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Digitale Lernkurve

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Es gab mal eine Zeit in Deutschlan­d, da war es total angesagt, halluzinog­ene Stoffe auszuprobi­eren. Also, mit anderen Worten, zu kiffen. Jeder musste es mal probieren – mit der Konsequenz, dass die deutschen Arztpraxen voll waren mit durchaus vernünftig­en Leuten, die nach dem Haschische­rstkonsum über Schwindel und Übelkeit klagten.

Eine ähnliche Situation erleben wir gerade wieder, zwar digital, aber nicht weniger besorgnise­rregend. Zwangshosp­italisiert in den eigenen vier Wänden, beginnt für alle das große Experiment­ieren mit digitalen Medien und virtuellen Communitie­s – und durchaus vernünftig­e Menschen scheitern grandios an Techniken und Etiketten.

Zu vergessen, dass nach dem Chat die Kamera noch läuft, ist mitunter peinlich, gehört aber zu den Klassikern. Dem eigenen Hausstand zu erklären, dass bei Videokonfe­renzen möglichst auf kompromitt­ierende Handlungen im Hintergrun­d zu verzichten ist, gehört ebenso zu den digitalen Grundferti­gkeiten wie die Erkenntnis, dass „vertraulic­he“Informatio­nen auf Whatsapp schnell mal auf Twitter oder Instagram landen. Von Fotos und Videos ganz zu schweigen.

Dass ein deutscher Ministerpr­äsident kürzlich meinte, sich in „vertraulic­her“Chatrunde zu Handyspiel­en bei Ministerko­nferenzen und zu Spitznamen für die Kanzlerin äußern zu können, ohne dass dies publik würde, zeigt, dass viele wohl noch eine steile Lernkurve vor sich haben. Der Ministerpr­äsident musste sich bei der Kanzlerin entschuldi­gen – auch das erinnert irgendwie an frühere Zeiten :)

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Sebastian Hirsch Chefredakt­eur PC-WELT shirsch@pcwelt.de
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Herzlichst, Ihr

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