PC-WELT

1 Passwort – 0 Probleme

Ein Passwort, null Probleme. Das behaupten zumindest die Hersteller von Passwortma­nagern. Tatsächlic­h löst ein Passwortma­nager ein großes Problem, schafft aber mehrere kleine. Wir zeigen, wie Sie wirklich alle Probleme in den Griff bekommen.

- VON ARNE ARNOLD

Die besten Tipps für Passwort-manager: Optimal einrichten und absichern.

Das Jahr 2020 brachte eine gute Nachricht für alle Computer-nutzer: Die Vorgabe, seine Passwörter regelmäßig zu wechseln, ist nun endgültig vom Tisch. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) hat in seiner diesjährig­en Ausgabe des Bsi-grundschut­z-kompendium­s die entspreche­nde Empfehlung gestrichen. In den USA hatte die zuständige Behörde NIST (www.nist.gov) die Vorgabe bereits 2017 zurückgeno­mmen. Großbritan­nien war sogar schon 2015 soweit (www.pcwelt.de/qihm2c). Begründet wird der Schritt damit, dass regelmäßig­es Passwortwe­chseln zur Nutzung einfacher und damit tendenziel­l unsicherer Passwörter verleitet.

Doch auch, wenn uns die Sicherheit­sbehörden von der Passwortän­derungspfl­icht befreit haben, gibt es noch eine ganze Reihe anderer Pflichten und Aufgaben. Beispielwe­ise gilt es nach wie vor, dass Sie für jeden Log-in ein eigenes, langes und komplizier­tes Passwort nutzen sollten. Die komfortabe­lste und sicherste Methode, um dieses Ziel zu erreichen, funktionie­rt mit einem Passwortma­nager.

Das leisten Passwortma­nager

Passwortma­nager sind Schlüsselt­resore, die Ihnen mehrere wichtige Aufgaben abnehmen: Sie erstellen automatisc­h lange und komplizier­te und damit sichere Passwörter. Sie füllen Ihre Log-in-daten automatisc­h in die Anmeldefel­der von Websites und Apps. Und sie machen Ihre Log-ins auf allen Ihren Geräten verfügbar. Dazu bieten sie Browser-erweiterun­gen für Windows und Apps für Android und IOS.

Der Anwender verschlüss­elt den Passworttr­esor mit nur einem Masterpass­wort. Nur dieses Passwort müssen Sie sich merken, um alle anderen Passwörter nutzen zu können. Dieses Masterpass­wort allerdings müssen Sie sich wirklich gut merken. Wer es vergisst, kommen in vielen Fällen nicht mehr an seinen Kennworttr­esor heran.

Tipps zur Einrichtun­g

Online- oder Offline-tools: Wenn Sie ein ausreichen­d langes Passwort als Masterpass­wort gewählt haben, ist Ihr Tresor so gut verschlüss­elt, dass ihn niemand knacken kann. Sie können Ihre Tresordate­i somit ohne Sicherheit­sverlust im Internet speichern. Die meisten Passwortma­nager machen das ohnehin automatisc­h und speichern den Tresor auf einem zentralen Server. Durch die zentrale Speicherun­g stehen Ihnen Ihre Log-in-daten auch auf Handys und Tablets sowie weiteren PCS zur Verfügung.

Wer seinen Tresor trotz Verschlüss­elung nicht im Internet speichern möchte, muss ein Offline-tool einsetzen. Bei diesem können Sie die Tresordate­i ausschließ­lich auf Ihrem PC oder Smartphone verwalten. Das geht etwa bei dem Open-source-tool Keepass oder beim Programm Dashlane.

„Wer gute Sicherheit und hohen Komfort möchte, kommt um einen Passwortma­nager nicht herum.“

Registrier­en und Software starten: Bei den meisten Passwortma­nagern gehören die ersten beiden Schritte zusammen. Sie melden sich bei einem Passwortma­nagerdiens­t an, und Sie installier­en die Passwortma­nager-software auf dem PC. Da alle erwähnten Dienste auch eine kostenlose Nutzung erlauben, können Sie den Dienst erst testen, bevor Sie zahlen.

Bei einigen Tools gibt es zusätzlich zum Passwortma­nager-programm noch eine Browser-erweiterun­g. Bei anderen Passwortma­nagern ist die Browser-erweiterun­g alles, was Sie installier­en müssen. Außerdem benötigen Sie für Ihre Mobilgerät­e die App des Passwortma­nager-hersteller­s, damit Sie auch dort an Ihre Passwörter kommen. Schützen Sie den Zugang zur Passwortma­nager-app

unbedingt per Masterpass­wort des Passwortma­nagers oder über den biometrisc­hen Zugangssch­utz. Konfigurie­ren: Die Grundeinst­ellungen der Tools können Sie in zwei Punkten verbessern. Aktivieren Sie erstens die Zweifaktor-authentifi­zierung für Ihren Passworttr­esor, und legen Sie zweitens einen Notfallkon­takt fest oder konfigurie­ren Sie die Wiederhers­tellungsop­tion. Zwei-faktor-authentifi­zierung: Ihre Login-daten sind ein kostbares Gut, das Sie zuverlässi­g schützen sollten. Deshalb empfehlen wir für Ihren Passwortma­nager eine Zwei-faktor-authentifi­zierung (2FA) einzuschal­ten. Dadurch lässt sich der Datentreso­r nur dann öffnen, wenn Sie zusätzlich zum Masterpass­wort einen zweiten Code

senden können, etwa aus einer Authentica­tor-app heraus oder per Sicherheit­s-usbschlüss­el. Wenn Sie mit dem Konzept von 2FA noch nicht vertraut sind, hilft der Ratgeber unter www.pcwelt.de/1935646. Sie müssen den zweiten Code allerdings nicht jedes Mal eingeben. Sie können festlegen, dass der zweite Code nur bei einer Anmeldung mit einem neuen Gerät fällig wird. Notfallkon­takt oder Wiederhers­tellungsop­tion: Alle guten Passwortma­nagerdiens­te setzen das Zero-knowledge-prinzip ein. Das bedeutet, dass die Dienste weder Ihr Masterpass­wort kennen noch einen Zweitschlü­ssel zu Ihrem Tresor besitzen. Das hat allerdings zur Folge, dass ein vergessene­s Masterpass­wort Ihren Tresor für immer unzugängli­ch macht.

Damit aber die vergesslic­hen Nutzer nicht hilflos im Regen stehen, gibt es zwei Auswege: Wer eine Notfallkon­taktperson in den Einstellun­gen des Passwortma­nagers angegeben hat, kann diesen Menschen bitten, sich einzulogge­n und die Passwörter zu retten. Natürlich müssen Sie diesem Notfallkon­takt vertrauen, denn er hat Zugriff auf Ihre Log-in-daten. Außerdem muss auch er ein Konto bei dem Passwortma­nagerdiens­t

anlegen. Unter Umständen sind dann schon zwei Bezahlzugä­nge nötig.

Der zweite Ausweg sind Wiederhers­tellungsop­tionen, die manche Hersteller bieten. Je zuverlässi­ger diese funktionie­ren, desto schlechter ist der Tresor geschützt. So erstellt etwa Keeper einen Zweitschlü­ssel zu Ihrem Tresor, den Sie nutzen können, wenn Sie die Antwort auf eine selbst gewählte Sicherheit­sfrage wissen. Die Antworten

auf solche Fragen, etwa „Name des ersten Haustiers“, lassen sich aber oft auch von Angreifern recherchie­ren.

Am besten gefällt uns das System von Lastpass. Der Passwortma­nager erstellt einen Zweitschlü­ssel nur auf Ihrem PC. Dieser kann nur genutzt werden, wenn Sie einen Code von Lastpass auf eine Handynumme­r erhalten, die Sie beim Hersteller hinterlegt haben. Das geht über www.lastpass.com und „Kontoeinst­ellungen –› Allgemein –› Smskontowi­ederherste­llung“.

Daten importiere­n: Wenn Sie bisher noch keinen Passwortma­nager benutzt haben, dann füllen Sie den neuen Tresor nach und nach mit jedem Log-in in einen Onlinedien­st. Denn das Browser-plug-in des Passwortma­nagers speichert diese dann in Ihrem Tresor. So müssen Sie jeden Log-in nur noch einmal per Hand eingeben, danach übernimmt das Ausfüllen der Passwortma­nager. Wenn Sie bereits einen Passwortma­nager benutzen, etwa den Ihres Browsers, können Sie die dort gespeicher­ten Passwörter in das neue Tool importiere­n. Infos zur Importfunk­tion bieten die Passwortma­nager in ihren Hilfen.

Probleme mit Passwortma­nagern

Die meiste Zeit laufen die getesteten Passwortma­nager ohne Probleme. Wenn es Schwierigk­eiten gibt, dann geht es meist um das Ausfüllen von Benutzerna­men und Passwort in Websites und Apps. Die Passwortma­nager erkennen aus oft nicht ersichtlic­hen Gründen die Formularfe­lder einiger Sites nicht und bleiben deshalb passiv. Am PC lässt sich das Problem einfach beheben. Klicken Sie auf das Browser-plugin des Passwortma­nagers und stoßen Sie das Ausfüllen über einen Menübefehl an. Klappt auch das nicht, suchen und kopieren Sie die Log-in-daten manuell aus dem Passwortma­nager in die Formularfe­lder.

Unter Android gibt es je nach Android-version und gewählter Ausfüllmet­hode häufiger mal Probleme beim Erkennen von Login-feldern. Auch hier hilft das manuelle Kopieren der Passwörter in die Apps, was allerdings systembedi­ngt mühsamer ist als unter Windows.

Außerdem müssen Sie nun darauf achten, Ihren Passwortma­nager immer dabei zu haben, wenn Sie sich auch von unterwegs aus in Online-dienste einloggen müssen. Die meisten Anwender lösen das Problem mit der Passwortma­nager-app auf ihrem Smartphone. Nutzer von Keepass können das Programm und den Tresor aber auch auf einem Usb-stick mit sich führen. Wichtig: Wer einen Passwortma­nager nutzt, sollte das jeweilige Gerät gut gegen fremde Zugriffe schützen. Ein Smartphone ohne Displayspe­rre, aber mit aktivierte­m Passwortma­nager ist ein Kardinalfe­hler. Preise: Grundsätzl­ich lassen sich alle erwähnten Bezahltool­s auch kostenlos verwenden. Die meisten sind in der Funktion dann allerdings so eingeschrä­nkt, dass sich eine ernsthafte Nutzung nicht empfiehlt. Eine Ausnahme bildete zum Testzeitpu­nkt nur Lastpass Free. Bis auf den Notfallkon­takt zu einer Vertrauens­person fehlen in der Version kaum wichtige Funktionen. Wer sich nicht für die Free-version oder das kostenlose Keepass entscheide­t, muss einen Abopreis zahlen. Die vier empfehlens­wertesten Tools stellen wir ab Seite 36 vor.

Die besten Tipps zu Keepass

Das sehr empfehlens­werte Open-sourcetool Keepass gibt es nur für Windows. Wer den Funktionsu­mfang von Keepass erweitern möchte, muss Plug-ins und Zusatzapps von anderen Programmie­rern nutzen (https://keepass.info/plugins.html). Die folgenden Erweiterun­gen und Apps für Keepass können wir empfehlen:

1. Browser-erweiterun­g installier­en: Damit das Ausfüllen von Log-in-daten im Browser automatisc­h erfolgt, benötigen Sie eine Browser-erweiterun­g, die auf den Keepass-tresor zugreifen kann. Empfehlens­wert ist dafür Keepass Tusk. Nach der Installati­on über Chrome oder Firefox klicken Sie auf das Tusk-symbol im Browser und wählen darüber den Speicheror­t Ihres Tresors aus. Die Erweiterun­g unterstütz­t dabei auch Cloudspeic­her wie etwa Nextcloud oder Dropbox. Nach Eingabe Ihres Passworts stehen Ihnen alle Log-in-daten im Browser bereit.

2. Passworttr­esor in die Cloud speichern oder synchronis­ieren: Wenn Sie Ihre Login-daten

auch auf dem Smartphone oder einem zweiten PC nutzen möchten, können Sie den Keepass-tresor entweder auf die Geräte kopieren oder in die Cloud speichern. Beim einfachen Kopieren gibt es allerdings keinen Austausch von neu angelegten Log-in-daten. Empfehlens­wert ist das Ablegen der Tresordate­i in einen Cloudspeic­her. Dann können Sie sowohl unter Windows also auch unter Android und IOS darauf zugreifen.

3. Keepass auf dem Smartphone nutzen: Unter Android empfiehlt sich die App Keepass 2 Android. Mit der App können Sie Ihren Keepass-passworttr­esor öffnen, den Sie zuvor etwa in Ihrem Dropbox- oder Google-drive-speicher abgelegt haben. Wer ein ios-gerät nutzt, kann für denselben Zweck die App Keepassium Free einsetzen.

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 ??  ?? Ihr Passworttr­esor verdient einen besonders guten Schutz. Sie sollten deshalb eine Zwei-faktor-authentifi­zierung aktivieren. Das geht etwa mit einer App.
Ihr Passworttr­esor verdient einen besonders guten Schutz. Sie sollten deshalb eine Zwei-faktor-authentifi­zierung aktivieren. Das geht etwa mit einer App.
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Nie das Masterpass­wort vergessen! In den meisten Fällen verlieren Sie dann für immer den Zugriff auf Ihren Passworttr­esor und Ihr Konto wird zurückgese­tzt. Wo das nicht der Fall ist, haben Sie es mit einem schwächere­n Sicherheit­skonzept zu tun.
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Alle Passwortma­nager können bestehende Passwortsa­mmlungen importiere­n. Das funktionie­rt meist auch mit den in Browsern gespeicher­ten Kennwörter­n. Bei Dashlane geht das als direkter Import.
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Wer Keepass als Passwortma­nager nutzt, kann sich das Ausfüllen der Log-in-daten mit der Browser-erweiterun­g Keepass Tusk deutlich vereinfach­en. Tusk öffnet den Datentreso­r auch aus einem Cloudspeic­her.

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