Privatmodus für den Browser
Anonym durchs Internet
Jeder Browser stellt heute eine Funktion für den Schutz der Privatsphäre im Internet bereit. In Google Chrome nennt sie sich „Inkognito-fenster“, in Firefox „privates Fenster“, Microsoft bietet in Edge das „Inprivate-fenster“an. Früher bezeichnete man das auch als Porno-modus.
Die Funktion dient dazu, die besuchten Webadressen zu verschleiern, etwa um gegenüber dem Arbeitgeber zu verbergen, wozu man den Rechner genutzt hat. Im Inkognito-modus erfolgt keine Speicherung der angesteuerten Webadressen und der in Formulare eingegebenen Daten. Außerdem werden beim Verlassen des Inkognito-fensters alle empfangenen Cookies gelöscht. Heißt in der Praxis: Wenn andere Personen an Ihrem Computer sitzen, können sie nicht nachvollziehen, welche Seiten Sie besucht haben.
Viele Anwender glauben, dass der Inkognito-modus auch anonymes Surfen ermöglicht. Davon kann jedoch keine Rede sein. Wenn Sie etwa an ein Firmennetzwerk angeschlossen sind, kann der Administrator anhand der Logdateien auf seinen Servern problemlos feststellen, welche Ip-adressen von Ihrem PC angesteuert wurden, ganz gleich, ob das im Inkognito- oder im normalen Browser-modus geschah. Auch Ihr Provider kann Ihre Streifzüge durchs Internet jederzeit nachvollziehen. Außerdem ist es den besuchten Websites immer möglich nachzuvollziehen, von wo Sie gekommen sind, denn die Cookies werden erst beim Schließen des Browser-tabs für den privaten Modus gelöscht.
Und: Wenn Sie eine Webadresse zu Ihren Lesezeichen beziehungsweise Favoriten hinzufügen, bleibt dieser Eintrag auch nach Verlassen des Inkognito-modus erhalten. Das Gleiche gilt beim Herunterladen von Dateien.
Es gibt Mittel und Wege, um tatsächlich unerkannt durchs Internet zu ziehen – wie nachfolgend vorgestellt. Der Inkognitomodus gehört allerdings nicht dazu.
Anonym surfen am Arbeitsplatz
In einem professionellen Unternehmensnetzwerk hat der Administrator die vollständige Kontrolle über die angebundenen Geräte und kann jederzeit feststellen, wer sich wann mit welcher Website verbunden hat. Um diese Überwachung zu umgehen, haben Sie die Möglichkeit, entweder die Hardware zu wechseln oder das Netzwerk – oder beides.
Am einfachsten und sichersten ist der Griff zum Smartphone. Schalten Sie die Wlanfunktion ab, so dass Sie über das Mobilfunknetz aufs Internet zugreifen. Nun können Sie bedenkenlos surfen und Mails schreiben: Die Verbindungsdaten landen lediglich beim Provider, der sie ausschließlich Behörden zur Verfügung stellen darf. Und selbst dafür gibt es seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Juli 2020 hohe Hürden. So sind die Datenabfragen nur dann zulässig, wenn es einen Anfangsverdacht gibt, dass eine schwere Straftat wie etwa die Bildung einer terroristischen Vereinigung begangen werden soll. Zum zweiten ist es oftmals auch möglich, das Netzwerk zu wechseln. In allen Bundesländern existieren mittlerweile freie Wlan-hotspots in den größeren Städten und bei vielen touristischen Sehenswürdigkeiten. Kommunen und Länder können dafür beim Aufbau auf Förderprogramme der EU zurückgreifen; eine Karte und eine
„Mit diesen Einstellungen und Tricks können Sie im Internet surfen, ohne Ihre Spuren zu hinterlassen.“
Liste der Standorte finden Sie unter www. europakarte.org/wlan/deutschland. Parallel dazu hat die Initiative Freifunk ebenfalls ein Netz mit tausenden Wlan-zugriffspunkten eingerichtet und stellt dort auch Nichtmitgliedern einen freien Internetzugang zur Verfügung. Eine Karte ist unter www. freifunk-karte.de abrufbar. Viele dieser Internetverbindungen sind per VPN gegen ein Abhören gesichert, die Logdateien liegen auf Servern im Ausland. Darüber hinaus bieten auch viele Hotels, Restaurants, Supermärkte und die meisten Bahnhöfe ein kostenloses WLAN an.
Falls Sie in der Firma an einem Notebook oder einem PC mit WLAN-MODUL arbeiten und in Reichweite eines solchen Netzwerks sind, switchen Sie einfach um: Klicken Sie mit der linken Maustaste auf das Wlansymbol im Systray, markieren Sie das gewünschte WLAN und klicken Sie auf „Verbinden“. Eine Passworteingabe ist in der Regel nicht erforderlich, teilweise müssen Sie noch die Nutzungsbedingungen mit einem Klick bestätigen. Wenn Sie nun den Inkognito-modus des Browsers nutzen, bleiben von Ihren privaten Internet-besuchen keine Spuren auf dem PC zurück. Denken Sie jedoch daran, dass bei einem WLAN ohne Passwortschutz die Daten zwischen PC und Router unverschlüsselt fließen und andere Personen theoretisch mitlesen könnten. Zum dritten können Sie mit Ihrem Computer auch die Mobilfunkverbindung des Smartphone als Internetzugang verwenden. Die Funktion nennt sich Tethering und wird von allen Android-modellen unterstützt. Sie finden sie in den „Einstellungen“unter „Netzwerk & Internet –› Hotspot und Tethering“. Dort wählen Sie aus, ob Sie die Verbindung zwischen PC und Smartphone per WLAN, über ein Usb-kabel oder per Bluetooth herstellen wollen, bei Android 11 kommt noch eine Ethernet-option hinzu. Am einfachsten und unauffälligsten ist die Usb-verbindung. Schließen Sie das Smartphone per Usb-kabel an den PC an und aktivieren Sie „Usb-tethering“. Nun zeigt Windows eine neu erkannte Netzwerkverbindung an, die Sie mit einem Klick auswählen. Sollten keine Benachrichtigung erscheinen, klicken Sie im Systray auf das Netzwerksymbol und suchen Sie nach einer Verbindung, die eine Bezeichnung wie etwa „Netzwerk 1“trägt.
Besuchte Websites verschleiern
Ein anderer Fall ist es, wenn Ihr Arbeitgeber das private Surfen am Arbeitsplatz erlaubt, Sie jedoch verhindern wollen, dass der Administrator anhand der Ip-adressen Ihre Streifzüge durchs Internet verfolgen kann. Die im Folgenden beschriebenen Methoden können Sie natürlich ebenfalls anwenden, um mit Ihrem privaten Anschluss im Internet anonym zu bleiben.
Eine einfache Lösung ist die Nutzung eines Proxy-servers. Diese Server wurden früher als eine Art Cache benutzt und hielten häufig angesteuerte Webseiten lokal vor. Heute verwendet man sie in der Regel, um die eigene Ip-adresse und/oder den Standort gegenüber der besuchten Seite zu verschleiern. Wenn Sie einen Proxy-server nutzen, sieht der Administrator lediglich, dass Sie dessen Ip-adresse ansteuern, nicht aber, wie es danach weitergeht. Normalerweise stellen Sie den Proxy-server zentral in Windows ein. Öffnen Sie im Startmenü die „Einstellungen“, gehen Sie in „Netzwerk und Internet“und klicken Sie auf „Proxy“. Stellen Sie dort unter „Manuelle
Proxyeinrichtung“den Schalter bei „Proxyserver verwenden“auf „Ein“und tippen Sie die Ip-adresse und den Port des Servers ein. Setzen Sie ein Häkchen vor „Proxyserver nicht für lokale Adressen (Intranet) verwenden“, und bestätigen Sie mit „Speichern“. Im Internet finden Sie Hunderte freier Proxy-server, auf die Sie zugreifen können, sowie Dutzende regelmäßig aktualisierter Verzeichnisse für diese Server, die unter anderem die Ip-adresse, den genutzten Port und die aktuelle Geschwindigkeit nennen. Beispiele hierfür sind etwa: https://hidemy.name/de/proxy-list oder https://de.proxyservers.pro.
Verschlüsselte Verbindung nutzen
Auch mit einer Vpn-verbindung lassen sich die eigenen Internetstreifzüge verschleiern. Der Administrator bekommt auch bei dieser Technik lediglich die Adresse des zwischengeschalteten Vpn-servers zu sehen. Der Unterschied zum Proxy ist, dass bei VPN die übermittelten Daten verschlüsselt werden. Der Betreiber eines Proxyservers kann also nicht nur erkennen, welche Sites Sie ansteuern, sondern auch, was Sie beispielsweise in Online-formulare eintragen. Auf einem Vpn-server hingegen sind lediglich die besuchten Ip-adressen sichtbar.
Die meisten Anbieter von Vpn-diensten – in der Regel auch die Proxy-provider – verpflichten sich, diese Daten nicht zu speichern und auch nicht an Behörden oder andere Stellen weiterzugeben.
Diese erhöhte Sicherheit lassen sich die meisten Vpn-anbieter jedoch auch bezahlen. Es gibt zwar einige kostenlose Dienste wie Windscribe (https://deu.windscribe. com) oder Proton VPN (https://protonvpn. com/de), diese begrenzen jedoch entweder das Datenvolumen oder stellen lediglich eine geringe Bandbreite zur Verfügung. Letzteres gilt auch für die eingebaute Vpnfunktion des Opera-browsers (auf HEFTDVD), zu finden in den „Einstellungen“unter „Erweitert –› VPN“.
Die Angebote von kommerziellen Diensten wie Cyberghost VPN (www.cyberghostvpn. com) oder Nord VPN (https://nordvpn.com) sind mit Preisen von 3 bis 6 Euro pro Monat jedoch gut erschwinglich. Den vollen Funktionsumfang bekommt man hier jedoch nur nach der Installation einer Clientsoftware, was nicht auf jedem Firmenrechner möglich sein dürfte.
Tor-browser
Schließlich gibt es auch noch die Möglichkeit, Webseiten über das Tor-netzwerk aufzurufen. Das ist eine professionelle Lösung, bei der selbst Ihr Provider nicht erkennen kann, auf welchen Servern Sie sich bewegen. Wenn Sie mit dem Tor-browser (auf HEFT-DVD) unterwegs sind, sehen auch die besuchten Websites nicht, wer Sie sind, da die Ip-adressen der Verbindung alle paar Minuten wechseln. Für die Nutzung des Tor-netzwerks benötigen Sie den Torbrowser, eine vorkonfigurierte Version des Firefox-browsers, der per Voreinstellung im Inkognito-modus läuft. Tor bietet ein hohes Maß an Sicherheit, bremst die Streifzüge durchs Internet allerdings auch stark aus. Sie sollten das Netzwerk daher nicht für Dateiübertragungen oder Streaming verwenden.