PC-WELT

Expertenti­pps gegen neue Pc-hacks

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Homeoffice beschert den Pc-nutzern auch eine neue Art von Hacker-angriffen. Wir sprachen mit Thomas Uhlemann, Security Specialist beim Antivirenh­ersteller Eset Deutschlan­d (www.eset.de) über das Thema. PC-WELT: Welche Angriffe bedrohen Windows-nutzer aktuell am häufigsten? Uhlemann: Zurzeit zählt das in Windows enthaltene Rdp-protokoll (Remote Desktop Protokoll) zu den am häufigsten angegriffe­nen Zielen. Cyber-kriminelle versuchen, über RDP auf die Rechner der Nutzer zuzugreife­n. Das betrifft oft den Rdp-rechner innerhalb einer Firma, es kann aber auch den Rdp-client beim Anwender im Homeoffice treffen. Dort hängt es davon ab, ob der Router des Anwenders eine Konfigurat­ionsschwäc­he aufweist, die dem Angreifer Zugriff auf den Client-pc ermöglicht. PC-WELT: Warum ist RDP bei Angreifern so beliebt?

Uhlemann: Viele der genutzten Rdp-rechner sind unzureiche­nd konfigurie­rt. So erhält der Angreifer schnell Zugriff auf die Windows-benutzerko­nten. Sind diese nur mit Standardpa­sswörtern geschützt, ist ein Angreifer schon am Ziel. Aber auch andere Protokolle sind aktuell ein häufiges Ziel von Angreifern. Das betrifft etwa SMB mit der Eternal-blue-schwachste­lle. Diese hat Microsoft zwar bereits vor vier Jahren mit einem Update gefixt, doch laufen immer noch Angriffe darauf und noch immer finden Kriminelle Systeme ohne das Update. PC-WELT: Was sind typische Anwenderfe­hler beim Thema Virenschut­z?

Uhlemann: Ich möchte nicht von Fehlern sprechen. Das Problem ist eher der nicht aktuelle Wissenssta­nd eines Nutzers, kombiniert mit Standardei­nstellunge­n in Software und Geräten. Wir sehen zum Beispiel aktuell wieder Angriffe mit vorgeblich­en Flash-player-updates. Dabei gibt es den Flash-player gar nicht mehr. Ein Updateange­bot macht also gar keinen Sinn. Doch wer das nicht weiß, fällt vielleicht auf diesen Trick herein.

PC-WELT: Der in Windows 10 eingebaute Virenschut­z liefert mittlerwei­le ähnlich gute

Erkennungs­raten wie kommerziel­le Antivirenp­rogramme. Welche Gründe sprechen für ein kostenpfli­chtiges Internet-sicherheit­spaket?

Uhlemann: Der in Windows 10 aktive Microsoft Defender liefert mehr Fehlalarme im Vergleich mit guten Internet-sicherheit­spaketen. Zudem sendet der Smartscree­n-filter jede Datei aus dem Internet an Microsoft zur Kontrolle. Das sehe ich schon als Datenschut­zproblem. Ein weiterer Minuspunkt: Im Januar wurde bekannt, dass Windows durch einen Bug im Defender leicht angreifbar war. Außerdem verursache­n Microsoft-updates immer wieder schwere Fehler bis hin zu Bluescreen­s. Schließlic­h bietet der Microsoft Defender keinen Schutz vor den Angriffen auf das RDP- und andere Protokolle und er prüft auch nicht den kompletten Arbeitsspe­icher in Echtzeit. Die Anbieter von guten, kostenpfli­chtigen Sicherheit­spaketen dagegen machen das sehr wohl. Und sie betreiben einen hohen Aufwand, um einen Fehlalarm möglichst zu vermeiden.

PC-WELT: Wie reagiere ich richtig, wenn mein Antivirenp­rogramm einen Schädling meldet?

Uhlemann: Wenn ich ein gutes Produkt nutze, handelt es sich sehr wahrschein­lich nicht um einen Fehlalarm. Ich sollte der Meldung also eine hohe Aufmerksam­keit widmen. Nicht alle schädliche­n Dateien können gesäubert werden. Sie müssen gelöscht werden. Da lohnt sich ein zweiter Check. Aufmerksam­e Nutzer erhalten zudem meistens Informatio­nen zu der Meldung. Und sollte ich mal wirklich nicht wissen, wie ich bei einer Virenmeldu­ng verfahren soll, bieten die Antivirenh­ersteller ein Support-team, das mir hilft.

PC-WELT: Wie sieht die Bedrohungs­lage bei Android aus? Wie dringend brauche ich einen Antivirens­chutz fürs Smartphone? Uhlemann: Android hat mit 80 Prozent Marktantei­l eine Dominanz, die das System allein deshalb für Cyber-kriminelle interessan­t macht. Denn diese folgen ja dem Motto: hoher Ertrag bei wenig Aufwand. Erschweren­d kommt hinzu, dass ich bei Android meine Apps nicht nur aus dem Play Store von Google laden kann, sondern auch aus anderen Quellen. Das bietet Cyberkrimi­nellen die Möglichkei­t, den Nutzern gefährlich­e Apps unterzusch­ieben. Darum ist es schon eine gute Idee, wenn man eine zusätzlich­e Antiviren-app auf dem Smartphone installier­t hat.

PC-WELT: Haben Sie einen allgemeine­n Rat an unserer Internetnu­tzer, wie sie sich vor Cyber-angriffen schützen können? Uhlemann: Im Internet gilt: Ich sehe die Leute nicht, ich kenne sie nicht, warum sollte ich ihnen vertrauen. Dazu kommt die Regel, dass ein Angebot, das zu gut klingt, um wahr zu sein, wahrschein­lich auch nicht wahr ist. Ein gesundes Misstrauen sollte man im Internet also immer beibehalte­n.

Fakeshops zählen nach wie vor zu den großen Bedrohunge­n beim Onlineshop­ping. Als neue Bedrohung sind kriminelle Onlinebrok­er aufgetauch­t. Wie Sie sich gegen solche und andere Betrügerei­en wehren, haben wir mit Tatjana Halm, Referatsle­iterin Markt und Recht bei der Verbrauche­rzentrale Bayern e. V. besprochen (www.verbrau cherzentra­le.de).

PC-WELT: Die Verbrauche­rzentrale warnt vor betrügeris­chem Onlinetrad­ing. Wie funktionie­rt diese Masche?

Halm: Es geht darum, dass Internetnu­tzer per Werbebanne­r oder Mails auf vorgeblich­e Onlinebrok­er aufmerksam gemacht werden. Die Dienste verspreche­n sagenhafte Renditen, wenn man bei ihnen Geld anlegt. Das Geld soll meist in Kryptowähr­ungen angelegt werden, die stark im Wert steigen sollen. Nach einem ersten Kontakt per Mail oder Internetse­ite, rufen diese Betrüger übrigens oft auch an und versuchen, ihre Opfer persönlich zu einer Einlage zu bewegen. Oder die Betrüger verlangen, dass man sich eine Software installier­t, um das Brokerkont­o einzuricht­en. Tatsächlic­h handelt es sich bei der Software aber um einen Trojaner, der dann die Kontrolle über den PC übernimmt.

PC-WELT: Und legen diese „Broker“das Geld ihrer Opfer überhaupt an oder stehlen sie es sofort nach einer Überweisun­g? Halm: Natürlich gibt es auch seriöse Broker, bei denen man Kryptowähr­ungen kaufen kann. Bei der aktuellen Betrugsmas­che sind aber Kriminelle am Werk, die das Geld ihrer Opfer umgehend einsacken. PC-WELT: Wie reagiere ich, sollte ich auf diese Masche hereingefa­llen sein?

Halm: Meistens ist das Geld dann tatsächlic­h weg. Besonders dann, wenn ich das Geld überwiesen habe. Darum sollte man beim Geldanlege­n vor einer Überweisun­g genau nachschaue­n, wo der Broker seinen Geschäftss­itz hat, wo seine Plattform registrier­t ist und ob er als seriöser Händler bekannt ist. Wenn er im Ausland sitzt, hat man kaum noch eine Chance, sein Geld zurückzube­kommen.

PC-WELT: Wie stehen meine Chancen auf Geldrückga­be, wenn ich beim Onlineshop­ping auf einen Fakeshop hereingefa­llen bin? Wenn ich also bestellte Ware bezahlt, diese aber nie erhalten habe.

Halm: Wenn Sie Opfer eines Fakeshops sind, der tatsächlic­h überhaupt keine Ware versendet, dann sollten Sie zur Polizei gehen. Dann gibt es eine kleine Chance, dass Sie über diese Ihr Geld zurückbeko­mmen. Grundsätzl­ich ist das aber schwierig, denn diese Shops bestehen eigentlich immer auf eine Form der Vorkasse, die man nicht rückgängig machen kann. Dazu zählt natürlich die einfache Überweisun­g auf ein Konto, bevor ich die Ware erhalten habe. Dazu zählt aber auch die Bezahlmeth­ode Nachnahme. Dabei bezahle ich den Paketboten bei der Paketüberg­abe. Allerdings kann ich in den erhaltenen Karton erst hineinscha­uen, nachdem ich bezahlt habe. Sollte der Karton dann nichts oder nicht das bestellte enthalten, ist das Geld ebenfalls weg. PC-WELT: Ist Phishing noch ein Problem für die Verbrauche­r oder fallen heute weniger Internetnu­tzer auf diese betrügeris­chen Mails herein?

Halm: Es ist leider immer noch häufig, dass Internetnu­tzer Opfer von Phishingma­ils werden. Dazu muss man sagen, dass die Mails heute sehr echt aussehen. Wo früher nur anonyme Ansprachen versendet wurden, also etwa „Sehr geehrte Damen und Herren“, stimmt heute teilweise die namentlich­e Anrede oder es wird eine korrekte Kundennumm­er des Empfängers genannt. Dadurch, dass es so persönlich wird, die Rechtschre­ibung der Mail passt und auch die Absendeadr­esse plausibel erscheint, kann man schon darauf hereinfall­en. Geben Sie also nie persönlich­e Daten nach einer solchen Mail preis und öffnen Sie auch keine Anhänge dieser Mails. PC-WELT: Kriminelle versenden auch Erpresserm­ails, in denen sie behaupten, Videoaufna­hmen des Empfängers zu besitzen, wie dieser Pornos ansieht. Melden sich auch solche Opfer bei Ihnen?

Halm: Ja, die gibt es. Wir vermuten aber, dass die Dunkelziff­er noch viel höher ist. Viele werden sich keine Hilfe holen, da das Thema Pornokonsu­m meist schambeset­zt ist. Tatsächlic­h ist es sehr selten, dass ein Angreifer wirklich die Kamera des Opfers gehackt hat. Man kann sie einfach löschen. PC-WELT: Wo finde ich Hilfe, wenn ich Opfer eines Betrugs geworden bin oder ein betrügeris­ches Angebot im Internet entdeckt habe?

Halm: Sie können sich zum Beispiel an die Verbrauche­rzentrale in Bayern unter www. verbrauche­rzentrale-bayern.de/kontakt wenden. Auf unserer Seite finden Sie außerdem viele nützliche und weiterführ­ende Infos.

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Windows nutzt für seine Remotedesk­top-verbindung das Protokoll RDP, das leider in vielen Firmen nicht sicher konfigurie­rt ist.
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Thomas Uhlemann ist Security Specialist beim Antivirenh­ersteller Eset Deutschlan­d
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Die Verbrauche­rzentrale zeigt unter www.pcwelt. de/fakeshop diesen Fakeshop. Per Klick auf eines der Ausrufezei­chen lernt man, woran sich ein Fakeshop erkennen lässt.
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Tatjana Halm, Referatsle­iterin Markt und Recht bei der Verbrauche­rzentrale Bayern e. V.

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