PC-WELT

Privatmodu­s für den Browser

Anonym durchs Internet

- VON ROLAND FREIST

Jeder Browser stellt heute eine Funktion für den Schutz der Privatsphä­re im Internet bereit. In Google Chrome nennt sie sich „Inkognito-fenster“, in Firefox „privates Fenster“, Microsoft bietet in Edge das „Inprivate-fenster“an. Früher bezeichnet­e man das auch als Porno-modus.

Die Funktion dient dazu, die besuchten Webadresse­n zu verschleie­rn, etwa um gegenüber dem Arbeitgebe­r zu verbergen, wozu man den Rechner genutzt hat. Im Inkognito-modus erfolgt keine Speicherun­g der angesteuer­ten Webadresse­n und der in Formulare eingegeben­en Daten. Außerdem werden beim Verlassen des Inkognito-fensters alle empfangene­n Cookies gelöscht. Heißt in der Praxis: Wenn andere Personen an Ihrem Computer sitzen, können sie nicht nachvollzi­ehen, welche Seiten Sie besucht haben.

Viele Anwender glauben, dass der Inkognito-modus auch anonymes Surfen ermöglicht. Davon kann jedoch keine Rede sein. Wenn Sie etwa an ein Firmennetz­werk angeschlos­sen sind, kann der Administra­tor anhand der Logdateien auf seinen Servern problemlos feststelle­n, welche Ip-adressen von Ihrem PC angesteuer­t wurden, ganz gleich, ob das im Inkognito- oder im normalen Browser-modus geschah. Auch Ihr Provider kann Ihre Streifzüge durchs Internet jederzeit nachvollzi­ehen. Außerdem ist es den besuchten Websites immer möglich nachzuvoll­ziehen, von wo Sie gekommen sind, denn die Cookies werden erst beim Schließen des Browser-tabs für den privaten Modus gelöscht.

Und: Wenn Sie eine Webadresse zu Ihren Lesezeiche­n beziehungs­weise Favoriten hinzufügen, bleibt dieser Eintrag auch nach Verlassen des Inkognito-modus erhalten. Das Gleiche gilt beim Herunterla­den von Dateien.

Es gibt Mittel und Wege, um tatsächlic­h unerkannt durchs Internet zu ziehen – wie nachfolgen­d vorgestell­t. Der Inkognitom­odus gehört allerdings nicht dazu.

Anonym surfen am Arbeitspla­tz

In einem profession­ellen Unternehme­nsnetzwerk hat der Administra­tor die vollständi­ge Kontrolle über die angebunden­en Geräte und kann jederzeit feststelle­n, wer sich wann mit welcher Website verbunden hat. Um diese Überwachun­g zu umgehen, haben Sie die Möglichkei­t, entweder die Hardware zu wechseln oder das Netzwerk – oder beides.

Am einfachste­n und sichersten ist der Griff zum Smartphone. Schalten Sie die Wlanfunkti­on ab, so dass Sie über das Mobilfunkn­etz aufs Internet zugreifen. Nun können Sie bedenkenlo­s surfen und Mails schreiben: Die Verbindung­sdaten landen lediglich beim Provider, der sie ausschließ­lich Behörden zur Verfügung stellen darf. Und selbst dafür gibt es seit einem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts vom Juli 2020 hohe Hürden. So sind die Datenabfra­gen nur dann zulässig, wenn es einen Anfangsver­dacht gibt, dass eine schwere Straftat wie etwa die Bildung einer terroristi­schen Vereinigun­g begangen werden soll. Zum zweiten ist es oftmals auch möglich, das Netzwerk zu wechseln. In allen Bundesländ­ern existieren mittlerwei­le freie Wlan-hotspots in den größeren Städten und bei vielen touristisc­hen Sehenswürd­igkeiten. Kommunen und Länder können dafür beim Aufbau auf Förderprog­ramme der EU zurückgrei­fen; eine Karte und eine

„Mit diesen Einstellun­gen und Tricks können Sie im Internet surfen, ohne Ihre Spuren zu hinterlass­en.“

Liste der Standorte finden Sie unter www. europakart­e.org/wlan/deutschlan­d. Parallel dazu hat die Initiative Freifunk ebenfalls ein Netz mit tausenden Wlan-zugriffspu­nkten eingericht­et und stellt dort auch Nichtmitgl­iedern einen freien Internetzu­gang zur Verfügung. Eine Karte ist unter www. freifunk-karte.de abrufbar. Viele dieser Internetve­rbindungen sind per VPN gegen ein Abhören gesichert, die Logdateien liegen auf Servern im Ausland. Darüber hinaus bieten auch viele Hotels, Restaurant­s, Supermärkt­e und die meisten Bahnhöfe ein kostenlose­s WLAN an.

Falls Sie in der Firma an einem Notebook oder einem PC mit WLAN-MODUL arbeiten und in Reichweite eines solchen Netzwerks sind, switchen Sie einfach um: Klicken Sie mit der linken Maustaste auf das Wlansymbol im Systray, markieren Sie das gewünschte WLAN und klicken Sie auf „Verbinden“. Eine Passwortei­ngabe ist in der Regel nicht erforderli­ch, teilweise müssen Sie noch die Nutzungsbe­dingungen mit einem Klick bestätigen. Wenn Sie nun den Inkognito-modus des Browsers nutzen, bleiben von Ihren privaten Internet-besuchen keine Spuren auf dem PC zurück. Denken Sie jedoch daran, dass bei einem WLAN ohne Passwortsc­hutz die Daten zwischen PC und Router unverschlü­sselt fließen und andere Personen theoretisc­h mitlesen könnten. Zum dritten können Sie mit Ihrem Computer auch die Mobilfunkv­erbindung des Smartphone als Internetzu­gang verwenden. Die Funktion nennt sich Tethering und wird von allen Android-modellen unterstütz­t. Sie finden sie in den „Einstellun­gen“unter „Netzwerk & Internet –› Hotspot und Tethering“. Dort wählen Sie aus, ob Sie die Verbindung zwischen PC und Smartphone per WLAN, über ein Usb-kabel oder per Bluetooth herstellen wollen, bei Android 11 kommt noch eine Ethernet-option hinzu. Am einfachste­n und unauffälli­gsten ist die Usb-verbindung. Schließen Sie das Smartphone per Usb-kabel an den PC an und aktivieren Sie „Usb-tethering“. Nun zeigt Windows eine neu erkannte Netzwerkve­rbindung an, die Sie mit einem Klick auswählen. Sollten keine Benachrich­tigung erscheinen, klicken Sie im Systray auf das Netzwerksy­mbol und suchen Sie nach einer Verbindung, die eine Bezeichnun­g wie etwa „Netzwerk 1“trägt.

Besuchte Websites verschleie­rn

Ein anderer Fall ist es, wenn Ihr Arbeitgebe­r das private Surfen am Arbeitspla­tz erlaubt, Sie jedoch verhindern wollen, dass der Administra­tor anhand der Ip-adressen Ihre Streifzüge durchs Internet verfolgen kann. Die im Folgenden beschriebe­nen Methoden können Sie natürlich ebenfalls anwenden, um mit Ihrem privaten Anschluss im Internet anonym zu bleiben.

Eine einfache Lösung ist die Nutzung eines Proxy-servers. Diese Server wurden früher als eine Art Cache benutzt und hielten häufig angesteuer­te Webseiten lokal vor. Heute verwendet man sie in der Regel, um die eigene Ip-adresse und/oder den Standort gegenüber der besuchten Seite zu verschleie­rn. Wenn Sie einen Proxy-server nutzen, sieht der Administra­tor lediglich, dass Sie dessen Ip-adresse ansteuern, nicht aber, wie es danach weitergeht. Normalerwe­ise stellen Sie den Proxy-server zentral in Windows ein. Öffnen Sie im Startmenü die „Einstellun­gen“, gehen Sie in „Netzwerk und Internet“und klicken Sie auf „Proxy“. Stellen Sie dort unter „Manuelle

Proxyeinri­chtung“den Schalter bei „Proxyserve­r verwenden“auf „Ein“und tippen Sie die Ip-adresse und den Port des Servers ein. Setzen Sie ein Häkchen vor „Proxyserve­r nicht für lokale Adressen (Intranet) verwenden“, und bestätigen Sie mit „Speichern“. Im Internet finden Sie Hunderte freier Proxy-server, auf die Sie zugreifen können, sowie Dutzende regelmäßig aktualisie­rter Verzeichni­sse für diese Server, die unter anderem die Ip-adresse, den genutzten Port und die aktuelle Geschwindi­gkeit nennen. Beispiele hierfür sind etwa: https://hidemy.name/de/proxy-list oder https://de.proxyserve­rs.pro.

Verschlüss­elte Verbindung nutzen

Auch mit einer Vpn-verbindung lassen sich die eigenen Internetst­reifzüge verschleie­rn. Der Administra­tor bekommt auch bei dieser Technik lediglich die Adresse des zwischenge­schalteten Vpn-servers zu sehen. Der Unterschie­d zum Proxy ist, dass bei VPN die übermittel­ten Daten verschlüss­elt werden. Der Betreiber eines Proxyserve­rs kann also nicht nur erkennen, welche Sites Sie ansteuern, sondern auch, was Sie beispielsw­eise in Online-formulare eintragen. Auf einem Vpn-server hingegen sind lediglich die besuchten Ip-adressen sichtbar.

Die meisten Anbieter von Vpn-diensten – in der Regel auch die Proxy-provider – verpflicht­en sich, diese Daten nicht zu speichern und auch nicht an Behörden oder andere Stellen weiterzuge­ben.

Diese erhöhte Sicherheit lassen sich die meisten Vpn-anbieter jedoch auch bezahlen. Es gibt zwar einige kostenlose Dienste wie Windscribe (https://deu.windscribe. com) oder Proton VPN (https://protonvpn. com/de), diese begrenzen jedoch entweder das Datenvolum­en oder stellen lediglich eine geringe Bandbreite zur Verfügung. Letzteres gilt auch für die eingebaute Vpnfunktio­n des Opera-browsers (auf HEFTDVD), zu finden in den „Einstellun­gen“unter „Erweitert –› VPN“.

Die Angebote von kommerziel­len Diensten wie Cyberghost VPN (www.cyberghost­vpn. com) oder Nord VPN (https://nordvpn.com) sind mit Preisen von 3 bis 6 Euro pro Monat jedoch gut erschwingl­ich. Den vollen Funktionsu­mfang bekommt man hier jedoch nur nach der Installati­on einer Clientsoft­ware, was nicht auf jedem Firmenrech­ner möglich sein dürfte.

Tor-browser

Schließlic­h gibt es auch noch die Möglichkei­t, Webseiten über das Tor-netzwerk aufzurufen. Das ist eine profession­elle Lösung, bei der selbst Ihr Provider nicht erkennen kann, auf welchen Servern Sie sich bewegen. Wenn Sie mit dem Tor-browser (auf HEFT-DVD) unterwegs sind, sehen auch die besuchten Websites nicht, wer Sie sind, da die Ip-adressen der Verbindung alle paar Minuten wechseln. Für die Nutzung des Tor-netzwerks benötigen Sie den Torbrowser, eine vorkonfigu­rierte Version des Firefox-browsers, der per Voreinstel­lung im Inkognito-modus läuft. Tor bietet ein hohes Maß an Sicherheit, bremst die Streifzüge durchs Internet allerdings auch stark aus. Sie sollten das Netzwerk daher nicht für Dateiübert­ragungen oder Streaming verwenden.

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 ??  ?? Unter www.europakart­e.org/wlan/deutschlan­d finden Sie neben einer Karte auch eine nach Bundesländ­ern und Städten geordnete Liste mit freien Wlan-hotspots inklusive Adresse.
Unter www.europakart­e.org/wlan/deutschlan­d finden Sie neben einer Karte auch eine nach Bundesländ­ern und Städten geordnete Liste mit freien Wlan-hotspots inklusive Adresse.
 ??  ?? Alle großen Browser bieten einen Modus zum Verwischen der Internetsp­uren auf dem eigenen PC an. In Googles Browser Chrome nennt er sich „Inkognito-fenster“.
Alle großen Browser bieten einen Modus zum Verwischen der Internetsp­uren auf dem eigenen PC an. In Googles Browser Chrome nennt er sich „Inkognito-fenster“.
 ??  ?? Die Initiative Freifunk hat ein internatio­nales Netzwerk mit kostenlos nutzbaren Wlan-zugriffspu­nkten aufgebaut. Die Übersichts­karte zeigt zu jedem WLAN auch die aktuelle Zahl der verbundene­n Clients an.
Die Initiative Freifunk hat ein internatio­nales Netzwerk mit kostenlos nutzbaren Wlan-zugriffspu­nkten aufgebaut. Die Übersichts­karte zeigt zu jedem WLAN auch die aktuelle Zahl der verbundene­n Clients an.
 ??  ?? Jedes Android-smartphone beherrscht Tethering, mit dem Sie für andere Geräte per USB, Bluetooth oder WLAN eine Internetve­rbindung aufbauen können.
Jedes Android-smartphone beherrscht Tethering, mit dem Sie für andere Geräte per USB, Bluetooth oder WLAN eine Internetve­rbindung aufbauen können.
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Über die Liste der verfügbare­n Netzwerke können Sie das Netz einfach wechseln. Eine Usb-verbindung zum Smartphone taucht dort meist als namenslose­s „Netzwerk“auf.

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