Strom sparen bei PC & Co.
Wo lässt sich bei welchen Geräten am meisten sparen?
Rund 31,5 Cent kostet eine Kilowattstunde Strom derzeit. Bei einem Jahresverbrauch von gut 4800 Kilowattstunden, wie ihn das Statistische Bundesamt für 3- und Mehrpersonenhaushalte ermittelt, summieren sich die Kosten so auf über 1500 Euro pro Jahr. Das ist nicht nur viel Geld, sondern erzeugt nach dem bundesweiten Strommix auch rund zwei Tonnen CO2 – so viel, wie ein normales Auto mit Benzinmotor über eine Fahrstrecke von 11.000 Kilometern ausstößt. Lässt sich der Stromverbrauch im Familienhaushalt schon um zehn Prozent senken, werden jährlich rund 150 Euro gespart. Dazu aber muss man erst einmal wissen, welche der vielen Geräte zu Hause wie viel Strom benötigen und wie er sich reduzieren lässt.
Genau dabei hilft dieser Ratgeber beim Computer sowie bei IT, Netzwerk und Unterhaltungselektronik. Zu Hause ist dieser Bereich mittlerweile für fast ein Viertel des Strombedarfs verantwortlich. Zwar wurden viele Geräte im Laufe der Jahre sparsamer, doch die zunehmende Größe, die Anzahl und die gleichzeitige Nutzung überkompensieren diesen Effekt. Dazu ein Beispiel: Sah eine Familie noch vor wenigen
Jahren gemeinsam auf einem 80-cm-fernseher (32 Zoll) fern, werden aktuell 55-Zöller am stärksten nachgefragt – die zu beleuchtende Fläche steigt bei dieser Größe auf das Dreifache.
Im Folgenden erläutern wir, worauf Sie schon beim Kauf neuer IT- und Elektronikgeräte achten können und wie Sie den Energiebedarf und damit Ihre Kosten bei vorhandenen Geräten senken.
Notebooks verbrauchen weniger Strom als Desktop-computer
Bei Fernsehern und Monitoren ist die sogenannte Energieverbrauchskennzeichnung gesetzlich vorgeschrieben. Diese „Eu-energielabel“zeigen über Farben und Buchstaben (bis A+++), wieviel Strom ein bestimmtes Produkt benötigt und wie es sich im Vergleich zu anderen einordnet.
„Wussten Sie, dass mancher brandneue Fernseher jedes Jahr fast 80 Euro Stromkosten verursacht?“
Energieverbrauch auf einen Blick: Bei IT und Unterhaltungselektronik sind die aussagekräftigen Energielabel bisher nur für Fernseher und Computermonitore vorgeschrieben.
Bei Computern existiert diese Kennzeichnung jedoch nicht. Klar ist aber, dass ein leistungsstarker Spiele-pc mehr Strom zieht als ein sparsamer Mini-rechner fürs Büro. Was das jedoch konkret bedeutet, muss man jeweils individuell ermitteln oder abschätzen. Ein Anhaltspunkt bei großen Rechner ist die nominelle Leistung des Netzteils, die Sie über die technischen Daten des Computers oder über den Suchbegriff „Netzteil“zusammen mit der Pc-bezeichnung finden. Leistet ein Netzteil beispielsweise 400 Watt, heißt das jedoch nicht, dass es immer die volle Leistung abruft. Im Leerlauf benötigt es nur einen Bruchteil davon.
Weniger Strom als Desktop-rechner verbrauchen in aller Regel Notebooks und Mini-pcs. Während mobile Rechner schon wegen einer möglichst langen Akkulaufzeit auf Energieeffizienz getrimmt sind, dürfen die Kleinst-pc wegen ihrer kompakten Bauweise
Notebooks und Mini-pcs liefern meist nicht so viel Spielepower wie ein Desktop-rechner mit dedizierter Grafikeinheit, verbrauchen dafür aber auch deutlich weniger Strom als ein Bürocomputer.
nicht unnötig Wärme entwickeln und dafür Strom ziehen.
Pc-leerlauf: Jede Stunde kostet fünf Euro pro Jahr
Wir haben diverse Mittelklasse-pcs und Notebooks mit Core i5- und I7-CPUS nachgemessen. Im Leerlauf betrug die Leistungsaufnahme der meisten Rechner etwa 20 Watt, bei Büro- und Internetnutzung etwa 40 Watt und bei rechenintensiven Arbeiten wie dem Umcodieren von Videos 60 Watt und mehr. Leistungsstarke Rechner zum Spielen verbrauchen zum Teil deutlich mehr. Die Unterschiede zwischen Desktopund Mobil-computern im Netzbetrieb erscheinen mit weniger als 20 Prozent zunächst nicht allzu groß, allerdings enthält der geringe Notebook-wert bereits den Monitorbetrieb.
Weil die Energielabel bei den Monitoren verpflichtend sind, lässt sich der Stromverbrauch hier schnell vergleichen. So kann
ein in die Effizienzklasse C gestufter Bildschirm mit 24 Zoll Bildschirmdiagonale im Jahr 55 Kilowattstunden verbrauchen, ein größerer 27-Zöller mit A+ auf dem Label weniger als 25. Die Differenz von 30 Kilowattstunden summiert sich über eine Nutzungsdauer von fünf Jahren auf 150 Kilowattstunden, was knapp 50 Euro Ersparnis entspricht. Unter Umständen spart man mit einem größeren sparsamen also sogar Geld! Gute Dienste bei der Produktrecherche bietet die Preissuchmaschine Geizhals (www.geizhals.de), weil sie über „weitere Filter anzeigen“die Energieeffizienzklasse als Kriterium zur Verfügung stellt.
Strom sparen lässt sich zudem, indem Sie den bei vielen Bildschirmen vorhandenen Eco-modus aktivieren oder die Helligkeit manuell herunterregeln. Bei unseren Praxismessungen haben wir den Fokus auf Monitore mit einer Bildschirmdiagonale von 24 Zoll gelegt, wie sie derzeit auf vielen Schreibtischen stehen. Solche Modelle ver
Steckdosenleisten mit Schalter sind praktisch, weil sich damit alle darin eingesteckten Geräte zusammen komplett vom Strom trennen. Sogenannte Master-/slave-leisten schalten alle übrigen Steckdosen aus, sobald man das Hauptgerät in der Master-dose abschaltet.
Die Bequemlichkeit benötigt jedoch ebenso wie per Funktaster oder App gesteuerte Modelle etwas
Strom. Ein Eigenverbrauch der Leiste von einem Watt verursacht übers Jahr Stromkosten von 2,80 Euro.
Wichtig: Schalten Sie nicht alle Geräte „hart“aus. Tintenstrahldrucker sind ebenso tabu wie PCS,
Netzwerkfestplatten und
Oled-fernseher direkt nach dem Abschalten per
Fernbedienung. Andere
Geräte verlieren ihre Ein- stellungen, wenn sie län- gere Zeit stromlos sind.
Solche Master-/slave-steckdosenleisten schalten über ein Gerät auch alle weiteren eingesteckten Verbraucher aus. Dafür verbrauchen sie allerdings selbst ständig etwas Strom.
ten einen Ruhemodus. Im Betriebssystem des NAS lässt sich dabei ähnlich wie bei Windows die Dauer einstellen, nach der das Gerät bei Inaktivität in diesen Zustand schaltet. Bei Synology-systemen finden Sie diese Einstellung auf der Benutzeroberfläche unter „Systemsteuerung –› Energie & Hardware –› Ruhezustand der Festplatte“. Bei Qnap-modellen ist die Option über „Systemsteuerung –› Hardware –› Datenträgerbereitschaftsmodus“erreichbar. Zusätzlich erlauben beide Hersteller über den „Energiezeitplan“feste Laufzeiten, also beispielsweise die Geräte abends komplett herunterzufahren.
Eine Größenordnung für den Stromverbrauch eines Nas-systems liefern die Messwerte eines aktuellen 2-Platten-modells: etwa 20 Watt im Betrieb, gut 15 Watt im Leerlauf und fünf Watt im Ruhezustand. Die Differenz zwischen Leerlauf und Ruhezustand beträgt hier zwar nur zehn Watt, bei zehn Betriebsstunden täglich an fünf Tagen pro Woche verursachen sie aber doch acht Euro Stromkosten pro Jahr. Zudem halten die Datenträger länger, wenn sie nicht ständig laufen.
Wie es bei Druckern aussieht, konkretisieren wir mit den Messdaten eines aktuellen Schwarzweiß-lasers. Obwohl das Gerät beim Drucken bis zu 700 Watt zieht, ist dieser Wert aufgrund der kurzen Druckphasen zu Hause kaum relevant. Wichtiger ist der Stromverbrauch für den Energiespar- beziehungsweise Standby-modus, in dem der Drucker ständig druckbereit bleibt. Unser Exemplar verbraucht pro Stunde 1,6 Watt, die sich übers Jahr auf 14 kwh oder umgerechnet 4,40 Euro summieren. Je höher der Energieverbrauch Ihres Druckers im Standby ist, desto mehr lohnt es sich, am Gerät nach einigen Minuten Inaktivität das Komplett-aus zu aktivieren.
Wichtig: Tintenstrahldrucker schalten Sie bitte nicht über eine Schalt- oder Masterslave-steckdosenleiste aus, weil dabei die Druckköpfe nicht in ihre Parkposition fahren können und dann beim Wiedereinschalten gereinigt werden. Das vergeudet unnötig Tinte. Mehr zum zentralen Ausschalten mehrerer Geräte lesen Sie im Kasten auf der Seite links.
Wenig sparen lässt sich mit den Energieoptionen bei der Fritzbox: So senkt das Nachtabschalten des WLAN (2,4 und 5 GHZ) den Stromverbrauch beim verbreiteten Modell 7490 gerade einmal um zwei Watt pro Stun
Im Betriebssystem der Netzwerkfestplatten lässt sich einstellen, nach welcher Inaktivitätsdauer die Laufwerke in den Ruhemodus schalten. Im Bild das Synology-system.
Der Stromverbrauch vieler Elektrogeräte hängt meist vom jeweiligen Betriebszustand ab. So benötigt ein PC im Leerlauf nur ein Bruchteil dessen, was das gleiche Gerät beim Spielen zieht. Unterschiede existieren auch bei Smart-home-komponenten, Netzwerkfestplatten und anderen Geräten. Um den individuellen Stromverbrauch einzelner Geräte zu erfassen, eignen sich bereits günstige Messgeräte unter 20 Euro: beispielsweise das TS 45-25111 von TS Electronic (ca. 14 Euro plus Versand). Weil es die Leistung in Zehntel Watt bis hinunter zu 0,1 Watt anzeigt, erfasst es sogar geringe Standby-lasten. Tipp: Wer eine Schaltsteckdose des Fritzbox-herstellers AVM wie das Modell Fritzdect 200 besitzt, kann damit ebenfalls den Stromverbrauch messen. Wichtig: Um den Stromverbrauch und damit auch die -kosten realistisch zu erfassen, sollten Sie Geräte mit unterschiedlichen Betriebszuständen über mindestens 24 Stunden verfolgen, man- che besser sogar über meh- rere Tage hinweg.
Das Energiekostenmessgerät TS 45-25111 von TS Electronic kostet weniger als 15 Euro und ermittelt sogar geringe Stromverbräuche im Standby-betrieb recht genau.
Die Energiesparoptionen der Fritzbox bringen wenig, selbst das zeitgesteuerte Abschalten des WLAN über Nacht senkt die jährlichen Stromkosten gerade einmal um gut zwei Euro.
Mit 55 Zoll sind diese beiden Fernseher gleich groß, allerdings verbraucht der linke doppelt so viel Strom wie der rechte. Pro Jahr verursacht das bei durchschnittlicher Sehdauer Mehrkosten von gut 45 Euro. de. Wer das Funknetz zeitgesteuert nachts zehn Stunden ausschaltet, spart so pro Jahr etwa 2,30 Euro. Mit 0,2 Watt noch viel geringer ist der Effekt beim Wechsel der Gbitlan-buchsen auf den „Green-mode“mit 100 Mbit/s. Kaum messbar sind die Unterschiede von Power-mode (USB 3.0) und Green-mode (USB 2.0) im Leerlauf bei USB. Wie Sie diese Fritzbox-einstellungen ändern, lesen Sie unter www.pcwelt.de/1ndqfk, bei Routern anderer Hersteller sehen Sie für die Energieeinstellungen bitte im Handbuch oder auf der Benutzeroberfläche nach. Als Energiebedarf eines von Vodafone bereitgestellten Kabelmodems haben wir 6,8 Watt ermittelt.
Dass Kleinvieh sprichwörtlich auch Mist macht, zeigt der Energieverbrauch weiterer Geräte, von denen hier der Raspberry 4 genannt werden soll: Er zieht im normalen Betrieb knapp fünf Watt.
Große Unterschiede und hohe Betriebskosten bei Fernsehern
Fernseher müssen auf dem Eu-energielabel ihren Stromverbrauch ausweisen. In aller Regel hat ein größeres Modell einen höheren Energiebedarf als ein kleineres, zum Teil sogar sehr viel höher. Dazu ein Beispiel: Während sich ein aktueller 32-Zöller der Effizienzklasse A+ mit rund 25 Watt begnügt, verbraucht mancher 55-Zoll-fernseher sechsmal so viel. Die Differenz von 125 Watt pro Stunde multipliziert sich mit der durchschnittlichen täglichen Sehdauer von fast fünfeinhalb Stunden bei Über50-jährigen innerhalb eines Jahres auf 240 kwh Mehrverbrauch. Damit kostet der Betrieb des großen Tv-gerätes fast 80 Euro mehr – und zwar jedes Jahr!
Doch auch bei gleicher Bildschirmdiagonale differieren die Stromkosten erheblich, manches Modell benötigt doppelt so viel Energie wie ein anderes – in der gleichen Effizienzklasse! Bei den derzeit beliebten 55-Zoll-tvs liegt die Spanne in der Einstufung B zwischen 75 und 150 Watt. Die Differenz kostet in einem Jahr gut 45 Euro mehr, in fünf Jahren sind das fast 230 Euro. Energie einsparen lässt sich jedoch auch bei vorhandenen Fernsehern. Im konkreten Beispiel eines 40-Zoll-modells mit 4Kauflösung sank der Verbrauch im Eco-modus um 20 bis 30 Prozent: Beim klassischen Fernsehen zeigte der Energiemesser statt zuvor gut 80 nur noch knapp 60 Watt, beim Streamen statt 60 noch 45 Watt.