Persönliches System ohne Zutun installieren
So einfach erstellen Sie Ihr persönliches Installationsmedium für Windows 10
Den Windows-rechner komplett neu aufzusetzen braucht in der Regel seine Zeit. Während das Betriebssystem selbst schnell aufgespielt ist, erfordern eigene Einstellungen und Zusatzsoftware viel Nacharbeit. Wir zeigen, wie Sie Ihr persönliches Installationsmedium erstellen, das dann Windows 10 ohne Eingriff installiert: Starten, warten, fertig!
Dass die Standardinstallation von Windows 10 nicht gerade der Weisheit letzter Schluss ist, ist auch Microsoft klar. Zu unterschiedlich sind die Hardwareanforderungen und die gewünschten Einstellungen von Hunderten von Millionen Anwendern. Deshalb experimentiert das Unternehmen mittlerweile mit der Funktion „Gerät anpassen“, die den Pc-anwendern nach dem ersten Windows-start die Wahl zwischen mehreren Einsatzzwecken bietet: vom bevorzugten Spielen bis zum Business-einsatz. Jedes dieser Profile zieht eine voreingestellte Kombination aus Einstellungen, Tools und Diensten nach sich, auch wenn sich diese nachträglich natürlich ändern und anpassen lassen. Wann Microsoft die Profilwahl standardmäßig ins Betriebssystem integriert, ist noch offen. Im neuen Frühjahrs-update von Windows 10 (Version 21H1) taucht sie jedenfalls noch nicht auf, so der Stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe.
Viel mehr Auswahl bei individuellen Installations-dvds
Doch Microsofts neue Auswahl kann mit den Möglichkeiten, wie sie eine individuell angepasste Installations-dvd oder wahlweise ein Usb-stick bietet, in keiner Weise konkurrieren. Denn darin lassen sich von vornherein Dienste und Funktionen deaktivieren, die das System schlanker machen und so auf kleinen SSDS wertvollen Platz sparen. Dafür haben Sie den Platz und die Möglichkeit, Updates, Treiber und Software Ihrer Wahl hinzufügen sowie individuelle Einstellungen vorzunehmen, die die Nacharbeit nach dem Aufsetzen des Rechners erheblich reduzieren. Schließlich lässt sich das Windows-setup vollständig automatisieren: Also DVD einlegen oder Stick einstecken, Installation starten – und nach 20 Minuten läuft Windows 10 mit Ihrem vordefinierten Benutzerkonto.
Microsoft selbst stellt mit dem Windows Assessment and Deployment Kit (ADK) ein Tool zur Verfügung, mit dem sich die Windows-installation ändern und automatisieren lässt. Dessen Handhabung ist aber nicht ganz trivial, die Dokumentation „für It-spezialisten“bringt dies bereits zum Ausdruck (www.pcwelt.de/ovnfba). Einfacher ist die Nutzung von Winreducer EX-100 (auf
„Sichern Sie sich Ihre eigene Windows-installation – mit Benutzerkonto, Software, eigenen Einstellungen, Treibern & Updates.“
HEFTDVD): Ein kurze Zusammenfassung lesen Sie im Kasten auf Seite 43, einen ausführlichen Workshop zu diesem Tool stellen wir online zur Verfügung (www.pcwelt. de/2251104). Noch bequemer aber ist das Erstellen eines individuellen Installationsdatenträgers mit der Software Ntlite (auf HEFTDVD), die wir im Folgenden Schritt für Schritt erläutern.
Vorbereitungen und erste Schritte zur eigenen Windows-installation
Bei der Installation von Ntlite (auf HeftDVD) übernehmen Sie die Voreinstellungen, starten das Programm und wählen als Lizenz „Kostenlos (beschränkt, nichtkommerziell)“. Die Gratisvariante bietet bereits die wichtigsten Funktionen.
Um Windows 10 anpassen zu können, benötigen Sie zunächst die Originaldateien. Die aktuelle Version von Windows 10 laden Sie über Microsofts Media Creation Tool (www.pcwelt.de/2102904) als Isodatei auf die Festplatte. Für andere Varianten nehmen Sie Windows ISO Downloader (auf HEFTDVD). Achten Sie bei der Versionsauswahl auf die richtige Architektur (meist 64 Bit) und „Deutsch“als Sprache.
Ist der Download der vier bis fünf Gbyte großen Datei abgeschlossen, klicken Sie die auf der Festplatte gespeicherte Datei mit der rechten Maustaste an und entpacken sie mit 7Zip (auf HEFTDVD). Einen eventuell angezeigten Hinweis zu „… Daten hinter den Hauptdaten“können Sie ignorieren. Zurück auf der Bedienoberfläche von NTlite, klicken Sie links oben auf „+ Hinzufügen –› Image Verzeichnis“, wählen das Verzeichnis mit den soeben entpackten Windowsdateien aus und markieren in der gezeigten Liste die gewünschte WindowsVersion. Diese klicken Sie mit der rechten Maustaste an und fahren mit „Laden –› OK“ fort. Daraufhin dauert es einige Minuten inklusive einer weiteren Bestätigung, bis der Prozess abgeschlossen ist. Der Listeneintrag wird grün markiert und mit dem Status „Geladen“gekennzeichnet.
Komponenten, Funktionen, Einstellungen und Dienste ändern
Nun geht es zur Hauptfunktion von Ntlite, also zum Anpassen und Erstellen der persönlichen Windowsinstallation.
In der Aufgabenliste des Programms stehen dazu die folgenden Möglichkeiten zur Verfügung: Das Entfernen von Komponenten, die Konfiguration von Funktionen, Diensten und Co., die Integration von Updates und Treibern sowie beim „Automatisieren“das Einbinden zusätzlicher Software und das vollautomatische Aufspielen.
Wenn Sie etwas entfernen möchten, klicken Sie auf „Komponenten“. In der Liste deaktivieren Sie, was Sie nicht benötigen. Die „Notizen“spalte erläutert beim Drüberfahren mit der Maus die Funktion der jeweiligen Betriebssystemkomponente. Hinweis: Die blau unterlegten Einträge lassen sich in der Gratisversion von Ntlite nicht löschen, dazu ist die Homeversion (40 Euro) nötig.
Noch umfangreicher gestalten sich die Änderungsoptionen unter „Konfigurieren“: Viele Einträge erklären sich aufgrund ihres Namens von selbst, bei anderen kommen Sie vermutlich nicht umhin, im Internet nachzuschlagen. Was immer Sie ändern, die Auswahl für die persönlichen Voreinstellungen ist riesig. Sie reicht vom Deaktivieren der Benutzerkontensteuerung über die Größe der Desktopsymbole, die Anzeige ge
schützter Systemdateien im Explorer bis zum Jugendschutz. Die Einträge in den Rubriken „Einstellungen“und „Dienste“ändern Sie jeweils per Doppelklick, die „Zusatzdienste“ändern Sie zunächst bitte nicht.
Updates und neue Treiber in die Installation integrieren
Darüber hinaus können Sie mithilfe von Ntlite zwischenzeitlich erschienene Updates von Windows 10 und Treiber für Ihre individuelle Hardware in das Installationsmedium integrieren.
Bevor Sie dazu links in der Aufgabenleiste mit dem Schritt „Integrieren“fortfahren, laden Sie zunächst die für Ihr System relevanten Windows-updates aus dem Netz und speichern diese auf dem PC. Dazu starten Sie Whdownloader (auf HEFT-DVD) und klicken auf der Bedienoberfläche links oben auf den Pfeil („Download all Latest Update Lists“). Anschließend klicken Sie rechts neben dem leeren Feld auf den kleinen schwarzen Pfeil nach unten, wählen dort das bei Ihnen laufende Betriebssystem aus (in aller Regel „Windows10 x64“für 64 Bit) und fahren mit einem Klick auf den Pfeil hinter „General Updates“fort. Abhängig von der installierten Windowsversion markieren Sie in der Kategoriespalte alle mit „…v20h2“beziehungsweise „…v21h1“spezifizierten Einträge und drücken die Schaltfläche „Download“.
Zurück in Ntlite, klicken Sie auf „Aktualisierungen –› Hinzufügen –› Verzeichnis enthält Pakete“. Dort wählen Sie den Speicherordner mit den gespeicherten Updates aus. Analog können Sie darunter über „Treiber“neue oder fehlende Treiber einbinden. Diese erhalten Sie in der Regel auf den Support-seiten des Herstellers der jeweiligen Komponente, des PCS oder des Mainboards. Möglich sind zudem Eingriffe in die Registry – da kann man andererseits aber eine Menge kaputt machen.
Windows-setup automatisieren und Zusatzsoftware installieren
Besonders komfortabel wird die WindowsInstallation nun, wenn sie vollautomatisch durchläuft: also das Setup starten und irgendetwas anderes machen, bis das individuell angepasste System frisch installiert von selbst läuft.
So geht’s: Nach dem Markieren von „Unbeaufsichtigt“links klicken Sie oben auf „Aktivieren“. Aus Platzgründen können wir die Möglichkeiten hier nur streifen, entscheidend sind jedoch die folgenden Einstellungen: Bei der „Windows Lokalisierung“wählen Sie bei allen Einträgen mit Doppelklick und anschließendem Drücken der Buchstaben „D“beziehungsweise „G“die Einträge „Deutsch“oder „German“. Zudem setzen Sie im Abschnitt „Out-of-box experience“alle Einträge per Doppelklick auf „wahr“, und bei der Netzwerkadresse wählen Sie „Heimnetzwerk“. Anschließend klicken Sie oben auf „Ein lokales Konto hinzufügen“, aktivieren darin die „Automatische Benutzeranmeldung“, vergeben eine Kontenbezeichnung sowie ein Passwort und bestätigen alles mit „OK“.
Zu guter Letzt können Sie in Ntlite einstellen, schon mit dem Betriebssystem zusätzliche Programme zu installieren. Voraus
setzung dazu ist, dass diese sich „silent“installieren lassen, also ohne die sonst üblichen Bestätigungen per Mausklick. Eine Liste solcher Programme mit den zugehörigen Silent-parametern finden Sie unter www.pcwelt.de/gbfvdj. Zum Einbinden einer Software klicken Sie in Ntlite auf „Post-setup –› Hinzufügen –› Datei“, wählen die zuvor heruntergeladene oder entpackte Installationsdatei aus und übernehmen im Feld dahinter den Steuercode. Im „Fertigstellen“-schritt aktivieren Sie die Option „ISO erstellen“, klicken danach auf die grüne Schaltfläche „Verarbeiten“oben links und warten das Zusammenstellen der Iso-datei ab. Das dauert abhängig vom Änderungsaufwand und Ihrer Hardware zwischen fünf und 15 Minuten. Danach brennen Sie aus dem Iso-abbild Ihre individuelle Installations-dvd (rechte Maustaste –› „Datenträgerabbild brennen“) oder erstellen mit Rufus (auf HEFT-DVD) einen bootfähigen Usb-stick.
Probieren Sie das angepasste Betriebssystem gleich aus, indem Sie es auf einem geeigneten System aufspielen – beispielsweise als virtuellen PC, den Sie mit Virtualbox (auf HEFT-DVD) einrichten. Nach dem Booten vom Installationsmedium genügen wenige Mausklicks ganz zu Beginn, der Rest vollzieht sich dann wie von Geisterhand.