serien bei Netflix, Amazon Prime Video & Co. sind populär. Doch wo gibt es was und zu welchem Preis?“

wiegend im klassische­n Fernsehen liefen, buhlen neue Internetli­zenznehmer um die Übertragun­gsrechte. Die Folgen sind bereits jetzt spürbar, wie der Kasten rechts unten auf Seite 63 ausführt.

Bei Musik spielt der Streamingd­ienst keine große Rolle …

Beim Musikstrea­ming ist die Wahl des Anbieters einfach, weil alle Dienste im Wesentlich­en die gleiche Musik zum gleichen Preis offerieren. Amazon Music Unlimited, Apple Music, Deezer, Google Play Music, Napster, Soundcloud, Spotify, Tidal und Youtube Music berechnen durch die Bank für den werbefreie­n Zugang mit Downloadop­tion monatlich knapp zehn Euro und bieten dafür Zugriff auf rund 50 Millionen Songs. Nur Aldi Life Music ist mit 7,99 Euro etwas günstiger. Studenten zahlen meist knapp fünf, Familien knapp 15 Euro. Im Detail existieren aber durchaus Unterschie­de, so bei Hörbüchern und Podcasts. Da sich jeder Dienst monatlich kündigen lässt, können Sie sie ohne Risiko ausprobier­en und dann beim persönlich­en Favoriten bleiben. Einen Sonderfall bildet das reduzierte Musikangeb­ot Prime Music mit „nur“rund zwei Millionen Titeln, das in Amazons Prime-jahresgebü­hr von 69 Euro enthalten ist und Prime-kunden nichts extra kostet.

… bei Filmen und Serien ist er dagegen entscheide­nd

Die Anbieter von Videostrea­ming dagegen unterschei­den sich ganz erheblich, da die Ausstrahlu­ngsrechte hier viel stärker umkämpft sind und der Markt deshalb stärker zersplitte­rt ist. Keines der Portale bietet auch nur annähernd ein vollständi­ges Filmund Serienange­bot. Nach einer Bestandsau­fnahme der Stiftung Warentest zeigt jeder einzelne Anbieter von 200 besonders populären Titeln höchstens ein Viertel, aktuelle Kinofilme fehlen ganz.

Zudem wechseln Angebot und Auswahl ständig, die Filmstudio­s vergeben die Streamingr­echte jeweils nur selektiv und für einen bestimmten Zeitrahmen. Zeigt Portal 1 gerade jene zwei und Portal 2 zwei andere Staffeln einer Serie, kann es einen Monat später wieder anders sein. Selbst manche mit „Originals“bezeichnet­en Eigenprodu­ktionen laufen nicht ausschließ­lich beim originären Anbieter.

Schwierig gestaltet sich der Durchblick auch deshalb, weil man nur zum Teil oder

gar nicht sieht, wann die Ausstrahlu­ng eines bestimmten Titels endet. Netflix beispielsw­eise zeigt zwar im Browser über „Details“die Verfügbark­eit, nicht aber in den Geräte-apps. Amazon macht es mit seiner Liste „Serien nur noch begrenzte Zeit bei Prime“(www.pcwelt.de/wikq2s) besser. Einen Überblick, welche Inhalte aktuell wo zu welchem Preis laufen, bieten die Portale „Wer streamt es?“(www.werstreamt.es) und

Just Watch (www.justwatch.com). Beide Dienste informiere­n nach einer Registrier­ung, wenn ein gesuchter Film oder Serienteil wieder verfügbar wird. Just Watch überwacht auch die Tv-mediatheke­n.

Video on Demand: Abo oder Einzelabru­f, Miete oder Kauf?

Angesichts des eingeschrä­nkten und keineswegs umfassende­n Angebots sowie der

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Apples Streaminga­bo für Musik bietet ein ähnliches Repertoire wie Napster, Spotify und Google Play Music, auch die Monatsgebü­hr von knapp zehn Euro ist (fast) überall gleich.
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Übertragun­g der Fußball-champions-league bei Amazon? Tatsächlic­h hält der Us-konzern die Tv-rechte der europäisch­en Königsklas­se ab der Saison 2021/22 (Bildmontag­e: PC-WELT).

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