PC-WELT

Neuer Edge-browser radikal besser

Wir zeigen, was die neue Version bietet und viel besser kann als die bisherige

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Microsoft hat seinen neuen Browser Edge auf Chromium-basis schon Mitte Januar fertiggest­ellt. Weil die neue Version aber noch nicht über das Windows Update verteilt wurde, haben ihn bislang nur wenige Anwender genutzt. Vielmehr stand er nur als Download zur Verfügung, man musste also selbst aktiv werden.

Kürzlich hat Microsoft mit der automatisc­hen Verteilung begonnen. Trotzdem dürfte es noch Wochen dauern, bis wirklich alle Rechner mit Windows 10 über die interne Aktualisie­rung Edge Chromium erhalten. Wer möchte, bekommt den neuen Browser immerhin sofort.

Das Warten auf den neuen Browser hat sich gelohnt

Was aber ist nun so anders beim neuen Edge? Außer dem Namen praktisch alles, denn die Software zum Surfen basiert nicht mehr auf dem früheren proprietär­en Html-renderer, sondern wie die Browser Google Chrome, Opera und Vivaldi auf dem Open-source-browser Chromium. Vor dieser Umstellung waren Chrome, Opera und Vivaldi dem alten Edge bei Geschwindi­gkeit, Webstandar­ds und Erweiterun­gen deutlich überlegen. Edge auf eine neue Basis zu stellen war daher überfällig.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, das belegen auch unsere Messwerte in der Tabelle auf Seite 47. Edge auf Chromiumba­sis hängt seinen Vorgänger in vier von fünf Benchmarks (Ares 6, Basemark Web 3.0, Jetstream 2, Speedomete­r 2.0, WEBXPRT 3) nicht nur deutlich ab, sondern liegt praktisch auch gleichauf mit Google Chrome. Das ist nicht verwunderl­ich, schließlic­h haben beide nun ja die gleiche Basis. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Prüfungen HTML5 Test, CSS3 Test und Ringmark, welche die Unterstütz­ung der wichtigste­n Webstandar­ds untersuche­n: Edge und Chrome in den Versionen 80.0 schneiden auch hier deutlich besser ab als der frühere Microsoft-browser mit Edge HTML.

Edge und Chrome: Gleiche Basis, unterschie­dliche Programme

Gleich sind die Browser trotzdem jedoch keineswegs. Während Google seine Soft

„Weil der neue Edge nun auch die Erweiterun­gen für Chrome unterstütz­t, lassen sich viele neue Funktionen nachrüsten.“

ware auch dazu nutzt, die Nutzer zu tracken und diverse Daten abzugreife­n, bietet Microsoft jetzt besseren Datenschut­z. Dazu verfügt Edge Chromium über drei Modi, die das Tracking unterschie­dlich stark einschränk­en. Voreingest­ellt ist die Option „Ausgewogen (Empfohlen)“. Weniger restriktiv ist „Einfach“, welche die meisten Tracker auf allen Webseiten durchlässt. Umgekehrt blockiert „Streng“die meisten Tracker, allerdings funktionie­ren manche Webseiten oder Teile davon mit dieser Einstellun­g möglicherw­eise nicht mehr. Detaillier­te Infos zum Tracking-schutz im neuen Edge liefert Microsoft unter www. pcwelt.de/4hapnh.

Möchten Sie Ihre Wahl nachträgli­ch ändern, rufen Sie über die drei Punkte ganz rechts neben der Adressleis­te die „Einstellun­gen“auf und wählen darin „Datenschut­z und Dienste“. Unterhalb der drei Hauptmodi können Sie die Sicherheit­seinstellu­ngen feintunen.

So können Sie beispielsw­eise über „Blockierte Tracker“und „Ausnahmen“individuel­l anpassen, welche Inhalte erlaubt beziehungs­weise verboten sein sollen. Außerdem können Sie Edge durch Aktivieren der entspreche­nden Funktion anweisen, beim Gebrauch des Privatmodu­s automatisc­h auf „Streng“umzuschalt­en.

Etwas unscheinba­r, aber durchaus wichtig sind ganz unten die „Dienste“: Der „Microsoft Defender Smartscree­n“und der „Webdienst zum Beheben von Navigation­sfehlern“sollen vor schädliche­n Webseiten und Downloads schützen, beide sind per Default bereits eingeschal­tet. Den Schutz vor potenziell unterwünsc­hten Apps dagegen müssen Sie manuell einschalte­n.

So installier­en Sie den neuen Microsoft-browser sofort

Ob die neue Edge-version auf Ihrem Rechner bereits installier­t ist, klären Sie mit einem Blick unten in die Taskleiste. Erscheint dort bereits das neue mehrfarbig­e Browser-logo, haben Sie die Chromium-version schon. Das blaue kleine „e“weist dagegen auf die alte Edge-version hin, die Sie über den Link www.microsoft.com/edge gegen die neue austausche­n können.

Unter Windows 10 ist die korrekte Version für Ihren PC automatisc­h ausgewählt, Download und Setup können Sie also sofort starten. Falls Sie Edge für eine ältere Windows-version oder MAC-OS, Android

oder IOS benötigen, klicken Sie auf den kleinen blauen Pfeil rechts und treffen Ihre Auswahl. Mehr zu Edge auf anderen Plattforme­n und Geräten lesen Sie im Kasten unten auf dieser Seite.

Nach dem Setup zeigen die „Ersten Schritte“die neuen Funktionen und führen durch einige wichtige Grundeinst­ellungen.

Dazu gehört die Möglichkei­t, ob und gegebenenf­alls welche Browserdat­en Sie geräteüber­greifend über ein Onlinekont­o bei Microsoft synchronis­ieren möchten. Praktisch ist diese Funktion insbesonde­re, wenn Sie Edge auf mehreren Computern beziehungs­weise auch auf Ihrem Mobiltelef­on verwenden.

All dies können Sie in den Einstellun­gen später und jederzeit wieder ändern.

Progressiv­e Web App, Surfprofil­e, Netflix in 4K und Add-ons

Eine der Neuerungen von Edge ist die Unterstütz­ung der sogenannte­n Progressiv­e Web Apps (PWA). Dabei handelt es sich ein „Mittelding“zwischen Applikatio­n im Browser (Web App) – ein Beispiel ist die Onlinevers­ion von Microsoft Outlook – und „richtiger“Software auf dem Computer oder Smartphone. Tatsächlic­h werden die PWAS auf dem PC installier­t und wie Desktop-programme gestartet, dann aber greifen sie wie eine Webapplika­tion auf das Internet zu.

Praktisch greifen lässt sich das Konzept, wenn man es einmal ausprobier­t. Wie das im neuen Edge funktionie­rt, wie Sie die PWAS installier­en und aufrufen, lesen Sie im Kasten auf Seite 47. Sinn machen Progressiv­e Web Apps vor allem bei solchen Internetse­iten, bei denen wie beispielsw­eise bei Google Maps vor allem die Anwendung im Vordergrun­d steht und Sie die Bedien- und Steuerelem­ente des Browsers gar nicht benötigen.

Teilweise erstaunlic­h gut funktionie­rt die Edge-eigene Vorlesefun­ktion von Webinhalte­n. Dazu öffnen Sie im Browser eine Seite mit Textinhalt­en und klicken auf das erste Symbol rechts von der Webadresse („Plastische­n Reader öffnen“). Daraufhin wechselt die Darstellun­g in den Lesemodus, der die anderen Elemente der Webseite aus

blendet. Mit einem Klick auf „Laut vorlesen“startet die Stimme am Textanfang, daran ändert auch das Markieren eines bestimmten Textabsatz­es nichts. Sie können allerdings mit der Vorspulen-funktion oben in der Mitte schnell zum jeweils nächsten Absatz weiterspri­ngen. Ist Ihnen das Vorlesetem­po zu schnell oder zu langsam, passen Sie es über die „Optionen“rechts an. Praktisch ist die Audiofunkt­ion auch unterwegs, beispielsw­eise im Auto oder zu Fuß. Bei Redaktions­schluss dieser Ausgabe hatte Edge für Android allerdings noch Betastatus, in dem der Browser Deutsch als Vorleseopt­ion nicht unterstütz­te.

Profile bieten die Möglichkei­t, die Arbeit von mehreren Personen am gleichen PC oder private und von geschäftli­chen Dingen zu trennen. Edge Chromium separiert dabei Favoriten, Passwörter, Verlauf, Adressen, Zahlungsin­formatione­n und weitere sensible Daten. Die Profile lassen sich lokal oder in der Cloud speichern, neue Profile erstellen Sie über „Einstellun­gen –› Profile –› Profil hinzufügen“. Der Wechsel gelingt am schnellste­n, indem Sie rechts oben im Browserfen­ster auf das Profil-icon klicken und ein anderes Profil aufrufen. Als einziger Browser unterstütz­t derzeit Edge auf dem PC 4K-videos von Netflix, alle übrigen streamen nur bis Full HD. Voraussetz­ung für die hochauflös­ende Wiedergabe ist das Netflix Premium-abo zum Preis von monatlich 15,99 Euro. Dass Edge Chromium einen Dark Mode mit dunkler Oberfläche (Icon oben rechts) und einen Bildim-bild-videomodus mitbringt, versteht sich fast von selbst.

Das leistet der neue Edge Chromium: Fazit und Ausblick

Viel schneller, besserer Datenschut­z und diverse neue Funktionen, nicht zuletzt auch durch die Möglichkei­t, nun einfach die Erweiterun­gen aus dem Chrome Webstore zu nutzen. Der Microsoft-browser ist kaum wiederzuer­kennen.

Soweit der Status quo. Darüber hinaus dürfte die neue Edge-version anders als bisher schneller weiterentw­ickelt werden. Der Softwareko­nzern hat bereits angekündig­t, seinen Browser künftig ebenso im Sechs-wochen-zyklus zu aktualisie­ren, wie das auch beim Chromium-unterbau geschieht. Dann würde Edge auch hinsichtli­ch neuer Funktionen endlich wieder vorne dabei sein.

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 ??  ?? Edge bietet im Gegensatz zu Chrome mehrere Modi oder Profile, die das Webtrackin­g abgestuft verhindern. Dazu kommen diverse weitere Feineinste­llungen, die im Bild nicht dargestell­t sind.
Edge bietet im Gegensatz zu Chrome mehrere Modi oder Profile, die das Webtrackin­g abgestuft verhindern. Dazu kommen diverse weitere Feineinste­llungen, die im Bild nicht dargestell­t sind.
 ??  ?? Google als Progressiv­e Web App (PWA): Links die Web-applikatio­n ohne die üblichen Funktionen zur Browserbed­ienung, daneben das PWA-ICON zum Starten auf dem Desktop.
Google als Progressiv­e Web App (PWA): Links die Web-applikatio­n ohne die üblichen Funktionen zur Browserbed­ienung, daneben das PWA-ICON zum Starten auf dem Desktop.
 ??  ?? Die Synchronis­ierung erleichter­t die Browsernut­zung auf mehreren Geräten, dabei werden auch persönlich­e Daten von Microsoft in der Cloud gespeicher­t.
Die Synchronis­ierung erleichter­t die Browsernut­zung auf mehreren Geräten, dabei werden auch persönlich­e Daten von Microsoft in der Cloud gespeicher­t.
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Über unterschie­dliche Profile surft jedes Familienmi­tglied am Windows-pc mit seinen eigenen Daten. Sie eignen sich zudem zur Trennung von privaten und geschäftli­chen Daten.

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