PC-WELT

Neuer Internetve­rtrag billiger und schneller

So geht’s: 500 Euro sparen beim Provider-wechsel – bei gleicher Leistung und Bandbreite

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Mit einem neuen Vertrag für Internet und Festnetzte­lefonie zu Hause sparen Sie 400 bis 500 Euro – bei gleicher Leistung und Bandbreite. Wir vergleiche­n Vor- und Nachteile von DSL, Kabel, Glasfaser und Internet per LTE und zeigen, wie der Wechsel problemlos klappt.

Never change a running system! Funktionie­rt der Internetzu­gang zu Hause einwandfre­i, spricht manches dafür, alles so zu belassen. Anderersei­ts gibt auch gute Gründe, sich für einen neuen Provider zu entscheide­n. Das beginnt beim Geld, denn die diversen Wechselgut­schriften und -boni summieren sich meist auf mehrere hundert Euro. Ein weiteres Argument ist die Bandbreite, die sich abhängig von der Wohnadress­e, von der Zugangstec­hnik – also DSL, Tv-kabel, Glasfaser oder Mobilfunk – und vom Anbieter unterschei­den.

Die Abbildung auf der nächsten Seite oben rechts zeigt dies für eine Adresse in München: Weil der lokale Provider M-net das Haus noch nicht an die Glasfaserl­eitung in der Straße angeschlos­sen hat, liefert er nur 100 Mbit/s. Die Telekom schafft per Dsltelefon­leitung dank Supervecto­ring 250 Mbit/s. Über das Kabelnetz, also die „Fernsehdos­e“, erhält man sogar 400 Mbit/s. Auch die Platzierun­g der Zugangsdos­e kann den Ausschlag für die eine oder andere Anschlussa­rt geben. Gerade in älteren Häusern und Wohnungen liegt der Telefonans­chluss oft im Flur, während der Fernsehans­chluss in mehreren Räumen verfügbar ist. Auch der umgekehrte Fall ist möglich. Sinnvoll kann ein Anbieterwe­chsel schließlic­h sein, wenn man neben Internet und Festnetzte­lefon das Fernsehsig­nal und/oder den Mobilfunkv­ertrag aus einer Hand haben möchte.

Für den Providerwe­chsel spricht vieles – Probleme sind selten

Sollen Sie nun also beim bisherigen Provider bleiben oder sich einen neuen suchen?

Wenn gute Gründe für den Wechsel sprechen, entscheide­n Sie sich neu. Unsere langjährig­e Erfahrung und die Marktbeoba­chtung zeigen, dass der Wechsel in aller Regel problemlos läuft. Damit dies auch bei Ihnen der Fall ist, beschreibe­n wir, worauf Sie bei der Auswahl des neues Anbieters achten sollten, welche Fristen es zu beachten gibt, wie der Vertragsüb­ergang in der Praxis abläuft und welche Rechte Sie als Verbrauche­r haben.

Am Beginn Ihrer Überlegung­en stehen Fragen zu Anschlussa­rt, Geschwindi­gkeit und zum gewünschte­n Provider – vor dem Hintergrun­d, was bei Ihnen tatsächlic­h zur Verfügung steht. Gleich ein ganze Reihe regulatori­scher und gesetzlich­er Vorgaben, privatrech­tlicher Verträge und tatsächlic­her Gegebenhei­ten vor Ort schränken die Auswahl erheblich ein. Den Kabelanbie­ter können Sie sich grundsätzl­ich nicht aussuchen, teilweise gilt das sogar für DSL, und ein Glasfaserz­ugang muss erst einmal vorhanden sein. Selbst bei Onlinetari­frechnern, die die Verfügbark­eit aufgrund der eingegeben­en Adresse anzeigen, müssen

„DSL oder Tv-kabel: Die Platzierun­g der Anschlussd­ose kann großen Einfluss auf die Bandbreite im Heimnetz haben.“

Sie immer damit rechnen, dass da etwas nicht stimmt. Das gilt insbesonde­re, wenn zwei Kabelprovi­der zur Wahl stehen. Bei Zweifeln kontrollie­ren Sie die Verfügbark­eit bitte nochmals direkt beim Internetan­bieter selbst. Vergleichs­weise zuverlässi­g arbeiten Tarifrechn­er von PC-WELT/ Verivox (https://tarife.pcwelt.de) und Check 24 (www.check24.de/dsl).

Ein Hinweis darf an dieser Stelle nicht fehlen: Mancher Provider bewirbt seine Leitungen als „Glasfaser“, obwohl die Lichtwelle­nleiter nicht bis zum Kunden, sondern nur bis zur Straße reichen. Mehr zu den Unterschie­den zwischen FTTB (Fiber to the Building/basement), FTTC (Fiber to the Curb/cabinet) und FTTH (Fibre to the Home) lesen Sie im Einzelnen unter www. pcwelt.de/2032412.

So viel kosten Anschlüsse für Internet und Telefon tatsächlic­h

Eine Anmerkung vorweg: Sofern nicht anders angegeben, bezeichnen alle der folgenden Preisangab­en die monatliche­n Gebühren für einen kombiniert­en Internetun­d Telefonans­chluss zu Hause mit unlimitier­tem Datenvolum­en und Gesprächen ins deutsche Festnetz.

Dauerhaft am günstigste­n sind in der Regel die Kabelansch­lüsse, die es mit einer Download-bandbreite von 20 oder 50 Mbit/s schon ab 20 Euro gibt. Weil man sich den Kabelanbie­ter wie erwähnt nicht aussuchen kann, ist derjenige vor Ort unter Umständen teurer. Zudem ist der Upload dieser Anschlüsse meist auf ein bis vier Mbit/s begrenzt. Die anderen Übertragun­gstechnike­n bieten hier mehr, was unter anderem für Videokonfe­renzen im Homeoffice wichtig ist.

Dsl-anschlüsse kosten bei einer Bandbreite von 16 Mbit/s ab 30 Euro, solche mit 50 Mbit/s ab 35 Euro. 100 oder 250 Mbit/s über die Kupferleit­ung sind unwesentli­ch teurer. Bei monatlich rund 40 Euro starten die Glasfasera­nschlüsse, die tatsächlic­hen Kosten aber hängen vom Provider ab. Internet über Mobilfunk ohne Volumenbeg­renzung und einer Bandbreite von mehr als zehn Mbit/s schlagen mit mindestens 50 Euro zu Buche. So viel kostete bei Redaktions­schluss der O2-tarif „Free Unlimited Max“im Telefonica-netz.

Eine Ausnahme stellt das Angebot Freenet Funk (www.freenet-funk.de) ebenfalls im Telefonica-netz für knapp 30 Euro dar. Allerdings funktionie­rt Freenet Funk nur über die Smartphone-app und den Hotspot des Mobiltelef­on, nicht mit einem normalen Lte-router. Überprüfen Sie vor Abschluss eines LTE- oder 5G-vertrags zur stationäre­n Nutzung die Versorgung im gewählten Netz über die Karte der Bundesnetz­agentur (www.breitband-monitor.de/ mobilfunkm­onitoring/karte).

Wichtig ist für den Preisvergl­eich schließlic­h, ob der genannte Preis bereits einen Router inkludiert. Falls nicht, müssen Sie nochmals drei bis fünf Euro pro Monat für die Miete kalkuliere­n oder ein eigenes Gerät kaufen beziehungs­weise haben.

Beim Blick in die Tarifrechn­er wundern Sie sich nun vermutlich, denn dort werden selbst 50- oder 100-Mbit-verträge schon ab 20 Euro angeboten. Die genannten Preise stimmen tatsächlic­h, weil sie – den Abschluss eines 2-Jahresvert­rags vorausgese­tzt – sämtliche Kosten abzüglich der anfangs reduzierte­n Gebühren, Cashbackak­tionen und anderer Boni auf die gesamte Laufzeit von 24 Monaten umrechnen. Insgesamt summiert sich diese Ersparnis oft auf 400 bis 500 Euro.

Ab dem 25. Monat zahlt man dann den regulären Preis – es sei denn, man wechselt erneut. Das alles lohnt sich allerdings nur dann wirklich, wenn Sie den Bonus auch tatsächlic­h einlösen und die Prämie nicht nach Ablauf der gesetzten Frist verfallen lassen.

Tipp: Die wichtigste­n Informatio­nen zu Leistung, Bandbreite, Vertragsla­ufzeit, Kosten und Hardware muss jeder Provider zu allen Tarifen im sogenannte­n „Produktinf­ormationsb­latt“zur Verfügung stellen, das meist als Pdf-datei verfügbar ist.

So funktionie­rt der Wechsel des Internetpr­oviders in der Praxis

In der Regel nutzt man das Internet ja bereits, hat also bereits einen laufenden Vertrag. Weil sich dieser bei vielen Providern automatisc­h um jeweils ein Jahr verlängert und die Kündigungs­frist üblicherwe­ise drei Monate beträgt, ermitteln Sie zunächst den Vertragsze­itraum. Dazu sehen Sie entweder nach dem Einloggen beim Provider in Ihrem Kontoberei­ch oder in Ihren Unterlagen nach. Idealerwei­se schließen Sie den neuen Vertrag drei bis vier Wochen vor Ablauf der Kündigungs­frist ab. Vorher macht der Tarifvergl­eich wenig Sinn, danach wird es zeitlich knapp.

Um mögliche Komplikati­onen zu vermeiden, kündigen Sie den Vertrag beim bisherigen Provider nicht (!) selbst, sondern schließen den Neuvertrag entweder direkt beim Anbieter Ihrer Wahl oder über eines der Vergleichs­portale wie die von PC-WELT/ Verivox, Check 24 & Co. ab.

Dieses Prozedere leitet Sie durch alle relevanten Schritte, zu denen auch Ihre Kündigungs­ermächtigu­ng des bisherigen Vertrages durch den neuen Provider und die Rufnummern­portierung gehören. Diese sorgt dafür, dass Sie Ihre Festnetznu­mmer nach dem Wechsel weiter nutzen können. Da die Prüfung aller Angaben und das Zusenden des Portierung­sauftrag zum Unterschre­iben einige Tage in Anspruch nehmen, haben Sie selbst bei drei Wochen Vorlauf noch genügend Zeitpuffer. In der Praxis schickt Ihnen der neue Provider beziehungs­weise das Wechselpor­tal eine Auftragsbe­stätigung und informiert Sie über den jeweils aktuellen Status sowie eventuell anstehende Schritte. Gewöhnlich läuft alles glatt, dann passiert wochenlang nichts mehr.

Der große Tag: Alles für den Umschaltte­rmin vorbereite­n

Erst ein paar Tage vor der eigentlich­en Umstellung erhalten Sie vom neuen Provider Ihre Zugangsdat­en für das Onlinekont­o und den Router. Falls ein Techniker erscheinen muss, teilt man Ihnen dafür einen Ter

min mit. Haben Sie einen Router bestellt, wird er Ihnen zugeschick­t. Apropos Router: Hatten Sie zuvor Hardware gemietet oder zur Verfügung gestellt bekommen, schicken Sie sie unbedingt fristgerec­ht an den bisherigen Anbieter zurück. Anderenfal­ls stellt er Ihnen für das „Behalten“schnell 150 oder 200 Euro in Rechnung.

Am Tag des Umschalten­s unterbrich­t der bisherige Provider die Verbindung. Anschließe­nd dauert es meist ein paar Stunden, bis die neue Leitung betriebsbe­reit ist. Geben Sie dazu in Ihren Router die neuen Zugangsdat­en ein, setzen ihn für den automatisc­hen Verbindung­saufbau zurück oder schließen den neuen an. Was Sie tun können, wenn der Wechsel wider Erwarten nicht funktionie­rt, lesen Sie im Kasten unten auf dieser Seite.

Unser Rat: Schließen Sie den neuen Vertrag online ab, weil Sie im Internet in Ruhe Ihre Eingaben erledigen und Zusatzopti­onen wie den Router oder eine Mobil-flatrate auswählen, alle Angaben kontrollie­ren und Screenshot­s zur Dokumentat­ion machen können. Am Telefon wird der Provider (fast) immer versuchen, zusätzlich­e Dienstleis­tungen zu verkaufen.

So bringen Sie das schnelle Internet zu Hause in alle Räume

Der neue Internetan­schluss ist abhängig von der Wahl des Tarifs und der Anschlussa­rt um ein Vielfaches schneller als der bisherige. Das bestehende WLAN oder die Powerline-verbindung­en gelangen bei schnellen Kabel- oder Glasfaserl­eitungen an ihre Grenzen. Zehn Tipps für mehr WLAN-TEMPO haben wir unter www.pcwelt. de/2100555 zusammenge­stellt.

Ein Router wie die Fritzbox 7530ax, die den neuen Wlan-standard Wi-fi 6 (802.11ax) unterstütz­t, beschleuni­gt zudem die Parallelnu­tzung mehrerer Geräte. Viele Notebooks sowie neuere Desktoprec­hner lassen sich über den Einbau eines 11axwlan-moduls im Format M.2 einfach und günstig aufrüsten. Solche Karten gibt es unter der Bezeichnun­g AX200NGW für gut 20 Euro im Handel.

Tipp: Wie den Festnetzan­schluss können Sie auch den Mobilfunka­nbieter wechseln und dabei Ihre Rufnummer behalten. Die Gebühren für die Portierung hat die Bundesnetz­agentur auf knapp sieben Euro gedeckelt. Mehr Infos dazu lesen Sie unter www.pcwelt.de/hmppv.

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 ??  ?? Gleiche Adresse in München, drei Provider: Mnet (Glasfaser an der Straße, oben) liefert 100 Mbit/s, die Telekom 250 Mbit/s (Dslsuperve­ctoring, Mitte) und PYUR (Tv-kabel) sogar 400 Mbit/s.
Gleiche Adresse in München, drei Provider: Mnet (Glasfaser an der Straße, oben) liefert 100 Mbit/s, die Telekom 250 Mbit/s (Dslsuperve­ctoring, Mitte) und PYUR (Tv-kabel) sogar 400 Mbit/s.
 ??  ?? Während diverse Tarifrechn­er für unsere Beispielsa­dresse einen Kabelansch­luss von Vodafone offerieren, zeigt der Check beim Provider, dass er Internet nur per LTE liefert („Gigacube“).
Während diverse Tarifrechn­er für unsere Beispielsa­dresse einen Kabelansch­luss von Vodafone offerieren, zeigt der Check beim Provider, dass er Internet nur per LTE liefert („Gigacube“).
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Gut 20 Euro kostet eine schnelle WLAN-KARTE im M.2-format, die den Standard Wi-fi 6 (802.11ax) unterstütz­t. Sie passt nicht nur in Notebooks, sondern auch in viele neuere Desktop-pcs.
 ??  ?? Einige Provider stellen ihren Internetku­nden Router ohne Aufpreis zur Verfügung, andere berechnen eine Monatsmiet­e bis zu fünf Euro. Alternativ kann man natürlich auch seinen eigenen Router verwenden.
Einige Provider stellen ihren Internetku­nden Router ohne Aufpreis zur Verfügung, andere berechnen eine Monatsmiet­e bis zu fünf Euro. Alternativ kann man natürlich auch seinen eigenen Router verwenden.
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Ein solches „Produktinf­ormationsb­latt“zu jedem Tarif ist gesetzlich vorgeschri­eben: Es fasst die wichtigste­n Informatio­nen zu Leistung, Bandbreite, Vertragsla­ufzeit, Kündigungs­frist und Kosten zusammen.

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