Digitale Hausaufgaben
Eine Fülle an – teils aufgebrachten – Zuschriften erreichte die Redaktion letzten Monat aufgrund eines Kommentars an dieser Stelle zum Thema digitaler Unterricht. Nicht die Lehrer seien das Problem, sondern die mangelnde Ausstattung der Schulen mit Computern und schnellem Internet. Asche auf unser Haupt, dass wir diesem Thema zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben – ganz im Ernst.
Wenn dereinst die Coronaviren eingedämmt und Maskenzwang, Homeoffice und Homeschooling Geschichte sind, wenn wir also alle wieder klar denken können, dann sollten wir die richtigen Lehren aus diesen fast zwei Jahren Pandemie ziehen. Wie kann es sein, dass wir Schulen haben, an denen es kein schnelles WLAN gibt? Wie kann es sein, dass Millionen von Haushalten in Deutschland immer noch mit maroden Kupferkabeln ausgestattet sind, die Internet mehr simulieren statt echte Datenübertragung zu ermöglichen?
Digitalisierung ist kein Allheilmittel – und wir mussten schmerzhaft lernen, dass gegen ein Virus in der echten Welt all unsere Algorithmen ziemlich machtlos sind. Doch eine gesunde digitale Infrastruktur kann helfen, Schaden in der analogen Welt zu lindern. Wenn eine Regierung Homeoffice verpflichtend macht und gleichzeitig selbst in einer Großstadt wie München ganze Bezirke kein Glasfaser haben, dann ist das schon ein Armutszeugnis. Wenn Lehrer aufgefordert werden, Unterricht digital abzuhalten, aber weder an der Schule noch zu Hause an schnelles Internet angebunden sind, dann haben wir wirklich ein Problem.
Wenn es eine Lehre aus der Coronakrise geben kann, dann die, dass wir unsere Hausaufgaben in Sachen Digitalisierung noch lange nicht gemacht haben. Und so, wie wir, liebe Lehrerinnen und Lehrer, unsere Schüler in Sachen Impfpriorisierung ganz hinten angestellt haben, so sollten wir Sie und die Schulen nun ganz nach vorne stellen. Und auch das ist ganz ernst gemeint!
Herzlichst, Ihr