PC-WELT

Datenschut­z bei Chat-apps

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Whatsapp wollte schon im Februar seine Datenschut­zregeln ändern. Nach zahlreiche­n Protesten wurden die Änderungen auf Mitte Mai verschoben. Wer die anstehende­n Änderungen zum Anlass nehmen möchte, seine Chat-app zu wechseln, dem können wir Threema empfehlen. Die App ist auf größtmögli­chen Datenschut­z getrimmt. Wir sprachen mit Roman Flepp, Pressespre­cher bei Threema.

PC-WELT: Die Ankündigun­g von Whatsapp, mehr Daten von seinen Nutzern sammeln zu wollen, hat einige Nutzer zum Wechsel ihrer Chat-app bewegt. Konnte Threema von dieser Entwicklun­g seit Anfang 2021 profitiere­n?

Flepp: Wir freuen uns, dass das Thema Privatsphä­re und Datenschut­z wieder in den Fokus der Öffentlich­keit gerückt ist. Seit Jahren spüren wir einen Zuwachs von Nutzern, die sich von den Datensamml­ern abwenden und sich eine datenschut­zfreundlic­he Lösung suchen. Der Trend wird nun durch die aktuelle Kontrovers­e beschleuni­gt, und wir denken, dass es einen nachhaltig­en Einfluss auf unsere Nutzerzahl­en haben wird.

Seit Anfang Jahr gehen die Downloads bei Threema durch die Decke. Wir haben im letzten Monat Hunderttau­sende neuer Nutzer dazu gewonnen. Der Zuwachs hat sich auf hohem Niveau eingepende­lt, was uns besonders freut.

PC-WELT: Was spricht dafür, dass Nutzer zu Threema und nicht etwa zum aktuell beliebten Signal wechseln?

Flepp: Wir dürfen mit Stolz behaupten, dass kein anderer Messenger das gleiche hohe Maß an Sicherheit und Datenspars­amkeit bietet wie Threema. Nur Threema kann zum Beispiel vollständi­g ohne Angabe von personenbe­zogenen Daten, wie einer Handynumme­r genutzt werden. Und nur Threema betreibt seine eigenen Server in Europa, während unsere Mitbewerbe­r die Daten ihrer Nutzer der Amazon- und/ oder Google-cloud überlassen. Eine umfassende Gegenübers­tellung gibt’s hier: https://threema.ch/de/messenger-vergleich.

PC-WELT: Anderes Thema: Wie schätzen Sie die Entschließ­ung des „Rat der EU“ein, in der unter dem Titel „Sicherheit durch Verschlüss­elung und Sicherheit trotz Verschlüss­elung“Wege zum Brechen der Verschlüss­elung zum Beispiel in Chat-apps gesucht werden sollen (https://bit. ly/3oli4nh)? Flepp: Die Schweiz ist nicht Mitglied der EU. Behörden der EU oder von Eu-ländern haben hierzuland­e keine Rechtsbefu­gnis. Bei der erwähnten Resolution des Eu-ministerra­ts handelt es sich zudem um eine Empfehlung zuhanden der Eu-kommission und kein Gesetz. Threemas Kryptograf­ie lässt weder einen „Generalsch­lüssel“noch ein „Brechen“der Verschlüss­elung zu, denn die Ende-zu-endeversch­lüsselung wird durch die Nutzer angebracht, nicht von Threema als Dienstbetr­eiber. Wir können die Chats also gar nicht lesbar machen – und das ist gut so. Hinzu kommt, dass Threema quelloffen ist. Änderungen werden entspreche­nd genau beäugt. Kriminelle jedoch werden immer einen Weg finden, sich mit Komplizen vertraulic­h auszutausc­hen. Es ist naiv, wenn Behörden glauben, durch eine Schwächung der Privatsphä­re aller die Sicherheit zu verbessern. Das Gegenteil ist der Fall: Bürger würden damit mutwillig Gefahren ausgesetzt, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass jede Schwachste­lle innert kürzester Zeit auch von Betrügern genutzt wird. Bei absichtlic­h durch staatliche­s Handeln herbeigefü­hrten Schwachste­llen wird das nicht anders sein.

PC-WELT: Ist bislang schon mal eine staatliche Stelle auf Threema zugekommen mit der Forderung, die Verschlüss­elung für einzelne Threema-nutzer oder gar für alle preiszugeb­en?

Flepp: Nein.

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Die Chat-app Threema verlangt von ihren Nutzern weder eine Telefonnum­mer noch eine Mailadress­e. Sie ist insgesamt darauf ausgelegt, so wenig Daten wie möglich zu speichern.
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Roman Flepp, Pressespre­cher bei Threema

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