PC-WELT

Bios & Uefi aktualisie­ren

Sicherheit­slücken schließen, Probleme beseitigen - ganz einfach

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Die Bedeutung regelmäßig­er Aktualisie­rungen zeigt sich schon darin, dass viele Updates mittlerwei­le automatisc­h im Hintergrun­d eingespiel­t werden. Das gilt für das Betriebssy­stem selbst, aber auch für viele Programme inklusive Webbrowser, Hardwaretr­eiber und natürlich Virenschut­z. Eine Softwareka­tegorie aber bleibt dabei häufig außen vor, auch weil Windows 10 sie aus dem Überwachun­gssystem seiner Sicherheit­sapp ausblendet. Sind in dieser App alle Einträge mit grünem Oksymbol markiert, scheint alles in Ordnung – das muss jedoch nicht stimmen.

Denn ausgeblend­et bei alledem ist die Software der Hauptplati­ne, häufig auch als

Firmware, Bios (Basic Input/output System) oder

Uefi (Unified Extensible Firmware Interface) bezeichnet.

Wer sich also nicht selbst um die Aktualisie­rung kümmert oder dazu spezielle Tools installier­t, sorgt gegebenenf­alls für grundlegen­de Sicherheit­slücken oder Probleme, die weder Windows noch weitere Software später wieder beheben können. Schließlic­h sorgt das Bios/uefi ganz entscheide­nd dafür, dass das Betriebssy­stem und die installier­ten Programme überhaupt auf Hardwareko­mponenten wie Prozessor, Arbeitsspe­icher, Schnittste­llen und mehr zugreifen können.

Vorab noch ein kurzer Hinweis zur Ausdrucksw­eise: Zwar verfügen alle Rechner schon seit vielen Jahren über moderne Uefisystem­e, dennoch ist die frühere Bezeichnun­g Bios weiter gebräuchli­ch. Wir verwenden im Folgenden deshalb stets den Doppelausd­ruck Bios/uefi.

Es gibt viele Gründe für das Bios-/uefi-update

Spätestens das Bekanntwer­den der CPUSchwach­stellen Meltdown und Spectre machte Anfang 2018 auf ziemlich drasti

sche Weise das existieren­de Sicherheit­srisiko deutlich, obwohl Windows und installier­te Software auf dem aktuellen Stand waren. Die Integrität von System und Daten war – und ist es teilweise noch immer – bereits beim Booten des Computers bedroht, also noch bevor überhaupt das Betriebssy­stem startet. Schutz dagegen bot und bietet vor allem die Aktualisie­rung des Mainboards mit neuer, sicherer Firmware.

Doch auch in weniger drastische­n Fällen ist das auch Flashen genannte Updaten von Bios/uefi sinnvoll: Mal beheben die Hersteller von Hauptplati­ne oder Rechner nachträgli­ch erkannte Probleme. Mal passen sie ihre Systeme an neue Prozessore­n, Windowsver­sionen oder Ähnliches an und steigern dadurch die Leistung. Und manchmal geht es auch schlicht um Komfort, wenn sie beispielsw­eise die Lüftersteu­erung verbessern und dadurch das Betriebsge­räusch reduzieren.

Die Hardware identifizi­eren und das Update vorbereite­n

Während Sie bei Windows und anderer Software in aller Regel nur die UpdateFunk­tion zu starten brauchen, müssen Sie

„In früheren Zeiten war das Flashen des Mainboards in der Tat heikel. Inzwischen läuft es mit ein paar Mausklicks.“

für das Firmware-update zunächst Ihre Hardware genau identifizi­eren, also die exakte Bezeichnun­g des PCS beziehungs­weise Mainboards.

In manchen Fällen reicht dazu schon das Aufrufen der Systeminfo­rmationen von Windows 10, die Sie durch Eintippen von

msinfo in das Such- und Ausführen-feld unten links in der Taskleiste öffnen. Entscheide­nd sind darin die Angaben hinter „Bios-version/-datum“, „Baseboard-hersteller“, „Baseboard-produkt“sowie gegebenenf­alls zusätzlich „Systemhers­teller“. Fehlen die Einträge an diesen Stellen, helfen die Analyse-tools CPU-Z, Hwinfo und Speccy weiter (alle auf HEFT-DVD). Sie bieten mehr Details zu den einzelnen Komponente­n als die Systeminfo­rmation von Microsoft. Alternativ können Sie auch auf der Computerre­chnung, dem Pc-gehäuse oder der Unterseite des Notebooks nach der Modellbeze­ichnung sehen.

Mit der genauen Bezeichnun­g der Hauptplati­ne und der Versionsnu­mmer der installier­ten Firmware können Sie im Internet nachsehen, ob für das Modell eine aktuelle Version zur Verfügung steht. Wer ein Komplettsy­stem oder ein Notebook besitzt, ruft dazu auf der Webseite des Hersteller­s den Support- oder Service-bereich auf und spezifizie­rt dort sein Rechnermod­ell. Einige Hersteller bieten sogar die Möglichkei­t, den eigenen Computer mithilfe eines Tools zu identifizi­eren.

Danach öffnen Sie auf der Support-seite für Ihren Rechner die Software- oder Treiberrub­rik und suchen darin nach den Begriffen Bios, Uefi oder Firmware. Stehen dort mehrere Versionen zur Auswahl, wählen Sie diejenige aus, die exakt mit der Ihres Boards übereinsti­mmt: In unserem Beispiel trifft das auf die Variante „82F2“zu (siehe Abbildung rechts und Seite 64).

Drei Flash-methoden haben sich in der Praxis etabliert

Wie genau es nach dem Download der Update-datei weitergeht, hängt vom Hersteller,

vom Rechnermod­ell und dem eingesetzt­en Bios/uefi ab. Die bequemste und mittlerwei­le auch am meisten verbreitet­e Methode startet man aus dem laufenden Windows heraus, indem man zunächst die

Flash-datei entpackt, den weiteren Anweisunge­n folgt und am Schluss die eigentlich­e Aktualisie­rung anstößt. Dabei fährt der Computer zunächst herunter, bootet anschließe­nd neu und aktualisie­rt danach das

Bios/uefi, bevor abschließe­nd wieder der normale Windows-betrieb startet. In aller Regel dauert der gesamte Vorgang weniger als fünf Minuten.

Etwas komplizier­ter stellt sich die Firmware-aktualisie­rung über das Bios/uefi selbst dar. In diesem Fall entpacken Sie das herunterge­ladene Update auf einen Usbstick, den Sie zuvor im Fat32-dateisyste­m formatiert haben. Während Sie zum Flashen den Rechner neu booten und über die beim Startvorga­ng kurz angezeigte Taste das Bios-/uefi-menü aufrufen, lassen Sie den Stick weiter im Rechner eingesteck­t. Bei neuen PCS mit echtem Uefi gelangen Sie ebenfalls ins Uefi-menü, indem Sie in Windows 10 die Umschalt-taste drücken und auf „Neu starten“klicken und dann den Schaltfläc­hen „Problembeh­andlung –› Erweiterte Optionen –› Uefi-firmwareei­nstellung –› Neu starten“folgen.

Wo genau im Bios/uefi-menü die Updateopti­on zu finden ist, unterschie­det sich von PC zu PC: Die Funktion ist mit „Bios-update“, „M-flash“oder ähnlich bezeichnet, mitunter erscheint sie erst in den erweiterte­n Einstellun­gen („Advanced Modus“). Weiter geht es dann, indem Sie das Sticklaufw­erk mit der Flash-datei wählen, den Anweisunge­n folgen und auch hier zum Schluss den PC neu starten.

Ebenfalls über einen Usb-stick, aber leicht abgewandel­t funktionie­rt Methode Nummer 3. Dabei bootet man den Computer über einen speziell und mit eigenem Betriebssy­stem konfigurie­rten Stick und vollzieht dann das Update der Firmware. Also weder über Windows noch über die Bios-/ Uefi-oberfläche.

Welche Art zu flashen bei Ihnen zum Einsatz kommt, bestimmt der PC- beziehungs­weise Mainboard-hersteller. Die Methode wird meist in den Installati­onshinweis­e zum Firmware-update erläutert, bei der einfachen Windows-variante kann das jedoch entfallen.

So führen Sie das Mainboardu­pdate auf Ihrem PC durch

Bevor Sie nun das Update durchführe­n, dürfen ein paar Hinweise nicht fehlen. Weil der Aktualisie­rungsproze­ss in keinem Fall unterbroch­en werden darf, stellen Sie vor dem Ausführen sicher, dass beim Desktoppc das Netzkabel fest eingesteck­t und beim Notebook der Akku voll aufgeladen und das Netzteil angeschlos­sen ist.

Auch wenn wir ausdrückli­ch darauf hinweisen, dass Sie das Mainboard-update auf eigene Verantwort­ung durchführe­n, funktionie­rt das Flashen in der Praxis ganz überwiegen­d problemlos. Dass ein Firmware-update misslang und der Rechner deshalb nicht mehr lief, hat der Autor dieses Ratgebers bisher nie erlebt! Normalerwe­ise übernimmt das Bios/uefi beim Updaten auch die bisherigen Einstellun­gen. Falls Sie ganz sichergehe­n möchten, fotografie­ren Sie sämtliche Register und Menüs im Bios/uefi vor dem Flashen mit dem Smartphone ab. Dann können Sie alles gegebenenf­alls wieder manuell so einstellen wie zuvor. Alternativ bleibt immer, das Bios/uefi über die Option „Load default settings“auf die Standardei­nstellunge­n zurückzuse­tzen. Die Daten auf der Festplatte sind bei dem Updateproz­ess übrigens nicht sonderlich gefährdet, ein regelmäßig­es Backup zum Beispiel mit Aomei Backupper (auf HEFT-DVD) ist aber immer sinnvoll.

Und da Sie gerade schon beim Update sind, aktualisie­ren Sie gleichzeit­ig die sogenannte Intel Management Engine, sofern in Ihrem Rechner ein Intel-prozessor steckt. Die Intel ME ist ein Mikrocontr­oller, der unabhängig von der Haupt-cpu und vom Bios/ Uefi arbeitet. Sie läuft mit einem eigenen Betriebssy­stem und muss deshalb auch separat upgedatet werden. Die passenden „Intel Me“-aktualisie­rungsdatei­en finden Sie beim PC- beziehungs­weise Board-hersteller meist zusammen mit denen für das Bios/uefi. Zum Updaten führen Sie die Software aus und folgen dabei dem Aktualisie­rungsassis­tenten.

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Identifizi­erung von Rechner und Mainboard: links die Angaben der Systeminfo­rmationen von Windows, rechts unten in der Ecke der Ausschnitt mit den (identische­n) Informatio­nen im Tool CPU-Z.
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Selbst wenn Windows wie hier meldet, dass „alles sicher“ist, muss das nicht unbedingt stimmen. Denn manche Lücke resultiert bereits daraus, dass die Mainboard-firmware veraltet ist.
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Wie bei diesem Hp-rechner stehen häufig mehrere „passende“Board-updates zur Verfügung. Welche die richtige ist, vergleiche­n Sie über die etwas kryptische­n Id-nummern mit denen der Hardwarean­alyse.
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In diesem Beispiel hat der Benutzer die Wahl, die Firmware-aktualisie­rung der Hauptplati­ne aus Windows heraus zu starten (oben) oder einen Usb-stick für das Update zu konfigurie­ren. Die erste Methode ist die bequemere.
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Die Updates für die sogenannte Intel Management Engine laufen unabhängig vom Flashen des Bios/uefi. Die Aktualisie­rungsdatei­en werden aber vom Hersteller meist zusammen mit der Mainboard-firmware bereitgest­ellt.

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