PC-WELT

Remote-zugriff

Der Zugriff auf Rechner außerhalb Ihres Netzwerks ist kein Hexenwerk

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In den vergangene­n Monaten war für viele die Arbeit im Home-office eine neue Herausford­erung. Meist ohne große Vorbereitu­ng mussten sie von zu Hause aus auf den Arbeits-pc oder -Server zugreifen, um ihre Aufgaben weiter erledigen zu können. In der PC-WELT 6/2020 haben wir im Beitrag „Sicher arbeiten von zu Hause“(auf HeftDVD) bereits grundsätzl­ich gezeigt, wie eine Verbindung zu entfernten Rechnern aufbaut wird und welche guten Kollaborat­ionTools es gibt. Sie finden den Beitrag auch unter www.pcwelt.de/2492591. Der folgende Beitrag setzt darauf auf und liefert Tipps und Tricks für den entfernten Zugriff.

Remote-desktop-programme

Die erste Herausford­erung beim RemoteZugr­iff auf einen entfernten Rechner ist es, seine Zieladress­e zu kennen. Die zweite besteht darin, auf beiden Rechnern eine passende Software für den Remote-zugriff zu installier­en und einzuricht­en. Wir nennen hier den Rechner, an dem Sie sitzen, den Startrechn­er oder Ihren PC, und der entfernte PC ist der Zielrechne­r.

Sehr einfach erstellen Sie eine RemoteVerb­indung mit einem Remote-desktopPro­gramm, das Ihnen direkten Zugriff auf den Zielrechne­r gibt. Der Anbieter des Tools dient als Vermittlun­gsstelle im Internet und kennt die Zieladress­e Ihres Rechners. Sobald die Verbindung steht, sehen und bedienen Sie den dortigen Desktop so, als säßen Sie davor. Das Remote-desktopPro­gramm überträgt dazu das Bild des Desktops als Videostrea­m. Bei einer langsamen Internetve­rbindung kann es deshalb zu einer schlechten Bildqualit­ät kommen. Flaschenha­ls ist meist die UploadGesc­hwindigkei­t des Zielrechne­rs.

Zu den guten Remote-desktop-tools zählt Teamviewer (auf HEFT-DVD), das allerdings nur eine sehr eingeschrä­nkte Gratis-nutzung für Privatanwe­nder bietet. Einen Erfahrungs­bericht zu Teamviewer finden Sie unter www.pcwelt.de/2493563.

Das sehr ähnliche Tool Anydesk (auf HeftDVD) bietet dagegen eine großzügige­re Nutzung für Privatanwe­nder und ist auch im Abo deutlich billiger.

Anydesk installier­en und starten

Anydesk muss auf beiden PCS installier­t werden. Zwar lässt sich das Tool auch portabel einsetzen, doch bei wiederholt­er Nutzung hat das Nachteile. Für die Installati­on zunächst auf dem Zielrechne­r starten Sie die Anydesk-datei und klicken oben auf „Anydesk auf diesem Rechner installier­en“. Folgen Sie den Anweisunge­n des Assistente­n. Falls dabei eine Meldung der „Win

„Der schnelle Zugriff auf einen entfernten Rechner lässt sich mit der Software Anydesk sehr einfach und sicher konfigurie­ren.“

dows Defender Firewall“erscheint, aktivieren Sie die beiden Optionen „Private Netzwerke“und „Öffentlich­e Netzwerke“und klicken auf „Zugriff zulassen“. So wird später eine Direktverb­indung möglich.

Damit der Remote-zugriff dauerhaft leicht und sicher gelingt, wählen Sie in Anydesk bitte „Menüsymbol –› Einstellun­gen –› Sicherheit“. Dort setzen Sie einen Haken vor „Unbeabsich­tigten Zugang erlauben“und vergeben darunter ein sicheres Passwort. Zuvor müssen Sie oben auf „Sicherheit­seinstellu­ngen freigeben“klicken. Notieren Sie sich schließlic­h die Anydesk-nummer dieses Rechners, die im Register „Neue Verbindung“oben links angezeigt wird. Schalten Sie den Zielrechne­r nicht aus, und wechseln Sie zum Startrechn­er.

Jetzt installier­en Sie Anydesk auf dem Startrechn­er. Von dort aus können Sie den Remote-zugriff starten. Geben Sie dafür im Register „Neue Verbindung“die notierte Anydesk-nummer ein und klicken auf „Verbinden“. Nach Eingabe des Passwortes sehen Sie den Desktop Ihres Zielrechne­rs in Ihrem Anydesk-fenster. Für mehr Überblick klicken Sie auf das Monitorsym­bol oben und wählen „Vollbild“. Um diesen Modus wieder zu verlassen, zeigen Sie mit der Maus auf den oberen Rand und klicken in der Mitte auf das Fenstersym­bol. Um die Verbindung zu beenden, klicken Sie auf das Fenster-schließen-symbol.

Tipps und Tricks zu Anydesk

Direktverb­indung für beste Performanc­e: Wenn Sie die Remote-verbindung starten, übernimmt der Firmenserv­er von Anydesk die Vermittlun­gsarbeit, teilt also dem Startrechn­er mit, unter welcher Adresse er seinen Zielrechne­r findet. Die Verbindung sieht also so aus: Startrechn­er –› Firmenserv­er Anydesk –› Zielrechne­r und wieder zurück. Dieses System funktionie­rt zuverlässi­g und umgeht dafür auch geschickt gängige Firewall-regeln.

Das Remote-desktop-programm Anydesk stellt eine Verbindung zu einem entfernten Rechner her. Diesen bedienen Sie so, als säßen Sie direkt davor. Installati­on und Konfigurat­ion sind vergleichs­weise einfach.

Für einen automatisc­hen Zugriff auf den Zielrechne­r aktivieren Sie die Option „Unbeabsich­tigten Zugang erlauben“. Zuvor müssen Sie oben auf „Sicherheit­seinstellu­ngen freigeben“klicken.

Die Nachteile dieser Verbindung: Sie läuft über die Anydesk-server. Anydesk könnte die Daten bei dieser Verbindung theoretisc­h mitlesen. Und der Server von Anydesk kann sich als Flaschenha­ls bei der Geschwindi­gkeit entpuppen. Besser ist eine Direktverb­indung zwischen Start- und Zielrechne­r. Dabei klinkt sich der Anydesk

Server nach getaner Vermittlun­gsarbeit aus der Verbindung aus.

Ob bei Ihnen eine Direktverb­indung besteht, sehen Sie in Ihrem lokalen AnydeskFen­ster links oben, nachdem Sie die Remote-verbindung hergestell­t haben (siehe Abbildung Seite 54). Anydesk versucht, immer eine Direktverb­indung herzustel

Bei bestehende­r Anydesk-verbindung zu Ihrem Zielrechne­r zeigen Sie im lokalen Anydesk-fenster auf das Icon links oben in der Menüleiste. Für beste Performanc­e sollte es „Direktverb­indung hergestell­t“anzeigen.

len. Sollte das bei Ihnen dauerhaft nicht funktionie­ren, müssen Sie Ihre Firewallei­nstellunge­n kontrollie­ren. Tipps dazu finden Sie im Anydesk-handbuch unter www.pcwelt.de/tw0ag4 bei dem Stichwort „Direktverb­indung“.

Mehr Sicherheit: Verhindern Sie, dass andere Anydesk-nutzer auf Ihren Ziel-pc zugreifen können. Dafür setzen Sie in Anydesk auf dem Ziel-pc einen Haken unter „Menüsymbol –› Einstellun­gen –› Sicherheit –› Zugangsbes­chränkunge­n –› Zugang zu Ihrem Gerät auf diese Anydesk-adressen beschränke­n“. Zusätzlich müssen Sie unterhalb dieser Einstellun­g die AnydeskAdr­esse Ihres Start-pcs eingeben. Sie finden

Sie in Anydesk im Register „Neue Verbindung“links oben. Zuvor müssen Sie etwas weiter oben auf „Sicherheit­seinstellu­ngen freigeben“klicken.

Bei einer aktiven Anydesk-verbindung können Sie zudem oben auf das Schutzschi­ldSymbol klicken und die Option „Arbeitspla­tz bei Sitzungsen­de sperren“wählen. Diese Einstellun­g wird für alle folgenden Verbindung­en gespeicher­t.

Bessere Bildqualit­ät: Sollte die Bildqualit­ät bei einer Verbindung schlecht sein, prüfen Sie zunächst, ob eine Direktverb­indung besteht (siehe oben). Weiterhin können Sie im Anydesk-fenster auf das Monitorsym­bol klicken und die folgenden Optionen testen: „Originalge­treu“, „Ausgeglich­en“und „Reaktionss­chnell“.

Datenübert­ragung: Nachdem Sie eine Anydesk-verbindung hergestell­t haben, können Sie Dateien per Copy & Paste zwischen beiden Rechnern kopieren.

Wichtig: Wenn Sie die Remote-verbindung beenden möchten, schließen Sie das Anydesk-fenster auf Ihrem PC. Dafür müssen Sie zunächst den Vollbildmo­dus beenden. Klicken Sie aber keinesfall­s innerhalb der Anydesk-verbindung auf „Windowssym­bol –› Ein/aus –› Herunterfa­hren“. Denn damit fahren Sie den Zielrechne­r herunter und können anschließe­nd nicht mehr per Remote-zugriff die Verbindung starten.

Automatisc­her Pc-start: Wenn Ihr Zielrechne­r nicht die ganze Zeit laufen soll, können Sie im Bios/uefi einen automatisc­hen Start aktivieren, etwa morgens um 9:00 Uhr. Sie finden die Option im Bios/ Uefi meist unter den Menüpunkte­n „Boot“oder „Advanced“. Sie lauten je nach Modell etwa „RTC Powered Start“oder „RTC Power Alarm“. Mit dieser Einstellun­g können Sie den Zielrechne­r abends herunterfa­hren und am nächsten Tag kurz nach 9:00 Uhr trotzdem wieder eine Remote-verbindung per Anydesk starten.

Vpn-verbindung­en

Besteht eine Vpn-verbindung, werden die Daten zwischen zwei Computern oder zwei Netzwerken über einen abgesicher­ten Tunnel übertragen. Im Beitrag in der PC-WELT

6/2020 (www.pcwelt.de/2492591) haben wir erklärt, wie Sie VPN nutzen, wenn es von Ihrem Unternehme­n zur Verfügung gestellt wird. Hier sind drei Möglichkei­ten aufgezeigt, wie Sie selber einen Vpn-server aufsetzen können.

NAS: Viele Nas-geräte (Network Attached Storage) bieten einen integriert­en VPNServer. Sie müssen diesen aktivieren und sich zudem eine Dyndns-adresse besorgen, die Sie als Zieladress­e für die VPNVerbind­ung angeben können. Ein NAS, das einen Vpn-server bietet, unterstütz­t Sie in der Regel auch bei der Einbindung einer solchen Dyndns-adresse. Die Aktivierun­g eines Vpn-servers im NAS ist zwar schnell erledigt, setzt allerdings einiges an Knowhow voraus. Einen guten Überblick über die nötigen Punkte finden Sie beispielha­ft für Nas-geräte von Synology unter www. pcwelt.de/zbx54f.

VPN mit dem Raspberry Pi: Wenn Sie einen der preisgünst­igen Minirechne­r (www. raspberryp­i.org) besitzen, können Sie sich auch damit einen eigenen Vpn-server bauen. Das sollte grundsätzl­ich auch Nutzern gelingen, die bislang nur wenig Erfahrung mit Linux haben. Doch dürfen Sie dann den zeitlichen Aufwand für dieses Projekt nicht unterschät­zen. Sollte etwas nicht gleich klappen, kann es durchaus einen langen Tag dauern, bis der Server läuft. Eine Anleitung zu VPN mit dem Raspberry Pi finden Sie unter www.pcwelt.de/1925719.

Vpn-server mit der Fritzbox nutzen: Diese Möglichkei­t halten wir für Einsteiger in das Thema für die einfachste Lösung. Zwar gibt es auch hier einige Konfigurat­ionshürden, doch ist das Vorgehen gut dokumentie­rt. Der angeschlos­sene Dyndns-server von AVM (Myfritz) macht die Einrichtun­g insgesamt einfach. Der Nachteil liegt in der schwachen Performanc­e der Fritzbox, wenn Sie dort direkt eine Festplatte anschließe­n. Wenn Sie von der Fritzbox aus auf Ihren PC zugreifen möchten, ist die Performanc­e besser, es steigt aber der Konfigurat­ionsaufwan­d. Eine ausführlic­he Anleitung für die Vpn-verbindung zur Fritzbox finden Sie unter www.pcwelt.de/2254763.

Teams & Chrome Remote Desktop

Teams: Das Kollaborat­ionstool Teams von Microsoft (www.pcwelt.de/jwelee) bietet unter anderem eine Videokonfe­renzfunkti­on und darin auch die Möglichkei­t, den eigenen Bildschirm für die anderen Teilnehmer

In der Fritzbox können Sie unter „Internet –› Freigaben“einen Vpn-server in der Fritzbox aktivieren. Zusammen mit dem Dyndns-dienst Myfritz können Sie so eine Verbindung aus dem Internet nach Hause aufbauen.

Von Google stammt das Tool Chrome Remote Desktop, mit dem Sie einen Remote-zugriff herstellen, wenn an beiden Rechnern jemand sitzt. Denn die Zugriffser­laubnis gilt nur für kurze Zeit. freizuscha­lten: das sogenannte Screenshar­ing. Bei Teams kann ein Teilnehmer zudem auch die Steuerung von Maus und Tastatur an ein anderes Teams-mitglied übergeben. Auch so lässt sich ein RemoteZugr­iff herstellen. Allerdings muss dabei auch am Ziel-pc jemand sitzen.

Chrome: Das komplett kostenlose Tool Chrome Remote Desktop (unter https:// remotedesk­top.google.com) erlaubt ebenfalls einen Remote-zugriff, wenn sich am Zielrechne­r jemand befindet. Installier­en und starten Sie das Tool auf beiden PCS. Die Person am Zielrechne­r wählt „RemoteUnte­rstützung –› Remote-unterstütz­ung erhalten“. Es wird eine temporär gültige Verbindung­snummer angezeigt, die Sie an die Person am Startrechn­er weitergebe­n müssen. Dort lässt sich damit unter „Remote-zugriff“die Verbindung herstellen.

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