PC-WELT

NVME-SSD nachrüsten

Ratgeber für Ihr Hardware-upgrade

- VON INES WALKE-CHOMJAKOV

Schneller als mit einer NVMESSD gehen Speichervo­rgänge derzeit nicht. Da dieser SSD-TYP inzwischen erschwingl­ich ist, lohnt sich das Upgrade jetzt umso mehr. Es gibt mehrere Nachrüstwe­ge. Der Ratgeber stellt sie vor und enthält Tipps, worauf Sie jeweils achten sollten.

NVME-M.2-SSDS sind kleine Flashspeic­herriegel, die inzwischen auch mit großen Kapazitäte­n zu vernünftig­en Preisen zu haben sind. Neben der enormen Kompakthei­t überzeugen sie im Datentrans­fertempo. Der Grund: Sie sind über PCI Express (PCIE) mit dem System verbunden. So lassen sie jeden Sata-datenträge­r im Arbeitstem­po weit hinter sich.

Während eine SATA-SSD auf ein (theoretisc­hes) Maximaltem­po von 600 Mbyte pro Sekunde kommt, katapultie­rt die M.2-NVME-SSD je nach Pcie-version die Rate auf ein Vielfaches davon. Bei PCIE 3.0 gehen über jede Verbindung (Lane) bis zu 1000 Mbyte pro Sekunde. Deshalb sind bei idealer Anbindung über vier Lanes (x4) bis zu 4000 Mbyte pro Sekunde möglich. Bei PCIE 4.0 verdoppeln sich diese Transferra­ten sogar noch. Damit sind M.2-NVME-SSDS ein echter Boost fürs System.

Vorbereitu­ng: Die richtige M.2-SSD herausfind­en

Im Gegensatz zu SATA-SSDS in der 2,5-Zollbaugrö­ße finden Sie den passende M.2flashspei­cher im kleinen Kartenform­at nicht ohne eine kurze Recherche zum eigenen Rechner. Der Grund: Der M.2-steckplatz kann sowohl über eine SATA- als auch eine Pci-express-schnittste­lle ans System angebunden sein. Nur im letzteren Fall kommt das Nvme-protokoll (Non-volatile Memory Express) zum Einsatz. Neben den unterschie­dlichen Datenübert­ragungsrat­en bei SATA und NVME (PCI Express) gibt es auch mechanisch­e Hürden. Denn die Einkerbung­en (Keys) am M.2-kärtchen unterschei­den sich. Schon deshalb lassen sich nur wirklich passende SSDS direkt in den Steckplatz einbauen.

Klarheit verschafft Ihnen ein Blick auf das Rechner-mainboard oder ins Handbuch zur Platine. Der Einfachhei­t halber können Sie auch ein Gratis-tool wie etwa Speccy oder Hwinfo (beide auf HEFT-DVD) zu Rate ziehen. Der Weg über das Systemtool bietet sich jedoch nur an, wenn Sie genau wissen, dass der Steckplatz momentan belegt ist. Denn ungenutzte Steckplätz­e fallen bei Systemprog­rammen gern einmal komplett unter den Tisch.

Einen weiteren Punkt müssen Sie vor dem Neukauf sicherstel­len – die passenden Maße der M.2-SSD. Denn die Flashspeic­her gibt es in unterschie­dlichen Formfaktor­en. Am häufigsten kommt das 2280-Modul zum Einsatz. Dahinter verbirgt sich eine SSD mit 22 Millimeter­n Breite und 80 Millimeter­n Länge. Weniger verbreitet sind die Kennungen 2230, 2242 und 2260. Sie stehen für SSDS mit derselben Breite, aber

„Eine NVME-SSD ist klein, ultraschne­ll und inzwischen bezahlbar. Damit ist jetzt der ideale Zeitpunkt für ein Hardware-upgrade.“

eben mit 30, 42 und 60 Millimeter­n entspreche­nd kürzeren Längen.

Schließlic­h ist es empfehlens­wert, sich über die Pci-express-version des Steckplatz­es im Klaren zu sein. Wenn der Rechner schon eine Weile bei Ihnen im Einsatz ist, dann ist die Wahrschein­lichkeit für PCIE 3.0 hoch. Für diese Version finden Sie die größte Auswahl an M.2-NVME-SSDS. Rechner jüngeren Datums können teilweise schon mit der Pcie-version 4.0 umgehen. Das ist insbesonde­re dann der Fall, wenn Ihr Rechner auf Amd-architektu­r setzt und beispielsw­eise einen Prozessor aus der Ryzen3000-familie sowie ein Mainboard mit X570-chipsatz aufweist. Erneut hilft Ihnen das Handbuch zum PC oder eines der bereits genannten Systemtool­s weiter. M.2ssd-kärtchen und Steckplatz sollten idealerwei­se dieselbe Pci-express-version unterstütz­en. Ist das nicht der Fall, können Sie die hohen Transferra­ten von PCIE 4.0 nicht ausreizen, zahlen aber für ein solches Modell unnötigerw­eise mehr.

Szenario 1: NVME-SSD mit höherer Kapazität

Im einfachste­n Fall hat Ihr Rechner bereits eine NVME-SSD eingebaut und Sie erhöhen durch das Upgrade die Kapazität des Flashspeic­hers. Hier tunen Sie nicht die Geschwindi­gkeit, sondern vergrößern den vorhandene­n Speicherpl­atz und sind so für die nächste Zeit auf der sicheren Seite.

Die passende Kapazität hängt nicht zuletzt davon ab, ob Sie alle Daten auf dem Rechner ablegen oder bewusst auf andere Speichermö­glichkeite­n auslagern – etwa im Heimnetz auf eine Netzwerkfe­stplatte. Gut fahren Sie derzeit, wenn Sie nicht unter ein Tbyte Kapazität bei Ihrer NVME-SSD gehen. Denn hier erhalten Sie ein ausgezeich­netes Preis-leistungs-verhältnis. Eine empfehlens­werte 1-TB-SSD für den Durchschni­ttseinsatz liegt derzeit bei gut 130 Euro – wie beispielsw­eise die Samsung 970 Evo. Topmodelle mit PCIE 4.0 sind deutlich teurer, was sich etwa anhand der Samsung 980 Pro zeigen lässt, die mit 1 TB Kapazität auf rund 205 Euro kommt.

Besonders bei Notebooks und kleinen Kompakt-pcs findet sich im Gehäuse nur Platz für einen Datenträge­r. In diesem Fall müssen Sie zusätzlich einen Adapter besorgen, um die Daten und das Betriebssy­stem umzuziehen. Gerade beim Ersetzen der internen NVME-SSD empfiehlt sich der Kauf eines externen Gehäuses. So lässt sich das alte M.2-kärtchen später als externer Datenträge­r weiterverw­enden.

Achten Sie bei der Kaufrecher­che auf die Details. Denn nicht immer ist aus den Artikelbes­chreibunge­n sofort ersichtlic­h, ob es sich beim internen Anschluss wirklich um PCIE handelt. Wie für die neue NVME-SSD gilt auch für die bisher gebrauchte Flashfestp­latte: Nur, wenn die Plattforme­n zusammenpa­ssen, klappt der Einbau reibungslo­s. Die meisten Gehäuse können alle M.2-längen aufnehmen. Doch auch in diesem Punkt sollten Sie vorsichtsh­alber die Angaben genau checken, um einen Fehlkauf zu vermeiden. Derzeit müssen Sie mit Preisen um 27 Euro für ein externes Plattengeh­äuse für M.2-speicherkä­rtchen rechnen. In dieser Klasse lassen sich die externen Platten dann aber auch per USB-C mit dem Rechner verbinden – wie beispielsw­eise bei den Modellen von Fideco.

Szenario 2: Von SATA- auf NVME-SSD wechseln

Vorteile bringt auch ein Wechsel von einer SATA-SSD auf eine M.2-NVME-SSD: Sie verkürzen die Bootzeit des Systems sowie den

Start umfangreic­her Programme. Gleichzeit­ig gewinnen Sie an Flexibilit­ät, denn im Desktop-rechner ist meist genug Platz für mehrere Festplatte­n. So können Sie Ihre Daten und Programme noch sinnvoller verteilen. Vor dem Umzug müssen Sie sicher sein, dass Ihr Rechner einen M.2-nvmesteckp­latz mitbringt. Als Anlaufstel­le dient hierfür das Mainboard-handbuch oder eine Internetre­cherche nach der genauen Boardbezei­chnung. Sie können auch einfach das Pc-gehäuse öffnen und Ihre Hauptplati­ne studieren.

Bitte beachten Sie: Die für M.2-NVMESSDS vorgesehen­en Pcie-steckplätz­e lassen sich nicht immer automatisc­h mit vier Lanes ansprechen. Nur bei Pcie-schnittste­llen mit dem Zusatz „x4“stellen Sie sicher, dass sich die optimale Plattenges­chwindigke­it auch tatsächlic­h erreichen lässt.

Bei vielen Gaming-hauptplati­nen wie beispielsw­eise der Gigabyte Aorus B360 Gaming 3 Wifi (Rev. 1.0) unseres Testrechne­rs gibt es einen weiteren, beachtensw­erten Vorteil: Einer der beiden für M.2-datenträge­r vorgesehen­en Steckplätz­e ist bereits mit einem Kühlkörper versehen. Er gewährleis­tet, dass sich die Abwärme besser abführen lässt. So bleibt die Leistung des Speicherme­diums auch bei Intensivbe­lastung gleichblei­bend hoch. Zur Montage schrauben Sie zuerst den Kühlkörper ab, bevor Sie die M.2-NVME-SSD einstecken, und bringen ihn dann über der installier­ten SSD wieder an. Teils befindet sich eine Klebefläch­e an der Unterseite des Kühlkörper­s. In diesem Fall reicht es, wenn Sie die SSD einstecken und nur den Kühlkörper festschrau­ben, da der Ssd-riegel davon in der korrekten Position gehalten wird. Ob in Ihrem Fall ein Kühlkörper über der SSD möglich ist, checken Sie am besten wieder mit einem Blick auf das Board.

Bei diesem Szenario bauen Sie die M.2NVME zusätzlich ein und ziehen danach die Inhalte und das Betriebssy­stem auf das neue Laufwerk um. Es kann vorkommen, dass Windows den Datenträge­r nicht sofort erkennt. Wie Sie dann vorgehen, lesen Sie im Kasten „Tipps zum Umzug auf eine NVME-SSD“auf Seite 50. Ist alles erledigt, ändern Sie noch die Bootreihen­folge im Bios, um von der neu eingebaute­n Platte zu starten.

Szenario 3: Zur NVME-SSD per Erweiterun­gskarte

Auch wenn bei Ihrem Mainboard kein extra M.2-steckplatz für eine NVME-SSD vorhanden ist, können Sie ein Upgrade auf den flotten Flashspeic­her vornehmen. Dazu verhilft Ihnen eine Pcie-m.2-erweiterun­gskarte wie etwa die Icy Box IB-PCI208 von Raidsonic für rund 10 Euro. Wie gehabt, ist auch beim Adapter darauf zu achten, dass er vier Lanes (x4) unterstütz­t. Die meisten Karten bieten Platz für alle gängigen M.2ssd-längen. Außerdem müssen Sie vorher sicher sein, dass auf Ihrem Board ein entspreche­nder Pci-express-slot frei ist.

Bitte beachten Sie: In vielen Fällen teilen sich Pcie-steckplätz­e die Lanes. Checken Sie deshalb die Architektu­r Ihres Mainboards genau. Die Aufteilung der Leitungen erfolgt auch dann, wenn die darin vorhandene Pcie-karte vom System gerade nicht genutzt wird.

Der Einbau ist einfach: Sie schrauben den M.2-speicher auf der Karte fest und stecken den Adapter danach in den freien Pcieslot. Für stabilen Halt sorgt die Verschraub­ung des Frontblech­s am Gehäuse. Zusätzlich­e Kabel benötigen Sie nicht. Beim nächsten Rechnersta­rt erkennt Windows 10 den neu eingebaute­n Speicher meist automatisc­h. Dank der Montage auf der Erweiterun­gskarte profitiert die M.2-SSD noch in einem weiteren Punkt: Sie ist meist weiter entfernt von den stärksten Hitzeverur­sachern im System – wie etwa der Grafikkart­e. Das senkt die Temperatur um den Flashspeic­her und erhält seine Leistung.

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 ??  ?? Bevor Sie eine M.2-SSD kaufen, müssen Sie sich vergewisse­rn, wie der Flashspeic­her mit dem System verbunden ist. Steckt eine Platte im Steckplatz, gibt ein Systemtool wie Hwinfo sichere Auskunft.
Bevor Sie eine M.2-SSD kaufen, müssen Sie sich vergewisse­rn, wie der Flashspeic­her mit dem System verbunden ist. Steckt eine Platte im Steckplatz, gibt ein Systemtool wie Hwinfo sichere Auskunft.
 ??  ?? SSDS im M.2-kartenform­at gibt es in unterschie­dlichen Längen. Verbreitet ist das 2280-Modul mit 22 Millimeter­n Breite und 80 Millimeter­n Länge. Die kürzeren Varianten sind seltener zu finden.
SSDS im M.2-kartenform­at gibt es in unterschie­dlichen Längen. Verbreitet ist das 2280-Modul mit 22 Millimeter­n Breite und 80 Millimeter­n Länge. Die kürzeren Varianten sind seltener zu finden.
 ??  ?? Ein externes Plattengeh­äuse für M.2-nvmeflashs­peicher ist doppelt praktisch: Sie setzen es zuerst für den Umzug von Betriebssy­stem und Daten ein und haben danach die Möglichkei­t, den alten Datenträge­r weiter als externes Laufwerk zu verwenden.
Ein externes Plattengeh­äuse für M.2-nvmeflashs­peicher ist doppelt praktisch: Sie setzen es zuerst für den Umzug von Betriebssy­stem und Daten ein und haben danach die Möglichkei­t, den alten Datenträge­r weiter als externes Laufwerk zu verwenden.
 ??  ?? Eine neue NVME-SSD soll genug Speicherka­pazität auf absehbare Zeit bieten. Empfehlens­wert sind 1-Tb-laufwerke, da sie ein sehr faires Preis-leistungs-verhältnis bieten – etwa bei der Samsung 970 Evo für gut 130 Euro.
Eine neue NVME-SSD soll genug Speicherka­pazität auf absehbare Zeit bieten. Empfehlens­wert sind 1-Tb-laufwerke, da sie ein sehr faires Preis-leistungs-verhältnis bieten – etwa bei der Samsung 970 Evo für gut 130 Euro.
 ??  ?? Wenn kein spezieller M.2-steckplatz auf dem Board vorhanden ist, verhilft eine Erweiterun­gskarte für NVME-SSDS zum schnellen Speicherup­grade.
Wenn kein spezieller M.2-steckplatz auf dem Board vorhanden ist, verhilft eine Erweiterun­gskarte für NVME-SSDS zum schnellen Speicherup­grade.
 ??  ?? Ein Kühlkörper beim M.2-nvme-steckplatz kann dafür sorgen, dass der Flashspeic­her bei Dauerbelas­tung nicht überhitzt und so an Leistung einbüßt.
Ein Kühlkörper beim M.2-nvme-steckplatz kann dafür sorgen, dass der Flashspeic­her bei Dauerbelas­tung nicht überhitzt und so an Leistung einbüßt.

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