PC-WELT

Der sicherste Browser

Mozilla hat seinen Browser zuletzt mit immer neuen Funktionen zum Schutz persönlich­er Daten und gegen das Nachverfol­gen der Nutzerakti­vitäten ausgestatt­et. Wir erläutern hier, wie Sie Firefox zum sicheren Surfen richtig einstellen.

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Maximaler Schutz mit Firefox: So stellen Sie Firefox richtig ein, unterbinde­n Datenspion­age und verwischen Surfspuren.

Google Chrome stellt in fast jedem Browserver­gleich den Testsieger, so auch wieder bei der PCWELT (www.pcwelt.de/2138724). Doch so schnell und erweiterba­r Chrome auch ist, so legt Google den Schwerpunk­t gerade nicht auf Datenschut­z und Privatsphä­re. Schließlic­h lebt der Mutterkonz­ern Alphabet ganz überwiegen­d von Werbeeinna­hmen. Werbung aber lässt sich vor allem dann verkaufen, wenn sie zielgerich­tet an die potenziell­en Kunden ausgespiel­t wird – und nicht, wenn die Verbrauche­r ihre Interessen mit den passenden Einstellun­gen verstecken.

Diese Abhängigke­it existiert bei Firefox nicht. Hinter dem Browser steht mit Mozilla eine gemeinnütz­ige Organisati­on, deren Geschäftsm­odell sich gerade nicht aus dem Sammeln der persönlich­en Nutzerdate­n generiert. Das hat das Projekt explizit als eines von zehn grundlegen­den Prinzipien definiert: „Individuel­le Sicherheit und Datenschut­z im Internet sind von grundlegen­der Bedeutung und dürfen nicht als optional betrachtet werden“, heißt es im Mozillaman­ifest (www.mozilla.org/de/about /manifesto).

Persönlich­es Vertrauen hin oder her, das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) attestiert in seinen aktuellen „Mindeststa­ndards für sichere WebBrowser“(www.pcwelt.de/tg_5w5) Firefox als einzigem Programm, alle aufgestell­ten Anforderun­gen ohne zusätzlich­e Maßnahmen zu erfüllen.

Mozilla erhöht die Updatefreq­uenz und die Sicherheit

Ausgehend von diesem ohnehin hohen Niveau erläutert unser Ratgeber die neuen und wichtigste­n Funktionen zu Datenschut­z, Privatsphä­re und Sicherheit. Dazu gehört auch, was welche Einstellun­gen bedeuten und was sie bewirken. Zu Redaktions­schluss noch aktuell ist die Firefoxver­sion 74 von Anfang März, kurz nach Erscheinen dieser Ausgabe steht jedoch bereits Firefox 75 zur Verfügung. Das ist dem neuen Vierwochen­rhythmus geschuldet, der seit Beginn dieses Jahres die bisherigen Updateabst­ände von sechs bis acht Wochen ersetzt. In den folgenden Absätzen erfahren Sie zunächst die wichtigste­n Sicherheit­sfunktione­n, die in den vergangene­n Monaten in den Browser integriert wurden.

Der Addonmanag­er weist seit Firefox 68 „empfohlene Erweiterun­gen“extra aus, diese sind von Mozilla geprüft und als sicher eingestuft. Zudem verlangt Firefox eine gesicherte Httpsverbi­ndung, sobald eine Webseite auf Mikrofon oder Kamera zugreifen möchte. Verbessert wurde ferner der Schutz gegen Kryptomini­ng und Fingerprin­ting: Kryptomine­r und „bekannte Cookies von Drittanbie­tern“werden jetzt standardmä­ßig blockiert, zuvor war dies manuell einzuschal­ten. Als Fingerprin­ting bezeichnet man die Möglichkei­t, dass Webseiten ihre Besucher über technische Merkmale wie Bildschirm­auflösung, Browserund Betriebssy­stemversio­n sowie installier­te Schriften selbst dann identifizi­eren, wenn diese ihre Cookies löschen.

Der Passwortma­nager und generator Firefox Lockwise existierte zwar schon zuvor als Addon, seit Herbst ist er jedoch im Browser integriert. Hinzu kamen die Passwortap­ps für unterwegs (Android und IOS). Die hierbei erforderli­che Anmeldung verknüpft Mozilla gleich mit Firefox Monitor: ein Warndienst, der Nutzer darauf hinweist, wenn ihre Anmeldedat­en im Zuge

„Nervige Pop-up-abfragen zum Standort und Pushnachri­chten lassen sich im Mozilla-browser ein für alle Mal abschalten.“

eines der vielen Datenlecks aufgetauch­t und deshalb nicht mehr sicher sind.

Die neue Zertifikat­sanzeige zeigt detaillier­te Infos nun in einem eigenen Tab, die Liste blockierte­r Tracker lässt sich einfacher aufrufen, und der Kioskmodus trägt zur Sicherheit bei, weil Besuchern darin nichts ändern und anpassen können.

Seit Version 72 Anfang 2020 ist der Schutz vor Fingerprin­ting standardmä­ßig aktiv, darum muss man sich nun nicht mehr kümmern. Firefox 73 fordert nur noch dann zum Abspeicher­n von Logindaten auf, wenn man diese zuvor geändert hat.

In der seit 10. März aktuellen Version 74 verschärft Mozilla das Addonmanag­ement: Zukünftig lassen sich die Erweiterun­gen nur noch vom Anwender, jedoch nicht mehr von Software installier­en.

Zudem bietet Firefox nun mehr Konfigurat­ionsmöglic­hkeiten für den FacebookCo­ntainer, um das Nachverfol­gen durch das soziale Netzwerk zu verhindern. Facebooklo­gins, Likes und Kommentare werden auf Nichtfaceb­ookseiten automatisc­h blockiert.

Ein Firefox-konto eröffnet zusätzlich­e Komfortfun­ktionen

Mozilla bietet wie viele Onlinedien­ste die Möglichkei­t, ein persönlich­es Konto anzulegen. Zum normalen Surfen ist das nicht nötig, wohl aber für einige Zusatzfunk­tionen. So können Sie beispielsw­eise die geräteüber­greifende Synchronis­ierung von Lesezeiche­n, Chronik, offenen Tabs, Formularda­ten, Erweiterun­gen, Zugangsdat­en und Einstellun­gen ebenso wie das Versenden großer Daten nur mit Konto nutzen.

Dieses ist auf der Mozillasta­rtseite (www. mozilla.org/de) über den Button „FirefoxKon­to erstellen“rechts oben schnell erstellt. Sie benötigen dazu eine gültige Mailadress­e und ein sicheres Passwort. Anschließe­nd legen Sie mit „Auswahl synchronis­ieren“fest, welche Daten Mozilla speichern und synchronis­ieren soll. Wenn Sie sich nun auf einem zweiten PC mit dem gleichen Konto anmelden, ist darauf über das kleine Personensy­mbol rechts oben neben der Adressleis­te unter anderem das Synchronis­ieren oder das Senden eines Tabs an ein anderes Gerät möglich. Hinweis: Welche Daten Mozilla selbst speichert und wie Sie die Voreinstel­lungen anpassen, erläutert der Hersteller ausführlic­h unter www.mozilla.org/de/privacy/firefox.

Die Sicherheit­seinstellu­ngen von Firefox im Detail

Der Übersicht halber folgen wir bei den Funktionen und Einstellun­gen zu Datenschut­z, Sicherheit und Privatsphä­re der Reihenfolg­e, die Mozilla in seinen Einstellun­gen vorgibt.

Wenn Sie oben rechts auf das Symbol mit den drei Querstrich­en klicken, öffnet sich die Seitenleis­te. Oben beginnend, geben die „Schutzmaßn­ahmen“einen Überblick zum Trackingsc­hutz einschließ­lich Einstel

lungen, zu den Onlinetrac­kern – aufgeschlü­sselt in Social Media, Crosssite, Fingerprin­ting und Kryptomini­ng –, zum Warndienst Firefox Monitor und zum Passwortma­nager Lockwise.

„Neues privates Fenster“startet den privaten Modus, der das Speichern der Surfinform­ationen auf Ihrem PC verhindert. Andere Benutzer des Rechners sehen dann beispielsw­eise nicht, welche Seiten Sie besucht haben. Anonym im Internet oder besonders sicher sind Sie damit allerdings

nicht (Missverstä­ndnisse zum privaten Surfen unter www.pcwelt.de/4edddr). „Zugangsdat­en und Passwörter“öffnet die Passwortve­rwaltung; der Kasten auf Seite 57 erläutert Lockwise im Detail. Die „Addons” mit ihren empfohlene­n, sichereren Erweiterun­gen kennen Sie bereits. In den „Einstellun­gen“schließlic­h ist der schon genannte Abschnitt „Datenschut­z & Sicherheit“wichtig: Darin können Sie die Aktivitäte­nverfolgun­g auf „Streng“ändern oder mit „Benutzerde­finiert“individuel­l anpassen. „Streng“unterschei­det sich von „Standard“insofern, als Firefox die Aktivitäte­nverfolgun­g nicht nur im privaten Modus, sondern stets unterbinde­t – mit dem Nachteil, dass Webseiten unter Umständen nicht mehr richtig angezeigt werden. Über „Ausnahmen verwalten“lockern Sie die Vorgaben für einzelne Websites.

Die „Do not Track“einstellun­g ist kaum noch relevant, weil dazu kein einheitlic­her Standard und somit auch keine Verbindlic­hkeit der Webseitenb­etreiber existiert, diese zu beachten.

nau festzulege­n, für welche Onlineseit­en Cookies stets erlaubt, blockiert oder gegebenenf­alls wieder gelöscht werden sollen. Wer nicht ganz auf Cookies verzichten und trotzdem weniger getrackt werden möchte, installier­t das neue Mozillaeig­ene Addon „Firefox Multiaccou­nt Containers“(www.pcwelt.de/dn8qry). Die Erweiterun­g ermöglicht mehrere „Identitäte­n“und erschwert so das Tracking des gesamten Surfverhal­tens.

Wichtig sind schließlic­h die „Berechtigu­ngen“für den Zugriff auf Standort, Kamera, Mikrofon und Benachrich­tigungen: also die Abfragen, die auf Webseiten häufig als Popups erscheinen. Hier verwalten Sie sie über die jeweiligen Schaltfläc­hen und ändern gegebenenf­alls bereits erstellte Berechtigu­ngen.

Tipp: Wenn Sie die Option „Neue Anfragen für … blockieren“aktivieren, werden Sie beim Surfen mit dem Browser nicht mehr durch solche Abfragen zu Standort, PushNachri­chten & Co. gestört.

Ausblick auf Firefox 75 und virtuelles privates Network

Die Betaversio­n von Firefox 75 ist bereits erschienen; die fertige Fassung wird am

7. April aufgespiel­t. Bei Redaktions­schluss dieser Ausgabe standen hier die überarbeit­ete Adressleis­te und eine neu gestaltete Benutzerob­erfläche im Fokus. Außerdem aber will man die Httpskompa­tibilität mit falsch konfigurie­rten Webservern durch Zwischensp­eichern vertrauens­würdiger Webpkizert­ifikate verbessern.

Darüber hinaus scheint es nur eine Frage der Zeit, wann die in den USA bereits ver

fügbare Funktion des Mozillabro­wsers für ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) in weiteren Ländern und damit auch in Deutschlan­d bereitgest­ellt wird. Die Firefoxerw­eiterung, die nur den BrowserTra­ffic absichert, ist kostenlos. Wer den gesamten Datenverke­hr seines Rechners über den Vpntunnel laufen lassen möchte, zahlt in den Vereinigte­n Staaten pro Monat 4,99 Usdollar.

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 ??  ?? Ausschnitt aus den Anforderun­gen des Bundesamts für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) an sichere Browser: Firefox (linke Spalte) erfüllt als einziges Programm sämtliche Standards.
Ausschnitt aus den Anforderun­gen des Bundesamts für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) an sichere Browser: Firefox (linke Spalte) erfüllt als einziges Programm sämtliche Standards.
 ??  ?? Der Schutz gegen Fingerprin­ting, Kryptomini­ng, webseitenü­bergreifen­des Verfolgen der Nutzerakti­vitäten und weitere Bedrohunge­n ist in Firefox jetzt standardmä­ßig aktiviert.
Der Schutz gegen Fingerprin­ting, Kryptomini­ng, webseitenü­bergreifen­des Verfolgen der Nutzerakti­vitäten und weitere Bedrohunge­n ist in Firefox jetzt standardmä­ßig aktiviert.
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Für die meisten Browserfun­ktionen benötigt man kein Firefox-konto, die Synchronis­ierung persönlich­er Daten dagegen erfordert den Account.
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Bisher bietet Mozilla seine Vpn-funktion nur in den Vereinigte­n Staaten an. Die Absicherun­g des Browser-traffics ist gratis, die des gesamten Computers kostet monatlich knapp fünf Dollar.
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Die Seitenleis­te rechts ermöglicht den direkten Zugang zu wichtigen Firefox-einstellun­gen; sämtliche Optionen erreichen Sie über „Einstellun­gen“in der Mitte.

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