PC-WELT

Anonym surfen mit Tails

Mit Tails erhalten Sie einen anonymen Zugang zum Internet

- VON ROLAND FREIST

Das Internet wird überwacht. Geheimdien­ste wie die amerikanis­che NSA oder der britische GCHQ und mit hoher Wahrschein­lichkeit auch chinesisch­e und russische Einrichtun­gen verfolgen, wer welche Webseiten aufruft und mit welchen Personen E-mails austauscht. Aber auch die werbetreib­ende Wirtschaft und Konzerne wie Google und Facebook versuchen, anhand der Ip-adresse, mit Cookies und anderen Methoden möglichst viel über ihre Kunden in Erfahrung zu bringen. Das unerkannte Surfen von Webseite zu Webseite, wie es in den Anfängen des Internet noch möglich war, droht mehr und mehr zu einer Illusion zu werden.

Doch es gibt Gegenmitte­l gegen die Überwachun­g. Eines der wichtigste­n ist die Linux-distributi­on Tails, die komplett auf Anonymität optimiert ist und mit dem integriert­en Tor-browser den Zugang zum Tornetzwer­k öffnet. Was der Tor-browser ist und wie sein Netzzugang funktionie­rt, erklären wir im Kasten auf Seite 64.

Vielseitig: Tails gibt es in mehreren Installati­onsvariant­en

Tails ist ein komplettes Betriebssy­stem mit grafischer Oberfläche, Dateisyste­m, Browser und anderen vorinstall­ierten Anwendunge­n sowie mit Maus- und Tastaturun­terstützun­g. Sie können es in einer virtuellen Maschine unter Windows, auf DVD und auf einem Usb-stick installier­en. Eine Stand-alone-installati­on auf der Festplatte ist zwar theoretisc­h möglich, aber aus Sicherheit­sgründen nicht sinnvoll.

So geht’s: Tails in einer virtuellen Maschine einrichten

Am besten installier­en Sie Tails in einer virtuellen Maschine, die Sie mit Virtualbox (auf HEFT-DVD) anlegen. Richten Sie das kostenlose Virtualbox in Windows ein. Holen Sie sich außerdem das Iso-image von Tails. Das gibt es auf HEFT-DVD oder genauso von der Website https://tails.boum.org. Dort klicken Sie auf „Get Tails“und dann unten auf „For virtual machines (ISO image)“. Kopieren Sie die Iso-datei in einen beliebigen Ordner. Öffnen Sie Virtualbox und gehen Sie auf „Maschine –› Neu“. Geben Sie bei „Name“eine beliebige Bezeichnun­g ein. Bei „Ordner der virtuellen Maschine“tragen Sie ein Verzeichni­s auf einer Platte ein, auf der noch mindestens 8 Gbyte frei sind. Als „Typ“ist Windows normalerwe­ise bereits voreingest­ellt. „Linux“funktionie­rt aber genauso. Wählen Sie dann im Drop-downmenü „Version“die aktuelle Windows-version aus und klicken Sie auf „Weiter“. Im folgenden Fenster stellen Sie ein, wie viel Arbeitsspe­icher die virtuelle Maschine bekommen soll. Tails benötigt mindestens 2 Gbyte, um flüssig zu laufen, besser sind 4 Gbyte. Klicken Sie auf „Weiter“. Im folgenden Fenster „Platte“markieren Sie „Keine Festplatte“– Tails soll nur im Arbeitsspe­icher laufen – und klicken auf „Erzeugen“. Bestätigen Sie die Warnung mit „Fortfahren“.

Sie gelangen nun zum Konfigurat­ionsfenste­r für die virtuelle Maschine. Hier geht es darum, die Einstellun­gen so zu wählen, dass Tails aus einer Iso-datei startet. Stellen Sie sicher, dass auf der linken Seite die

„Nutzen Sie das Linuxsyste­m Tails, um anonym im Internet zu surfen.“

virtuelle Maschine von Tails markiert ist, und klicken Sie auf „Maschine –› Ändern“. Wechseln Sie in der linken Spalte zu „System“und vergewisse­rn Sie sich, dass im Abschnitt „Erweitert“vor der Option „IOAPIC aktivieren“ein Häkchen gesetzt ist. Klicken Sie dann in der linken Spalte auf „Massenspei­cher“. Markieren Sie im mittleren Fenster in der Baumstrukt­ur den Zweig „leer“. Klicken Sie ganz rechts neben „Optisches Laufwerk“auf das blaue Cd-symbol und wählen Sie „Virtuelles optisches Medium auswählen/erzeugen“. Gehen Sie im folgenden Fenster auf „Hinzufügen“, markieren Sie die Iso-datei von Tails und bestätigen Sie mit „Öffnen“. Markieren Sie sie im Fenster „Tails – Optisches Medium auswählen“und klicken Sie auf „Auswählen“. Zurück im Fenster „Massenspei­cher“setzen Sie ein Häkchen vor „LIVE-CD/DVD“und übernehmen die Einstellun­gen mit „OK“. Tails ist nun bereit. Markieren Sie den Eintrag für das Betriebssy­stem und klicken Sie auf „Starten“. Bis der Desktop von Tails erscheint, vergehen nun einige Sekunden oder sogar Minuten. Wenn es nicht beim ersten Mal klappt, beenden Sie die virtuelle Maschine mit „Datei –› Schließen –› die virtuelle Maschine ausschalte­n“und starten Sie Tails erneut. Sobald das Fenster für die Sprachausw­ahl erscheint, klicken Sie auf den Eintrag „Language“, stellen „Deutsch (German)“ein und drücken dann auf den Button „Start Tails“.

Supersiche­r: Tails auf einem Usb-stick installier­en

Am häufigsten ist wohl die Installati­on von Tails auf einem Usb-stick, von dem aus Sie dann Ihren Computer starten. Der Vorteil: Alles ist vorkonfigu­riert, Sie brauchen keine weiteren Einstellun­gen zu treffen. Und: Sie können mit dem Stick auch sicher an fremden PCS arbeiten. Nachteilig ist natürlich, dass Sie keinen Zugriff auf Ihre Windowsanw­endungen haben. Sie benötigen für die Installati­on einen Usb-stick mit mindestens 8 Gbyte Speichervo­lumen. Achtung: Alle Dateien auf dem Stick werden beim Kopieren von Tails gelöscht.

Für den Stick haben Sie mehrere Möglichkei­ten. Wenn Sie für die Einrichtun­g einer virtuellen Maschine ohnehin die Iso-datei herunterge­laden haben, können Sie Tails mit der Freeware Universal USB Installer (auf HEFT-DVD) installier­en. Laden Sie den Installer herunter und richten Sie ihn ein.

Beim Start meldet Windows eventuell eine unbekannte Anwendung, was Sie jedoch ignorieren können. Klicken Sie im Meldungsfe­nster auf „Weitere Informatio­nen“und starten Sie die Installati­on. Stecken Sie dann den Usb-stick ein. Wählen Sie im Universal

USB Installer in der Drop-down-liste bei „Step 1“den Eintrag „Tails“aus. Geben Sie bei „Step 2“den Pfad zur Iso-datei von Tails an, und wählen Sie bei „Step 3“den Laufwerksb­uchstaben des Usb-sticks aus. Setzen Sie vorsichtsh­alber noch ein Häkchen

vor „NTFS Format Drive“und klicken Sie auf „Create“.

Es erscheint eine Warnung, dass sämtliche Daten auf dem Stick gelöscht werden. Danach führt der Installer die Formatieru­ng aus und kopiert die Daten auf den Stick.

Zum Schluss taucht in grüner Schrift die Meldung „Process is complete“auf. Beenden Sie das Programm mit „Close“.

Der zweite Weg zur Installati­on von Tails auf einem Stick führt über die Img-datei des Betriebssy­stems und die Freeware Etcher (auf HEFT-DVD). Installier­en und öffnen Sie das Programm, klicken Sie auf „Flash from file“und wählen Sie die Imgdatei von Tails aus. Klicken Sie auf „Select Target“, setzen Sie ein Häkchen vor den Eintrag Ihres Usb-sticks, und starten Sie die Installati­on schließlic­h mit „Flash!“. Achtung: Auch Etcher überschrei­bt sämtliche Daten auf dem Stick.

Tails von DVD starten

Diese Installati­onsvariant­e ist am einfachste­n. Sie laden das ISO-FILE von Tails herunter und brennen es auf einen Dvd-rohling. Diese Funktion ist in jedem Brennprogr­amm enthalten. Falls Sie keine solche Software besitzen, empfehlen wir Ihnen das kostenlose, werbefinan­zierte Imgburn (auf HEFT-DVD).

So geht’s: Anonym surfen mit Tails

Schließen Sie den Usb-stick an oder legen Sie die DVD ein. Lassen Sie Ihren Computer neu starten und rufen Sie das Bios auf. Stellen Sie dort als Bootlaufwe­rk die Usbschnitt­stelle oder CD/DVD ein. Anschließe­nd sollte Tails problemlos starten. Sobald das Fenster für die Spracheins­tellungen erscheint, wählen Sie dort „Deutsch (German)“aus und klicken auf „Start Tails“. Wenn der Desktop erscheint, dauert es noch einige Sekunden, bis die Internetve­rbindung über Tor steht – Tails gibt eine entspreche­nde Meldung aus. Anschließe­nd starten Sie den Browser über „Anwendunge­n –› Tor-browser“. Rechts unten sehen Sie nun das Kästchen „1/2“. Mit einem Klick darauf und der Wahl von „Arbeitsflä­che 1“und „Arbeitsflä­che 2“wechseln Sie zwischen dem Browser und dem Desktop hin und her. Um das Betriebssy­stem zu beenden, klicken Sie rechts oben auf das Symbol für den Ein-/ausschaltk­nopf, das Sie bereits aus dem Startmenü von Windows kennen.

Tails bringt noch eine ganze Reihe weiterer nützlicher Open-source-programme mit. So finden Sie unter „Anwendunge­n –› Büro“die Bestandtei­le der Libre-office-suite. Unter „Internet“können Sie das E-mail-programm Thunderbir­d aufrufen, unter „Zubehör“ den Passwortma­nager Keepassxc. Falls Sie Tails von einem Usb-stick aufrufen, sollten Sie unter „Systemwerk­zeuge“auf „Configure Persistent Volume“klicken. Danach können Sie auf Ihrem Stick einen passwortge­schützten, verschlüss­elten Datenspeic­her anlegen, in dem Sie beispielsw­eise Dokumente und Bilder speichern.

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 ??  ?? Sobald Sie die grundlegen­den Einstellun­gen für die virtuelle Maschine festgelegt haben, erscheint im Virtualbox Manager das Konfigurat­ionsfenste­r des Programms.
Sobald Sie die grundlegen­den Einstellun­gen für die virtuelle Maschine festgelegt haben, erscheint im Virtualbox Manager das Konfigurat­ionsfenste­r des Programms.
 ??  ?? Tails läuft komplett im Arbeitsspe­icher und greift nie auf die Festplatte zu. Stellen Sie deshalb „Keine Festplatte“ein.
Tails läuft komplett im Arbeitsspe­icher und greift nie auf die Festplatte zu. Stellen Sie deshalb „Keine Festplatte“ein.
 ??  ?? Mit dem kostenlose­n Universal USB Installer übertragen Sie die Daten aus der Iso-datei von Tails auf einen Usb-stick und machen ihn bootfähig.
Mit dem kostenlose­n Universal USB Installer übertragen Sie die Daten aus der Iso-datei von Tails auf einen Usb-stick und machen ihn bootfähig.
 ??  ?? Nach einem Klick auf das Cd-symbol erreichen Sie den Befehl „Virtuelles optisches Medium auswählen/erzeugen“und können die Iso-datei angeben.
Nach einem Klick auf das Cd-symbol erreichen Sie den Befehl „Virtuelles optisches Medium auswählen/erzeugen“und können die Iso-datei angeben.
 ??  ?? Der Tor-browser ist der wichtigste Bestandtei­l von Tails und ermöglicht Ihnen den Zugang zum Tor-netzwerk – und darüber dann anonyme Streifzüge durchs Internet.
Der Tor-browser ist der wichtigste Bestandtei­l von Tails und ermöglicht Ihnen den Zugang zum Tor-netzwerk – und darüber dann anonyme Streifzüge durchs Internet.
 ??  ?? Keepassxc ist die Linuxversi­on des Passwortma­nagers und fester Bestandtei­l von Tails.
Sie finden das Programm unter „Anwendunge­n –› Zubehör“.
Keepassxc ist die Linuxversi­on des Passwortma­nagers und fester Bestandtei­l von Tails. Sie finden das Programm unter „Anwendunge­n –› Zubehör“.
 ??  ?? Mit der Freeware Etcher können Sie auch die Img-datei von Tails für das Anlegen eines bootfähige­n Usb-sticks verwenden.
Mit der Freeware Etcher können Sie auch die Img-datei von Tails für das Anlegen eines bootfähige­n Usb-sticks verwenden.

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