PC-WELT

WAS IST DAS TOR-NETZWERK?

-

Das Tor-netzwerk entstand Anfang der 2000er Jahre als Projekt am Naval Research Laboratory, einem Forschungs­institut der Us-armee. Seit 2006 kümmert sich die unabhängig­e Non-profit-organisati­on The Tor Project um den Betrieb und die Weiterentw­icklung des Netzwerks. Ziel der Organisati­on ist es, eine kostenlose Möglichkei­t für die Anonymisie­rung von Verbindung­sdaten im Internet bereitzust­ellen. The Tor Project wird zu etwa 85 Prozent von mehreren Us-behörden finanziert, die restlichen 15 Prozent der Gelder stammen von privaten Förderern und Nicht-regierungs-organisati­onen.

Tor stand ursprüngli­ch für „The Onion Router“(„Der Zwiebelrou­ter“): Wer sich in das Netzwerk einwählt, wird nacheinand­er über drei zufällig ausgewählt­e Tor-server geleitet, die wie die Schalen einer Zwiebel hintereina­nder liegen und als Knoten bezeichnet werden. Die besuchte Website sieht daher immer nur die Ip-adresse eines Tor-servers, des sogenannte­n Exit-servers. Die Adresse des Besuchers bleibt verborgen. Die einzelnen Tor-server kennen jeweils nur die Adressen der vorund nachgelage­rten Stationen, über welche die Daten weitergege­ben werden. Die Verbindung wechselt alle zehn Minuten und läuft dann über andere, zufällig ausgewählt­e Knoten. Lediglich der Zugangskno­ten bleibt für etwa zwei bis drei Monate immer gleich.

Innerhalb des Tor-netzwerks werden die übertragen­en Daten verschlüss­elt; erst auf dem Exit-server werden sie wieder entschlüss­elt. Benutzer von Tor sollten sich bewusst sein, dass ihre übertragen­en Daten, also etwa die Eingaben auf Websites oder bei sozialen Medien, hinter dem Exit-knoten im Klartext vorliegen. Wer über Tor mit anderen Personen vertraulic­h kommunizie­ren will, sollte daher immer eine Verschlüss­elung benutzen. Tor erfordert einen speziell konfigurie­rten Browser als Client. Der Tor-browser, der in Tails enthalten ist, basiert auf Mozilla Firefox, der dafür in seinen Einstellun­gen angepasst wurde.

Aktuell sind weltweit etwa 6500 Tor-server aktiv. Sie werden von Privatpers­onen, Unternehme­n und Organisati­onen betrieben – jeder Anwender mit einem Dsl-anschluss kann einen eigenen Tor-knoten einrichten. Diese Offenheit ist allerdings auch eine Schwachste­lle von Tor: Da viele Verbindung­en über Tor aus Unwissenhe­it unverschlü­sselt erfolgen, können die Betreiber der Tor-server, falls ihr Rechner als Exit-server fungiert, die über ihren Rechner laufende Kommunikat­ion mitlesen. Auch im Tor-netzwerk sollte man also verschlüss­elt kommunizie­ren. Wenn eine Organisati­on wie etwa ein Geheimdien­st große Teile des Internet kontrollie­rt oder wenn es ihr gelingt, eine größere Anzahl von Tor-knoten mit einer Spionage-software zu infizieren, ist es zudem möglich, mit statistisc­hen Methoden auf die Benutzer des Netzwerks zu schließen.

Tor ist dennoch derzeit die sicherste Möglichkei­t, sich unerkannt im Internet zu bewegen, und wird täglich von etwa zwei Millionen Menschen benutzt, von denen viele in Überwachun­gsstaaten leben. Auch das Darknet vertraut auf Tor, seine Sites und Foren sind nur über dieses Anonymisie­rungs-netzwerk erreichbar.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany