Gesundheit statt Datenschutz?
Es sind schwierige Entscheidungen, die dieser Tage immer wieder aufs Neue zu fällen sind. Um eine weltweite lebensbedrohende Viren-pandemie einzugrenzen, werden Freiheitsrechte in einem Maß beschnitten, das es zuvor nicht gegeben hat. Sich darüber zu echauffieren bringt wenig, „Social Distancing“ist das Gebot der Stunde, die Methode ist aus Pestzeiten bekannt und bewährt.
Während Quarantäne-stationen und Isolierung eher archaische Mittel der Seuchenbekämpfung sind, kommen nun deutlich fortgeschrittene Methoden ins Spiel. Der Versuch, sämtliche Berührungspunkte einer Bevölkerung per Smartphone-app zu registrieren, um so in einem Infektionsfall potenzielle Virenopfer ausfindig zu machen, ist nicht nur einmalig. Er ist auch gefährlich.
Noch nie hat es den Versuch gegeben, eine ganze Bevölkerung auf Schritt und Tritt zu überwachen. Jeden Kontakt zu tracken, jede Bewegung aufzuzeichnen. Dass die Daten anonymisiert werden, ist dabei Augenwischerei. Denn schon die Bewegungsdaten sind aufschlussreich, und niemand wird glauben, dass sich Daten nicht doch zurückverfolgen lassen. Zu verführerisch sind die Möglichkeiten, die sich durch solch totale Überwachung ergeben, als dass sie nicht doch genutzt würden. Im Namen der Gesundheit scheint alles erlaubt.
Dass die Tracking-apps freiwillig verwendet werden sollen, ist ein schwacher Trost. Ähnlich der Impfpflicht kann es schnell sein, dass App-verweigerern bestimmte Zutrittsrechte verwehrt werden. Freiheit gegen Daten – eine gefährliche Alternative. Bleibt zu hoffen, dass sich die Datenschützer durchsetzen und die App, wenn überhaupt, nur unter sehr strengen Restriktionen zulassen. Es ist, in der Tat, eine Zeit der schwierigen Entscheidungen.
Herzlichst, Ihr