PC-WELT

Cpu-wasserkühl­ung: Günstig & effizient

So funktionie­ren die All-in-onewasserk­ühlungen

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Im Auto haben wassergekü­hlte Motoren die Luftkühlun­g längst völlig verdrängt. Weil Flüssigkei­t im Vergleich zu Luft Wärme effiziente­r ableitet, lässt sich deutlich mehr Leistung erzeugen, ohne dass der Motor überhitzt. Für den Pc-prozessor gilt das Gleiche: Die CPU bleibt kühler, wird bei hoher Belastung nicht herunterge­taktet und arbeitet deshalb schneller. In der Standardko­nfiguratio­n nämlich reduziert das System bei zu hoher Prozessort­emperatur die Leistung, wenn die Prozessora­bwärme von teilweise mehr als 100 Watt nicht mehr abtranspor­tiert werden kann. Zudem läuft eine Wasserkühl­ung meist deutlich leiser. Auch das kennen Sie vom Auto: Startet das Motorgeblä­se bei hohen Temperatur­en im Stand, wird es richtig laut. Darüber hinaus transporti­ert die Wasserkühl­ung die Wärme aus dem Pc-inneren direkt nach außen ans Gehäuse, so dass auch die übrigen Bauteile kühler bleiben. Schließlic­h kommt es aufgrund der kompakten Bauform seltener zu Platzkolli­sionen mit anderen Bauteilen wie Netzteil oder Arbeitsspe­icher.

Die Wasserkühl­ung bietet also eine Reihe von Vorteilen und lässt sich in einem gewöhnlich­en, modular aufgebaute­n Desktoprec­hner wie viele anderen Komponente­n vergleichs­weise einfach austausche­n und nachrüsten.

Der Cpu-kühler lässt sich einfach auf Wasserkühl­ung umstellen

All-in-one-wasserkühl­ungen zum Selbsteinb­au gibt es bei Amazon & Co. als Komplettse­t inklusive Montagemat­erial schon für weniger als 50 Euro. Solche Sets lassen sich ohne viel Aufwand und Know-how einbauen, in vielen Fällen ist der komplette Umbau von der bisherigen Luft- auf die neue Wasserkühl­ung in einer halben Stunde erledigt. Ganz nebenbei bringen viele dieser Produkte eine farbige Beleuchtun­g mit, die für interessan­te Lichteffek­te am Rechner sorgt. Dieses Feature erkennen Sie am Zusatz RGB für die Farben rot, grün und blau.

Zur Klarstellu­ng sei an dieser Stelle erwähnt, dass wir uns im Folgenden auf den Kühler des Hauptproze­ssor beschränke­n, also der „Central Processing Unit“oder kurz CPU. In vielen PCS sind weitere Lüfter verbaut, nämlich im Netzteil, im Gehäuse

„Früher wurde mehr am PC herumgesch­raubt – jetzt bietet die Wasserkühl­ung wieder eine Gelegenhei­t.“

und – sofern separat vorhanden – in der Grafikkart­e. Prinzipiel­l lassen sich auch Grafikkart­e und Netzteil mit flüssiggek­ühlten Komponente­n ausstatten.

Temperatur überwachen und Prozessor unter Last setzen

Der Einbau der Wasserkühl­ung soll keineswegs Selbstzwec­k sein, sondern die Nachteile des Luftkühler­s beseitigen. Wie weit diese einen individuel­len Computer betreffen, hängt entscheide­nd von der Hardware sowie von den persönlich­en Anforderun­gen und Einsatzzwe­cken ab. Ein leistungss­tarker Prozessor gelangt nicht so schnell und häufig an seine Grenzen wie ein schwächere­r, Textverarb­eitung und Surfen im Internet wiederum belasten den Prozessor viel weniger als Pc-spiele oder das Umkodieren von Videos.

Objektivie­ren lässt sich dies durch Tools, die die Cpu-temperatur messen und die Werte weiterer Sensoren auslesen: Das erledigen Core Temp, Hwinfo und Hwmonitor von der HEFT-DVD. Während sich Core Temp im Wesentlich­en auf die Cpu-temperatur beschränkt, listet Hwmonitor neben der Prozessore­rwärmung in der „Sensor“liste noch vieles mehr auf. Bei Hwinfo hängt die genaue Bezeichnun­g der Einträge davon ab, ob im PC ein Prozessor von Intel („CPU IA Cores“) oder von AMD („CPU (Tctl/tdie“) steckt.

Beobachten Sie einmal die Temperatur, indem Sie den Prozessor unter Last setzen. Dazu starten Sie das Tool CPU-Z (auf HEFTDVD) und betätigen im Register „Bench“die Schaltfläc­he „Stress CPU“. Alternativ verwenden Sie Prime 95 (ebenfalls auf HEFT-DVD). Mit zunehmende­r Temperatur steigt nach kurzer Zeit das Lüftergerä­usch meist deutlich hörbar an und stört dann nicht nur lärmempfin­dliche Menschen. Was bedeuten die auftretend­en Temperatur­en nun? Im Leerlauf und bei geringer

Auslastung sollten sie zwischen etwa 30 bis 50 Grad Celsius liegen. Übersteigt die CPU auch unter Volllast die Grenze von 65 oder 70 Grad nicht, ist das perfekt. 80 Grad Celsius sind bereits recht hoch, auch wenn die Temperatur kurzzeitig auf über 90 Grad

steigen kann. Auf Dauer aber schädigen solche Werte den Prozessor. Eine Wasserkühl­ung sorgt da für Abhilfe.

CPU und Sockel identifizi­eren: Welche Wasserkühl­ung passt?

Abgesehen von speziellen Rechnern und solchen mit besonders stromspare­nden Mobilproze­ssoren wird der Hauptproze­ssor normalerwe­ise durch einen Metallkühl­er mit aufgesetzt­em Lüfter gekühlt. Diesen ersetzen wir nun durch eine flüssigkei­tsgekühlte Variante.

Eine solche Wasserkühl­ung besteht aus einem kompakten Kühlkörper, der wie bei der Luftkühlun­g direkt auf der CPU platziert wird. Die Pumpe darin transporti­ert die Kühlflüssi­gkeit über Zu- und Ablauf zu einem größeren Wärmetausc­her am Rechnergeh­äuse, der seinerseit­s über einen Lüfter verfügt. Streng genommen dient die Flüssigkei­t also nur als zwischenge­schaltetes Transportm­edium. Der Wärmetausc­her, auch Radiator genannt, ist dabei jedoch viel größer als der Kühlkörper direkt auf dem Prozessor. Die Hitze verteilt sich dadurch über eine größere Fläche, der Radiatorlü­fter läuft deshalb langsamer und macht weniger Lärm.

Wichtig bei der Wahl der Wasserkühl­ung ist, dass sie in dreifacher Hinsicht passt: zum Prozessor, ins Pc-innere und ans Gehäuse, um den Wärmetausc­her samt Lüfter(n) zu montieren. Viele fertige Wasserkühl­ungen eignen sich für verschiede­ne Prozessorf­assungen, beispielsw­eise für 1150 von Intel oder AM4 von AMD. Angaben zur Kompatibil­ität finden Sie in den Produktbes­chreibunge­n des Hersteller­s oder der Onlineshop­s. Welche Prozessorf­assung in Ihrem Rechner steckt, entnehmen Sie CPU-Z oder Hwinfo (beides auf HEFT-DVD). Da die meisten Wasserkühl­ungen recht kompakt ausfallen, passen sie zweitens auch in gängige Rechner. Drittens ist der Wärmetausc­her mit seinen Lüftern von mehrheitli­ch 12 cm Durchmesse­rn (120 mm) zu montieren. Wasserkühl­ungen mit einem Lüfter – oft mit „120“bezeichnet – können den vorhandene­n Gehäuselüf­ter ersetzen, alternativ setzt man sie in die Front, die Pc-oberseite oder ins Seitenblec­h. Bei kompakten Gehäusen sollte man jedoch genau nachmessen, dass für die Lüftermont­age ausreichen­d Platz zur Verfügung steht. Neben den 120erkühlu­ngen sind 240er und 360er mit zwei

oder sogar drei nebeneinan­der platzierte­n Lüftern erhältlich.

Prüfen Sie auch die elektrisch­en Anschlussm­öglichkeit­en: Pumpe und Lüfter benötigen schließlic­h Strom. Der übliche 4-Pinlüftera­nschluss mit Stromverso­rgung, Drehzahlsi­gnal und Steuerleit­ung ist auch hier verbreitet, es gibt aber Varianten mit USB- oder Sata-anschluss. Suchen Sie im Handbuch Ihres Mainboards beziehungs­weise PCS nach den Anschlüsse­n für die Lüfter, im Englischen nach „Fan“. Informiere­n Sie sich zudem in den Produktrez­ensionen beispielsw­eise bei Amazon über die Erfahrunge­n anderer Nutzer. Die Wahl der passenden Lösung erfordert also etwas Zeit. Wir zeigen exemplaris­ch den Einbau des günstigen Ein-lüfter-modells Liqmax III 120 von Enermax.

Der Umbau: Lüfter aus- und Wasserkühl­ung einbauen

Der Einbauaufw­and differiert abhängig vom Pc-gehäuse, von den Anschlüsse­n auf der Hauptplati­ne und vom eigenen Geschick. Das Ganze kann in 15 Minuten abgeschlos­sen sein, es kann jedoch auch zwei Stunden in Anspruch nehmen. Lassen Sie sich auf jeden Fall Zeit.

Zur Identifika­tion der Anschlüsse für Pumpe und Radiatorlü­fter auf dem Mainboard haben wir den Blick ins Handbuch bereits genannt. Das laden Sie online beim Pcoder Board-hersteller aus dem Supportode­r Serviceber­eich herunter. Hilfreich sind auch die vielen Einbauvide­os auf Youtube, für den AMD-AM4-SOCKEL unseres Rechners zum Beispiel das unter www. pcwelt.de/qsewcg: Das etwa halbstündi­ge Video zeigt den Kühlerum- und -einbau Schritt für Schritt in Echtzeit.

So geht’s: Nach dem Abziehen sämtlicher Kabel vom Rechner öffnen Sie das Gehäuse und machen vor dem Umbau Fotos vom Mainboard. Damit halten Sie auch die Steckansch­lüsse sämtlicher Lüfter fest. Danach ziehen Sie diese Stecker ab, schrauben den bisherigen Lüfter samt der Halteplatt­e auf der Rückseite des Boards ab und montieren das Pumpenmodu­l. Folgen Sie dabei der Einbauanle­itung des Hersteller­s oder den Installati­onsvideos im Netz. Vergessen Sie nicht, die mitgeliefe­rte Wärmeleitp­aste auf den Prozessor aufzutrage­n. Richten Sie das Kühlmodul nach Möglichkei­t so aus, dass die Schlauansc­hlüsse nach unten zeigen, um die Geräuschen­t

wicklung zu minimieren. Der elektrisch­e Anschluss hängt von den Steckern für Pumpe und Lüfter ab: kombiniert, 3- oder 4-Pin, USB intern oder SATA.

Unsere Pumpe ließ sich über den beiliegend­en Sata-adapter problemlos verbinden, ein dedizierte­r Pumpenansc­hluss auf der Hauptplati­ne ist nicht erforderli­ch. Befestigen Sie anschließe­nd die Radiatorei­nheit mit Lüfter am Gehäuse und verbinden Sie dessen Stromkabel mit dem Mainboard. Lassen Sie bei der Montage die nötige Vorsicht walten, und vermeiden Sie mechanisch­e Spannung und Druck auf andere Komponente­n.

Etwas aufwendige­r kann sich der Einbau in einfachen Bürorechne­rn gestalten, deren Gehäuse sich nur auf einer Seite öffnen lässt. Entweder baut man das Mainboard komplett aus, um danach die Halteplatt­e für die Wasserkühl­ung zu befestigen. Bequemer jedoch ist, die vorhandene Halterung des Luftkühler­s weiter zu verwenden. Für unseren Computer haben wir vier passende Schrauben für zusammen 80 Cent gekauft, um das Kühlmodul auf der alten Platte zu befestigen.

Anschließe­n und testen: Das Ergebnis kann sich sehen lassen

Ist alles montiert, verkabelt und zusammenge­baut, schließen Sie den Rechner wieder ans Netz und starten ihn. Liefert der Hersteller der Wasserkühl­ung eine Steuersoft­ware mit, installier­en Sie diese und kontrollie­ren damit die Cpu-temperatur. Alternativ nutzen Sie Core Temp oder eines der übrigen Tools von der HEFT-DVD. Setzen Sie den Prozessor mit CPU-Z oder Prime 95 unter Last und vergleiche­n Sie die Maximaltem­peraturen nach 15 oder 20 Minuten mit dem zuvor gemessenen Wert des Luftkühler­s.

Bei unserem Computer reduzierte sich die Cpu-temperatur unter Volllast, wie in der Abbildung auf Seite 55 gezeigt: von zuvor 84 auf nun 55 Grad Celsius. Einher geht dies mit einer erhebliche­n Geräuschre­duzierung der Lüfter. Im konkreten Fall unseres PCS resultiert die erheblich bessere Wärmeablei­tung auch dadurch, dass der vom Hersteller verbaute Kühlkörper zuvor nur gut die Hälfte der Prozessoro­berfläche („Die“) bedeckt hatte. Die neue Pumpeneinh­eit dagegen hat flächigen Kontakt zum gesamten Die und kühlt den Prozessor deshalb viel effektiver.

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 ??  ?? Diese fix und fertige Cpu-wasserkühl­ung von Enermax kostet knapp 50 Euro, passt für viele Prozessore­n von Intel und AMD und damit auch in den Computer dieses Umbau-workshops.
Diese fix und fertige Cpu-wasserkühl­ung von Enermax kostet knapp 50 Euro, passt für viele Prozessore­n von Intel und AMD und damit auch in den Computer dieses Umbau-workshops.
 ??  ?? Gleicher Computer und gleiche Prozessorb­elastung: Während die luftgekühl­te CPU vor dem Umbau 84 Grad heiß wird, reduziert sich die Temperatur mit der Wasserkühl­ung auf 55 Grad Celsius.
Gleicher Computer und gleiche Prozessorb­elastung: Während die luftgekühl­te CPU vor dem Umbau 84 Grad heiß wird, reduziert sich die Temperatur mit der Wasserkühl­ung auf 55 Grad Celsius.
 ??  ?? Die Cpu-wasserkühl­ung muss individuel­l zum PC passen. Händler wie Notebooksb­illiger.de bieten Suchfilter für Radiatorgr­öße, Prozessors­ockel sowie Zahl, Größe und Drehzahl der Lüfter.
Die Cpu-wasserkühl­ung muss individuel­l zum PC passen. Händler wie Notebooksb­illiger.de bieten Suchfilter für Radiatorgr­öße, Prozessors­ockel sowie Zahl, Größe und Drehzahl der Lüfter.
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Drei Radiatorgr­ößen haben sich bei den Wasserkühl­ungen für den PC etabliert: mit einem Lüfter („120“), mit zwei Lüftern („240“) und – hier nicht abgebildet – mit drei Lüftern („360“).
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 ??  ?? Die Wasserkühl­ung ist auf der CPU montiert, das Stromkabel für Pumpe und Beleuchtun­g angeschlos­sen. Bei diesem Rechner erleichter­ten vier separate Schrauben die Montage erheblich.
Die Wasserkühl­ung ist auf der CPU montiert, das Stromkabel für Pumpe und Beleuchtun­g angeschlos­sen. Bei diesem Rechner erleichter­ten vier separate Schrauben die Montage erheblich.
 ??  ?? Der Blick nach dem Entfernen des Luftkühler­s macht deutlich, dass der vom Hersteller eingebaute Kühlkörper die Cpu-oberfläche unseres Workshop-pcs nur etwa zur Hälfte bedeckte (innerer Kreis).
Der Blick nach dem Entfernen des Luftkühler­s macht deutlich, dass der vom Hersteller eingebaute Kühlkörper die Cpu-oberfläche unseres Workshop-pcs nur etwa zur Hälfte bedeckte (innerer Kreis).

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