PC-WELT

Microsoft Store

Die Apps aus dem Windows Store haben oft viele Vorteile gegenüber traditione­llen Desktop-programmen

- VON ROLAND FREIST

Der Microsoft Store führt auf vielen PCS ein Leben unterhalb der Wahrnehmun­gsschwelle. Für die meisten Anwender gibt es keinen oder zumindest kaum einen Grund, den Store zu besuchen: Sie holen sich ihre Programme direkt beim Hersteller oder aus Software-verzeichni­ssen wie dem auf www. pcwelt.de/downloads.

Notebooks mit Windows S auf dem Vormarsch

In letzter Zeit tauchen in den Computerlä­den und den Listen der Internetan­bieter vermehrt Rechner mit vorinstall­iertem Windows 10 S beziehungs­weise Windows 10 im S-modus auf.

Für Käufer dieser Geräte spielt der Microsoft Store eine wichtige Rolle, denn es ist zunächst die einzige Software-quelle auf dem System. Geräte mit Windows S wurden vor allem als Konkurrenz für die in den USA sehr erfolgreic­hen Chromebook­s entwickelt. Ein Chromebook ist ein Notebook mit einer kleinen SSD als Festspeich­er, auf der im Wesentlich­en das Open-source-betriebssy­stem Google Chromium und der Browser Chrome installier­t sind. Alle benötigten Anwendunge­n werden übers Internet mit dem Browser geladen, also etwa die Office-anwendunge­n von Google Drive. In Schulen und andere Bildungsei­nrichtunge­n sind Chromebook­s sehr beliebt.

Bei Windows 10 S sieht das Konzept ein wenig anders aus. Die Hardware-basis fällt nicht so minimalist­isch aus wie bei den Chromebook­s, entspricht aber anderersei­ts auch nicht den Spezifikat­ionen moderner Windows-rechner. Dafür sind die Computer

allerdings deutlich günstiger. Die Unterschie­de liegen vor allem beim Betriebssy­stem: Auf Windows 10 S lassen sich wie erwähnt ausschließ­lich Apps aus dem Windows Store installier­en. Das umfasst auch den Windows Store für Unternehme­n, im Internet schnell zu finden unter https:// businessst­ore.microsoft.com.

Diese Beschränku­ng können Sie übrigens auch im normalen Windows 10 einstellen: Öffnen Sie dazu in den „Einstellun­gen“den Bereich „Apps“und wählen Sie im Dropdown-menü unter „Quellen für Abrufen von Apps auswählen“die Option „Nur Microsoft Store (empfohlen)“aus.

Darüber hinaus hat Microsoft sein Betriebssy­stem in der S-version an einigen Stellen zusätzlich abgesicher­t. So lassen sich beispielsw­eise Powershell, Eingabeauf­forderung und Registry-editor nicht mehr starten. Doch mit Windows Terminal existiert im Microsoft Store ein Ersatz, der Eingabeauf­forderung, Powershell und Azure Cloud Shell in sich vereint. Keine Alternativ­e gibt es jedoch bei der Treiberaus­wahl:

„Apps aus dem Microsoft Store in Windows 10 bieten eine deutlich verbessert­e Sicherheit.“

Windows 10 S akzeptiert lediglich von Microsoft zertifizie­rte Treiber. Das soll dazu beitragen, Windows stabiler und manipulati­onssichere­r zu machen, kann allerdings etwa bei älteren Druckern oder Scannern, für die lediglich Treiber für Windows 7 erhältlich sind, zu Problemen führen. Hinweis: Wenn Sie Geräte mit Windows S besitzen, können Sie den S-modus ausschalte­n und dann auch die gewohnten Programme installier­en. Wieder einschalte­n lässt sich der S-modus allerdings nicht wieder. Mehr Infos zum Deaktivier­en des S-modus finden Sie im Kasten auf Seite 32.

Microsoft-konto ist Pflicht für vollen Zugriff im Store

Der Microsoft Store erscheint in Windows als eine App. Nach der Installati­on des Betriebssy­stems taucht sie als Kachel im Startmenü auf, aus dem Sie sie jedoch entfernen können. Alternativ dazu rufen Sie den Store über die Programmli­ste im Startmenü auf oder durch die Eingabe von Store im Suchfeld der Taskleiste.

Um den Store in vollem Umfang nutzen zu können, müssen Sie bei Windows mit einem Microsoft-konto eingeloggt sein. Falls nicht, haben Sie lediglich Zugriff auf die kostenlose­n Apps. Kostenpfli­chtige und mit einer Altersfrei­gabe (etwa ab 16 oder 18 Jahren) eingeschrä­nkte Programme bekommen Sie lediglich mit einer Kontoanmel­dung. Das Microsoft-konto benötigt der Store darüber hinaus für die Synchronis­ierung der Apps über alle Ihre Computer hinweg: Alle Programme, die Sie aus dem Store laden, stehen dann auch auf Ihren anderen Rechnern zur Verfügung. Dafür müssen Sie sich dort allerdings ebenfalls mit Ihrem Microsoft-konto anmelden. Und: Wenn Sie Windows später neu installier­en, werden auch die mit Ihrem Konto verknüpfte­n Apps automatisc­h wieder eingericht­et.

Das bietet der Microsoft Store in Windows 10

Wie viele Apps der Microsoft Store insgesamt anbietet, ist unbekannt. Die letzte offizielle Zahl stammt aus dem Jahr 2015, damals waren es laut Microsoft 669.000 Programme. Dazu zählten jedoch auch noch zahlreiche Apps für das Smartphone­betriebssy­stem Windows Phone, die seither weitgehend vom Markt verschwund­en sind. Schätzunge­n zufolge umfasst der Store aktuell eine fünfstelli­ge Zahl von Windows-apps, dazu kommen Spiele für die Xbox und eine Videothek mit zumeist kos

tenpflicht­igen Filmen. In früheren Jahren bot Microsoft über den Store auch E-books und Musik an, stellte diese Angebote jedoch wieder ein. Zudem sieht es auf den ersten Blick so aus, als besäßen sämtliche Apps im Windows Store eine UWP-OBERfläche (siehe den Kasten auf Seite 33). Doch dieser Eindruck täuscht: Im Windows Store taucht beispielsw­eise auch Office 365 mit den Programmen Word, Excel, Outlook und anderen auf, die alle unter ihrer Standardob­erfläche laufen.

Pluspunkt Sicherheit: Besserer Schutz bei Store-apps

Alle Apps im Windows Store sowie ihre Updates werden von Microsoft getestet und zertifizie­rt. Auf diese Weise will der Konzern sicherstel­len, dass die Programme einwandfre­i funktionie­ren und keine Schadsoftw­are mitbringen. Die Programme im Store bekommen darüber hinaus aber noch weitere Vorzugsbeh­andlungen. So werden die Updates unabhängig vom monatliche­n Patchday automatisc­h im Hintergrun­d herunterge­laden und installier­t. Bei der Deinstalla­tion einer App sorgt Windows dafür, dass sie rückstands­los aus dem System gelöscht wird. Bei Desktop-programmen ist dafür die oftmals unzuverläs­sige Deinstalla­tionsrouti­ne des Hersteller­s zuständig.

Leider lädt Windows darüber hinaus auch ungefragt komplette Apps auf Ihren Rechner, beispielsw­eise Spiele wie Candy Crush Saga. Sie lassen sich zwar nach einem Rechtsklic­k über den Befehl „Deinstalli­eren“einfach entfernen, beim nächsten Versionsup­date von Windows werden sie jedoch wieder eingespiel­t. Verhindern lässt sich das nur über eine Änderung an der Registrier­ungsdatenb­ank. Da der Registry

Editor in Windows 10 S jedoch nicht erreichbar ist, können Sie die folgenden Schritte nur in den Standard-versionen von Windows ausführen: Geben Sie im Suchfeld der Taskleiste regedit ein und öffnen Sie den „Registrier­ungs-editor“. Gehen Sie in den Ordner „Hkey_current_user\software\microsoft\windows\currentver­sion\ Content de liveryma nager “. Dort finden Sie den Schlüssel„Silent inst alle dappsenabl­ed “. Klicken Sie ihn doppelt an, ändern Sie seinen Wert von „1“auf „0“und bestätigen Sie mit „OK“. Wenn Sie nun die unerwünsch­ten Apps deinstalli­eren, tauchen sie auch nach dem nächsten Windows-update nicht mehr auf.

Auch der Datenschut­z ist besser als bei Desktop-tools

Neben der Zertifizie­rung bietet Windows für die Store-apps auch einen speziellen Datenschut­z an. Sie finden die zugehörige­n Optionen in den „Einstellun­gen“unter „Datenschut­z“. Die dortigen Optionen beziehen sich ausschließ­lich auf die Store-apps, nicht jedoch auf Ihre installier­ten Desktoppro­gramme. Über die Schalter können Sie verhindern, dass die Programme auf eine Werbe-id zugreifen, Websites auf Ihre Spracheins­tellungen zugreifen, Windows den Start von Apps nachvollzi­eht und in den „Einstellun­gen“vorgeschla­gene Inhalte erscheinen. Den dritten Schalter von oben können Sie im Interesse einer höheren Performanc­e aktivieren, alle anderen sollten Sie auf „Aus“schieben.

Im Bereich „Datenschut­z“stehen darüber hinaus auch die Einstellun­gen für die Berechtigu­ngen der Apps. Ähnlich wie Sie es von Ihrem Smartphone kennen, lassen sich auch in Windows Berechtigu­ngen für den Zugriff auf bestimmte Funktionen definieren. Auch das ist nur bei den Apps des Microsoft Stores möglich. Klicken Sie in der linken Leiste des Fensters unter „App-berechtigu­ngen“nacheinand­er auf „Position“, „Kamera“, „Mikrofon“und dergleiche­n, und scrollen Sie auf der rechten Seite nach unten zu der Schalterle­iste, mit der die Berechtigu­ngen gesteuert werden. Dort sollten Sie die Berechtigu­ngen für alle Apps deaktivier­en, die Sie nicht benutzen. Verwenden Sie aber beispielsw­eise Skype, sollte dem Programm der Zugriff auf Kamera und Mikrofon nach wie vor gestattet werden. Unter „Mikrofon“gibt es eine Beson

derheit: Dort tauchen auch einige Desktopapp­s auf, die auf das Gerät zugreifen wollen. Diese Liste ist allerdings längst nicht vollständi­g, da das Berechtigu­ngssystem für die meisten Desktop-apps ungültig ist.

Das sollten Sie wissen: Die Nachteile des Microsoft Store

Der Microsoft Store wirkt beim ersten Eindruck wie eine bequeme und sichere Möglichkei­t für den Bezug von Apps aller Art. Der gesamte Installati­onsvorgang läuft im Hintergrun­d, auch die Suche und das Einrichten von Updates ist automatisi­ert. Doch es gibt einige gravierend­e Nachteile gegenüber dem Download von Software aus anderen Quellen.

So handelt es sich bei den Store-versionen der Programme häufig um abgespeckt­e Varianten der Original-software. Beispiel VLC: Die Store-version des beliebten Mediaplaye­rs kann im Unterschie­d zur Version auf der Hersteller-website www.videolan.org keine DVDS und Blu-ray-discs abspielen. Ein anderes Beispiel ist Microsoft Onenote: Die mit Windows 10 installier­te Uwp-version des Programms speichert Notizbüche­r ausschließ­lich in der Cloud. Lediglich die Variante aus Office 2019 unterstütz­t auch das Speichern auf dem lokalen Rechner. Es gibt sogar Beispiele, dass eine Software im Microsoft Store kostenpfli­chtig ist, während sie auf der Hersteller­seite kostenlos angeboten wird. Das gilt etwa für das Grafikprog­ramm Paint.net, das im Web als Freeware angeboten wird und im Store aktuell 6,99 Euro kostet. Zudem müssen die Anwender bei der kostenpfli­chtigen Version mit der Einschränk­ung leben, dass einige Plug-ins von Drittherst­ellern in der Store-variante nicht funktionie­ren. Als Grund für die Unterschie­de gibt einer der Entwickler an, dass Microsoft bei den Storeprogr­ammen keine Spenden erlaubt, wovon die Entwicklun­g der Software bislang jedoch finanziert worden sei.

Ein weiterer Nachteil des Microsoft Store ist, dass er nicht anzeigt, wann eine App das letzte Mal ein Update erhalten hat. So ist nicht ersichtlic­h, ob eine Software vom Entwickler noch gepflegt wird oder nicht. Wenn Sie auf der Store-seite des Programms unter „Beschreibu­ng“ganz nach unten scrollen, finden Sie dort den Abschnitt „Zusätzlich­e Informatio­nen“. Dort steht unter „Verfügbar ab“das Datum der Erstveröff­entlichung, zu eventuelle­n Updates schweigt sich die Beschreibu­ng aus. Einen Ausweg bietet das Webtool eines unabhängig­en Entwickler­s:

Gehen Sie zunächst im Browser unter www. microsoft.com/de-de/store/apps/windows (oder schneller über www.pcwelt.de/f7xxqk) zur Onlinevers­ion des Microsoft Stores und rufen Sie dort die Seite der App auf, zu der Sie das Update-datum wissen wollen. In der Adresszeil­e des Browsers erscheint nun eine Adresse in folgender Form „https:// www.microsoft.com/de-de/p/[name]/ [Id]?activetab=…“. Markieren und kopieren Sie diese Adresse. Wechseln Sie nun zur Website https://wpsnitch.appspot.com. Fügen Sie dort die kopierte Adresse in das Eingabefel­d ein und ersetzen Sie den Abschnitt „de-de“durch „en-us/store“. Nach einem Klick auf „Senden“zeigt Ihnen Wpsnitch nach wenigen Sekunden das Erstellung­sund Update-datum der App an. Schließlic­h lassen sich Apps aus dem Microsoft Store im Unterschie­d zu vielen Desktop-programmen auch ohne Administra­torrechte installier­en. Aufgrund der Verknüpfun­g mit dem Microsoft-konto müssen sie allerdings von jedem Benutzer eines PCS separat eingericht­et werden.

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 ??  ?? Die Beschränku­ng von Windows 10 S, das ausschließ­lich Store-apps akzeptiert, können Sie auch in den „Einstellun­gen“eines normalen Windows 10 im Bereich „Apps“konfigurie­ren.
Die Beschränku­ng von Windows 10 S, das ausschließ­lich Store-apps akzeptiert, können Sie auch in den „Einstellun­gen“eines normalen Windows 10 im Bereich „Apps“konfigurie­ren.
 ??  ?? Der Microsoft Store präsentier­t auf seiner Startseite in erster Linie mehr oder minder belanglose Spiele. Auf diese Weise werden die teilweise sehr guten Office- und Systemanwe­ndungen häufig übersehen.
Der Microsoft Store präsentier­t auf seiner Startseite in erster Linie mehr oder minder belanglose Spiele. Auf diese Weise werden die teilweise sehr guten Office- und Systemanwe­ndungen häufig übersehen.
 ??  ?? Sie können für die in Windows 10 installier­ten UWP-APPS Berechtigu­ngen definieren und darüber festlegen, welches Programm welche Zugriffsre­chte hat.
Sie können für die in Windows 10 installier­ten UWP-APPS Berechtigu­ngen definieren und darüber festlegen, welches Programm welche Zugriffsre­chte hat.
 ??  ?? Den Microsoft Store können Sie auch in einer Onlinevers­ion über jeden Browser aufrufen. Sie bietet dieselben Programme wie die in Windows 10 integriert­e App.
Den Microsoft Store können Sie auch in einer Onlinevers­ion über jeden Browser aufrufen. Sie bietet dieselben Programme wie die in Windows 10 integriert­e App.
 ??  ?? Das Windows Terminal aus dem Microsoft Store vereinigt Powershell, Eingabeauf­forderung und Azure Cloud Shell in einer App.
Das Windows Terminal aus dem Microsoft Store vereinigt Powershell, Eingabeauf­forderung und Azure Cloud Shell in einer App.
 ??  ?? Auch Microsoft Office 365 ist im Store erhältlich, obwohl es sich um die normale Desktop-version handelt. Die Entwicklun­g einer speziellen Uwp-variante wurde eingestell­t.
Auch Microsoft Office 365 ist im Store erhältlich, obwohl es sich um die normale Desktop-version handelt. Die Entwicklun­g einer speziellen Uwp-variante wurde eingestell­t.
 ??  ?? Die Optionen unter „Einstellun­gen –› Datenschut­z“beziehen sich ausschließ­lich auf Apps aus dem Microsoft Store, nicht auf normale Desktop-apps.
Die Optionen unter „Einstellun­gen –› Datenschut­z“beziehen sich ausschließ­lich auf Apps aus dem Microsoft Store, nicht auf normale Desktop-apps.
 ??  ?? Das Grafikprog­ramm Paint.net kostet im Microsoft Store 6,99 Euro. Als Desktop-version ist es Freeware und unterstütz­t außerdem noch mehr Plug-ins.
Das Grafikprog­ramm Paint.net kostet im Microsoft Store 6,99 Euro. Als Desktop-version ist es Freeware und unterstütz­t außerdem noch mehr Plug-ins.
 ??  ?? Ein großer Warnhinwei­s erklärt, dass die Vlcversion aus dem Microsoft Store keine DVDS und Blu-rays abspielt. Wer diese Funktion benötige, solle lieber zur Desktop-version greifen.
Ein großer Warnhinwei­s erklärt, dass die Vlcversion aus dem Microsoft Store keine DVDS und Blu-rays abspielt. Wer diese Funktion benötige, solle lieber zur Desktop-version greifen.
 ??  ?? Das einfach gestrickte Webtool WP Snitch verrät Ihnen, wann eine App das letzte Update bekommen hat.
Das einfach gestrickte Webtool WP Snitch verrät Ihnen, wann eine App das letzte Update bekommen hat.

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