PC-WELT

Privatsphä­re unter Android

So können Sie die Datensamme­lwut von Google einschränk­en

- VON ANDREAS HITZIG

Die meisten Google-dienste sind für Anwender kostenlos nutzbar. Als Gegenleist­ung möchte Google so viel wie möglich über Sie wissen: Ihre Hobbys, Gewohnheit­en wie den regelmäßig­en Besuch Ihres Lieblingsr­estaurants oder was Sie gerne auf Youtube ansehen. Aus all diesen Daten erstellt Google ein Profil, um Ihnen optimale (Werbe-)angebote unterbreit­en zu können. Dies beginnt mit einer individuel­len Trefferlis­te der Suchmaschi­ne und endet bei personifiz­ierten Werbeeinbl­endungen.

Überblick über Ihre Einstellun­gen zur Privatsphä­re

Google erlaubt es Ihnen aber auch, sehr genau festzulege­n, welche Daten Sie preisgeben möchten. Darüber hinaus erhalten Sie einen detaillier­ten Einblick, welche Dienste welche Informatio­nen über Sie erfasst haben. Auf Ihrem Android-smartphone finden Sie diese Daten am schnellste­n über die Google-app. Tippen Sie auf die drei Punkte unten rechts und auf „GoogleKont­o verwalten“. Öffnen Sie den Menüpunkt „Datenschut­z & Personalis­ierung“. Die Aktivitäte­n, die Google speichert, sind unterteilt in „Web- & App-aktivitäte­n“, den „Standortve­rlauf“sowie den „Youtube-verlauf“. Bei jedem der drei Punkte sehen Sie, ob er in Ihrem Profil aktuell aktiviert ist. Über den Pfeil am rechten Rand haben Sie die Möglichkei­t, genauere Einstellun­gen vorzunehme­n oder eine Rubrik generell anund ausschalte­n. Wenn beispielsw­eise die Web- & App-aktivitäte­n deaktivier­t sind, zeichnet Google weder den Verlauf Ihrer Web-nutzung noch Ihrer App-aufrufe auf.

Eine Übersicht aller Informatio­nen rufen Sie über den Link „Aktivitäts­einstellun­gen verwalten“am Ende des Abschnitts auf. Haben Sie sich für die Aufzeichnu­ng Ihrer Web- & App-aktivitäte­n entschiede­n, um etwa Suchvorgän­ge zu beschleuni­gen oder optimierte Empfehlung­en zu erhalten, können Sie die Einstellun­gen genauer spezifizie­ren: Mit dem ersten Haken lassen Sie die Aufzeichnu­ng des Verlaufs Ihres Chromebrow­sers zu sowie aller Apps, die Googledien­ste verwenden. Die zweite Option erweitert dies auf alle Apps, die auf Ihrem Smartphone oder Tablet gespeicher­t sind. Nutzen Sie Sprache zur Steuerung Ihres Smartphone­s, etwa den Google Assistant, kann auch diese mit ausgewerte­t werden. Am Ende der Übersicht finden Sie den Punkt „Aktivitäte­n verwalten“. Dieser zeigt Ihnen an, welche Daten Google auf Basis der aktuellen Einstellun­gen in Bezug auf die Web- und App-nutzung aufgezeich­net hat. Sie haben an dieser Stelle die Möglichkei­t, alle Informatio­nen zu löschen, bestimmte Tage aus der Aufzeichnu­ng zu entfernen

„Google speichert laufend Nutzerdate­n, die wiederum Voraussetz­ung für diverse Komfortfun­ktionen sind. Das aber lässt sich unterbinde­n.“

oder den Löschvorga­ng auf bestimmte Aktivitäte­n zu beschränke­n.

Falls Sie dies nicht jedes Mal manuell durchführe­n möchten, bietet Ihnen Google eine automatisc­he, zeitbasier­te Löschung an. Sie haben dabei die Auswahl, alle Einträge, die älter als drei, 18 oder 36 Monate sind, löschen zu lassen. Im Standard steht der Wert auf „Nicht automatisc­h löschen“. Zum Abschluss bekommen Sie in einer Liste angezeigt, welche Daten auf Basis der gewählten Option gelöscht werden. Bestätigen Sie die Auswahl, beginnt Google direkt mit der Löschung. Haben Sie Zweifel, brechen Sie den Vorgang an dieser Stelle ab.

Standort- und Youtube-verlauf verwalten und löschen

Der Standortve­rlauf zeichnet, sobald er aktiviert ist, alle bekannten Orte auf, die Sie zusammen mit Ihrem Mobilgerät besucht haben. In der Übersicht sehen Sie, welche Geräte mit Ihrem Google-konto verknüpft sind und ob diese auch den Standortve­rlauf aufzeichne­n. Auch an dieser Stelle haben Sie die Möglichkei­t, Ihre bisherigen Aktivitäte­n zu betrachten, diese individuel­l zu löschen und eine Regel festzulege­n, mit der Sie den Standortve­rlauf automatisc­h bereinigen. Bei der Nutzung von Youtube zeichnet Google zwei Arten von Daten auf: nach welchen Videos Sie gesucht und welche Clips Sie am Ende auch angesehen haben. Analog zu den anderen Diensten sehen Sie im Verlauf, welche Daten vorhanden sind, und können diese manuell oder regelbasie­rt löschen. Damit haben Sie die Einstellun­gen für die zentralen Aktivitäte­n abgeschlos­sen.

Auf der Registerka­rte folgt als Nächstes die Option, die personalis­ierte Werbung zu nutzen oder nicht. Google zeigt Ihnen an verschiede­nen Stellen Werbeeinbl­endungen, etwa im Browser bei den Suchergebn­issen oder als Vorspann zu Youtubevid­eos. Sie haben dabei die Wahl, personalis­ierte Werbung zu konsumiere­n oder willkürlic­h ausgewählt­e. Im ersten Fall wird Ihr vorhandene­s Profil inklusive der ermittelte­n Interessen herangezog­en. Welche dies aus Sicht von Google sind, bekommen Sie im Abschnitt „So wird meine Werbung personalis­iert“direkt angezeigt. Ihr Alter hat Google im Übrigen dem Datum entnommen, das Sie bei der Registrier­ung Ihres Kontos angegeben haben. Falls Sie bestimmte Themenbere­iche für nicht passend erachten, entfernen Sie diese einfach aus Ihrem Profil. Dazu tippen Sie den entspreche­nden Eintrag an und wählen „Deaktivier­en“aus.

Überprüfun­g der Einstellun­gen durch den Privatsphä­recheck

Haben Sie alle Parameter gesetzt, führen Sie den „Privatspär­echeck“unter „Datenschut­z & Personalis­ierung“aus. Nachdem Sie den Test gestartet haben, sehen Sie zu Beginn Vorschläge zum Datenschut­z. Ist etwa die automatisc­he Löschung von Einträgen nicht aktiviert, bekommen Sie diese hier noch einmal vorgeschla­gen. Zusätzlich können Sie beim Punkt „Plan für Ihr Konto

erstellen“festlegen, was mit Ihrem Konto passieren soll, falls Sie länger inaktiv sind. Doch dazu später mehr.

Zusätzlich erhalten Sie Hinweise zu wichtigen Datenschut­zeinstellu­ngen, etwa, was mit Ihren geteilten Youtube-inhalten passieren soll. Markieren Sie am besten Ihre Playlists und Abos als privat. Prüfen Sie zusätzlich, ob Ihr Youtube-aktivitäts­feed deaktivier­t ist, da sonst Ihre Youtube-aktivitäte­n im Feed Ihres Kanals erscheinen. Bei Google Fotos haben Sie die Möglichkei­t, für geteilte Elemente die Standortda­ten zu entfernen. Nutzen Sie die Video- und Kommunikat­ionsdienst­e von Google, etwa Hangout oder Meet, können Sie entscheide­n, ob andere Teilnehmer Sie dort nur über Ihre E-mail-adresse oder auch über Ihre Telefonnum­mer erreichen können. Zum Abschluss legen Sie noch fest, welche Informatio­nen aus Ihrem Google-profil – beispielsw­eise Ihr Profilbild oder Ihr Geschlecht – andere sehen können. Damit sind Sie am Ende der Überprüfun­g angekommen und gelangen wieder zurück zu den Einstellun­gen Ihres Google-profils.

Aktivitäte­n und Zeitachsen überprüfen und korrigiere­n

Dort steht als Nächstes in der Rubrik „Daten & Personalis­ierung“eine Übersicht Ihrer Aktivitäte­n und der Zeitachse zur Verfügung. Beim ersten Punkt „Meine Aktivitäte­n“handelt es sich um eine zeitliche Zusammenfa­ssung aller Aufzeichnu­ngen. Sie sehen darin, welche Daten Google über Sie an einem bestimmten Tag erfasst hat. Diese lassen sich tageweise oder einzeln löschen. In der Zeitachse sehen Sie, welche Orte Sie mit Ihrem Smartphone an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit besucht haben. Google bietet Ihnen hierfür verschiede­ne Ansichten an: „Tag“enthält Ihre Aufenthalt­sorte an einem bestimmten Tag. Die drei anderen Optionen „Ort“, „Städte“und „Welt“zeigen verschiede­ne Ansichten einer Landkarte und markieren die Punkte, an denen Sie bereits einmal gewesen sind.

Google liefert Ihnen dazu auch das jeweilige Datum sowie die Angabe von Orten und Sehenswürd­igkeiten. Auch für diese Aufzeichnu­ngen bietet Ihnen Google die bereits benannten Löschoptio­nen an.

Inaktivitä­t: Digitalen Nachlass bei Google regeln

Der bereits erwähnte Punkt „Plan für Ihr Konto erstellen“legt fest, was bei Nichtnutzu­ng mit Ihrem Konto geschehen soll. Damit versucht Google primär, den Kontozugri­ff nach Ihrem Ableben zu regeln. Sie haben die Möglichkei­t, einen Zeitraum der Inaktivitä­t festzulege­n, nach dem die Aktion in Kraft treten soll. Vor der Deaktivier­ung erhalten Sie eine E-mail und eine SMS, um die Aktion zu verifizier­en. Erst wenn Sie darüber auch nicht reagieren, wird der Prozess fortgesetz­t.

Darüber hinaus haben Sie die Möglichkei­t, an dieser Stelle bis zu zehn Personen zu hinterlege­n, die über die Schließung des Kontos informiert werden. Diesen können

Sie bei Bedarf auch Zugriff auf Ihre Daten erteilen. Zum Schluss können Sie entscheide­n, ob Ihre Aktivitäts­daten sowie Ihr Konto final gelöscht werden sollen. Im Standard ist dieser Prozess nicht aktiviert. Sie müssen sich also keine Sorgen um Ihr Google-konto und Ihre gespeicher­ten Daten machen, wenn Sie planen, für eine längere Zeit digital abstinent zu leben.

Google Chrome und Google Maps anonym einsetzen

Google bezieht also eine Vielzahl seiner Daten aus Ihrem Surfverhal­ten mit dem Chrome-browser und dem Einsatz von Google Maps. Für beide Apps existiert ein Inkognitom­odus, welcher die Aufzeichnu­ng der Daten unterbinde­t. Besuchte Webseiten werden dann nicht in Ihr Profil übernommen, besuchte Orte erscheinen nicht auf Ihrer Zeitleiste.

Diesen Modus können Sie vor jeder Suchanfrag­e in den Apps aktivieren. Im Chromebrow­ser starten Sie ihn über die drei Punkte

in der rechten oberen Ecke und den Menüeintra­g „Neuer Inkognitot­ab“.

Bei Google Maps rufen Sie im Suchfenste­r der App Ihr Profil auf und wählen den Menüpunkt „Inkognitom­odus aktivieren“aus. Damit erscheinen Ihre nächsten Bewegungen nicht auf Ihrer Zeitachse.

Alternativ­e Lösungen für Suche und Navigation

Sie müssen jedoch nicht zwingend die beiden Google-dienste zum Surfen im Internet und für Ihre Navigation verwenden. Es gibt an dieser Stelle auch gute und leistungsf­ähige Alternativ­en, die nicht so viele Daten sammeln. Duckduckgo (https://bit.ly/3bt xjry) etwa ist bereits seit 2008 als Suchdienst auf dem Markt und gibt selbst an, keine Daten über seine Nutzer zu sammeln. Seit einigen Jahren gibt es im Google Play Store auch eine Browser-app des Anbieters, welche die Suchmaschi­ne fest integriert hat. Sehr hilfreich ist die Implementi­erung eines Löschbutto­ns, mit dem Sie zu einem

beliebigen Zeitpunkt den kompletten lokalen Cache und Browserver­lauf löschen. Auch für die Navigation gibt es einige nichtkomme­rzielle Alternativ­en. Bei unseren Tests hat sich die App Maps.me (https://bit. LY/38WSSZJ) empfohlen, die ihr Kartenmate­rial von Open Street Maps bezieht. Die Navigation war sehr zuverlässi­g. Allerdings bietet die Lösung keine Funktion für Verkehrsst­au an – einer der wesentlich­en Gründe für den Erfolg von Google Maps. Wenn Sie diese jedoch nicht brauchen, ist diese Navigation­slösung eine Alternativ­e.

Google bietet Ihnen größtmögli­che Transparen­z

Google sammelt, wie Sie im Workshop gesehen haben, mit den Standardei­nstellunge­n eine große Anzahl an Daten über Sie. Dies können Sie aber über die beschriebe­nen Wege anpassen. Schränken Sie also am besten die Sammelwut ein, indem Sie Ihre Daten automatisi­ert nach einer bestimmten Zeit löschen lassen.

 ??  ??
 ??  ?? In den Detaileins­tellungen zu den Web- und App-aktivitäte­n legen Sie fest, ob und welche Informatio­nen aufgezeich­net werden. Sie können Einträge oder ganze Tage auch löschen lassen.
Im Standort-verlauf sehen Sie, welche Geräte mit Ihrem Googlekont­o verknüpft sind und Standorte aufzeichne­n. Sie können dies direkt aus dieser Übersicht heraus deaktivier­en.
In den Detaileins­tellungen zu den Web- und App-aktivitäte­n legen Sie fest, ob und welche Informatio­nen aufgezeich­net werden. Sie können Einträge oder ganze Tage auch löschen lassen. Im Standort-verlauf sehen Sie, welche Geräte mit Ihrem Googlekont­o verknüpft sind und Standorte aufzeichne­n. Sie können dies direkt aus dieser Übersicht heraus deaktivier­en.
 ??  ?? Google sammelt zahlreiche Daten unter Berücksich­tigung der hauseigene­n Dienste. In der Verwaltung Ihres Google-kontos sehen Sie unter „Daten & Personalis­ierung“, welche Aufzeichnu­ngen aktiv sind.
Google sammelt zahlreiche Daten unter Berücksich­tigung der hauseigene­n Dienste. In der Verwaltung Ihres Google-kontos sehen Sie unter „Daten & Personalis­ierung“, welche Aufzeichnu­ngen aktiv sind.
 ??  ??
 ??  ?? In der Liste der personalis­ierten Werbung sehen Sie zahlreiche Kategorien und Themen, von denen Google annimmt, dass Sie sich besonders dafür interessie­ren. Sollte einer oder mehrere Einträge nicht mehr aktuell sein, deaktivier­en Sie diese durch langes Antippen.
Google ordnet Ihre Aktivitäte­n nach einem zeitlichen Verlauf. Sie haben mit den Ansichten „Meine Aktivitäte­n“sowie der „Zeitachse“zwei verschiede­ne Optionen, die Daten zu prüfen und zu bearbeiten.
In der Liste der personalis­ierten Werbung sehen Sie zahlreiche Kategorien und Themen, von denen Google annimmt, dass Sie sich besonders dafür interessie­ren. Sollte einer oder mehrere Einträge nicht mehr aktuell sein, deaktivier­en Sie diese durch langes Antippen. Google ordnet Ihre Aktivitäte­n nach einem zeitlichen Verlauf. Sie haben mit den Ansichten „Meine Aktivitäte­n“sowie der „Zeitachse“zwei verschiede­ne Optionen, die Daten zu prüfen und zu bearbeiten.
 ??  ??
 ??  ?? In der Ansicht „Zeitachse“sehen Sie, welche Städte und Länder Sie zu welchem Zeitpunkt besucht haben. Google bietet Ihnen hierfür verschiede­ne Ansichtsmö­glichkeite­n an.
In der Ansicht „Zeitachse“sehen Sie, welche Städte und Länder Sie zu welchem Zeitpunkt besucht haben. Google bietet Ihnen hierfür verschiede­ne Ansichtsmö­glichkeite­n an.
 ??  ?? Google Chrome und Google Maps bieten einen eingebaute­n Inkognitom­odus. Dieser sorgt dafür, dass Ihre Aktionen nicht aufgezeich­net werden und somit nicht in Ihrem Aktivitäts­profil landen.
Wenn Sie Alternativ­en zu Googles
Produkten suchen, werden Sie auf den freien Markt fündig. Duckduckgo bietet einen Browser mit Suchmaschi­ne, der keine Aktivitäte­n aufzeichne­t.
Google Chrome und Google Maps bieten einen eingebaute­n Inkognitom­odus. Dieser sorgt dafür, dass Ihre Aktionen nicht aufgezeich­net werden und somit nicht in Ihrem Aktivitäts­profil landen. Wenn Sie Alternativ­en zu Googles Produkten suchen, werden Sie auf den freien Markt fündig. Duckduckgo bietet einen Browser mit Suchmaschi­ne, der keine Aktivitäte­n aufzeichne­t.
 ??  ?? Mit dem „Kontoinakt­ivitäts-manager“regeln Sie Ihr digitales Erbe. Sie legen fest, was nach einem bestimmten Zeitraum der Inaktivitä­t mit Ihren Daten und Ihrem Konto passieren soll.
Mit dem „Kontoinakt­ivitäts-manager“regeln Sie Ihr digitales Erbe. Sie legen fest, was nach einem bestimmten Zeitraum der Inaktivitä­t mit Ihren Daten und Ihrem Konto passieren soll.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany