Der sicherste Browser
Mozilla hat seinen Browser zuletzt mit immer neuen Funktionen zum Schutz persönlicher Daten und gegen das Nachverfolgen der Nutzeraktivitäten ausgestattet. Wir erläutern hier, wie Sie Firefox zum sicheren Surfen richtig einstellen.
Maximaler Schutz mit Firefox: So stellen Sie Firefox richtig ein, unterbinden Datenspionage und verwischen Surfspuren.
Google Chrome stellt in fast jedem Browservergleich den Testsieger, so auch wieder bei der PCWELT (www.pcwelt.de/2138724). Doch so schnell und erweiterbar Chrome auch ist, so legt Google den Schwerpunkt gerade nicht auf Datenschutz und Privatsphäre. Schließlich lebt der Mutterkonzern Alphabet ganz überwiegend von Werbeeinnahmen. Werbung aber lässt sich vor allem dann verkaufen, wenn sie zielgerichtet an die potenziellen Kunden ausgespielt wird – und nicht, wenn die Verbraucher ihre Interessen mit den passenden Einstellungen verstecken.
Diese Abhängigkeit existiert bei Firefox nicht. Hinter dem Browser steht mit Mozilla eine gemeinnützige Organisation, deren Geschäftsmodell sich gerade nicht aus dem Sammeln der persönlichen Nutzerdaten generiert. Das hat das Projekt explizit als eines von zehn grundlegenden Prinzipien definiert: „Individuelle Sicherheit und Datenschutz im Internet sind von grundlegender Bedeutung und dürfen nicht als optional betrachtet werden“, heißt es im Mozillamanifest (www.mozilla.org/de/about /manifesto).
Persönliches Vertrauen hin oder her, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) attestiert in seinen aktuellen „Mindeststandards für sichere WebBrowser“(www.pcwelt.de/tg_5w5) Firefox als einzigem Programm, alle aufgestellten Anforderungen ohne zusätzliche Maßnahmen zu erfüllen.
Mozilla erhöht die Updatefrequenz und die Sicherheit
Ausgehend von diesem ohnehin hohen Niveau erläutert unser Ratgeber die neuen und wichtigsten Funktionen zu Datenschutz, Privatsphäre und Sicherheit. Dazu gehört auch, was welche Einstellungen bedeuten und was sie bewirken. Zu Redaktionsschluss noch aktuell ist die Firefoxversion 74 von Anfang März, kurz nach Erscheinen dieser Ausgabe steht jedoch bereits Firefox 75 zur Verfügung. Das ist dem neuen Vierwochenrhythmus geschuldet, der seit Beginn dieses Jahres die bisherigen Updateabstände von sechs bis acht Wochen ersetzt. In den folgenden Absätzen erfahren Sie zunächst die wichtigsten Sicherheitsfunktionen, die in den vergangenen Monaten in den Browser integriert wurden.
Der Addonmanager weist seit Firefox 68 „empfohlene Erweiterungen“extra aus, diese sind von Mozilla geprüft und als sicher eingestuft. Zudem verlangt Firefox eine gesicherte Httpsverbindung, sobald eine Webseite auf Mikrofon oder Kamera zugreifen möchte. Verbessert wurde ferner der Schutz gegen Kryptomining und Fingerprinting: Kryptominer und „bekannte Cookies von Drittanbietern“werden jetzt standardmäßig blockiert, zuvor war dies manuell einzuschalten. Als Fingerprinting bezeichnet man die Möglichkeit, dass Webseiten ihre Besucher über technische Merkmale wie Bildschirmauflösung, Browserund Betriebssystemversion sowie installierte Schriften selbst dann identifizieren, wenn diese ihre Cookies löschen.
Der Passwortmanager und generator Firefox Lockwise existierte zwar schon zuvor als Addon, seit Herbst ist er jedoch im Browser integriert. Hinzu kamen die Passwortapps für unterwegs (Android und IOS). Die hierbei erforderliche Anmeldung verknüpft Mozilla gleich mit Firefox Monitor: ein Warndienst, der Nutzer darauf hinweist, wenn ihre Anmeldedaten im Zuge
„Nervige Pop-up-abfragen zum Standort und Pushnachrichten lassen sich im Mozilla-browser ein für alle Mal abschalten.“
eines der vielen Datenlecks aufgetaucht und deshalb nicht mehr sicher sind.
Die neue Zertifikatsanzeige zeigt detaillierte Infos nun in einem eigenen Tab, die Liste blockierter Tracker lässt sich einfacher aufrufen, und der Kioskmodus trägt zur Sicherheit bei, weil Besuchern darin nichts ändern und anpassen können.
Seit Version 72 Anfang 2020 ist der Schutz vor Fingerprinting standardmäßig aktiv, darum muss man sich nun nicht mehr kümmern. Firefox 73 fordert nur noch dann zum Abspeichern von Logindaten auf, wenn man diese zuvor geändert hat.
In der seit 10. März aktuellen Version 74 verschärft Mozilla das Addonmanagement: Zukünftig lassen sich die Erweiterungen nur noch vom Anwender, jedoch nicht mehr von Software installieren.
Zudem bietet Firefox nun mehr Konfigurationsmöglichkeiten für den FacebookContainer, um das Nachverfolgen durch das soziale Netzwerk zu verhindern. Facebooklogins, Likes und Kommentare werden auf Nichtfacebookseiten automatisch blockiert.
Ein Firefox-konto eröffnet zusätzliche Komfortfunktionen
Mozilla bietet wie viele Onlinedienste die Möglichkeit, ein persönliches Konto anzulegen. Zum normalen Surfen ist das nicht nötig, wohl aber für einige Zusatzfunktionen. So können Sie beispielsweise die geräteübergreifende Synchronisierung von Lesezeichen, Chronik, offenen Tabs, Formulardaten, Erweiterungen, Zugangsdaten und Einstellungen ebenso wie das Versenden großer Daten nur mit Konto nutzen.
Dieses ist auf der Mozillastartseite (www. mozilla.org/de) über den Button „FirefoxKonto erstellen“rechts oben schnell erstellt. Sie benötigen dazu eine gültige Mailadresse und ein sicheres Passwort. Anschließend legen Sie mit „Auswahl synchronisieren“fest, welche Daten Mozilla speichern und synchronisieren soll. Wenn Sie sich nun auf einem zweiten PC mit dem gleichen Konto anmelden, ist darauf über das kleine Personensymbol rechts oben neben der Adressleiste unter anderem das Synchronisieren oder das Senden eines Tabs an ein anderes Gerät möglich. Hinweis: Welche Daten Mozilla selbst speichert und wie Sie die Voreinstellungen anpassen, erläutert der Hersteller ausführlich unter www.mozilla.org/de/privacy/firefox.
Die Sicherheitseinstellungen von Firefox im Detail
Der Übersicht halber folgen wir bei den Funktionen und Einstellungen zu Datenschutz, Sicherheit und Privatsphäre der Reihenfolge, die Mozilla in seinen Einstellungen vorgibt.
Wenn Sie oben rechts auf das Symbol mit den drei Querstrichen klicken, öffnet sich die Seitenleiste. Oben beginnend, geben die „Schutzmaßnahmen“einen Überblick zum Trackingschutz einschließlich Einstel
lungen, zu den Onlinetrackern – aufgeschlüsselt in Social Media, Crosssite, Fingerprinting und Kryptomining –, zum Warndienst Firefox Monitor und zum Passwortmanager Lockwise.
„Neues privates Fenster“startet den privaten Modus, der das Speichern der Surfinformationen auf Ihrem PC verhindert. Andere Benutzer des Rechners sehen dann beispielsweise nicht, welche Seiten Sie besucht haben. Anonym im Internet oder besonders sicher sind Sie damit allerdings
nicht (Missverständnisse zum privaten Surfen unter www.pcwelt.de/4edddr). „Zugangsdaten und Passwörter“öffnet die Passwortverwaltung; der Kasten auf Seite 57 erläutert Lockwise im Detail. Die „Addons” mit ihren empfohlenen, sichereren Erweiterungen kennen Sie bereits. In den „Einstellungen“schließlich ist der schon genannte Abschnitt „Datenschutz & Sicherheit“wichtig: Darin können Sie die Aktivitätenverfolgung auf „Streng“ändern oder mit „Benutzerdefiniert“individuell anpassen. „Streng“unterscheidet sich von „Standard“insofern, als Firefox die Aktivitätenverfolgung nicht nur im privaten Modus, sondern stets unterbindet – mit dem Nachteil, dass Webseiten unter Umständen nicht mehr richtig angezeigt werden. Über „Ausnahmen verwalten“lockern Sie die Vorgaben für einzelne Websites.
Die „Do not Track“einstellung ist kaum noch relevant, weil dazu kein einheitlicher Standard und somit auch keine Verbindlichkeit der Webseitenbetreiber existiert, diese zu beachten.
nau festzulegen, für welche Onlineseiten Cookies stets erlaubt, blockiert oder gegebenenfalls wieder gelöscht werden sollen. Wer nicht ganz auf Cookies verzichten und trotzdem weniger getrackt werden möchte, installiert das neue Mozillaeigene Addon „Firefox Multiaccount Containers“(www.pcwelt.de/dn8qry). Die Erweiterung ermöglicht mehrere „Identitäten“und erschwert so das Tracking des gesamten Surfverhaltens.
Wichtig sind schließlich die „Berechtigungen“für den Zugriff auf Standort, Kamera, Mikrofon und Benachrichtigungen: also die Abfragen, die auf Webseiten häufig als Popups erscheinen. Hier verwalten Sie sie über die jeweiligen Schaltflächen und ändern gegebenenfalls bereits erstellte Berechtigungen.
Tipp: Wenn Sie die Option „Neue Anfragen für … blockieren“aktivieren, werden Sie beim Surfen mit dem Browser nicht mehr durch solche Abfragen zu Standort, PushNachrichten & Co. gestört.
Ausblick auf Firefox 75 und virtuelles privates Network
Die Betaversion von Firefox 75 ist bereits erschienen; die fertige Fassung wird am
7. April aufgespielt. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe standen hier die überarbeitete Adressleiste und eine neu gestaltete Benutzeroberfläche im Fokus. Außerdem aber will man die Httpskompatibilität mit falsch konfigurierten Webservern durch Zwischenspeichern vertrauenswürdiger Webpkizertifikate verbessern.
Darüber hinaus scheint es nur eine Frage der Zeit, wann die in den USA bereits ver
fügbare Funktion des Mozillabrowsers für ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) in weiteren Ländern und damit auch in Deutschland bereitgestellt wird. Die Firefoxerweiterung, die nur den BrowserTraffic absichert, ist kostenlos. Wer den gesamten Datenverkehr seines Rechners über den Vpntunnel laufen lassen möchte, zahlt in den Vereinigten Staaten pro Monat 4,99 Usdollar.