Durchblick im Streamingdschungel
Es ist nicht einfach, den Überblick bei den Angeboten für Video- & Musikstreaming zu behalten
Die Art und Weise, Filme und Fernsehen zu sehen und Musik zu hören, hat sich in den vergangenen Jahren radikal gewandelt – wieder einmal. Denn neue Trägermedien haben ihre Vorgänger schon häufiger verdrängt: Audioaufnahmen wanderten von Tonband und Schallplatte über die Musikkassette und CD zur trägerlosen Mp3-datei. Videos wanderten von der Vhs-kassette über die DVD ebenfalls zu Streams, dabei stieg die Auflösung auch in den letzten Jahren nochmals deutlich.
Diesmal geht es aber weit über Trägermedien und Qualität hinaus. Noch vor zehn Jahren musste man das Abspielmaterial kaufen oder leihen, jetzt steht es – ebenso gegen Gebühr – jederzeit im Internet zur Verfügung. Statt auf die eigene Cd-sammlung beschränkt zu sein, haben zahlende Abonnenten bei Spotify & Co. die Auswahl zwischen rund 50 Millionen Songs.
Ähnlich funktioniert das Videostreaming über Netflix, Amazon Prime Video und die anderen Anbieter: Gegen Gebühr bekommen Kunden die Möglichkeit, alle bei diesem Anbieter verfügbaren Inhalte jederzeit und sofort abrufen zu können. Statt auf die Tv-ausstrahlung eines Films oder einer Serie zu warten, lässt sich das Gesuchte per Video-on-demand mit ein paar Tasten auf der Fernbedienung starten. Gleiches gilt für die Tv-mediatheken, wo die 20-Uhrtagesschau rund um die Uhr zur Verfügung steht, sowie für Radiobeiträge über Audiotheken und Podcasts – nur kostenlos.
Die neue Streamingwelt ist bequem und gleichzeitig komplex
So bequem diese Möglichkeiten sind, so unübersichtlich gestalten sie sich: Welche der vielen Dienste bieten welche Inhalte, was gibt es gratis, was kostet Geld, welche Abomodelle und Bezahlvarianten existieren, welche Geräte benötigt man zum Abspielen, wie gestaltet sich die Bedienung, und wie gut sind Auflösung und Qualität? Das sind nur einige der Fragen, die dieser Ratgeber beantwortet.
Schließlich hat die Übertragung per Internet längst auch das „lineare“normale Fernsehen erfasst. Für den Empfang mag es auf den ersten Blick unerheblich sein, ob die Signale per Satellit, Kabel, Antenne (DVB-T) oder eben IP-TV hereinkommen. Doch gerade bei Sport- und Fußballübertragungen, die bisher– verschlüsselt oder frei – über
„Filme und Serien bei Netflix, Amazon Prime Video & Co. sind populär. Doch wo gibt es was und zu welchem Preis?“
wiegend im klassischen Fernsehen liefen, buhlen neue Internetlizenznehmer um die Übertragungsrechte. Die Folgen sind bereits jetzt spürbar, wie der Kasten rechts unten auf Seite 63 ausführt.
Bei Musik spielt der Streamingdienst keine große Rolle …
Beim Musikstreaming ist die Wahl des Anbieters einfach, weil alle Dienste im Wesentlichen die gleiche Musik zum gleichen Preis offerieren. Amazon Music Unlimited, Apple Music, Deezer, Google Play Music, Napster, Soundcloud, Spotify, Tidal und Youtube Music berechnen durch die Bank für den werbefreien Zugang mit Downloadoption monatlich knapp zehn Euro und bieten dafür Zugriff auf rund 50 Millionen Songs. Nur Aldi Life Music ist mit 7,99 Euro etwas günstiger. Studenten zahlen meist knapp fünf, Familien knapp 15 Euro. Im Detail existieren aber durchaus Unterschiede, so bei Hörbüchern und Podcasts. Da sich jeder Dienst monatlich kündigen lässt, können Sie sie ohne Risiko ausprobieren und dann beim persönlichen Favoriten bleiben. Einen Sonderfall bildet das reduzierte Musikangebot Prime Music mit „nur“rund zwei Millionen Titeln, das in Amazons Prime-jahresgebühr von 69 Euro enthalten ist und Prime-kunden nichts extra kostet.
… bei Filmen und Serien ist er dagegen entscheidend
Die Anbieter von Videostreaming dagegen unterscheiden sich ganz erheblich, da die Ausstrahlungsrechte hier viel stärker umkämpft sind und der Markt deshalb stärker zersplittert ist. Keines der Portale bietet auch nur annähernd ein vollständiges Filmund Serienangebot. Nach einer Bestandsaufnahme der Stiftung Warentest zeigt jeder einzelne Anbieter von 200 besonders populären Titeln höchstens ein Viertel, aktuelle Kinofilme fehlen ganz.
Zudem wechseln Angebot und Auswahl ständig, die Filmstudios vergeben die Streamingrechte jeweils nur selektiv und für einen bestimmten Zeitrahmen. Zeigt Portal 1 gerade jene zwei und Portal 2 zwei andere Staffeln einer Serie, kann es einen Monat später wieder anders sein. Selbst manche mit „Originals“bezeichneten Eigenproduktionen laufen nicht ausschließlich beim originären Anbieter.
Schwierig gestaltet sich der Durchblick auch deshalb, weil man nur zum Teil oder
gar nicht sieht, wann die Ausstrahlung eines bestimmten Titels endet. Netflix beispielsweise zeigt zwar im Browser über „Details“die Verfügbarkeit, nicht aber in den Geräte-apps. Amazon macht es mit seiner Liste „Serien nur noch begrenzte Zeit bei Prime“(www.pcwelt.de/wikq2s) besser. Einen Überblick, welche Inhalte aktuell wo zu welchem Preis laufen, bieten die Portale „Wer streamt es?“(www.werstreamt.es) und
Just Watch (www.justwatch.com). Beide Dienste informieren nach einer Registrierung, wenn ein gesuchter Film oder Serienteil wieder verfügbar wird. Just Watch überwacht auch die Tv-mediatheken.
Video on Demand: Abo oder Einzelabruf, Miete oder Kauf?
Angesichts des eingeschränkten und keineswegs umfassenden Angebots sowie der