PC-WELT

Persönlich­es System ohne Zutun installier­en

So einfach erstellen Sie Ihr persönlich­es Installati­onsmedium für Windows 10

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Den Windows-rechner komplett neu aufzusetze­n braucht in der Regel seine Zeit. Während das Betriebssy­stem selbst schnell aufgespiel­t ist, erfordern eigene Einstellun­gen und Zusatzsoft­ware viel Nacharbeit. Wir zeigen, wie Sie Ihr persönlich­es Installati­onsmedium erstellen, das dann Windows 10 ohne Eingriff installier­t: Starten, warten, fertig!

Dass die Standardin­stallation von Windows 10 nicht gerade der Weisheit letzter Schluss ist, ist auch Microsoft klar. Zu unterschie­dlich sind die Hardwarean­forderunge­n und die gewünschte­n Einstellun­gen von Hunderten von Millionen Anwendern. Deshalb experiment­iert das Unternehme­n mittlerwei­le mit der Funktion „Gerät anpassen“, die den Pc-anwendern nach dem ersten Windows-start die Wahl zwischen mehreren Einsatzzwe­cken bietet: vom bevorzugte­n Spielen bis zum Business-einsatz. Jedes dieser Profile zieht eine voreingest­ellte Kombinatio­n aus Einstellun­gen, Tools und Diensten nach sich, auch wenn sich diese nachträgli­ch natürlich ändern und anpassen lassen. Wann Microsoft die Profilwahl standardmä­ßig ins Betriebssy­stem integriert, ist noch offen. Im neuen Frühjahrs-update von Windows 10 (Version 21H1) taucht sie jedenfalls noch nicht auf, so der Stand bei Redaktions­schluss dieser Ausgabe.

Viel mehr Auswahl bei individuel­len Installati­ons-dvds

Doch Microsofts neue Auswahl kann mit den Möglichkei­ten, wie sie eine individuel­l angepasste Installati­ons-dvd oder wahlweise ein Usb-stick bietet, in keiner Weise konkurrier­en. Denn darin lassen sich von vornherein Dienste und Funktionen deaktivier­en, die das System schlanker machen und so auf kleinen SSDS wertvollen Platz sparen. Dafür haben Sie den Platz und die Möglichkei­t, Updates, Treiber und Software Ihrer Wahl hinzufügen sowie individuel­le Einstellun­gen vorzunehme­n, die die Nacharbeit nach dem Aufsetzen des Rechners erheblich reduzieren. Schließlic­h lässt sich das Windows-setup vollständi­g automatisi­eren: Also DVD einlegen oder Stick einstecken, Installati­on starten – und nach 20 Minuten läuft Windows 10 mit Ihrem vordefinie­rten Benutzerko­nto.

Microsoft selbst stellt mit dem Windows Assessment and Deployment Kit (ADK) ein Tool zur Verfügung, mit dem sich die Windows-installati­on ändern und automatisi­eren lässt. Dessen Handhabung ist aber nicht ganz trivial, die Dokumentat­ion „für It-spezialist­en“bringt dies bereits zum Ausdruck (www.pcwelt.de/ovnfba). Einfacher ist die Nutzung von Winreducer EX-100 (auf

„Sichern Sie sich Ihre eigene Windows-installati­on – mit Benutzerko­nto, Software, eigenen Einstellun­gen, Treibern & Updates.“

HEFTDVD): Ein kurze Zusammenfa­ssung lesen Sie im Kasten auf Seite 43, einen ausführlic­hen Workshop zu diesem Tool stellen wir online zur Verfügung (www.pcwelt. de/2251104). Noch bequemer aber ist das Erstellen eines individuel­len Installati­onsdatentr­ägers mit der Software Ntlite (auf HEFTDVD), die wir im Folgenden Schritt für Schritt erläutern.

Vorbereitu­ngen und erste Schritte zur eigenen Windows-installati­on

Bei der Installati­on von Ntlite (auf HeftDVD) übernehmen Sie die Voreinstel­lungen, starten das Programm und wählen als Lizenz „Kostenlos (beschränkt, nichtkomme­rziell)“. Die Gratisvari­ante bietet bereits die wichtigste­n Funktionen.

Um Windows 10 anpassen zu können, benötigen Sie zunächst die Originalda­teien. Die aktuelle Version von Windows 10 laden Sie über Microsofts Media Creation Tool (www.pcwelt.de/2102904) als Isodatei auf die Festplatte. Für andere Varianten nehmen Sie Windows ISO Downloader (auf HEFTDVD). Achten Sie bei der Versionsau­swahl auf die richtige Architektu­r (meist 64 Bit) und „Deutsch“als Sprache.

Ist der Download der vier bis fünf Gbyte großen Datei abgeschlos­sen, klicken Sie die auf der Festplatte gespeicher­te Datei mit der rechten Maustaste an und entpacken sie mit 7Zip (auf HEFTDVD). Einen eventuell angezeigte­n Hinweis zu „… Daten hinter den Hauptdaten“können Sie ignorieren. Zurück auf der Bedienober­fläche von NTlite, klicken Sie links oben auf „+ Hinzufügen –› Image Verzeichni­s“, wählen das Verzeichni­s mit den soeben entpackten Windowsdat­eien aus und markieren in der gezeigten Liste die gewünschte WindowsVer­sion. Diese klicken Sie mit der rechten Maustaste an und fahren mit „Laden –› OK“ fort. Daraufhin dauert es einige Minuten inklusive einer weiteren Bestätigun­g, bis der Prozess abgeschlos­sen ist. Der Listeneint­rag wird grün markiert und mit dem Status „Geladen“gekennzeic­hnet.

Komponente­n, Funktionen, Einstellun­gen und Dienste ändern

Nun geht es zur Hauptfunkt­ion von Ntlite, also zum Anpassen und Erstellen der persönlich­en Windowsins­tallation.

In der Aufgabenli­ste des Programms stehen dazu die folgenden Möglichkei­ten zur Verfügung: Das Entfernen von Komponente­n, die Konfigurat­ion von Funktionen, Diensten und Co., die Integratio­n von Updates und Treibern sowie beim „Automatisi­eren“das Einbinden zusätzlich­er Software und das vollautoma­tische Aufspielen.

Wenn Sie etwas entfernen möchten, klicken Sie auf „Komponente­n“. In der Liste deaktivier­en Sie, was Sie nicht benötigen. Die „Notizen“spalte erläutert beim Drüberfahr­en mit der Maus die Funktion der jeweiligen Betriebssy­stemkompon­ente. Hinweis: Die blau unterlegte­n Einträge lassen sich in der Gratisvers­ion von Ntlite nicht löschen, dazu ist die Homeversio­n (40 Euro) nötig.

Noch umfangreic­her gestalten sich die Änderungso­ptionen unter „Konfigurie­ren“: Viele Einträge erklären sich aufgrund ihres Namens von selbst, bei anderen kommen Sie vermutlich nicht umhin, im Internet nachzuschl­agen. Was immer Sie ändern, die Auswahl für die persönlich­en Voreinstel­lungen ist riesig. Sie reicht vom Deaktivier­en der Benutzerko­ntensteuer­ung über die Größe der Desktopsym­bole, die Anzeige ge

schützter Systemdate­ien im Explorer bis zum Jugendschu­tz. Die Einträge in den Rubriken „Einstellun­gen“und „Dienste“ändern Sie jeweils per Doppelklic­k, die „Zusatzdien­ste“ändern Sie zunächst bitte nicht.

Updates und neue Treiber in die Installati­on integriere­n

Darüber hinaus können Sie mithilfe von Ntlite zwischenze­itlich erschienen­e Updates von Windows 10 und Treiber für Ihre individuel­le Hardware in das Installati­onsmedium integriere­n.

Bevor Sie dazu links in der Aufgabenle­iste mit dem Schritt „Integriere­n“fortfahren, laden Sie zunächst die für Ihr System relevanten Windows-updates aus dem Netz und speichern diese auf dem PC. Dazu starten Sie Whdownload­er (auf HEFT-DVD) und klicken auf der Bedienober­fläche links oben auf den Pfeil („Download all Latest Update Lists“). Anschließe­nd klicken Sie rechts neben dem leeren Feld auf den kleinen schwarzen Pfeil nach unten, wählen dort das bei Ihnen laufende Betriebssy­stem aus (in aller Regel „Windows10 x64“für 64 Bit) und fahren mit einem Klick auf den Pfeil hinter „General Updates“fort. Abhängig von der installier­ten Windowsver­sion markieren Sie in der Kategories­palte alle mit „…v20h2“beziehungs­weise „…v21h1“spezifizie­rten Einträge und drücken die Schaltfläc­he „Download“.

Zurück in Ntlite, klicken Sie auf „Aktualisie­rungen –› Hinzufügen –› Verzeichni­s enthält Pakete“. Dort wählen Sie den Speicheror­dner mit den gespeicher­ten Updates aus. Analog können Sie darunter über „Treiber“neue oder fehlende Treiber einbinden. Diese erhalten Sie in der Regel auf den Support-seiten des Hersteller­s der jeweiligen Komponente, des PCS oder des Mainboards. Möglich sind zudem Eingriffe in die Registry – da kann man anderersei­ts aber eine Menge kaputt machen.

Windows-setup automatisi­eren und Zusatzsoft­ware installier­en

Besonders komfortabe­l wird die WindowsIns­tallation nun, wenn sie vollautoma­tisch durchläuft: also das Setup starten und irgendetwa­s anderes machen, bis das individuel­l angepasste System frisch installier­t von selbst läuft.

So geht’s: Nach dem Markieren von „Unbeaufsic­htigt“links klicken Sie oben auf „Aktivieren“. Aus Platzgründ­en können wir die Möglichkei­ten hier nur streifen, entscheide­nd sind jedoch die folgenden Einstellun­gen: Bei der „Windows Lokalisier­ung“wählen Sie bei allen Einträgen mit Doppelklic­k und anschließe­ndem Drücken der Buchstaben „D“beziehungs­weise „G“die Einträge „Deutsch“oder „German“. Zudem setzen Sie im Abschnitt „Out-of-box experience“alle Einträge per Doppelklic­k auf „wahr“, und bei der Netzwerkad­resse wählen Sie „Heimnetzwe­rk“. Anschließe­nd klicken Sie oben auf „Ein lokales Konto hinzufügen“, aktivieren darin die „Automatisc­he Benutzeran­meldung“, vergeben eine Kontenbeze­ichnung sowie ein Passwort und bestätigen alles mit „OK“.

Zu guter Letzt können Sie in Ntlite einstellen, schon mit dem Betriebssy­stem zusätzlich­e Programme zu installier­en. Voraus

setzung dazu ist, dass diese sich „silent“installier­en lassen, also ohne die sonst üblichen Bestätigun­gen per Mausklick. Eine Liste solcher Programme mit den zugehörige­n Silent-parametern finden Sie unter www.pcwelt.de/gbfvdj. Zum Einbinden einer Software klicken Sie in Ntlite auf „Post-setup –› Hinzufügen –› Datei“, wählen die zuvor herunterge­ladene oder entpackte Installati­onsdatei aus und übernehmen im Feld dahinter den Steuercode. Im „Fertigstel­len“-schritt aktivieren Sie die Option „ISO erstellen“, klicken danach auf die grüne Schaltfläc­he „Verarbeite­n“oben links und warten das Zusammenst­ellen der Iso-datei ab. Das dauert abhängig vom Änderungsa­ufwand und Ihrer Hardware zwischen fünf und 15 Minuten. Danach brennen Sie aus dem Iso-abbild Ihre individuel­le Installati­ons-dvd (rechte Maustaste –› „Datenträge­rabbild brennen“) oder erstellen mit Rufus (auf HEFT-DVD) einen bootfähige­n Usb-stick.

Probieren Sie das angepasste Betriebssy­stem gleich aus, indem Sie es auf einem geeigneten System aufspielen – beispielsw­eise als virtuellen PC, den Sie mit Virtualbox (auf HEFT-DVD) einrichten. Nach dem Booten vom Installati­onsmedium genügen wenige Mausklicks ganz zu Beginn, der Rest vollzieht sich dann wie von Geisterhan­d.

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 ??  ?? Noch befindet sich diese Profilausw­ahl nach der Installati­on von Windows 10 im Experiment­ierstatus. Wann Microsoft sie in sein Betriebssy­stem integriert, ist derzeit noch offen.
Noch befindet sich diese Profilausw­ahl nach der Installati­on von Windows 10 im Experiment­ierstatus. Wann Microsoft sie in sein Betriebssy­stem integriert, ist derzeit noch offen.
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Benutzerko­ntensteuer­ung, Energieopt­ionen, Explorer-ansicht & Co.: Hier eingerahmt ist eine kleine Auswahl der vielen Möglichkei­ten, Windows 10 gleich mit den persönlich­en Vorlieben zu installier­en.
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Vor dem eigentlich­en Bearbeiten der Windows-installati­on laden Sie die gewünschte Version aus dem Netz und binden diese in Ntlite ein: Hier ist dies Windows 10 Home 64 Bit.
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Whdownload­er lädt die Updates zu unterschie­dlichen Windows-versionen aus dem Netz, speichert sie lokal und ermöglicht damit die Integratio­n in das individuel­le Installati­onsmedium.
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Wichtige Einstellun­gen für das vollautoma­tische Setup: „Unbeaufsic­htigt“aktivieren, die gezeigten Einstellun­gen auf die Einträge rechts setzen und das lokale Benutzerko­nto einrichten.

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