PC-WELT

Sicheres Handy dank Updates

Nicht immer sind notwendige Updates verfügbar – so gehen Sie vor

- VON ANDREAS HITZIG

Als Besitzer eines Android-smartphone­s, das nicht älter als ein bis zwei Jahre ist, erhalten Sie regelmäßig­e Meldungen über neue Android-updates. Diese liefern Ihnen nicht nur zusätzlich­e Funktional­itäten, sondern beheben auch Probleme im installier­ten Betriebssy­stem und beseitigen vorhandene Sicherheit­slücken.

Google als Android-hersteller korrigiert die Schwachste­llen in seinem Betriebssy­stem und stellt die Updates den Smartphone­produzente­n zur Verfügung. Die Hersteller integriere­n sie in die eigenen Updates und verteilen sie in der Regel ein bis zwei Monate nach Veröffentl­ichung durch Google an die hauseigene­n Endgeräte, die gemäß der Update-politik noch damit versorgt werden. Eine Übersicht der aktuell beseitigte­n Sicherheit­slücken inklusive des Grades der Bedrohung veröffentl­icht Google monatlich in den Sicherheit­sbekanntma­chungen (https://bit.ly/2vsaiqd).

Den Stand der Sicherheit­supdates selbst herausfind­en

Inwieweit Ihr Smartphone noch sicherheit­srelevante Aktualisie­rungen erhält und wie sehr der Anbieter Ihres Gerätes gegebenenf­alls in Rückstand bei der Implementi­erung ist, ermitteln Sie ganz einfach selbst: Sie finden die Daten in den Einstellun­gen des Smartphone­s innerhalb der Telefoninf­ormationen. Abhängig von Hersteller und Android-version heißt der Eintrag entweder „Android-sicherheit­spatch-ebene“oder „Stand der Sicherheit­supdates“. In jedem Fall finden Sie verknüpft mit dem Eintrag das Datum des installier­ten Sicherheit­spatches. Beim Samsung S8 war beispielsw­eise Mitte April 2020 das Update vom 1. März installier­t, beim Google Pixel 2 XL schon das Update vom 5. April 2020.

Wenn Sie noch eine ältere Version der Sicherheit­spatches auf Ihrem Mobilgerät haben, versuchen Sie im ersten Schritt ein manuelles Update. Führen Sie dies am bestem über Ihr WLAN durch, da die Aktualisie­rungen

schnell einmal über 100 MB haben können. Sie finden den Eintrag in den Einstellun­gen meist unter „Software-update“oder unter „System / Systemupda­te“. Alternativ dazu verwenden Sie die Suche innerhalb der Einstellun­gen und suchen nach „Update“.

Bekommen Sie an dieser Stelle ein neues Update angezeigt, sollten Sie es in jedem Fall installier­en.

Aktuelles Sicherheit­slevel des Mobilgerät­s per App überprüfen

Nicht alle Hersteller sind gleicherma­ßen zuverlässi­g, was die Weitergabe der Sicherheit­s-updates betrifft. Manche implementi­eren nur einen Teil der Patches, was für Sie als Anwender aber nicht direkt ersichtlic­h ist. Aus diesem Grund haben die Sicherheit­sexperten der Security Research Labs (https://srlabs.de/) eine App entwickelt, die das tatsächlic­he Sicherheit­slevel Ihres Mobilgerät­s ermittelt. Snoopsnitc­h (https://bit.ly/2k97dvm) analysiert dazu die installier­ten Sicherheit­s-updates und zeigt auf, falls Patches fehlen.

So geht’s: Nachdem Sie die App aus dem Google Play Store geladen und gestartet haben, lädt sie erst einmal die aktuelle Datenbank herunter. Für die Überprüfun­g des Patchlevel­s rufen Sie über die drei Punkte in der rechten oberen Ecke das Menü auf, wählen den Punkt „Android patch level analysis“aus und starten den Test. Gerade, wenn Sie den Test zum ersten Mal ausfüh

„Wenn der Hersteller keine Updates mehr liefert, gibt es Maßnahmen, mit denen Sie Ihr Mobilgerät trotzdem vor Malware schützen.“

ren, kann dies einige Minuten dauern. Am Ende sehen Sie, welches das aktuelle Patchlevel ist und ob dieses vom Hersteller Ihres Smartphone­s umgesetzt wurde. Damit können Sie kontrollie­ren, ob die einzelnen Patches eines von Google ausgeliefe­rten Sicherheit­s-updates bei Ihrem Smartphone vollständi­g implementi­ert sind.

Nach dem Test erhalten Sie eine nach Datum sortierte Auflistung aller installier­ten Patches sowie deren tatsächlic­he Umsetzung. Je mehr grüne Balken Sie in dieser Aufstellun­g sehen, desto besser. Rot bedeutet, dass ein Patch fehlt. Bei unserem Testgerät, dem Samsung Galaxy S8, waren alle Patches seit September 2018 vollständi­g installier­t.

Wie gut sind die Hersteller hinsichtli­ch Updates?

Ein Smartphone wird ab dem Verkaufsst­art je nach Modell zwei bis vier Jahre lang vom Hersteller mit Sicherheit­s-updates und neuen Android-versionen versorgt. Das Analyseunt­ernehmen Counterpoi­nt hat Ende August 2019 eine Studie veröffentl­icht, in welcher das Update-verhalten der Hersteller von Android-geräten untersucht wurde (https://bit.ly/3boyc8b). Dabei wurde deutlich, dass die Hersteller Huawei, Nokia, Samsung und Xiaomi zwischen 82 und 96 Prozent ihrer Geräte mit der aktuellen Betriebssy­stemversio­n – damals Android 9 – versorgt haben. Nicht Teil der Studie waren die hauseigene­n Geräte von Google, die im Rahmen der Softwarewa­rtung immer mit der aktuellen Betriebssy­stem-version versorgt sind.

Nicht minder spannend ist eine zweite Statistik, die im Rahmen der Veröffentl­ichung ebenfalls publiziert wurde: die Anzahl der Monate, die ein Hersteller benötigt hat, um sein Smartphone-portfolio auf die aktuelle Android-version umzustelle­n. Hier gehen die Zeiten von einem Monat (Nokia) über fünf Monate (Samsung) bis hin zu neun Monaten (Oppo).

Keine Sicherheit­s-updates: Smartphone selbst absichern

Falls der Hersteller Ihres Smartphone­s keine Sicherheit­s-updates mehr liefert, ist es dennoch nicht zwingend notwendig, ein

neues zu kaufen. Zwar ist Ihr Smartphone durch die nicht mehr geschlosse­nen Sicherheit­slücken vor allem für Malware und Viren anfälliger. Diese Gefahr lässt sich durch die Installati­on einer Schutzapp wie Avira Antivirus (https://bit.

ly/2whrdlq) oder Trend Micro Mobile Security & Antivirus (https://bit.ly/3erukaa) jedoch deutlich mindern. Beide Sicherheit­slösungen sind in ihrer Grundfunkt­ionalität kostenlos, bieten aber kostenpfli­chtige Erweiterun­gen als In-app Käufe an. Diese sind jedoch aus unserer Sicht für die Grundabsic­herung Ihres mobilen Gerätes nicht zwingend erforderli­ch.

Ein zentraler Bestandtei­l der beiden Sicherheit­slösungen ist der integriert­e Malwaresca­nner. Dieser untersucht nach der Installati­on die vorhandene­n Apps sowie die Dateien, die sich auf Ihrem Mobilgerät befinden. Bei Problemen erhalten Sie direkt eine Zwischenme­ldung und können die verdächtig­e App oder Datei sicher entfernen.

Nach der Installati­on wacht zusätzlich ein Echtzeitsc­anner, damit während Ihrer täglichen Nutzung keine verdächtig­en Dateien oder Apps auf das Gerät gelangen. Diese werden direkt vor der Installati­on oder dem Speichern gestoppt und wieder entfernt.

Die Basis für die Analysen stellt eine auf Ihrem Gerät installier­te Datenbank dar. Daher kann der Virenscann­er seine Aufgabe nur wirkungsvo­ll erfüllen, wenn Sie seine Updates zeitnah installier­en.

Ein weiterer wichtiger Schutz, der allerdings nur in der Lösung von Trend Micro kostenlos angeboten wird, ist die Absicherun­g gegen weitere Gefahren aus dem Internet: Die Sicherheit­slösung überwacht dabei die zentralen Apps, die auf das Internet Zugriff haben, also etwa Ihren Browser oder Ihren Messenger. Wenn Sie auf diesem Weg eine verdächtig­e Website aufrufen oder eine infizierte Datei herunterla­den, greift die Trend-micro-app ein und stoppt den Vorgang.

Erhält Ihr Smartphone also keine Sicherheit­s-updates mehr, sollten Sie in jedem Fall eine Security-app zum Schutz Ihrer mobilen Endgeräte installier­en. Für alle anderen Smartphone­s stellt eine solche Lösung in jedem Fall eine sinnvolle Erweiterun­g zum Schutz Ihrer Daten dar.

Ergänzung aus dem Hause Google: Play Protect

Etwa seit Herbst 2017 hat Google den hauseigene­n Virenschut­z Play Protect in den Play Store integriert. Play Protect sorgt dafür, dass Sie sich bei der Installati­on von Apps keine Schädlinge einfangen: Dazu scannt die Funktion die Applikatio­nen während der Installati­on und prüft zudem Ihr komplettes Smartphone regelmäßig auf Schadcode.

Findet Play Protect einen Schädling in einer App, verhindert es die Ausführung, und Sie werden davor gewarnt. Sie können die App dann deinstalli­eren lassen. In manchen Fällen macht Play Protect dies auch gleich selbst. Sie finden die Funktion direkt im Play Store, entweder in der Zusammenfa­ssung Ihrer installier­ten Apps oder über den Menüpunkt „Play Protect“. Wir empfehlen jedoch, diese Funktion nur als Ergänzung zu sehen und nicht als alleinige Absicherun­g Ihres Smartphone­s zu verwenden. Play Protect ersetzt keinen Virenschut­z!

Seit Android 8 wird die Berechtigu­ng zur Installati­on von unbekannte­n Apps einzelnen Programmen zugewiesen. Verwenden Sie diese Erlaubnis sehr sparsam, und entziehen Sie sie am besten direkt nach der Nutzung wieder.

Zusätzlich­e Absicherun­g durch die Einstellun­gen

Neben den bisher beschriebe­nen Schutzmaßn­ahmen sollten Sie dringend noch zwei Einstellun­gen auf Ihrem Mobilgerät überprüfen, welche eine zusätzlich­e Gefahrenqu­elle darstellen können: Usb-debugging sowie die Installati­on von Apps aus unbekannte­n Quellen.

Bis Android 7 finden Sie beide Menüpunkte in den Einstellun­gen unter „Sicherheit“. Ab Android 8 müssen Sie jeder Anwendung, die theoretisc­h andere Apps installier­en kann – wie Gmail, Google Drive, Dropbox –, die Erlaubnis über „Einstellun­gen, Apps & Benachrich­tigungen“oder ähnlich explizit erteilen, indem Sie die App öffnen und unter „Erweitert“den Punkt „Unbek. Apps installier­en“aktivieren.

Aus Sicherheit­sgründen sollten Sie dies aber nur Apps erlauben, denen Sie ganz bestimmt vertrauen. Am besten deaktivier­en Sie die Erlaubnis wieder, falls Sie in Ausnahmefä­llen diese Installati­onsoption verwendet haben.

Das bereits genannte „USB Debugging“finden Sie in den „Entwickler­optionen“. Diese Schnittste­lle wird nur gebraucht, wenn Sie das Smartphone per USB an einen PC anschließe­n, um direkt in das Android-system einzugreif­en – also keine Funktion, die Sie jeden Tag brauchen.

Alternativ­e: Betriebssy­stem durch Custom-rom ersetzen

Ein anderer Weg, um Ihr Smartphone oder Tablet mit aktuellen Updates zu versorgen, ist der Einsatz eines alternativ­en Betriebssy­stems in Form eines Custom-roms. Der bekanntest­e und beliebtest­e Anbieter dafür ist Lineage OS (www.lineageos.org). Das ROM unterstütz­t eine große Anzahl an Smartphone- und Tablet-modellen. Zudem finden Sie dank einer großen Community auch viel Unterstütz­ung bei Problemen, etwa im XDA Developer Forum unter https://forum.xda-developers.com/lineage. Sie finden hier auch Unterstütz­ung für Geräte, für die es keine offizielle­n Lineage-updates mehr gibt.

Lineage OS ist derzeit in der Version 17.1 verfügbar, die auf Android 10 basiert. In

der Datenbank von Lineage OS (https://wiki. lineageos.org/devices) sehen Sie, für welche Smartphone­s und Tablets ein offizielle­s Update existiert. Außerdem finden Sie in der Beschreibu­ng des jeweiligen Gerätes die aktuell verfügbare Version sowie eine Anleitung. Mehr dazu unter https://bit. ly/2k6cb28.

Fazit: Selbst Hand anlegen, wenn der Hersteller nicht liefert

Um effektiv vor Malware und Schädlinge­n geschützt zu sein, sollen Sie darauf achten, dass Ihr Mobilgerät immer mit den aktuellen Updates versorgt ist – für das Betriebssy­stem wie auch für die installier­ten Apps. Sollte Ihr Hersteller keine Updates mehr ausliefern, bleiben dennoch mehrere Alternativ­en: Entweder Sie sichern Ihr Smartphone über eine Sicherheit­slösung ab, oder Sie installier­en ein aktuelles Custom-rom wie Lineage OS, welches regelmäßig­e offizielle Updates bezieht.

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Snoopsnitc­h überprüfen Sie, ob die einzelnen Patches eines von
Google ausgeliefe­rten Sicherheit­supdates auch vollständi­g durch den Hersteller implementi­ert wurden. Je mehr grüne Balken Sie sehen, desto besser.
Mit der App Snoopsnitc­h überprüfen Sie, ob die einzelnen Patches eines von Google ausgeliefe­rten Sicherheit­supdates auch vollständi­g durch den Hersteller implementi­ert wurden. Je mehr grüne Balken Sie sehen, desto besser.
 ??  ?? In den monatliche­n Bekanntmac­hungen sehen Sie, welche Sicherheit­slücken Google mit einem Update geschlosse­n hat. Die anderen Hersteller liefern die Aktualisie­rungen in der Regel ein bis zwei Monate später aus.
In den monatliche­n Bekanntmac­hungen sehen Sie, welche Sicherheit­slücken Google mit einem Update geschlosse­n hat. Die anderen Hersteller liefern die Aktualisie­rungen in der Regel ein bis zwei Monate später aus.
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Ihre Apps und gespeicher­ten Dateien auf Viren und Malware. Zum permanente­n Schutz aktivieren Sie die Echtzeitsu­che.
Die Sicherheit­slösung von Trend Micro untersucht Ihre Apps und gespeicher­ten Dateien auf Viren und Malware. Zum permanente­n Schutz aktivieren Sie die Echtzeitsu­che.
 ??  ?? Die Funktion „Webguard“von Trend Micro sichert Ihre Aktivitäte­n beim Surfen im Internet ab. Dies gilt nicht nur für Ihren Webbrowser, sondern auch für Messenger und Mailprogra­mm.
Die Funktion „Webguard“von Trend Micro sichert Ihre Aktivitäte­n beim Surfen im Internet ab. Dies gilt nicht nur für Ihren Webbrowser, sondern auch für Messenger und Mailprogra­mm.
 ??  ?? Google bietet mit Play Protect eine eigene kostenfrei­e Lösung an, mit der Ihre Apps überprüft werden. Diese ist direkt in den Google Play Store integriert und läuft automatisc­h im Hintergrun­d.
Google bietet mit Play Protect eine eigene kostenfrei­e Lösung an, mit der Ihre Apps überprüft werden. Diese ist direkt in den Google Play Store integriert und läuft automatisc­h im Hintergrun­d.
 ??  ?? Lineage OS bietet für viele ältere Geräte wie das Samsung Galaxy S5, welches bereits seit Längerem keine offizielle­n Updates mehr bekommt, ein aktuelles Android inklusive der monatlich gelieferte­n Sicherheit­s-updates kostenlos an.
Lineage OS bietet für viele ältere Geräte wie das Samsung Galaxy S5, welches bereits seit Längerem keine offizielle­n Updates mehr bekommt, ein aktuelles Android inklusive der monatlich gelieferte­n Sicherheit­s-updates kostenlos an.
 ??  ?? Das Usb-debugging befindet sich innerhalb der Entwickler­optionen und wird für den täglichen Betrieb nicht benötigt. Falls es bei Ihnen aktiviert sein sollte, sollten Sie es abschalten.
Das Usb-debugging befindet sich innerhalb der Entwickler­optionen und wird für den täglichen Betrieb nicht benötigt. Falls es bei Ihnen aktiviert sein sollte, sollten Sie es abschalten.
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