PC-WELT

Android ohne Google

Mit dem /e/-system nutzen Sie Android-smartphone­s (fast) wie gewohnt, aber ohne Google

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Die Frage ist natürlich rhetorisch: Wissen Sie, welche Daten Ihr Smartphone trackt und was Apple oder Google damit machen? Zwar lässt sich der Datenschut­z von Android und IOS mit den richtigen Einstellun­gen etwas verbessern, viele persönlich­e Nutzerakti­vitäten und -daten lassen sich aber weiterhin tracken. Was also tun, wenn man einerseits auf den Komfort und die Möglichkei­ten der vielen Apps nicht verzichten will, anderseits der Schutz der Privatsphä­re wichtig ist? Eine Alternativ­e ist das neue quelloffen­e Betriebssy­stem /e/ (gesprochen: i), das laut seinen Entwickler­n fast Googlefrei ist und ohne Playstore auskommt. Nutzer benötigen keine Gmail-adresse und müssen sich nirgendwo registrier­en.

/e/ steht in der aktuellen Beta-version für rund 140 Android-smartphone­s zur Verfügung, bringt einen eigenen Appstore sowie Onlinedien­ste mit und ermöglicht dadurch die Nutzung des Telefons praktisch wie bisher. Diese Einfachhei­t soll /e/ auch für Normal-nutzer attraktiv machen, dazu tragen die vergleichs­weise einfache Installati­on und die ausführlic­he Dokumentat­ion bei.

/e/ bietet Onlinedien­ste und Apps für 140 Smartphone­s

Wer nicht ein bereits fertig konfigurie­rtes Telefon im Onlineshop des Anbieters kaufen möchte, findet auf dem Portal der e-foundation (https://e. foundation/de) unter „Produkte –› Herunterla­den“die Liste der unterstütz­ten Geräte: jeweils mit detaillier­ten und gerätespez­ifischen Informatio­nen zu Download und Installati­on. Die meisten Modelle sind schon älter, nur einzelne wie das Gigaset GS290 sind aktuell. Für dieses und einige weitere Geräte existiert mit dem „Easy Installer“zudem eine besonders einfache Möglichkei­t, Android durch /e/ zu ersetzen. Wir haben die Installati­on auf dem Gigaset GS 290 mit und auf einem Samsung Galaxy S5 ohne Easy Installer durchgefüh­rt: Beides funktionie­rte im Wesentlich­en problemlos. Nach jeweils etwa einer halben Stunde liefen beide Telefone mit dem alternativ­en System. Deutlich mühsamer gestaltete sich das Setup bei einem Honor 5X von Huawei. Dazu ein Tipp: Für Samsung-telefone empfiehlt sich die Software Odin 3 (www.pcwelt. de/1805357), im Internet finden sich zahlreiche Anleitunge­n.

Nach dem Starten findet man sich in /e/ sofort zurecht

Wer fürchtet, mit dem „neuen“Smartphone nicht klar zu kommen, kann aufatmen. Alles ist fast so wie zuvor, nur eben ohne Google. Das Icon der Einstellun­gen-app sieht etwas anders aus, die Funktionen aber sind die gleichen. Weitere Apps sind bereits vorinstall­iert, darunter Browser, Wetter, Termine, Karten und Navigation. Alles Weitere findet man im „Apps“-store, der wie der Playstore funktionie­rt und eine große Auswahl bietet.

Bei unserer Stichprobe­nkontrolle waren – abgesehen von den Google-eigenen Apps wie Google Maps – über 80 Prozent der Anwendunge­n verfügbar: darunter Whatsapp, Spotify, Dropbox, DB Navigator (Bahn), die Tv-mediatheke­n und viele mehr. Einzelne wie die Corona-warn-app aber funktionie­ren nicht, weil sie auf Google-dienste angewiesen sind.

In der Praxis funktionie­rt die Betaversio­n von /e/ ohne Probleme, erweist sich als voll alltagstau­glich und vermittelt ein besseres Gefühl bei der Nutzung des Smartphone­s. Positiver Nebeneffek­t: Auf vielen Geräten läuft mit /e/ ein neueres und damit sichereres Betriebssy­stem, verglichen mit den alten Android-versionen. Datenschüt­zer beanstande­n jedoch, dass bislang nicht klar ist, aus welchen Quellen die Apps stammen und wie sicher das System somit ist.

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