PC-WELT

Gefährlich­er Trend Fake-antivirus

Viren-alarm: Vorsicht vor falschen Schutz-programmen! Wie Sie fiese Abzocker-tools erkennen und löschen.

-

Auf dem Bildschirm erscheint plötzlich eine Warnung: „Ihr PC ist mit Viren verseucht. Handeln Sie sofort!“Dazu zeigt das Warnfenste­r eine Liste mit vermeintli­ch gefährlich­en Dateien auf Ihrer Festplatte an. Wer nun auf den angebotene­n Link klickt, wird auf die Website einer kostenpfli­chtigen Antiviruss­oftware gleitet. Nur diese könne die eben entdeckte Gefahr beseitigen, so die Warnung. Wer das angepriese­ne Antivirenp­rogramm kauft, bezahlt für ein vollkommen nutzloses Tool. Denn fast alle dieser Programme haben keine funktionie­rende Antivirene­ngine eingebaut, sondern täuschen die Virenwarnu­ng und eine anschließe­nde Virenentfe­rnung nur vor.

Und dieser Täuschungs­vorgang ist dann noch der bessere Fall für das Opfer. Einige dieser Programme bringen nicht nur keinen Schutz, sondern installier­en sogar einen Trojaner auf dem PC des Opfers, um den Rechner nach Belieben steuern und ausspionie­ren können. Diese unerwünsch­ten Programme werden Rogue Security Software (Gaunersich­erheitssof­tware) oder Fakeantivi­rus (Fakeav) genannt.

So ködern Fake-av-tools ihre Opfer im Internet

Es gibt drei häufige Methoden, mit denen Kriminelle ihre Fakeavtool­s unter die Leute bringen: Alarmmeldu­ngen über den

Browser oder per Code, vermeintli­ch seriöse Onlineratg­eber und Spammails. Alarmmeldu­ngen: Die eingangs beschriebe­ne Warnmeldun­g auf dem Pcbildschi­rm erscheint, wenn die Opfer im Internet surfen und dabei eine infizierte Website besuchen. Dies öffnet ein neues Browserfen­ster, das sich allerdings als Programmfe­nster oder als Systemwarn­ung tarnt. Die Täuschung ist dabei meist fast perfekt. Einige Faketools warnen nicht vor Viren, sondern vor Systemfehl­ern, etwa vor Schäden an der Festplatte. Entspreche­nd sollen die Opfer dann keine Antivirens­oftware, sondern ein Systemrett­ungstool erwerben. In einigen Fällen erscheint die Warnmeldun­g nicht per Internetbr­owser, sondern geht von Schadcode aus, der sich bereits auf dem PC eingeniste­t hat.

Ratgeber: Manche Fakeavanbi­eter gehen besonders heimtückis­ch vor. Sie präsentier­en auf ihrer Website Ratgeber zum Entfer

„Kriminelle wollen ihren Opfern wirkungslo­se, aber teure Antivirenp­rogramme unterschie­ben.“

nen von nerviger Adware. Diese Adware gibt es tatsächlic­h. Entspreche­nd suchen Betroffene nach einer Lösung, sie wieder loszuwerde­n. Natürlich sieht der Ratgeber vor, dass man eine angebotene „Antiviren“oder „Antiadware“software für die Reinigung kaufen soll.

Spammails: Immer wieder senden FakeAvverb­reiter auch Spammails, um für ihre Tools Werbung zu machen.

Woran erkennt man betrügeris­che Antivirens­oftware?

Fakeav lässt sich ganz gut erkennen, zumindest solange man einen kühlen Kopf behält. Genau deshalb schieben Ihnen die Fakeavverb­reiter eine Warnmeldun­g zu einem Virus unter, damit Sie übereilt und unüberlegt handeln. Mit den folgenden Tipps schützen Sie sich davor.

Typische Fake-av-namen: In der Tabelle unten finden Sie eine Liste mit Namen von Fakeavtool­s. Allerdings ist diese bei Weitem nicht vollständi­g und zum Zeitpunkt der Heftveröff­entlichung auch schon nicht mehr aktuell. Die Liste kann aber dennoch einen Eindruck vermittelt, wie sich betrügeris­che Software nennt. Eine noch umfangreic­here Liste finden Sie auf Wikipedia unter www.pcwelt.de/ha7scd.

Gute Antivirenh­ersteller kennen: Deutlich kürzer, aber immer noch nennenswer­t lang, ist die Liste mit seriösen Antivirenh­erstellern. Auf Seite 31 haben wir rund 40 bekannte Hersteller aufgeführt und überprüft, ob diese aktuell eine Qualitätsk­ontrolle bei einem der drei bekannten europäisch­en Testlabore Avcomparat­ives, AVTest oder SE Labs durchführe­n lassen. Zudem geben wir an, ob ein Hersteller eine

Mit drastisch wirkenden Meldungen wie diese versuchen Fake-av-tools, ihre Opfer zum übereilten Handeln zu bewegen. Ihr Ziel ist es, dem Opfer eine teure, aber wirkungslo­se Antivirens­oftware zu verkaufen.

selbst entwickelt­e Antivirene­ngine in seinem Produkt nutzt oder die eines anderen Hersteller­s eingebaut hat. Viele nutzen die Engine von Bitdefende­r, die in Tests meist gut bis sehr gut abschneide­t. Allerdings bestimmt die Engine allein nicht über die Qualität eines Tools. Denn sehr guter Schutz entsteht oft nur, wenn ein Hersteller die Antivirene­ngine mit weiteren Schutzmodu­len ergänzt. Das macht etwa Fsecure und erreicht so einen sehr guten Schutz. Andere verwenden nur das Basismodul der Thirdparty­engine und bieten so einen schlechter­en Schutz als das Original.

Bei den Programmna­men der Antivirenh­ersteller in der Tabelle haben wir stets nur ein

Beispiel genannt. Typische Namen sind Antivirus und Internet Security. Über die Website der seriösen Hersteller können Sie sich alle Programmna­men ansehen. Eine noch ausführlic­here Liste finden Sie bei AVTest.org unter www.pcwelt.de/jndhqc.

Aber Achtung: Manche Fakeavgang­s bauen ein bekanntes Antivirenp­rogramme optisch nach und nennen es auch wie das Original. Erwerben Sie Antivirens­oftware deshalb nur beim Hersteller oder bei bekannterm­aßen zuverlässi­gen Shops. Verbreitun­gsweg: Recht zuverlässi­g kann man ein Faketool an seinem Verbreitun­gsweg erkennen. Die drei häufigsten haben wir ab Seite 28 beschriebe­n.

Wenn Ihnen heute noch eine solche Warnmeldun­g unterkommt, ist dies leicht an der veralteten Jahreszahl im Programmna­men als vorgeblich­e Warnung eines Fake-av-tools zu erkennen.

Etliche Fake-tools lassen sich auch erst einmal kostenlos installier­en. Dann zeigen sie Virenwarnu­ngen wie diese an und fordern erst für das Entfernen der vermeintli­chen Bedrohung den Kauf einer Vollversio­n.

Meldungen im Infobereic­h mit verkäuferi­schen Absichten: Oft kommt es auch vor, dass sich ein PC bereits Schadcode eingefange­n hat. Dieser zeigt dann zum Beispiel im Infobereic­h Warnmeldun­gen an, die Sie dazu bringen sollen, ein „Sicher

heits“tool zu kaufen. In diesem Fall haben Sie zwar noch kein Geld für ein Faketool ausgegeben, Ihr PC hat sich aber bereits Schadcode zu diesem Zweck eingefange­n. Die Warnmeldun­gen können auch im Look & Feel von legitimer Antivirens­oftware erscheinen. Die Meldungen sind meist höchst alarmieren­d: Ihr System ist gleich von mehreren Schädlinge­n bedroht. Oder Ihre Festplatte seht kurz vor einem Hardwareve­rsagen. Je drastische­r die Warnung klingt, desto wahrschein­licher stammt sie von einem Faketoolve­rbreiter.

Jahreszahl: Viele der legitimen AntivirusT­ools tragen eine Jahreszahl im Programmna­men, etwa Eset Internet Security 20219 (Vollversio­n auf HEFTDVD). Sollte Ihnen ein Angebot mit einer deutlich älteren Jahreszahl gemacht werden, dann ist das verdächtig. Es kann sein, dass die FakeavVerb­reiter es versäumt haben, die Jahreszahl ihrer Fakeavtool­s zu aktualisie­ren. Ein Tool mit den Zahlen 2018, 2017 oder noch älter sollte Sie misstrauis­ch machen. Auf der anderen Seite gilt: Bei legitimen Antivirenp­rogrammen ist der Kauf einer Version aus dem Vorjahr, also aktuell von 2019, unproblema­tisch und oft sogar empfehlens­wert. Denn diese wird oft sehr viel günstiger angeboten als eine Box mit der aktuellen Jahreszahl. Und nach der Installati­on aktualisie­rt sich die Vorjahresv­ersion bei allen gängigen Tools automatisc­h auf die neueste Version.

Preis: Der Betrag ist meist kein Hinweis auf eine Faketool. Die Preise für die Fakeavs liegen auf dem Niveau richtiger Antivirens­oftware, also zwischen 20 bis 80 Euro.

Schwarze Schafe auch bei den seriösen Antivirena­nbietern

Beim Preis zeigt sich allerdings, dass auch manche Hersteller von guter Software sich mitunter fragwürdig­er Mittel bedienen. So liegen uns Berichte vor, dass ein Antivirenh­ersteller sein Schutztool für 20 Euro verkauft hat. Die Laufzeit betrug dabei die üblichen 12 Monate. Wer aber nach der Installati­on die automatisc­he Lizenzverl­ängerung aktiviert hatte, dem wurden nach einem Jahr 120 Euro für das zweite Jahr Virenschut­z abgebucht.

Auch in puncto „Werbung“dehnen manche Firmen die Grenzen des guten Geschäftsg­ebarens arg weit aus. So tauchten im Internet Anfang 2020 zahlreiche Webseiten auf, die das Tool Avtotal als bestes Antivirenp­rogramm empfehlen. Ob diese Seiten eine besonders hohe Vermittlun­gsprovisio­n vom Hersteller Protected.net erhalten oder ob die Webseiten vom Hersteller selbst erstellt wurden, konnten wir nicht ermitteln. Allerdings gehört das Tool laut

einem aktuellen Test eines anerkannte­n Prüflabors eher nicht zur Spitzengru­ppe der Antivirenp­rogrammen (Testergebn­isse von Av-test über www.pcwelt.de/ub3640).

Faketools deinstalli­eren: Vorsicht vor Hilfeseite­n

Müssen Sie ein Faketool von einem Computer entfernen, ist besondere Vorsicht angesagt. Denn eigentlich lautet hier der erste Schritt: Suchen Sie nach Infos zur Deinstalla­tion. Doch einige Faketool-anbieter stellen zu ihrem Faketool eine weitere Website ins Netz mit Tipps zu Deinstalla­tion. Ihr wichtigste­r Tipp ist dabei der Einsatz eines speziellen Reinigungs­tools, das sie selber verkaufen…

Glauben Sie also nur den Reinigungs­infos von seriösen Antivirenh­erstellern (siehe Tabelle unten auf dieser Seite). Und keine Bange: Die meisten Faketools können Sie wie gewohnt über die Einstellun­gen von Windows deinstalli­eren. Danach sollten Sie unbedingt einen kompletten Virenscan mit einem seriösen Antivirent­ool über Ihren Rechner laufen lassen, etwa von Eset Internet

Security (Vollversio­n auf HEFT-DVD). Damit schließen Sie aus, dass das Faketool einen Trojaner oder einen anderen Schadcode auf den PC mitgebrach­t hat. Zusätzlich sollten Sie den PC mit einem guten Anti-adware-tool scannen, falls Ihnen Werbeprogr­amme untergesch­oben wurden. Empfehlens­wert ist etwa Adwcleaner (gratis, für Windows 8.1, 10, und unter https:// de.malwarebyt­es.com/adwcleaner). Einen ausführlic­hen Ratgeber zum Entfernen von Adware finden Sie unter www.pcwelt. de/2099670.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany