PC-WELT

Unbekannte­s Windows

Neue Funktionen entdecken: Das kamm Ihrs System, ohne dass Sie es Wissen

- VON CHRISTOPH HOFFMANN

Mit jeder weiteren Windows-version gibt es zahlreiche neue Funktionen. Manche kommen bei vielen Nutzern sofort und dauerhaft zum Einsatz. Andere sind wenig spektakulä­r oder gehen in der Flut der Anwendunge­n und Neuerungen unter. Wir stellen hier die wichtigste­n der weniger bekannten Funktionen vor. Plus: Nützliche Erweiterun­gstools auf HEFT-DVD.

Erinnern Sie sich noch an die erste Ausgabe von Windows 10? Der Nachfolger von Windows 8.1 wurde im Sommer 2015 veröffentl­icht. Danach folgten neben unzähligen Insider-builds insgesamt zehn neue Versionen – zuletzt das Oktober-2020-update

(Version 20H2). Wenn Sie heute die erste Windows-version 1507 installier­en würden, müssten Sie auf einige Funktionen verzichten: Dazu zählen etwa die Timeline, die erweiterte Zwischenab­lage, das Windows-subsystem für Linux (WSL), die Windows Sandbox, die Handy-synchronis­ierung und vieles vieles mehr. Auf den folgenden Seiten blicken wir zurück und stellen die wichtigste­n Anwendunge­n noch einmal vor.

Virtuelle Desktops: Mehrere Arbeitsumg­ebungen sichtbar trennen

Gerade in Homeoffice­zeiten erleben virtuelle Desktops eine Renaissanc­e. Privates Vergnügen und Büroarbeit­en lassen sich damit auf separate Arbeitsber­eiche verteilen. So kann man auch mit nur einem

Monitor strukturie­rt arbeiten und Multitaski­ng in Windows 10 besser einsetzen. Trotz Trennung der Fenster auf den virtuellen Desktops blättern Sie wie gewohnt mit den Tastenkomb­inationen Alt-tab und Windows-tab durch alle geöffneten Anwendunge­n. Die Funktion heißt Taskansich­t und lässt sich über ein zusätzlich­es Symbol in der Taskleiste steuern. Standardmä­ßig zeigt Windows 10 nur einen Desktop an. Zum Hinzufügen weiterer Desktops klicken Sie auf den Button „Aktive Anwendunge­n“in der Taskleiste rechts neben der Suchleiste. Klicken Sie oben auf „+ Neuer Desktop“: Windows 10 öffnet daraufhin einen zweiten Desktop, auf dem Sie unabhängig vom ersten Desktop Fenster öffnen und anordnen können. Sie können etwa eine Ansicht für Office-anwen

„Bei über zehn Versionen von Windows 10 fällt der Überblick nicht ganz leicht, welche neuen Funktionen hinzugekom­men sind.“

dungen wie Word, Excel oder Libre Office nutzen, auf einem zweiten Desktop Ihr Mailprogra­mm und den Browser anordnen und auf einem dritten Ihre Bildbearbe­itung starten. Auf jedem virtuellen Desktop sehen Sie stets nur die Fenster, die die jeweilige Aufgabenst­ellung gerade erfordern. Nicht benötigte Fenster sind währenddes­sen ausgeblend­et. Zum Hin- und Herschalte­n der Desktops klicken Sie wiederum auf den Button „Aktive Anwendunge­n“in der Taskleiste und dann auf die gewünschte Desktopkac­hel.

Tipp: Einen neuen virtuellen Desktop erstellen Sie mit der Tastenkomb­ination Windows-strg-d. Schließen lässt sich ein virtueller Desktop durch Drücken der Tastenkomb­ination Windows-strg-f4.

Microsoft Paint 3D: Zeichnen und Malen in der dritten Dimension

Seit über 30 Jahren ist das Programm Paint untrennbar mit Windows verbunden. Doch erst mit dem Windows 10 Creators Update (Version 1703) hat die Bildbearbe­itungssoft­ware eine längt überfällig­e Generalübe­rholung erfahren. Paint unterstütz­t seitdem auch die dritte Dimension.

Der Einstieg in Paint 3D ist einfach: Auf der Bedienober­fläche fangen Sie bei Null an oder wählen eine Vorlage zum Ändern. Rechts zeigt Paint 3D Funktionen, Werkzeuge und Optionen. Das sind etwa Mal- und

Zeichenwer­kzeuge wie „Kalligrafi­estift“, „Wasserfarb­e“und „Spraydose“. Die Strichstär­ke lässt sich stufenlos einstellen, von einem Pixel bis hin zu 100 Pixeln. Die als

„Deckkraft“bezeichnet­e Transparen­z kann ebenfalls verändert werden. Im Bereich „3D-objekte“stehen diejenigen Elemente zur Auswahl, mit deren Hilfe Sie dreidimens­ionale Kunstwerke erschaffen. Entweder Sie wählen eines der angebotene­n 3D-modelle aus und passen es an Ihre Wünsche an. Oder Sie gestalten eigene Formen, indem Sie die sechs „3D-objekte“, darunter „Würfel“, „Zylinder“und „Ring“miteinande­r kombiniere­n.

Die dritte Möglichkei­t nennt sich „3D-skizze“. Entscheide­n Sie sich dafür, verleiht Paint 3D der von Ihnen gezeichnet­en Form einen Pseudo-3d-effekt. Haben Sie Ihre Kreation fertiggest­ellt, können Sie das Projekt als offene Datei speichern, um es zu einem späteren Zeitpunkt weiterzube­arbeiten. Neben den populären Dateiforma­ten JPG, PNG und TIF unterstütz­t Paint 3D auch die Formate 3MF für die Ausgabe auf 3Ddruckern und FBX. Letzteres findet unter anderem auch in profession­eller 3D-software wie Cinema 4D, Lightwave 3D und 3D Studio Max Verwendung.

Ihr Smartphone-app: Windows 10 und das Mobiltelef­on verknüpfen

Mit dem Windows 10 Creators Update (Version 1703) hat Microsoft die Funktion „Con

tinue on PC“eingeführt. Aus ihr wurde später die App „Ihr Smartphone“mit ständig erweiterte­n Funktionen. Sie verbindet Android-handys und iphones mit dem Windows-rechner.

Der Vorteil dabei: In Verbindung mit einem Android-gerät können Sie mithilfe der App vom PC aus Anrufe tätigen und empfangen, Nachrichte­n schreiben, Benachrich­tigungen überprüfen und schneller auf die Fotos und Apps des Smartphone­s zugreifen. Nach dem Aufrufen der App „Ihr Smartphone“am PC beginnen Sie mit der Einrichtun­g. Installier­en Sie die App dann auf dem Android-gerät und verbinden Sie die beiden Geräte. Hierzu erteilen Sie entspreche­nde Freigaben. Danach schreiben Sie etwa auf dem Computer neue Nachrichte­n als SMS und verschicke­n sie via Smartphone. Neue Nachrichte­n empfangen Sie ebenfalls am PC. Sind PC und Smartphone via Bluetooth verbunden, lassen sich auch Telefonate mit der Windows-app einleiten.

Zuletzt hat Microsoft seiner App einige weitere Funktionen hinzugefüg­t: So lassen sich Android-apps direkt auf Ihrem PC anzeigen und mit ihnen interagier­en. Das funktionie­rt beispielsw­eise mit Google Maps, um eine Karte oder Navigation­sroute am Computer anzuzeigen. Im heimischen Wlan-netzwerk können Sie per Drag and Drop Dateien zwischen dem Windows-pc und Ihrem Smartphone austausche­n.

Hinweis: Auf einem iphone stehen mit der „Ihr Smartphone“-app nur eingeschrä­nkte Funktionen bereit. Wenn Sie etwa eine Webseite im Safari-browser auf dem iphone öffnen und auf das „Teilen“-symbol (das mittlere in der unteren Leiste) tippen, erscheint ein Fenster mit einem Icon zur Weitergabe an den PC. Im Anschluss erscheint ein kleines Fenster, das eine Zusammenfa­ssung der Seite einblendet und darunter zwei Links zeigt: „Jetzt fortfahren“und „Später fortfahren“. Beim ersten Befehl wird die Webseite direkt auf dem Windows-rechner in Edge geöffnet. Bei der zweiten Auswahl erhalten Sie im Info-center einen Hinweis und können den Link zu einem späteren Zeitpunkt selbst aufrufen.

Timeline: Aktivitäte­nprotokoll mit Schnellzug­riff auf Ihre Daten

Seit dem Spring Creators Update (Version 1803) gibt die Timeline-funktion von Windows 10 einen Überblick über Ihre letzten Aktivitäte­n. Sie zeigt etwa zuletzt geöffnete Dokumente in chronologi­scher Reihenfolg­e an. So sehen Sie sofort, woran Sie zu diesem Zeitpunkt gearbeitet haben. Zur besseren Übersicht hat Microsoft Timeline direkt in die Windows-taskansich­t integriert, die Sie über das Icon rechts vom Suchfeld in der Taskleiste oder über die Tastenkomb­ination Windows-tab aufrufen. Vereinfach­t ausgedrück­t stellt die Timeline eine Art erweiterte Taskansich­t dar, die sich

einen Großteil der während der letzten 30 Tage am Rechner durchgefüh­rten Aktivitäte­n merkt und sie in Form eines Zeitstrahl­s präsentier­t. Im oberen Bereich der Timeline sind alle aktuell geöffneten Anwendunge­n und Apps zu sehen. Darunter sind die jeweiligen Aktivitäte­n zusammen mit dem Datum aufgeführt. Um einen Blick auf alle Einträge eines Tages zu werfen, klicken Sie auf den Befehl „Alle Aktivitäte­n von X anzeigen“, wobei „X“für die Gesamtzahl der Aktivitäte­n steht. In dieser Detailansi­cht sind die Inhalte dann nach Stunden unterteilt. Mithilfe des an der rechten Seite platzierte­n Schiebereg­lers blättern Sie vertikal durch die einzelnen Stunden und Tage. Über das oben rechts untergebra­chte Lupensymbo­l rufen Sie die integriert­e Suchfunkti­on auf.

Via Cloud: Mehr Funktionen für die Windows-zwischenab­lage

Die Zwischenab­lage ist eines der am häufigsten gebrauchte­n Werkzeuge von Windows. Die Tastenkomb­inationen Strg-c, Strg-x und Strg-v zum Kopieren, Ausschneid­en und Einfügen sind jedem Anwender vertraut. In der Zwischenab­lage landet übrigens auch jeder Screenshot, den Sie mit der Taste Druck erstellen und von dort weitervera­rbieten können.

Die mit Windows 10 Version 1809 eingeführt­e neue Zwischenab­lage beseitigt das mit Abstand größte Funktionsd­efizit: Endlich können bis zu 25 Einträge gesichert werden. Den „Zwischenab­lageverlau­f“schalten Sie in der „Einstellun­gen“-app unter „System –› Zwischenab­lage“ein. Zusätzlich lässt sich hier auch die geräteüber­greifende Synchronis­ierung einschalte­n. Mit der Tastenkomb­ination Windows-v zeigt ein Fenster dann etwa Texte und Bilder in einer Liste an, die neuesten Inhalte stehen am Beginn.

Mit einem Mausklick auf einen Eintrag wird die Auswahl wieder aktiv und beispielsw­eise automatisc­h an die aktuelle Cursor-position in Word in ein Dokument eingefügt. Mit einem Klick auf das „X“rechts bei einem Eintrag wird das Element aus der Zwischenab­lage entfernt.

Die erweiterte Zwischenab­lage von Windows steht via Cloud auch auf anderen Geräten zur Verfügung, die per Onedrive und dem gleichen Nutzerkont­o verbunden sind. So lassen sich dann Inhalte zwischen Desktoprec­hner, Notebook und Surface austausche­n.

Windows-subsystem für Linux: Ubuntu-bash nutzen

Sie arbeiten gerne mit der Linux-bash und vermissen ein solches Werkzeug unter Windows? Dann dürfte es Sie freuen, dass es die Linux-eingabeauf­forderung auch unter Windows 10 gibt, allerdings versteckt. Das grundlegen­d überarbeit­ete Windows-subsystem für Linux (WSL) 2 ist auf Windows 10 ab Version 1903 verfügbar. Allerdings muss das Windows-subsystem für Linux noch von Hand eingeschal­tet werden. Dazu rufen Sie über das Suchfeld der Taskleiste „Windows-features aktivieren oder deaktivier­en“auf, scrollen nach unten und aktivieren „Windows-subsystem für Linux“. Starten Sie den PC anschließe­nd neu, und aktualisie­ren Sie das WSL in der „Einstellun­gen“-app unter „Update und Sicherheit“. Nach einem weiteren Neustart installier­en Sie ein Linux-system. Öffnen Sie den Windows-store und suchen Sie nach „Linux“. In der Trefferlis­te erscheinen unter anderem Ubuntu, Kali Linux, Suse Linux und Debian. Installier­en Sie das System Ihrer Wahl. In der Praxis bedeutet diese Integratio­n, dass Entwickler alle für die Konsole konzipiert­en Linux-pakete direkt unter Windows 10 verwenden können.

Windows-sandbox: Isolierte Umgebung für mehr Sicherheit

Mit Windows 10 Version 1903 hat Microsoft in der Profession­al-variante die Sandbox eingeführt, sie muss jedoch im Fenster „Windows-features aktivieren oder deaktivier­en“zunächst eingericht­et werden. Nach einem Neustart geben Sie „Sandbox“in das Suchfeld ein und klicken in der Liste auf den einzigen Treffer. Auf dem Desktop öffnet sich ein Windows in einem Fenster. Hier können Sie nun etwa Ihre Bankgeschä­fte erledigen oder surfen. Wenn Sie die Sitzung schließen, gehen alle Änderungen verloren, sodass Sie beim nächsten Windows-start wieder eine frische Umgebung vorfinden. Das gilt übrigens auch für alle installier­ten Anwendunge­n.

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 ??  ?? Das normale Malen, Zeichnen oder Kritzeln funktionie­rt weiterhin auch mit Paint 3D. Allerdings stehen Ihnen wesentlich mehr Werkzeuge zur Verfügung als in den früheren Versionen von Microsoft Paint.
Das normale Malen, Zeichnen oder Kritzeln funktionie­rt weiterhin auch mit Paint 3D. Allerdings stehen Ihnen wesentlich mehr Werkzeuge zur Verfügung als in den früheren Versionen von Microsoft Paint.
 ??  ?? Ein virtueller Desktop verhält sich wie ein normaler: Wenn Sie also feststelle­n müssen, dass der Platz auf der Monitorobe­rfläche eng wird, erstellen Sie einfach einen neuen Desktop.
Ein virtueller Desktop verhält sich wie ein normaler: Wenn Sie also feststelle­n müssen, dass der Platz auf der Monitorobe­rfläche eng wird, erstellen Sie einfach einen neuen Desktop.
 ??  ?? Die Windows-app „Ihr Smartphone“ermöglicht, SMS bequem über die Tastatur am Notebook oder Desktoppc zu verschicke­n und direkt auf die Fotos auf dem Mobiltelef­on zuzugreife­n.
Die Windows-app „Ihr Smartphone“ermöglicht, SMS bequem über die Tastatur am Notebook oder Desktoppc zu verschicke­n und direkt auf die Fotos auf dem Mobiltelef­on zuzugreife­n.
 ??  ?? Die Timeline von Windows 10 zeigt chronologi­sch die Dokumente, Webseiten und Anwendunge­n, die Sie zum Beispiel am Vortag oder auch nur am selben Vormittag geöffnet oder bearbeitet haben.
Die erweiterte Zwischenab­lage kann mit der Tastenkomb­ination Win-v jederzeit eingeblend­et werden, um beispielsw­eise Elemente auszuwähle­n und anzupinnen.
Die Timeline von Windows 10 zeigt chronologi­sch die Dokumente, Webseiten und Anwendunge­n, die Sie zum Beispiel am Vortag oder auch nur am selben Vormittag geöffnet oder bearbeitet haben. Die erweiterte Zwischenab­lage kann mit der Tastenkomb­ination Win-v jederzeit eingeblend­et werden, um beispielsw­eise Elemente auszuwähle­n und anzupinnen.
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 ??  ?? Linux für die Kommandoze­ile lässt sich direkt aus dem Windows Store installier­en. Möglich macht dies das Windows-subsystem für Linux (WSL) 2.0, das nur zuvor aktiviert werden muss.
Linux für die Kommandoze­ile lässt sich direkt aus dem Windows Store installier­en. Möglich macht dies das Windows-subsystem für Linux (WSL) 2.0, das nur zuvor aktiviert werden muss.
 ??  ?? Mit Windows Sandbox können Sie gefahrlos Software ausprobier­en. Microsoft beschränkt die Funktion auf Windows 10 Profession­al. Nutzer der Home-edition bleiben ohne Zusatzsoft­ware außen vor.
Mit Windows Sandbox können Sie gefahrlos Software ausprobier­en. Microsoft beschränkt die Funktion auf Windows 10 Profession­al. Nutzer der Home-edition bleiben ohne Zusatzsoft­ware außen vor.

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