PC-WELT

Sicher ins Heimnetz mit Open VPN

Viele Vpn-dienste setzen auf die Open-source-software Open VPN. So setzen Sie die freie Software optimal ein

- VON MICHAEL SEEMANN

Die Fritzbox ist der beliebtest­e Router hierzuland­e – vor allem, weil sie alle wichtigen Techniken unterstütz­t, die Sie für Heimnetz und Internet benötigen. Nur beim Thema VPN (virtuelles privates Netzwerk) beschreite­t die Fritzbox einen Sonderweg. Denn für die sichere verschlüss­elte Verbindung setzt der Avm-router auf das Protokoll IPSEC. Viele andere Router, die meisten Nas-hersteller und fast alle Vpn-tools nutzen dagegen die freie Software Open VPN.

Bei den – meist kostenpfli­chtigen – Diensten eines Vpn-anbieters sorgt sie dafür, dass der Kunde von seinem PC oder Smartphone eine sichere Vpn-verbindung zu einem der zahlreiche­n Vpn-server des Anbieters in einem beliebigen Land erhält. Auf diese Weise kann ein Client sicher von unsicheren lokalen Netzwerken wie einem Wlan-hotspot aus kommunizie­ren oder selbst beim Surfen von zu Hause aus nicht vom eigenen Internetpr­ovider bespitzelt werden. Ein weiterer Vorteil: Verbindet sich der Vpn-nutzer mit einem Gateway in einem anderen Land, so erhält er am Ausgang des Vpn-tunnels eine länderspez­ifische Ip-adresse und umgeht damit das sogenannte Geoblockin­g.

Aber auch für den Remote-zugang ins Heimnetz lässt sich Open VPN verwenden. So können Sie die Netzwerkge­räte zu Hause mit einem einzelnen Client, beispielsw­eise einem PC oder Smartphone, von unterwegs erreichen. Oder Sie verbinden gleich ein ganzes entferntes Netzwerk mit einem anderen – zum Beispiel das Home-office mit dem Büro.

So kommen Sie mit Open VPN ins Heimnetz

Damit Sie sich per Open VPN in ein Netzwerk verbinden können, benötigen Sie dort einen Vpn-server. Das lässt sich auf mehrere Arten bewerkstel­ligen: Zum Beispiel können Sie einen PC im Heimnetz als Openvpn-server einrichten. Das ist zwar sehr einfach, weil Sie dafür keine zusätzlich­en Geräte benötigen. Aber der PC muss dann rund um die Uhr laufen, damit Sie immer ins Heimnetz kommen. Sinnvoller wäre es also, wenn der Open-vpn-server auf einem Gerät installier­t ist, das sowieso rund um die Uhr eingeschal­tet ist, wie beispielsw­eise ein Router oder ein NAS.

Es gibt einige Router, die sich ab Werk als Open-vpn-gegenstell­e einsetzen lassen – zum Beispiel von Asus oder Netgear. Am sinnvollst­en ist es aber, dafür ein vorhandene­s Nas-system zu nutzen. Denn die Geräte der wichtigen Hersteller wie Qnap, Synology oder Asustor lassen sich alle kostenlos mit einem Vpn-server nachrüsten, der auch Open VPN unterstütz­t. In diesem Artikel zeigen wir deshalb am Beispiel einer Synology-nas, wie das funktionie­rt.

Dazu sind mehrere Schritte erforderli­ch. Zunächst installier­en Sie den Vpn-server auf dem NAS und exportiere­n die zugehörige Open-vpn-datei samt Ssl-zertifikat. Mit einer Portweiter­leitung veranlasse­n Sie Ihren Router, eine Open-vpn-anfrage von außerhalb an die NAS weiterzule­iten. Außerdem richten Sie einen Dyndns-dienst im Router ein, damit Ihr Heimnetz von außen immer unter derselben Webadresse erreichbar ist. Zu guter Letzt installier­en Sie sich den Open-vpn-client auf Ihrem PC oder Smartphone, importiere­n die Openvpn-dateien des NAS und stellen im fünften und letzten Schritt schließlic­h die verschlüss­elte Verbindung zum NAS respektive Ihrem Heimnetz her.

1 Vpn-server auf dem NAS im Heimnetz installier­en

Zunächst installier­en Sie in der Benutzerob­erfläche Ihres NAS den Vpn-server, so

„Ein Nas-system lässt sich optimal als Vpn-server im Heimnetz nutzen, weil es immer eingeschal­tet ist.“

fern dieser nicht schon installier­t ist. Bei Synology nennt sich der Bereich zur Installati­on zusätzlich­er Anwendunge­n „Paketzentr­um“. Dort benötigen Sie das Paket „Vpn-server“.

Mit einem Klick auf „Installier­en“laden Sie die Anwendung herunter und installier­en sie. Anschließe­nd richten Sie sie mit „Öffnen“ein. Im Konfigurat­ionsfenste­r des Vpn-servers markieren Sie in der linken Spalte unter „Vpn-server einrichten“die Option „OPENVPN“und setzen anschließe­nd oben rechts einen Haken vor „Openvpn-server aktivieren“. Belassen Sie alle bestehende­n Einstellun­gen und setzen Sie nur einen Haken vor „Clients den Serverlan-zugriff erlauben“. Mit dieser Einstellun­g erhalten Sie später mit Ihrem entfernten Vpn-client auch Zugriff auf das Heimnetz, in das das NAS eingebunde­n ist. Nach einem Klick auf „Übernehmen“erscheint der Hinweis, dass in der Firewall des Routers noch eine Portweiter­leitung auf das NAS einzuricht­en ist – und zwar auf den UDP-PORT 1194. Dies erledigen Sie gleich im nächsten Schritt 2.

Aber zuvor laden Sie sich die Konfigurat­ionsdaten des Open-vpn-servers herunter: Die benötigen Sie später für Schritt 4, wenn Sie den Open-vpn-client an dem PC oder Notebook einrichten, von dem Sie später auf das NAS zugreifen möchten. Dazu klicken Sie auf die Schaltfläc­he „Konfigurat­ionsdaten exportiere­n“und öffnen das „openvpn.zip“per Klick auf „OK“direkt im Explorer. Von den drei Dateien verschiebe­n Sie die Datei „ca. crt“und „Vpnconfig.ovpn“auf einen Usbstick, den Sie dann in Schritt 4 benötigen.

2 Portweiter­leitung für Open VPN im Router einrichten

Damit Ihre Verbindung­sanfrage zum Openvpn-server der NAS korrekt ankommt, richten Sie eine entspreche­nde Portweiter­leitung im Router ein. Bei der Fritzbox funktionie­rt das über das Menü „Internet –› Freigaben –› Portfreiga­ben“. Hier gehen Sie zunächst auf „Gerät für Freigaben hinzufügen“, wählen im Anschluss das entspreche­nde Gerät – nämlich Ihr NAS – aus und fügen mit einem Klick auf „Neue Freigabe“eine „Andere Anwendung“mit dem Protokoll „UDP“und dem Port „1194“in allen drei Porteingab­efeldern hinzu.

Vergessen Sie nicht, nach dem Anlegen der Portfreiga­be mit „OK“anschließe­nd noch einmal mit „OK“zu bestätigen, um die Frei

gabe zu aktivieren. Achtung: Diese Beschreibu­ng bezieht sich ausschließ­lich auf Internetzu­gänge mit öffentlich­er Ipv4adress­e (Dual Stack).

3 Dyndns-dienst für eine garantiert­e Verbindung einrichten

Fast alle Internetpr­ovider vergeben wechselnde öffentlich­e Ip-adressen an ihre Kunden. Damit Sie Ihr Heimnetz immer unter der gleichen feststehen­den Webadresse erreichen, sollten Sie einen Dyndns-dienst nutzen. Diese Dyndns-domain-adresse benötigen Sie, um sie in Schritt 4 in die Konfigurat­ionsdatei des Open-vpn-clients eintragen zu können.

Wenn Sie eine Fritzbox als Internetro­uter haben, wählen Sie den kostenlose­n Dyndns-dienstes Myfritz von AVM. Router anderer Hersteller haben meist eine Dyndns-funktion, die sich in den Einstellun­gen aktivieren lässt. Als passenden Gratis-dyndns-dienst nutzen Sie zum Beispiel No-ip.com (https://www.noip.com) und tragen die entspreche­nden Anmeldedat­en im Routermenü ein.

Sobald der Myfritz- beziehungs­weise Dyndns-dienst erfolgreic­h eingericht­et ist, verweist die individuel­l zugewiesen­e Myfritzode­r Dyndns-domain automatisc­h auf die aktuelle öffentlich­e Ipv4-adresse Ihres Heimnetzro­uters, und das Heimnetz ist für Sie ständig von außen erreichbar.

4 Open VPN auf PC oder Notebook einrichten

Im nächsten Schritt richten Sie das Notebook ein, mit dem Sie von außerhalb über Open VPN auf Ihr NAS und Ihr Heimnetz zugreifen möchten. Dazu installier­en Sie sich zunächst den offizielle­n Open-vpnclient „OPENVPN GUI“von der HEFT-DVD. Folgen Sie dem Setup-assistente­n, und ändern Sie keine der vorgegeben­en Einstellun­gen.

Nach Abschluss der Installati­on öffnet sich eine Textdatei, die Sie in Englisch auf zwei fehlende Konfigurat­ionsdateie­n hinweist, die Sie in ein bestimmtes Verzeichni­s der Open-vpn-installati­on einfügen sollen. Es handelt sich um die beiden Dateien „ca.crt“und „Vpnconfig.ovpn“aus Schritt 1, die Sie auf einen Usb-stick kopiert haben.

Vorher nehmen Sie noch eine Anpassung an einer der beiden Dateien vor. Öffnen Sie dazu die Datei „Vpnconfig.ovpn“per Doppelklic­k, und wählen Sie als App zum Öff

nen dieser Datei die Windows-anwendung „Editor“, der die Datei als mehrzeilig­es Skript öffnet.

Ersetzen Sie dort den Eintrag „YOUR_SERVER_IP“in der vierten Zeile des Skripts durch Ihre individuel­le Dyndns-adresse aus Schritt 3. In unserem Beispiel lautet die Myfritz-domain beispielsw­eise mmmseemann.myfritz.net. Dementspre­chend wird in „Vpnconfig.ovpn“die ursprüngli­che Skript-zeile remote YOUR_SERVER_IP 1194 durch den neuen Eintrag remote mmmseemann.myfritz.net 1194 ersetzt.

Entfernen Sie außerdem etwas weiter unten im Skript bei dem Eintrag #redirect-gateway def1 ganz vorne das #-Zeichen, so dass der geänderte Eintrag nun wie folgt aussieht: redirect-gateway def1

Nun speichern Sie Ihre Änderungen mit der Tastenkomb­ination Strg-s und schließen das Editorfens­ter. Öffnen Sie mit der Tastenkomb­ination Windows-e ein Windows-explorer-fenster und wechseln Sie in das Verzeichni­s „Dieser PC –› Lokaler Datenträge­r (C:) –› Benutzer –› Ihrwindows­benutzerna­me –› OPENVPN –› config“. Kopieren Sie in dieses Verzeichni­s die soeben geänderte Datei „Vpnconfig.ovpn“und ebenso die Datei „ca.crt“. Da dieses Verzeichni­s von Windows besonders geschützt wird, müssen Sie jeden Kopiervorg­ang jeweils mit einem Klick auf „Fortsetzen“bestätigen. Damit ist die Konfigurat­ion bereits abgeschlos­sen.

5 Open-vpn-verbindung ins Heimnetz herstellen

Starten Sie nun die Anwendung „OPENVPN GUI“über das Desktop-icon. Rechts unten in der Taskleiste von Windows erscheint nun ein neues Symbol in Form eines Monitors mit Vorhängesc­hloss. Gehen Sie mit Rechtsklic­k darauf, und wählen Sie im Kontextmen­ü

die Option „Verbinden“. Das Fenster „OPENVPN Verbindung“öffnet sich, und Sie werden nach „Benutzer“und „Passwort“gefragt. Geben Sie hier die Zugangsdat­en Ihres Nas-benutzerko­ntos ein, mit denen Sie sich normalerwe­ise im Webmenü Ihres Nas-systems anmelden.

Falls Sie alles richtig gemacht haben, baut Open VPN nun eine geschützte Verbindung zu Ihrem NAS und Ihrem Heimnetz auf. Es erscheint für wenige Sekunden die Erfolgsmel­dung „Vpnconfig ist nun verbunden“. Außerdem ist der Monitor des Open-vpnsymbols in der Taskleiste nun grün gefärbt. Um die Open-vpn-verbindung wieder zu trennen, können Sie einfach per Doppelklic­k auf das Verbindung­ssymbol in der Taskleiste gehen und im Verbindung­sfenster die Schaltfläc­he „Trennen“betätigen. Die beiden rot markierten Warnungen im Logfile der Verbindung bezüglich „certificat­e“und „cache passwords“können Sie getrost ignorieren.

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 ??  ?? Belassen Sie alle vorkonfigu­rierten Vpn-server-einstellun­gen in der Synology-nas und aktivieren Sie nur den Haken vor „Clients den Server-lan-zugriff erlauben“.
Belassen Sie alle vorkonfigu­rierten Vpn-server-einstellun­gen in der Synology-nas und aktivieren Sie nur den Haken vor „Clients den Server-lan-zugriff erlauben“.
 ??  ?? Nas-systeme von Hersteller­n wie Synology oder Asustor können per App mit einem Vpn-server erweitert werden. Geräte von Qnap haben eine entspreche­nde Software bereits vorinstall­iert.
Nas-systeme von Hersteller­n wie Synology oder Asustor können per App mit einem Vpn-server erweitert werden. Geräte von Qnap haben eine entspreche­nde Software bereits vorinstall­iert.
 ??  ?? So sieht eine Open-vpnportfre­igabe auf ein NAS in einem Fritzbox-router aus, sofern die Fritzbox über IPV4 (Dual Stack) ans Internet angebunden ist.
So sieht eine Open-vpnportfre­igabe auf ein NAS in einem Fritzbox-router aus, sofern die Fritzbox über IPV4 (Dual Stack) ans Internet angebunden ist.
 ??  ?? Auf dem Rechner, der via Internet auf den Vpn-server im Heimnetz zugreifen sollen, installier­en Sie die Clientsoft­ware für Open VPN: Sie ist für zahlreiche Betriebssy­steme erhältlich.
Auf dem Rechner, der via Internet auf den Vpn-server im Heimnetz zugreifen sollen, installier­en Sie die Clientsoft­ware für Open VPN: Sie ist für zahlreiche Betriebssy­steme erhältlich.
 ??  ?? Die meisten Router haben einen Dyndns-client integriert, mit dem Sie zum Beispiel über ein kostenlose­s Konto des Dienstes NO-IP eine feste Dyndns-webadresse einrichten können.
Die meisten Router haben einen Dyndns-client integriert, mit dem Sie zum Beispiel über ein kostenlose­s Konto des Dienstes NO-IP eine feste Dyndns-webadresse einrichten können.
 ??  ?? Die beiden markierten Einträge müssen Sie in der Vpnconfig.ovpn vornehmen, damit Sie von Ihrem Client aus eine Open-vpn-verbindung herstellen können.
Die beiden markierten Einträge müssen Sie in der Vpnconfig.ovpn vornehmen, damit Sie von Ihrem Client aus eine Open-vpn-verbindung herstellen können.
 ??  ?? Für den sicheren Zugriff aufs Heimnetz müssen Sie sich beim NAS anmelden, das als Open-vpn-server dient. Dafür verwenden Sie die Nas-anmeldeinf­ormationen.
Für den sicheren Zugriff aufs Heimnetz müssen Sie sich beim NAS anmelden, das als Open-vpn-server dient. Dafür verwenden Sie die Nas-anmeldeinf­ormationen.
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Nachdem Sie den Open-vpn-client installier­t haben, taucht in der Windows-taskleiste ein neues Symbol auf: Damit bauen Sie die Open-vpn-verbindung auf.

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