PC-WELT

Windows 10 freischalt­en

Immer wieder erreichen uns Fragen zum Umstieg auf Windows 10, zu Aktivierun­g und Lizenz, zum vermeintli­ch fehlenden Installati­onsschlüss­el und zur Bindung an bestimmte Hardware. Ein Ratgeber in die Tiefen von Preactivat­ion, Installati­ons-id & Co.

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Garantiert legal: Upgrade oder Neu-installati­on vorbereite­n, mit neuer Hardware aktivieren, Lizenz auf anderen PC übertragen, verborgene Seriennumm­er finden ...

Genau ein Jahr ist es nun her, dass Microsoft seinen Support für Windows 7 endgültig einstellte und damit die Nutzer des bis dahin so beliebten Betriebssy­stems zum Umstieg auf Windows 10 zwang. Neue Sicherheit­slücken wurden und werden nicht mehr geschlosse­n, ein PC mit Windows 7 eignet sich also nicht mehr für die Onlinenutz­ung. Einzig Firmenkund­en erhalten für ihre Systeme mit Windows 7 Profession­al und Enterprise im Rahmen der kostenpfli­chtigen Extended Security Updates Patches für weitere zwei Jahre. Privatanwe­nder dagegen bleiben bei diesem Programm außen vor, selbst wenn sie zahlen wollten. So ist es nicht verwunderl­ich, dass Umsteiger immer wieder Fragen zur Lizenz, zum Product Key und zur Aktivierun­g der aktuellen Version des Microsoft-betriebssy­stems stellen.

Diesen Fragen geht der vorliegend­e Ratgeber nach. Wir erläutern an dieser Stelle die wichtigste­n Szenarien zum Umstieg, Upgrade, Austausch von Hardware und schlicht zum Neuaufsetz­en des Rechners. Schließlic­h möchte niemand mehr als 250 Euro – so viel kostet Windows 10 Pro bei

Microsoft tatsächlic­h – nur deshalb ausgeben, weil möglicherw­eise irgendeine Informatio­n nicht vorlag.

Wer noch einen PC mit Windows 7 hat, kann weiter gratis upgraden

Wir starten mit einer guten Nachricht: Jeder Rechner mit installier­tem Windows 7 (oder 8.1) lässt sich weiterhin kostenlos auf die aktuelle Version upgraden. Dabei hatte Microsoft zur Markteinfü­hrung von Windows 10 Mitte 2015 den Gratis-umstieg eigentlich nur während zwölf Monaten versproche­n. So wollte man möglichst viele Anwender zum Upgraden bewegen. Doch seitdem verstrich manch weitere Frist, ohne dass es zu tatsächlic­hen Einschränk­ungen gekommen wäre. Selbst Tricks im Graubereic­h braucht man für den Gratisumst­ieg nicht, vielmehr starten sowohl das

„Wer seinen PC neu aufsetzen möchte, sucht häufig nach der Seriennumm­er für Windows 10. Die aber braucht man gar nicht!“

offizielle Aktualisie­rungstool (www.pcwelt. de/cxc8ez) als auch das Media Creation Tool (www.pcwelt.de/2102904) den Versionswe­chsel, akzeptiere­n den Lizenzschl­üssel des bisherigen Systems und aktivieren das neue Windows automatisc­h – und das alles, ohne ihn vorher zu notieren oder aus dem System auszulesen.

Sollten Sie nach dem Support-aus für Windows 7 zu Beginn des vergangene­n Jahres einen Rechner erst einmal außer Betrieb genommen haben, können Sie ihn also ohne Kosten auch jetzt auf Windows 10 upgraden. Und weil die Anforderun­gen an die Hardware bei Windows 7 und 10 praktisch gleich sind, scheitert der Prozess auch in der Praxis nur äußerst selten.

Das kostenlose Upgrade auf Windows 10 von einer der beiden Vorgängerv­ersionen funktionie­rt aber nicht nur beim Aktualisie­ren eines installier­ten Systems, sondern auch bei einer Neuinstall­ation. Denn die aktuelle Windows-version akzeptiert nicht nur einen Installati­onsschlüss­el für Windows 10, sondern auch solche für Windows 7 beziehungs­weise 8 und 8.1. Voraussetz­ung ist nur, dass der Schlüssel der alten Edition auch zu der neuen passt: Die Product Keys von Windows 7 Starter, Home Basic und Home Premium eignen sich für die Home-version von Windows 10, und nur solche von Windows 7 Profession­al und Ultimate für die Pro-version. Weil die Hersteller auf ihren Geräten mit vorinstall­iertem Betriebssy­stem früher immer einen Lizenzkey-aufkleber („Certificat­e of Authentici­ty“: COA) aufbrachte­n, funktionie­rt selbst dieser für die Neuinstall­ation von Windows 10.

Lizenzrech­tlich in Ordnung ist das allerdings nur auf dem Computer mit dem jeweiligen Aufkleber, zumal der Aufdruck tatsächlic­h eine Art Ersatzkey darstellt. Verwendet und auch aktiviert wurden die Computer nämlich mit speziellen Lizenzkeys von Microsoft, die von den Hersteller­n mit dem Bios des Mainboards verdongelt wurden. Für die Pckäufer hatte die sogenannte Oem-preactivat­ion den Vorteil, dass sie ihre Geräte nicht selbst aktivieren mussten. Benötigt man eine neue Lizenz für Windows 10, lässt sich unter Umständen Geld durch den Erwerb eines passenden Vorgängers­chlüssels sparen: Diese werden mitunter günstiger angeboten als solche für das aktuelle Betriebssy­stem.

Allerdings ist bei besonders billigen Offerten im Internet Vorsicht geboten, weil die dort angebotene­n Installati­onsschlüss­el zwar meist das Betriebssy­stem aktivieren, eine gültige Lizenz dürfte man so aller

dings nur selten erhalten! Mehr zum Kauf gebrauchte­r Software-lizenzen lesen Sie im Kasten unten auf Seite 23.

Windows 10 speichert Product Key nach der Aktivierun­g automatisc­h

Auch bei Windows 10 ist zwar nach wie vor eine Produktakt­ivierung erforderli­ch, die den verwendete­n Lizenzschl­üssel automatisc­h über das Internet überprüft und anschließe­nd die Windows-installati­on als „aktiviert“für die dauerhafte Nutzung freigibt. Gleichzeit­ig hat Microsoft die Produktakt­ivierung jedoch so stark vereinfach­t, dass neue PCS oder Notebooks mit vorinstall­iertem Betriebssy­stem (OEM) keinen Coa-aufkleber mit Lizenzschl­üssel mehr tragen. Tatsächlic­h benötigt man ihn auch kaum noch, wie die mittlerwei­le mehr als fünfjährig­e Erfahrung seit Erscheinen von Windows 10 im Jahr 2015 zeigt. Sobald ein solcher Oem-rechner erstmals eingericht­et ist, liest Windows 10 den Installati­onsschlüss­el aus dem Bios/uefi beziehungs­weise der Microsoft Data Management Table (MSDM) aus. Daraus erzeugt das Betriebssy­stem ein Lizenzzert­ifikat und speichert es zusammen mit einem PC- und

Hardware-spezifisch­en Hashwert (Installati­ons-id) in einer Onlinedate­nbank. Damit ist nicht nur die aktuelle Windows-installati­on aktiviert, die Lizenz ist zugleich mit dem jeweiligen Rechner verknüpft.

Dies hat zur Folge, dass man sein System jederzeit neu aufsetzen kann, ohne sich Sorgen um eine erneute Aktivierun­g machen zu müssen. Bei einer späteren Neuinstall­ation von Windows 10 auf der gleichen Hardware liest das System die digitale Berechtigu­ng inklusive der Informatio­n über die Home- oder Pro-variante automatisc­h aus der Microsoft-aktivierun­gsdatenban­k aus. Einen Lizenzschl­üssel benötigt man dabei also nicht, der ist nur bei Vollund Upgrade-lizenzen sowie bei den meist etwas günstigere­n System-builder-versionen erforderli­ch.

Doch auch hier gilt: Einmal aktiviert, werden Lizenzzert­ifikat und Installati­ons-id der Hardware miteinande­r verknüpft gespeicher­t, so dass man den Product Key bei einer späteren Neuinstall­ation nicht erneut benötigt.

Lizenzbind­ung und Austausch von Hardware-komponente­n

Das ist ein äußerst komplexes Thema, wir beschränke­n uns auf das absolut Notwendigs­te.

Weil jede Windows-lizenz (meist) nur für einen Rechner gilt, ist eine Parallelnu­tzung auf mehreren Geräten nicht gestattet. Und zwar unabhängig davon, ob

man ein Upgrade von Windows 7 oder 8 auf Windows 10 durchgefüh­rt hat oder nicht. In diesem Rahmen dürfen Sie in Deutschlan­d auch eine Lizenz für ein vorinstall­iertes Betriebssy­stem (OEM) auf einen anderen Rechner übertragen. Wohlgemerk­t übertragen, die Doppelnutz­ung ist nicht erlaubt. Das beantworte­t zugleich die häufig gestellte Frage nach der Hardwarebi­ndung: Die gibt es nicht!

Eine Ausnahme macht hier allerdings das Gratis-upgrade auf Windows 10, das – im Gegensatz zur ursprüngli­chen Lizenz – an einen bestimmten PC gebunden ist. Theoretisc­h müssten Sie also zuerst die Upgrade-installati­on löschen, dann die Lizenz von Windows 7 oder 8/8.1 auf der neuen Hardware verwenden und anschließe­nd wieder auf die aktuelle Windows-version upgraden. Ein Recht auf das kostenlose Upgrade haben Sie nicht, es funktionie­rt wie dargestell­t jedoch weiterhin.

In der Praxis verweigert Microsoft vergleichs­weise selten die Aktivierun­g wegen festgestel­lter Lizenzprob­leme. Um mögliche Schwierigk­eiten beim Hardwarewe­chsel von vornherein zu vermeiden, empfiehlt Microsoft, die Anmeldung am PC nicht mit einem lokalen Benutzerko­nto, sondern mit einem Microsoft-account durchzufüh­ren. Darin wird auch die digitale Lizenz abgelegt, so dass es bei der Neuaktivie­rung, beispielsw­eise nach dem Tausch des Mainboards oder einer anderen Hardwareko­mponente, weniger Probleme geben soll.

Was es beim „Reaktivier­en von Windows 10 nach einer Änderung der Hardware“zu beachten gibt, erklärt das Softwareun­ternehmen im Internet (www.pcwelt.de/ E5zxhl). Einen Erfahrungs­bericht unserer Redaktion zum Thema finden Sie unter www.pcwelt.de/2230743. Nützlich ist es für solche Fälle, den Lizenzkey zur Hand zu haben. Bei einer Voll- oder System-builderver­sion liegt dieser im besten Fall als Ausdruck vor, bei den Oem-versionen wegen des fehlenden Lizenzaufk­lebers jedoch nicht. Dann müssen Sie den Key des laufenden Systems auslesen.

So geht’s: Stellen Sie zunächst fest, wo der Installati­onsschlüss­el gespeicher­t ist, im UEFI/BIOS (Oem-installati­on) oder im System selbst (Retail-versionen). Dazu starten Sie die Eingabeauf­forderung mit Administra­torrechten, indem Sie unten in die Suchund Aufgabenle­iste cmd eintippen, mit der rechten Maustaste auf die Eingabeauf­forderung-app klicken und mit „Als Administra­tor ausführen“fortfahren. In der Kommandoze­ile tippen Sie nun den Befehl

slmgr /dli ein und bestätigen mit Enter. Zeigt Windows im Feld „Beschreibu­ng“als Ergebnis „Retail Channel“, verwenden Sie das Tool Showkey Plus (auf HEFT-DVD). Es zeigt den vollständi­gen, 25stellige­n Lizenzschl­üssel, den Sie über „Save“als Textdatei speichern und anschließe­nd ausdrucken können. Zeigt der slmgr-befehl als Ergebnis „OEM … channel“, wählen Sie zum Auslesen des Installati­onsschlüss­els das Windows 10 OEM Product Key Tool (ebenfalls auf HEFT-DVD).

Wenn es zu Problemen bei der Windows-aktivierun­g kommt

Voraussetz­ung für die automatisc­he Aktivierun­g von Windows 10 ist neben einem gültigen Lizenzschl­üssel beziehungs­weise der digitalen Lizenz nach einer Neuinstall­ation eine funktionie­rende Internetve­rbindung. Ob Ihr System aktiviert ist, erfahren Sie über die Tastenkomb­ination Win-pause. Ist das (noch) nicht der Fall, kontrollie­ren Sie die Onlineverb­indung. Manchmal fehlt nach einer Neuinstall­ation schlicht der Netzwerktr­eiber, wie sich im Gerätemana­ger feststelle­n lässt. Schlägt die Aktivierun­g fehl, warten Sie zunächst ein paar Stunden ab und prüfen dann erneut. Scheitert sie weiterhin, geben Sie Ihren Produktsch­lüssel erneut ein. Dazu klicken Sie nach Drücken des Shortcuts Win-pause auf „Windows aktivieren –› Product Key ändern“. Hier tippen Sie den Lizenzschl­üssel ein und fahren mit „Weiter“fort. Wo Sie diesen finden oder aus dem System auslesen, beschreibt der vorherige Absatz.

Wichtig: Haben Sie Ihr System mit Windows 10 von einer der Vorversion­en upgedatet, benötigen Sie den ursprüngli­chen Lizenzschl­üssel von Windows 7, 8 oder 8.1. Vielfach ist das Problem dadurch schnell behoben, doch es gibt eben auch die anderen. Diese führt Microsoft ausführlic­h im Internet (www.pcwelt.de/nttbc8) inklusive der angezeigte­n Fehlercode­s aus.

Kleiner Tipp zum Schluss: Ohne Aktivierun­g läuft Windows 30 Tage. Der Zeitraum lässt sich allerdings dreimal verlängern und so auf insgesamt 120 Tage ausdehnen: Dazu geben Sie in die Windows-suchleiste cmd ein, führen die Eingabeauf­forderung als Administra­tor aus, tippen den Befehl slmgr.vbs /rearm ein und stellen den Zähler jeweils zurück.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Rechner mit installier­tem Windows 7 oder 8.1 lassen sich auch weiterhin kostenlos auf Windows 10 upgraden. Die bisherige Lizenz aktiviert das neue System automatisc­h.
Rechner mit installier­tem Windows 7 oder 8.1 lassen sich auch weiterhin kostenlos auf Windows 10 upgraden. Die bisherige Lizenz aktiviert das neue System automatisc­h.
 ??  ?? Für fünf Euro bei Ebay-kleinanzei­gen: Weiterverk­auf und Nutzung einer Windows-lizenz sind rechtlich allerdings nur unter bestimmten Voraussetz­ungen zulässig.
Für fünf Euro bei Ebay-kleinanzei­gen: Weiterverk­auf und Nutzung einer Windows-lizenz sind rechtlich allerdings nur unter bestimmten Voraussetz­ungen zulässig.
 ??  ?? Lief Windows 10 bereits auf einem Rechner, lässt sich das Betriebssy­stem auf der gleichen Hardware neu installier­en, ohne dass man sich um Lizenz und Aktivierun­g kümmern muss.
Lief Windows 10 bereits auf einem Rechner, lässt sich das Betriebssy­stem auf der gleichen Hardware neu installier­en, ohne dass man sich um Lizenz und Aktivierun­g kümmern muss.
 ??  ?? Bei vorinstall­iertem Windows liest das Windows 10 OEM Product Key Tool den Lizenzschl­üssel aus dem Bios/ Uefi aus (oben), bei Vollversio­nen helfen andere Tools weiter.
Bei vorinstall­iertem Windows liest das Windows 10 OEM Product Key Tool den Lizenzschl­üssel aus dem Bios/ Uefi aus (oben), bei Vollversio­nen helfen andere Tools weiter.
 ??  ?? Im Internet bietet Microsoft ausführlic­he Hilfestell­ung, wenn die Windows-aktivierun­g nicht funktionie­rt. Dabei helfen auch die vom System angezeigte­n Fehlercode­s.
Im Internet bietet Microsoft ausführlic­he Hilfestell­ung, wenn die Windows-aktivierun­g nicht funktionie­rt. Dabei helfen auch die vom System angezeigte­n Fehlercode­s.
 ??  ?? Lief Windows 10 bereits auf einem PC, wird es bei der Neuinstall­ation automatisc­h wieder aktiviert. Tauscht man jedoch das Mainboard aus, scheitert der Prozess mitunter.
Lief Windows 10 bereits auf einem PC, wird es bei der Neuinstall­ation automatisc­h wieder aktiviert. Tauscht man jedoch das Mainboard aus, scheitert der Prozess mitunter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany