Antivirentools im Dauertest
Die aktuelle Software auf dem Prüfstand
Sehr guter Virenschutz ist heute Standard. Das hat unser ausführlicher Dauertest von Antivirenprogrammen gezeigt. Wer sparen will, nutzt eines der kostenlosen und trotzdem sehr guten Tools. Vorsicht gilt aber bei ein paar Programmen mit eher schwachem Virenschutz.
Die sehr gute Leistung beim Virenschutz aus dem Testzeitraum 2019 hat sich bei den Tests im Jahr 2020 und 2021 noch mal verbessert. So erhielten viele der getesteten Programme die volle Punktzahl beim Virenschutz und damit die Note 1,0. Sie können sich aktuell also sehr zuverlässig vor Virenangriffen schützen. Und das klappt nicht nur mit den bekannten kostenpflichtigen Programmen, sondern auch mit Gratis-tools: Auf dem dritten Platz etwa landet der Microsoft Defender, das kostenlose in Windows 10 integrierte Antivirenprogramm. Ebenfalls sehr gut schnitt die Freeware Avast Free Antivirus ab.
Warum Antivirenprogramme immer besser schützen
Die guten Leistungen sind natürlich erfreulich, werfen aber die Frage auf, warum das nicht schon früher so gut geklappt hat. Wir haben deshalb bei Andreas Marx, Geschäftsführer beim AV-TEST Institut nachgefragt und wollten wissen, warum die Testergebnisse der meisten Programme in den vergangenen zwei bis drei Jahren immer besser geworden sind. Lassen sich die aktuellen Viren einfacher erkennen oder haben die Antivirenhersteller ihre Programme verbessert?
Dazu Marx: „Dass die Antivirenprogramme besser geworden sind, stimmt zumindest für „standardisierte“Malware. Der Großteil der von uns überprüften Av-produkte erkennt weit verbreitete und häufig auftretende Malware mittlerweile extrem zuverlässig. Das ist unter anderem darin begründet, dass auf beiden Seiten, sowohl bei der Programmierung von Malware durch Kriminelle als auch beim Aufspüren von Schadprogrammen durch Av-hersteller zunehmend auf Automatisierung gesetzt wird. So schreiben etwa Malwareentwickler nicht ständig komplett neuen Schadcode, sondern ändern diesen unter
„Es gibt aktuell viele sehr gute Antivirentools, zwei davon sind kostenlos. Der Defender zählt auch dazu.“
nehmerisch denkend mit möglichst minimalem Aufwand so ab, dass er zum Zeitpunkt einer Malware-kampagne von möglichst wenig Virenscannern erkannt wird. Auf der anderen Seite arbeiten die Hersteller von Antivirensoftware mit entsprechenden Mitteln an immer stärkerer automatisierter Erkennung, die gut funktioniert. Die Frage, wann eine Malware erkannt wird, ist also eher ein Rennen gegen die Zeit.“Aber nicht in allen Fällen funktioniert die Automatik perfekt, erzählt Marx weiter: „Deutliche Unterschiede erkennen wir dagegen in unseren „Real-world-tests“bei der Erkennung von Angriffen mit Zeroday-malware. Bei diesen extrem aufwendig zu produzierenden ausgeklügelten Schadprogrammen unterscheiden sich die Erkennungsraten der Av-produkte dann schon deutlicher. Allerdings machen solche „0-Days“auch einen wesentlich geringeren Anteil des Malware-aufkommens aus, da sie in der Produktion entsprechend teuer sind.“Mehr Infos von Andreas Marx zum Virenschutz finden Sie im Interview auf der nächsten Seite.
Der Test: Das müssen die Antivirenprogramme leisten
Der Schwerpunkt des Tests liegt auf dem Schutz vor Viren und anderen Angriffen. Darüber hinaus prüfen die Experten von
Av-test, ob eine Antivirensoftware Fehlalarme produziert und ob sie den PC ausbremst. Genaue Infos zum Testaufbau finden Sie im Kasten unten auf dieser Seite. Zusätzlich zu den Tests von Av-test haben wir dieses Jahr auch einen Test von Avcomparatives (www.av-comparatives.org) hinzugezogen. Dieser Test konzentriert sich ausschließlich auf die Geschwindigkeitseinbuße, die ein PC durch ein Antivirentool erleidet. Der Test urteilt sehr streng und stuft ein Tool schon bei kleinen Systemverzögerungen herab. Sie finden die Ergebnisse im Kasten auf Seite 81.
Gewinner und Verlierer im großen Antivirentest
Den ersten Platz erringt der Antivirenschutz Norton 360 mit einer sehr guten Virenschutzleistung. Genaue Infos zu Testsieger finden Sie im Kasten oben auf dieser Seite. Auf den zweiten Platz schafft es F-secure Safe, das mit der Gesamtnote 1,01 nur minimal schlechter abschneidet als der Testsieger. Wer die etwas gewöhnungsbedürftige Bedienerführung von F-secure nicht scheut, holt sich damit ein Top-tool auf den PC. Zudem war F-secure Safe das schnellste Programm in unserem Zusatztest bei AV
Comparatives. Auf Platz drei kommen zwei Programm mit Note 1,03. Es sind, in alphabetischer Reihenfolge, Kaspersky Internet Security und der Microsoft Defender. Der Defender ist kostenlos und das Bordmittel von Windows 10. Damit drängt sich die Frage auf, ob man überhaupt noch Geld für ein Antivirenprogramm ausgeben soll, wenn das Bordmittel bereits so gut schützt. Dieser und anderen Frage gehen wir im Kasten unten auf dieser Seite nach.
Empfehlung: Natürlich sind Sie mit dem Testsieger gut beraten, aber die Programme auf den Folgeplätzen schützen Ihren Windows-pc auch sehr gut gegen Angriffe. Wenn Sie sich ein Tool aussuchen oder bereits im Einsatz haben, das sich nicht auf Platz 1 bis 10 befindet, dann sehen Sie in der Testtabelle in der Zeile „Virenschutz: Summe“nach, wie es in dieser Testkategorie abgeschnitten hat. Liegt seine Note bei oder unterhalb von 1,2, können Sie das Tool hinsichtlich Virenschutz mit guten Gewissen verwenden. Die sechs Programme, die schlechter abschneiden, sind von Viper Security, K7 Computing, Protected.net, Microworld Escan, Malwarebytes und PC Matic. Zwar schneiden diese immer noch insgesamt mit gut bis sehr gut ab, doch bekommen Sie bei den anderen vierzehn Programmen im Test einfach eine bessere Leistung beim Virenschutz.
Abo-verlängerung und teure unverbindliche Preisempfehlung
Wie schon beim letzten Test möchten wir auch diesmal vor der Preispolitik einiger Antivirenanbieter warnen: Den meist sehr hohen Preis laut Hersteller (UVP) müssen Sie nur in seltenen Fällen bezahlen. Halten Sie Ausschau nach Angeboten. Diese gibt es oft schon auf den Seite der Anbieter. Der Testsieger Norton ist dort etwa mit 60 Prozent Rabatt erhältlich. Achten Sie aber auch darauf, dass nach der Installation des Programms keine automatische Abo-verlängerung aktiv ist. Denn für diese zahlen Sie nach einem Jahr den vollen UVP. Infos dazu finden Sie unter www.pcwelt.de/2571169.