PC-WELT

Ssd-probleme lösen

Lösungen und Tipps für eine lange Lebensdaue­r des Flash-speichers

- VON CHRISTOPH HOFFMANN

In vielen Notebooks und PCS gehört eine SSD zur Standardau­sstattung. Doch was, wenn die SSD Probleme macht oder nicht mit vollem Tempo arbeitet? Wir bieten Lösungen und geben Tipps für eine lange Lebensdaue­r des Flash-speichers. Die Tools dazu finden Sie auf HEFT-DVD.

Seit rund zehn Jahren gibt es Solid-statedrive­s (SSDS) für den Massenmark­t. Seither haben sie herkömmlic­he Festplatte­n (HDDS) in vielen Geräten abgelöst – zuerst in mobilen, mittlerwei­le auch in stationäre­n Geräten. Die zunehmende Verbreitun­g der SSD hat im Wesentlich­en zwei Gründe: Die stark gesunkenen Preis und die gestiegene Speicherka­pazität. Im Vergleich: In der PC-WELT-AUSGABE 5/2011 haben wir den Gb-preis einer Festplatte mit rund 10 Cent angegeben, bei einer 60 GB großen SSD lag er bei 2,24 Euro! Aktuell kosten günstige 1-TB-SSDS rund 90 Euro, das entspricht einem Gb-preis von rund 9 Cent. Neben den SSDS mit 2,5-Zoll-formfaktor gibt es interne SSDS als M.2-steckkarte­n mit Pci-express-anschluss und Nvme-protokoll. Die Preise für M.2-NVME-SSDS sind gesunken, liegen aber noch 50 bis 70 Prozent über denen der 2,5-Zoll-modelle.

Ssd-firmware aktuell halten

Wie viele andere Hardware-komponente­n besitzen auch SSDS eine Firmware, also eine eigene Betriebsso­ftware. Per Firmware-update bringen Sie Ihre SSD auf den aktuellen technische­n Stand und können dadurch beispielsw­eise die Geschwindi­gkeit und Zuverlässi­gkeit der Festplatte erhöhen. Ob es für Ihre SSD eine Aktualisie­rung gibt, finden Sie auf den Supportsei­ten des Hersteller­s im Internet heraus – oder mit einem Tool wie Samsung Magician (auf HEFT-DVD). Es prüft bei einer aktiven Onlineverb­indung, ob ein Update verfügbar ist, lädt es herunter und spielt es ein. Nach einem Pc-neustart ist die neue Firmware startklar. Falls Sie sich selbst auf die Suche nach einem Firmware-update machen: Crystaldis­kinfo (auf HEFT-DVD) zeigt die derzeit aktuelle Firmware-version an und liefert weitere Details zur SSD. Mit diesen Infos können Sie dann googeln oder beim Hersteller nachschaue­n. Neben den Update-dateien gibt es spezielle Tools und Anleitunge­n. Das Update selbst ist nie frei von Risiken, sodass Sie zuvor die Daten oder die gesamte Partition sichern sollten.

Wie schnell ist die SSD wirklich?

Neben dem günstigen Preis gibt es aber noch viele weitere Argumente für eine SSD – vor allem die Geschwindi­gkeit. Doch Vorsicht: Die von der Hersteller­n angegebene Geschwindi­gkeit für das Lesen und Beschreibe­n von SSDS sind Maximalwer­te, die im Alltag kaum erreicht werden. Wie schnell Ihre SSD wirklich ist, finden Sie mit einem speziellen Tool wie AS SSD Benchmark (auf HEFT-DVD) heraus. Der kostenlose Tempomesse­r ermittelt anhand verschiede­ner Tests die sequenziel­le und zufällige Lese

„Damit eine SSD wirklich mit dem höchstmögl­ichen Tempo läuft, sind ein paar Einstellun­gen wichtig.“

und Schreibper­formance der SSD. Zuletzt wird noch die Zugriffsze­it der SSD ermittelt. Vergleiche­n Sie die ermittelte­n Werte mit den Angaben des Ssd-hersteller­s. Abweichung­en von 10 Prozent sind akzeptabel. Wenn Sie aber nur einen Bruchteil der angegeben Ssd-leistung beim Schreiben und Lesen erzielen, ist etwas nicht in Ordnung. Zur Sicherheit überprüfen Sie den Benchmark mit einem zweiten Tool. Wir empfehlen die kostenlose Software Crystaldis­kmark (auf HEFT-DVD). Wie AS SSD Benchmark setzt auch dieses Tool auf mehrere Testreihen, bei denen Lese- und Schreibvor­gänge simuliert werden. Die Größe der verwendete­n Testdatei ist aus Werten zwischen 5 MB und 64 GB wählbar, ebenso lässt sich die Anzahl der Tests festlegen. Zum Vergleiche­n der eigenen Ssdgeschwi­ndigkeit mit anderen Nutzern bietet sich Userbenchm­ark (auf HEFT-DVD) an: Nach ausgiebige­n Tests erhalten Sie die detaillier­ten Ergebnisse, mit einem Hinweis, ob die Werte unterhalb oder oberhalb der Erwartunge­n liegen.

Tempobrems­en lösen

Beim Einbau einer SSD in den PC oder als Ersatz für eine 2,5-Zoll-festplatte im Notebook sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die Massenspei­cher-schnittste­lle Serial ATA Revision 3.0 (SATA 600 oder SATA III) vorhanden ist. Nur sie ermöglicht Nettotrans­ferraten von umgerechne­t 600 MB pro Sekunde. Der ältere Standard SATA II (auch SATA-300 genannt) ist auf maximal 300 MB pro Sekunde limitiert. Mit einem Pci-express Controller für rund 30 Euro rüsten Sie SATA III im Desktop-pc nach und nutzen die maximale Geschwindi­gkeit der SSD.

Damit eine SSD unter Windows mit hohem Tempo arbeitet, muss das Betriebssy­stem den Trim-befehl nutzen. Er informiert den Controller der SSD über derzeit nicht (mehr) benötigte Datenblöck­e. Diese wer

den dann markiert, um sie wieder überschrei­ben zu können. Das beschleuni­gt die Schreibzug­riffe auf das Laufwerk und verringert dadurch die Abnutzungs­effekte. Seit Version 7 nutzt Windows den Trim-befehl automatisc­h. Jedoch kann es durchaus sein, dass TRIM nicht aktiv ist – etwa, wenn Sie eine HDD auf eine SSD geklont haben. Am einfachste­n überprüfen Sie das in der Windows-eingabeauf­forderung als Administra­tor. Hierfür tippen Sie in die Startmenü-suche cmd ein und starten das angezeigte Programm mit einem Linksklick bei gedrückter Umschalt- und Strg-taste. Der Befehl zur Überprüfun­g lautet fsutil behavior query Disabledel­etenotify. Steht nach dem Gleichheit­szeichen eine 0, ist TRIM aktiv. Steht dort eine 1, tippen Sie den folgenden Befehl ein, um TRIM einzuschal­ten: fsutil behavior set Disabledel­etenotify 0. Viele Hersteller von SSDS nutzen die Technik Over-provisioni­ng, um die Leistung des Flashspeic­hers zu steigern. Der Trick dabei: Von der Gesamtspei­cherkapazi­tät der SSD wird ein kleiner Teil von 7 bis 10 Prozent reserviert und exklusiv der Firmware beziehungs­weise dem Controller zur Verfügung gestellt. Für Windows bleibt dieser Bereich unsichtbar. Zudem kann das Over-provisioni­ng auch die Lebensdaue­r der SSD verlängern. Wird ein regulärer Speicherbl­ock als nicht mehr in Ordnung eingestuft, übernimmt ein Speicherbl­ock aus dem Overprovis­ioning-bereich und springt hierfür in die Bresche. Zusätzlich werden dank Overprovis­ioning nicht mehr Daten geschriebe­n als notwendig, das reduziert die TBW (siehe Kasten unten, „Lebensdaue­r einer SSD: So lange hält der Flash-speicher“).

Bei manchen SSDS ist das Over-provisioni­ng bereits ab Werk eingestell­t. Bei Samsung-ssds hilft die Magician-software (auf HEFT-DVD) bei der Konfigurat­ion der Over-provisioni­ng-einstellun­gen. Zusätzlich schalten Sie in der Software für unterstütz­te SSDS den Rapid-mode in. Dahinter ver

birgt sich die Technik Real-time Accelerate­d Processing of I/O Data. Sie fungiert als Zwischensp­eicher und nutzt dazu freie Prozessoru­nd Arbeitsspe­icher-ressourcen. Laut Benchmarks werden Lese- und Schreibzug­riffe erheblich beschleuni­gt; in der Praxis kann es zu Bootproble­men kommen, und der Tempogewin­n ist weniger stark als angenommen. Testen Sie den Rapid-mode und machen Sie sich selbst ein Bild von den Auswirkung­en.

So schonen Sie eine SSD

Ein Solid-state-drive sollte weniger stark belastet werden wie eine Festplatte. Daher sind unter Windows 10 im Vergleich zu früheren Windows-versionen einige Funktionen nicht mehr verfügbar. Dazu zählen beispielsw­eise Prefetch und Superfetch: Prefetch speichert häufig verwendete Daten im vorderen Teil der Festplatte. Superfetch lagert häufig verwendete Daten und Programme direkt in den Arbeitsspe­icher ein. Beide Funktionen sind aufgrund der Geschwindi­gkeit einer SSD hinfällig. Das gilt auch für die Defragment­ierung, die bei SSD eher schädlich wäre. Mit O&O Defrag (auf HEFT-DVD) gibt es eine Kauf-software für rund 30 Euro , die sich auch für SSDS eignet. Dank spezieller Funktionen sollen die Ressourcen der SSD geschont und zusätzlich zukünftige Schreibzug­riffe reduziert werden. Testen lässt sich die Funktionsw­eise freilich nicht.

Anstatt nun aber sämtliche Optimierun­gsmöglichk­eiten selbst in Erfahrung zu bringen und entspreche­nd in Windows anzuwenden, empfiehlt sich ein Tool wie SSD Fresh (auf HEFT-DVD). Entweder mithilfe der Automatik oder manuell wird die ideale Systemkonf­iguration für eine SSD eingestell­t. So werden etwa die Indizierun­g der Windows-suche, der Ruhezustan­d, das Vorladen von Programmen sowie die Defragment­ierung der Bootdateie­n ausgeschal­tet. Die 10 Euro teure Plus-version bietet zusätzlich einen Hintergrun­dwächter und kostenlose­n Support. Außerdem gibt es keine Werbeeinbl­endungen und keine Nutzungsbe­schränkung­en.

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 ??  ?? Für seine eigenen SSDS bietet Samsung mit Magician eine deutschspr­achige Verwaltung­ssoftware, die neben verschiede­nen Einstellun­gen auch ein Firmware-update übernehmen kann.
Für seine eigenen SSDS bietet Samsung mit Magician eine deutschspr­achige Verwaltung­ssoftware, die neben verschiede­nen Einstellun­gen auch ein Firmware-update übernehmen kann.
 ??  ?? Mit der Freeware AS SSD Benchmark ermitteln Sie für Ihre SSD die Lese- und Schreib-geschwindi­gkeit mit Hilfe von synthetisc­hen Tests und Kopiervorg­ängen.
Mit der Freeware AS SSD Benchmark ermitteln Sie für Ihre SSD die Lese- und Schreib-geschwindi­gkeit mit Hilfe von synthetisc­hen Tests und Kopiervorg­ängen.
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Der Userbenchm­ark ermittelt nicht nur die Geschwindi­gkeit der im PC vorhandene­n SSDS, er ordnet die Ergebnisse auch gleich ein und sagt, wenn die Leistung im Vergleich zu gering ausfällt.
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Mit einem Kommando in der Eingabeauf­forderung von Windows prüfen Sie, ob der Trim-befehl aktiviert ist.

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