Die Mint-tools
Steckbriefe und Anleitungen zu den interessantesten Zubehörtools
Sämtliche Mint-editionen verwenden ein gemeinsames Repertoire an Zubehörprogrammen. Dabei handelt es sich teilweise um Mint-eigenentwicklungen, und zum Teil um X-apps, die auch vom Mint-team getragen werden, sowie um einige wichtige externe Programme. Der Artikel nennt diese Tools und liefert Ihnen darüber hinaus einige Bedienungstipps, wo sich dies anbietet. Alle sonstigen Systemkomponenten, die hier nicht zu Wort kommen, werden in den nachfolgenden Anleitungen zu Mintsystemzentralen – insbesondere unter „Installation und Einrichtung“(ab Seite 12) – ausführlich berücksichtigt.
Warpinator: Datenaustausch im Netz
Für etliche Büro- oder Familienrechner mit einer homogenen Mint-umgebung ist dieses neue Mint-tool eine recht hübsche Ergänzung. Warpinator bietet einen erstaunlichen Datendurchsatz nahe am Optimum der allgemeinen Netzwerkleistung – und ist damit schneller als Windows-/samba-freigaben. Der über Autostart (siehe „Systemeinstellungen –› Startprogramme“) automatisch geladene Warpinator sucht nach seinesgleichen im Netzwerk und zeigt Ihnen die gefundenen Rechner an (also alle mit laufendem Warpinator).
Das (verschlüsselte) Verschicken von Dateien ist dann ein Kinderspiel: Sie klicken einfach auf den Rechner, der Dateien empfangen soll, und ziehen mit der Maus die gewünschten Dateien in das Warpinatorfenster. Das war’s. In welchem Ordner die übertragenen Dateien am Zielrechner landen, kann jeder Mint-nutzer über die Einstellungen des Warpinators neben „Speicherort für empfangene Dateien“selbst entscheiden. An gleicher Stelle gibt es auch noch Sicherheitsoptionen wie eine explizite „Genehmigung“beim Datenempfang. Wenn mehr als eine Handvoll Rechner mitspielen, gibt es des Weiteren einen Gruppencode (voreingestellt „Warpinator“). Nur Rechner mit demselben Gruppencode können Daten austauschen.
Der Warpinator kann sicher keine Serverstruktur ersetzen, aber in einem Heimnetz mit zwei, drei Mint- oder Ubuntu-rechnern (ppa:clementlefebvre/grpc) durchaus gute Dienste leisten. Eine Nebenrolle kann er auch für kleine Teams in einem größeren Netzwerk spielen.
Mintbackup: Klickfreundliche Datensicherung
Die Benutzerdateien im Home-verzeichnis sichert die Mint-eigenentwicklung Mintbackup („Datensicherungswerkzeug“), die daher mit normalen Benutzerrechten laufen kann. Das Datensicherungswerkzeug bietet lediglich die Optionen „Wiederherstellen“und „Jetzt sichern“, ist weder funktionsreich noch raffiniert, allerdings eine freundliche Hilfe als grafisches Tar-frontend. Beim Sichern kopiert es einfach alle angegebenen Ordner und Dateien mit Pfad, Zeitstempel und Rechten in ein Tar-archiv. Nach dem Start wählen Sie „Jetzt sichern“. Im Anschluss daran folgt die Wahl des Zielverzeichnisses. Das Standardziel der Sicherung ist der Home-ordner „~/Dokumente/ Sicherungen“. Das ist im Falle einer ernsten Havarie jedoch suboptimal. Besser navigieren Sie mit dem Drop-down-feld zu einem Zielpfad auf einem unabhängigen Datenträger – USB oder auch eine gemountete Netzwerkfreigabe. Ein vom Standardziel abweichendes Verzeichnis merkt sich Mintbackup nicht dauerhaft. Standard bleibt weiterhin „~/Dokumente/sicherungen“. Mit dem eingetragenen Zielordner geht es mittels „Vor“zur Auswahl der Dateien. Soll Mintbackup das ganze Home-verzeichnis sichern, gehen Sie hier auf „Verzeichnisse einschließen“, markieren alles mit Strg-a und klicken auf „Öffnen“. Mit „Anwenden“
beginnt die Sicherung. Das Ergebnis ist ein Tararchiv mit einem eindeutigen Datumsund Zeitstempel.
Beim späteren „Wiederherstellen“müssen Sie sich über das oben angebotene Navigationsfeld nur zum Pfad des Tararchivs durchklicken und mit „Öffnen“und „Vor“den Vorgang auslösen. Weil auch der Standardarchivmanager (Fileroller, siehe unten) das Tarformat beherrscht, können Sie jedoch auch einzelne Dateien aus dem Backup ziehen. Dazu wählen Sie nach einem Rechtsklick auf das Archiv „Öffnen mit Archivverwaltung“(oder „Mit Archivmanager öffnen“). Hier haben Sie Ordner und Dateien einzeln vor sich und ziehen die gesuchten per Drag & Drop auf das gewünschte Zielverzeichnis. Programmstandards übertragen: Die zweite Funktion „Programmauswahl“von Mintbackup, die nachinstallierte Programme protokolliert, ist sehr einfach, jedoch ebenfalls nützlich. Dabei wird mit „Jetzt sichern“die manuell nachinstallierte Software in eine simple Textliste geschrieben. Mithilfe der Schaltfläche „Wiederherstellen“öffnen Sie diese Liste, um alle diese Programme neu zu installieren. Das ist insbesondere auf einem anderen Rechner nach einer Mintneuinstallation wertvoll, wenn Sie dort denselben Softwarebestand wünschen. Mintbackup wird hierbei allerdings nur Software aus Paketquellen berücksichtigen können, die auch im zweiten System angemeldet sind – in jedem Fall also Software aus den Standardpaketquellen, aber nicht von externen Quellen und PPAS, auch keine Flatpaks.
Mintreport: Systemberichte
Dieses kleine Tool liefert einen gut lesbaren Überblick zur Hardware inklusive Temperatursensoren und meldet gegebenenfalls Systemprobleme und Absturzursachen. Für Problemanalysen ist allerdings die zusätzliche Befragung der „Protokolle“unentbehrlich (gnomelogs). Das Standardzubehör Gnomelogs seinerseits ist kein aktives Tool, sondern nur ein Sammelviewer, der die wichtigsten Linuxprotokolldateien unter einer Oberfläche anbietet und chronologisch sortiert.
Mintstick: Image-dateien auf USB
Das Tool Mintstick erscheint im Mintmenü „Zubehör“in doppelter Funktion als „Usbabbilderstellung“wie auch als „USB
Stickformatierer“. Die kleine Minteigenentwicklung bietet Ihnen keine Fähigkeiten, die über das mächtige Standardprogramm Gnomedisks hinausführen. Seine Rechtfertigung erhält es vor allem durch die bequeme Integration in den Dateimanager: Ein Rechtsklick auf eine ISO oder Imgdatei öffnet das Kontextmenü „Startfähigen Usbstick erstellen“(Cinnamon). Der Pfad zum Abbild ist damit schon links eingetragen und nach Auswahl des Ziellaufwerks rechts sowie einem Klick auf „Schreiben“beginnt die Übertragung.
Das ist der schnellste Weg, um ein LinuxLivesystem auf einen eingelegten Usbstick zu befördern. In Mate und XFCE bietet der Dateimanager den Vorgang lediglich für Imgabbilder, was nicht mehr ganz zeitgemäß ist, weil die allermeisten Isoabbilder „hybrid“booten und sich aus diesem Grund auch für Usbsticks eignen.
X-app Texteditor Xed
Den Texteditor Xed finden Sie unter „Zubehör –› Textbearbeitung“, er ist aber auch mit allen Textformaten verknüpft. Vorhandene Dateien öffnen Sie deshalb am einfachsten per Doppelklick im Dateimanager. Die hervorragende Xapp ist weitaus elaborierter als die Texteditoren, die etwa ein Windows mitliefert. Für Scripting und bei HTMLDAteien ist die farbliche Syntaxhervorhebung nützlich. Xed erkennt die Scriptsprache meist automatisch und stellt dann Schlüsselwörter in unterschiedlichen Farben dar. Über „Ansicht –› Hervorhebungsmodus“lässt sich ein bestimmter Inhalt auch manuell einstellen. Unter „Bearbeiten –› Ein
stellungen“gibt es eine Auswahl von Farbthemen und wichtige Optionen wie Zeilennummern, Schriftgröße und automatische Backups. Darüber hinaus ist Xed über Plugins erweiterbar. Bei Linux Mint 20 sind einige vorinstalliert, jedoch nicht alle aktiviert. So lassen sich unter „Bearbeiten –› Einstellungen –› Erweiterungen“zusätzlich Wortvervollständigung und Textbausteine („Floskelliste“) aktivieren.
X-app Xviewer („Bildbetrachter“)
Der Xviewer ist als standardmäßiger Bildviewer mit verschiedenen Bildformaten verknüpft, neben verbreiteten Formaten wie JPG, PNG, GIF, BMB auch etwa SVG oder WBMP. Er zeigt zusätzlich zum Bild in der Seitenleiste (Strg-f9) alle relevanten Metadaten wie Aufnahmedatum, Empfindlichkeit und Aufnahmeort. Mithilfe der Pfeiltasten navigieren Sie durch einen Bilderstapel, und für eine Vollbilddarstellung genügt ein Druck auf F11, während F5 eine Diaschau startet. Hilfreich ist ferner Strg-r zur Drehung um 90 Grad nach rechts. Ansonsten ist der Xviewer ein reiner Betrachter, der außer dem Löschen von Fotos und der Rotation keine Bearbeitungsfunktionen kennt.
X-app Pix für die Fotosammlung
Pix ergänzt den Xviewer. Er kann Fotos verschlagworten und nach Ereignissen, Daten oder Orten zu Alben kategorisieren sowie mit anderen teilen. Es gibt zwei Wege, um mit den Bildern zu arbeiten: Entweder öffnen Sie einen bereits eingetragenen Ordner über die linke Seitenleiste oder Sie verwenden die Funktion „Importieren“aus dem Menü „Datei“. Importieren können Sie von lokalen Ordnern, angeschlossenen Geräten wie Kameras und Smartphones, aber auch von externen Webseiten (Facebook, Flickr, Picasa). Beim Importieren müssen Sie lediglich die gewünschten Bilder auswählen und den Zielordner angeben.
Mit einem Doppelklick starten Sie den internen Betrachter, über den Sie sich Details ansehen können. Um ein neues Album anzulegen („Katalog“), markieren Sie mit der Maus in der Übersicht die gewünschten Aufnahmen, führen einen Rechtsklick aus und verwenden nun aus dem Kontextmenü „Zum Katalog hinzufügen“. Damit gelangen Sie zu einer Übersicht der Kataloge und legen dort ein neues Album an.
Pix kennt zwei grundsätzliche Arbeitsmodi, die Sie mit den Icons auf der rechten Seite der Werkzeugleiste wechseln. Mit „Eigenschaften“bearbeiten Sie die Daten rund um ein Foto, verändern es jedoch nicht selbst. Dieser Modus ist dazu gedacht, Kommentare zu einem Bild hinzuzufügen oder die
Exif-informationen des Bildes zu bearbeiten. Klicken Sie dagegen auf „Bearbeiten“, zeigt die rechte Seitenleiste Werkzeuge zur Bildbearbeitung – etwa das Entfernen roter Augen, das Zuschneiden des Bildes oder die Korrektur der Bildgröße.
X-app Xreader („Dokumentenbetrachter“)
Der Xreader ist ein sehr einfaches, allerdings ausreichendes Zubehör zur Anzeige von Pdf-dateien. Neben PDFS kann er auch Postscript (PS und EPS) und Djvu (Rastergrafik) anzeigen sowie drucken. Xreader beherrscht die üblichen Skalierungsaktionen mit Mausrad oder Strg-+/- und zeigt in der linken Seitenleiste wahlweise Vorschaubilder, die Inhaltsübersicht (sofern vorhanden) oder Lesezeichen.
Extern: Packer unter File-roller
Die Archivverwaltung (File-roller) werden Sie selten über das „Zubehör“-menü direkt starten, oftmals hingegen nach Doppelklick auf Packerarchive aller Art, die mit dem File-roller verknüpft sind. Ebenso kommt das Tool automatisch zum Einsatz, wenn Sie nach einem Rechtsklick auf ein Dateiobjekt „Komprimieren“wählen (XFCE: „Archiv erstellen“). Der Archivmanager ist nicht selbst der Packer, sondern nur die grafische Oberfläche für alle möglichen Packerformate wie Zip, 7-Zip oder TAR.
Beachten Sie, dass beim Komprimieren bei einigen Formaten auch verschlüsselte Archive mit Kennwortschutz möglich sind, zum Beispiel bei ZIP, 7z, APK und WAR. Die
se Option ist standardmäßig ausgeblendet und wird erst über „Erweiterte Einstellungen“sichtbar. Zu empfehlen ist für diesen Einsatz das Format 7z (7-Zip), weil es optional auch die Dateiliste verschlüsselt. Ohne Kennwort sind also auch die Dateinamen des Archivs nicht lesbar.
Extern: Seahorse als Passwortzentrale
Linux Mint speichert die Anmeldeinformationen zum Beispiel beim Zugriff auf Samba-freigaben, wenn Sie im Passwortdialog die Option „Nie vergessen“wählen. Zur Verwaltung dieser Anmeldedaten leistet unter Cinnamon und XFCE (nicht in Mate) das Tool Seahorse gute Dienste. Sie finden es im Menü unter „Zubehör –› Passwörter und Verschlüsselung“. Im normalen Betrieb wird Seahorse im Hintergrund bleiben und nur still Ihre Anmeldekennwörter speichern. Es gibt aber auch Anlässe, um das Tool direkt zu nutzen, nämlich dann, wenn Sie ein bestehendes Kennwort ändern oder die automatische Anmeldung wieder löschen möchten: Gehen Sie unter „Passwörter“auf „Anmeldung“. Klicken Sie danach einen Eintrag per rechter Maustaste an. Der Kontextmenüeintrag „Löschen“entfernt die betreffende Information. Mithilfe des Kontextmenüs „Eigenschaften“können Sie unter „Passwort“ein neues Passwort festlegen. Gelegentlich ist es an dieser Stelle auch von Interesse, nur das bisherige Passwort auszulesen. Das ist typischerweise dann der Fall, wenn Seahorse Sie auf einem Server seit Monaten automatisch anmeldet und Sie das Passwort inzwischen vergessen haben.
Extern: Baobab zeigt Festplattenbelegung
Unter „Systemverwaltung“(oder „System“) hat das Mint-menü den Eintrag „Festplattenbelegungsanalyse“eingeordnet. Es handelt sich um das Programm Baobab, das nach dem Start erst einmal eine Übersicht der physischen Datenträger zeigt. Hier sind die Gesamtkapazität und der aktuelle Füllstand ersichtlich. Nach Klick auf den Pfeil ganz rechts startet Baobab eine Ordneranalyse, die es nach kurzer Wartezeit wahlweise als Kreis- oder Kacheldiagramm visualisiert.
Die linke Navigationsspalte erlaubt die Auswahl von Unterordnern im Dateisystem und damit eine genauere Durchsicht der größten Platzverbraucher.
Obsolet? Xplayer, Mintupload und Mintnanny
Die Filmwiedergabe mit der X-app Xplayer („Medienwiedergabe“) ist aus den neuesten Mint-versionen ebenso verschwunden wie die kleinen Mint-eigenentwicklungen der „Hochladeverwaltung“(mintupload) und der „Domänensperre“(mintnanny). Alle drei Zubehörprogramme sind aber weiterhin über die Mint-paketquellen erreichbar. Der Xplayer (gleicher Paketname) ist ein minimalistischer Player für Filmwiedergabe, der allerdings für Alltagszwecke völlig ausreicht. Sprung zu Kapiteln, Vorspulen, Toneinstellungen, Ansichtsverhältnis oder Sprache ändern – alles Wesentliche hat der Xplayer im Repertoire. Gegenüber Celluloid (Standardplayer) oder einem VLC hat das Tool die Vorteile einfachster Bedienung und minimalen Ressourcenverbrauchs.
Die „Hochladeverwaltung“(mintupload) ist eine Eigenentwicklung, die ebenfalls nur noch optional bereitsteht. Das Mint-tool erfüllt seinen Zweck, wo es darum geht, Dateien auf FTP- oder Sftp-server zu laden. Eine genauere Beschreibung unterbleibt hier, weil das bewährte Programm Filezilla diese Aufgabe viel komfortabler erledigt. Die „Domänensperre“(mintnanny) dient dem Schutz von Kindern vor unerwünschten Internetinhalten. Nach dem Aufruf und Klick auf „Hinzufügen“geben Sie die Adresse der Internetdomäne ein, die Sie sperren möchten, etwa „facebook.com“. Das Tool ergänzt sodann automatisch „www.facebook.com“. Mint-nanny macht für jede Adresse einen Eintrag in der Datei „/etc/hosts“. Im bisherigen Beispiel wären das folgende Zeilen: 127.0.0.1 facebook.com
127.0.0.1 www.facebook.com
Somit wird der Browser die Adressen nicht über den Dns-server ermitteln, sondern lediglich „127.0.0.1“zurückliefern. Das ist die interne Ip-adresse des PCS und der Browser zeigt schlicht eine Fehlermeldung. Diese Methode ist sehr einfach, hat jedoch unübersehbare Schwächen, da sie nur genau die angegebene Adresse blockiert und keine Subdomains. Um Adressen inklusive aller Subdomains zu sperren, müssten diese alle einzeln eingetragen werden.