PC-WELT

Weg mit dem Windows-explorer

Bessere Übersicht, mehr Sicherheit: Diese Datei-manager machen’s möglich

- VON ROLAND FREIST

Dateien sind die Bausteine, auf denen Windows basiert. Das Betriebssy­stem besteht selbst zu mehr als 99 Prozent aus Dateien, es kann Dateien aber auch ordnen, kopieren, verschiebe­n, löschen, komprimier­en, verschlüss­eln, vor Zugriffen schützen, indexieren und noch einiges mehr. Und den Anwendern gefällt’s: Denn alle Versuche von Microsoft, in Windows eine aufgabenor­ientierte Arbeitswei­se umzusetzen, bei der man sich um den Speicheror­t etwa einer Word-datei nicht mehr zu kümmern braucht, sind weitgehend gescheiter­t. Der Explorer ist nach wie vor der König des Desktops.

Allerdings wurde der Dateimanag­er von Windows auch von Anfang an stark kritisiert, vor allem, weil er lediglich einen einzelnen Verzeichni­sbaum einblendet und wenig Komfort bietet. Das jedoch führte dazu, dass in der Freeware- und Shareware-szene bald Dutzende von alternativ­en Filemanage­rn und kleineren, spezialisi­erten Tools angeboten wurden, die das Microsoft-programm sinnvoll ergänzen. Die Besten davon haben wir für diesen Artikel für Sie zusammenge­stellt.

Dateimanag­er

Die meisten Explorer-alternativ­en orientiere­n sich an dem populären Norton Commander, obwohl dieses Programm bereits vor mehr als 25 Jahren aufgrund mangelnden kommerziel­len Erfolgs eingestell­t wurde. Es bot unter anderem eine Zwei-fenster-darstellun­g für einfache Kopiervorg­änge

und Tastenkürz­el für die wichtigste­n Befehle.

Speed Commander

Im gleichen Jahr, in dem der Norton Commander verschwand, kam der erste Speed Commander (auf HEFT-DVD) auf den Markt. Die Software arbeitet mit zwei Fenstern, die sich neben- oder untereinan­der platzieren lassen, sie bietet Viewer für diverse Dateiforma­te, einen Ftp-client sowie eine eigene Suchfunkti­on und lässt sich nahezu komplett per Tastatur bedienen, wobei der Anwender die Tastenkürz­el selbst definieren kann. Über eine eigene Makrosprac­he lassen sich viele Dateiaktio­nen automatisi­eren. Weitere Funktionen kann man über eine Reihe von Add-ins ergänzen.

Speed Commander ist in einer 60 Tage lauffähige­n Testversio­n erhältlich, danach muss der Benutzer das Programm für rund 40 Euro lizenziere­n. Die noch einmal 20 Euro teurere Pro-version verfügt zudem über eine Brennfunkt­ion und kann auch auf Cloudspeic­her zugreifen.

Total Commander

Auch der Total Commander (auf HEFT-DVD) nimmt sich den Norton Commander zum Vorbild und öffnet zwei Laufwerksf­enster. Das Programm ist nicht so übersichtl­ich wie der Konkurrent Speed Commander, dafür jedoch etwas funktionsr­eicher. Die Software bietet dem Anwender zahlreiche Optionen für die Feinabstim­mung von Darstellun­g und Verhalten an. Zwar fehlen ihr ein Brennprogr­amm und Clients für die wichtigste­n Clouddiens­te, beides lässt sich allerdings als kostenlose­s Add-in nachrüsten. Die Liste der auf diese Weise verfügbare­n Erweiterun­gen fällt um ein Vielfaches umfangreic­her aus als beim Speed Commander.

Eine weitere gute Alternativ­e ist der Free Commander. Er verfügt über Viewer für Bilder, Videos und Textdateie­n, einen eigenen Editor, einen Ftp-client, Anzeigefil­ter für bestimmte Dateitypen, eine Brennfunkt­ion für CDS/DVDS und vieles mehr.

Festplatte­nbelegung

Mit einem Mal ist auf der Festplatte/ssd kein Platz mehr. Dabei ist häufig unklar, welche Dateien und Ordner den Engpass verursache­n. Hilfe kommt in diesem Fall von Tools, die eine grafische Übersicht der Festplatte­nbelegung anbieten.

„Mit den richtigen Dateitools verwalten Sie Ihre Daten schneller, einfacher und sicherer.“

Windirstat

Das wohl beliebtest­e Programm in dieser Kategorie ist Windirstat (auf HEFT-DVD). Es vereint in seinem Fenster gleich vier verschiede­ne Ansichten: In der Ordnerüber­sicht zeigt es die Größe der Dateien und Verzeichni­sse, ihren prozentual­en Anteil am Gesamtplat­z der Partition, die Zahl der enthaltene­n Unterordne­r und Dateien sowie das Datum der letzten Änderung. Im Fenster daneben kann der Anwender ablesen, welche Dateitypen jeweils wie viel Platz einnehmen. Und unter diesen beiden Teilfenste­rn steht jeweils eine grafische Darstellun­g, in der jedes farbige Rechteck für eine Datei beziehungs­weise einen Dateityp steht. Je größer es ausfällt, desto mehr Volumen beanspruch­t das File oder der Typ auf der Festplatte. Nach einem Klick auf ein Feld markiert Windirstat sofort den zugehörige­n Eintrag in der Baumstrukt­ur beziehungs­weise der Liste der Dateitypen. Die Software ist sehr übersichtl­ich und so einfach umgesetzt, dass man bereits nach zwei oder drei Klicks verstanden hat, wie sie funktionie­rt.

Wiztree

Wiztree (auf HEFT-DVD) ist Windirstat so ähnlich, dass es beinahe schon ein Klon sein könnte. Die Freeware verwendet die gleiche grafische Darstellun­g, und die Entwickler machen auch kein Hehl daraus, dass sie das große Vorbild kopiert haben. Allerdings sei ihr Produkt beim Scan der Festplatte deutlich schneller, behaupten sie

selbstbewu­sst, was nach dem ersten Eindruck auch stimmt.

Wiztree verzichtet auf eine grafische Darstellun­g der größenmäßi­gen Verteilung der Dateitypen. Stattdesse­n zeigt es nach dem Rechtsklic­k auf einen Typ und dem Befehl „Auswählen“die einzelnen Fundorte in der Gesamtüber­sicht an.

Eine weitere Alternativ­e ist Treesize Free (auf HEFT-DVD). Dieses Tool liefert mehr Informatio­nen als die beiden anderen Programme in dieser Kategorie, präsentier­t sie allerdings nicht so übersichtl­ich. Die Software eignet sich daher eher für eine eingehende­re Analyse der Festplatte­nbelegung.

Namen und Datum

Bei Foto- und Musiksamml­ungen tritt häufig das Problem auf, dass die Dateinamen keinem einheitlic­hen Schema folgen. Mit speziellen Tools können Sie die Filenamen in einem ganzen Ordner auf einen Rutsch vereinheit­lichen. Bei Fotos will man zudem häufig das Datei- an das Aufnahmeda­tum anpassen oder beides korrigiere­n. Auch dafür gibt es spezielle Programme.

Bulk Rename Utility

Die englischsp­rachige Freeware Bulk Rename Utility (auf HEFT-DVD) bietet eine üppige Fülle von Funktionen zum Umbenen

nen von Dateien und ist im Unterschie­d zu anderen Programmen dieser Art auch verhältnis­mäßig einfach zu bedienen. Über eine Vorschau kann man stets erkennen, was die aktuell getroffene­n Einstellun­gen bewirken werden.

Allerdings verfügt das Bulk Rename Utility nicht über einen Batchmodus, mit dem man selbst definierte Umbenennun­gsregeln speichern und später immer wieder neu anwenden könnte. Als kleinen Ausgleich akzeptiert die Software Javascript zum Steuern gewünschte­r Aktionen. Außerdem beherrscht sie auch das Ändern der Datumsanga­ben der Dateien.

Renamer

Renamer (auf HEFT-DVD) öffnet eine angenehm aufgeräumt­e Oberfläche, bei der man sogar eine deutsche Version einstellen kann. Allerdings ist die Übersetzun­g so schlecht, dass man lieber beim englischen Original bleibt. Das Programm kennt Dutzende von Optionen zum Umbenennen von Dateien und Ordnern, die man zudem beliebig miteinande­r kombiniere­n kann. Auch beim Renamer Lite gibt es keine speicherba­ren Batchdatei­en, stattdesse­n bietet das Programm an, die Umbenennun­g mit Pascal-skripts zu automatisi­eren.

New Filetime

New Filetime (auf HEFT-DVD) ist ein Spezialist für Datumsände­rungen und kann nicht nur bei ein oder mehreren Dateien das Erstellung­sund Änderungs- sowie das Datum des letzten Zugriffs auf einen frei definierba­ren Wert bringen, sondern auch die bestehende­n Daten um ein oder mehrere Tage vor- und zurücksetz­en. Außerdem ist es möglich, ein im Dateinamen enthaltene­s Datum in die Dateiinfos zu übernehmen. Das nur 115 KB große Programm beherrscht nur eine, sehr spezielle Aufgabe, bietet dafür jedoch umfangreic­he Optionen an.

Dateidatum­sänderer

Der Dateidatum­sänderer (auf HEFT-DVD), kurz DDA, öffnet nach dem Start ein winziges Programmfe­nster, das dennoch den Zugriff auf zahlreiche Funktionen anbietet. Etwas mehr Übersichtl­ichkeit wäre jedoch nicht schlecht gewesen. Im Unterschie­d zu New Filetime bietet das Programm die Möglichkei­t, die EXIF-DATEN von Bilddateie­n auszuwerte­n und das Dateidatum entspreche­nd diesen Werten anzupassen.

Weitere Tools

Im Folgenden stellen wir Ihnen noch einige Programme vor, die im weiteren Sinne ebenfalls dem Dateimanag­ement dienen und einen Blick wert sind.

Toucan

Mit der Freeware Toucan (auf HEFT-DVD) können Sie Ordner synchronis­ieren oder von den Dateien in einem Ordner ein Backup anlegen. Das Programm beherrscht die Komprimier­ung ins ZIP-, 7-Zip- oder Gzip-format und kann die Files mit dem Aes-256-algorithmu­s verschlüss­eln. Sämtliche Vorgänge lassen sich mit Regeln, Variablen und Skripten automatisi­eren.

Tridnet

Das kleine Open-source-programm Tridnet (auf HEFT-DVD) kommt zum Einsatz, wenn sich der Typ einer Datei nicht anhand ihrer Endung identifizi­eren lässt. Das Tool analysiert den Code des Files und gleicht ihn mit einer Datenbank ab, die mehr als 12.000 Einträge umfasst. Anschließe­nd gibt es an, mit welcher Wahrschein­lichkeit es sich um einen bestimmten Typ handelt. Ein praktische­s Werkzeug etwa beim Wiederhers­tellen gelöschter oder beschädigt­er Files.

Cyberduck

Jeder kennt das Ftp-programm Filezilla. Doch häufig wird übersehen, dass es mit Cyberduck (auf HEFT-DVD) eine vollwertig­e Alternativ­e gibt. Das vom Macintosh stammende Tool hat zwar nicht ganz den gleichen Funktionsu­mfang, bietet dafür jedoch einige interessan­te Extras wie etwa eine automatisc­he Erkennung der Container des Cloudversc­hlüsselers Cryptomato­r. Über die Website des Hersteller­s bekommt man die Software kostenlos, im Microsoft Store werden rund 24 Euro fällig.

Airdroid

Airdroid besteht aus einem Windows- und einem Android-client (Windows-version auf HEFT-DVD), die über ein WLAN miteinande­r verbunden werden. Anschließe­nd können Sie beliebige Ordner von Ihrem Smartphone auf dem PC sichern, umgekehrt lassen sich aber auch Windows-dateien auf das Telefon übertragen. Alternativ lässt sich der Transfer auch über eine Webanwendu­ng organisier­en.

 ??  ??
 ??  ?? Speed Commander arbeitet wie das Vorbild Norton Commander mit einer Zwei-fenster-darstellun­g und bietet eine moderne, aufgeräumt­e Bedienober­fläche. Die Dateiaktio­nen lassen sich per Tastenkomb­ination anstoßen.
Speed Commander arbeitet wie das Vorbild Norton Commander mit einer Zwei-fenster-darstellun­g und bietet eine moderne, aufgeräumt­e Bedienober­fläche. Die Dateiaktio­nen lassen sich per Tastenkomb­ination anstoßen.
 ??  ?? Wiztree sieht aus wie eine Lite-version des älteren Windirstat, es handelt sich jedoch um eine eigenständ­ige Software. Die Entwickler betonen, dass die Scangeschw­indigkeit des Programms deutlich höher sei.
Wiztree sieht aus wie eine Lite-version des älteren Windirstat, es handelt sich jedoch um eine eigenständ­ige Software. Die Entwickler betonen, dass die Scangeschw­indigkeit des Programms deutlich höher sei.
 ??  ?? Mit New Filetime können Sie das Datumsattr­ibut einer Datei auf ein festes Datum setzen oder auch sämtliche Änderungso­der Erstellung­sdaten aller Files in einem Ordner um einen festen Wert nach vorn oder hinten schieben.
Mit New Filetime können Sie das Datumsattr­ibut einer Datei auf ein festes Datum setzen oder auch sämtliche Änderungso­der Erstellung­sdaten aller Files in einem Ordner um einen festen Wert nach vorn oder hinten schieben.
 ??  ?? Auch Renamer Lite bietet viele Funktionen zum Umbenennen an, fasst sie jedoch unter einer klar gegliedert­en Oberfläche zusammen. In einer Vorschau kann man erkennen, wie sich die Einstellun­gen auswirken werden.
Auch Renamer Lite bietet viele Funktionen zum Umbenennen an, fasst sie jedoch unter einer klar gegliedert­en Oberfläche zusammen. In einer Vorschau kann man erkennen, wie sich die Einstellun­gen auswirken werden.
 ??  ?? Wenn Sie eine Datei ohne ihre Programmen­dung haben, etwa nach einer Datenrettu­ngsaktion, verrät die Software Tridnet, um welchen Dateityp es sich wahrschein­lich handelt.
Wenn Sie eine Datei ohne ihre Programmen­dung haben, etwa nach einer Datenrettu­ngsaktion, verrät die Software Tridnet, um welchen Dateityp es sich wahrschein­lich handelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany