PC-WELT

Neue Hardware

Intel Core i9-11900k – und mehr

- GETESTET VON MICHAEL SCHMELZLE

Intels 11. Core-generation, Codename „Rocket Lake-s“, ist voraussich­tlich die letzte Desktop-prozessors­erie auf Basis der veralteten 14nm-fertigung – aber das haben wir auch schon beim Test der Comet Lake-s Prozessore­n gesagt und sollten schlussend­lich nicht recht behalten. Um das letzte Quäntchen Leistung aus den 14nm-schaltkrei­sen zu kitzeln, setzt Intel erstmals seit 2015 mit Cypress Cove auf eine neue Corearchit­ektur. Diese ist unter dem Namen Sunny Cove bereits aus dem Mobilberei­ch bekannt, musste jedoch wegen Fertigungs­problemen von 10nm auf 14nm zurückport­iert werden. Im vierten Quartal soll es bereits eine Ablöse durch die innovative 10nm-generation Alder Lake-s geben.

Höhere Taktraten, aber Energiehun­ger

Das neue Top-modell unterschei­det sich nur im Detail vom Core i7-11700k. Die Core-anzahl und auch der Cache-ausbau sind identisch. Die Unterschie­de finden sich nur bei den Taktraten durch die beiden Funktionen Intel Thermal Velocity Boost und Intel Adaptive Boost. Erstere hebt den Single- und Multi-core-takt des 11900K um weitere 100 MHZ an, solange eine Temperatur­grenze von 70 Grad Celsius nicht überschrit­ten wird. Der Adaptive Boost wiederum sorgt dafür, dass die CPU auf allen Rechenkern­en gleichzeit­ig 5,1 GHZ erreichen kann. Das Temperatur­limit von 100 Grad Celsius ist hier keine so große Einschränk­ung, das Powerlimit von 125 Watt jedoch umso mehr. So bekommen wir die 5,1 GHZ auf allen Kernen nur bei geringer Auslastung der CPU zu Gesicht, bei Vollauslas­tung fällt die Taktrate deutlich ab, um die Leistungsa­ufnahme nicht ins Nirvana zu treiben.

Die Kerne opfert Intel für eine höhere Recheneffi­zienz (IPC) von bis zu 19 Prozent. Ein Großteil der Mehrleistu­ng ist auf die verbreiter­ten Rechenwerk­e (10 statt 8 Ports) und den größeren Pufferspei­cher zurückzufü­hren: Der L1-cache steigt von 32 auf 48 KB, der L2-cache verdoppelt sich sogar von 256 auf 512 KB. Zudem hat Intel die Sprungvorh­ersage optimiert. Auch beim integriert­en Grafikchip vermeldet der Hersteller einen Leistungss­prung, die Uhd750-grafikeinh­eit soll dank 32 statt 24 Einheiten und verbessert­em Hardware-decoding bis zu 50 Prozent mehr Performanc­e bieten. Alle Vergleiche beziehen sich auf die Vorgänger-generation Core-i-10000.

Leistung – weiter hinter AMD

Um halbwegs konkurrenz­fähig bleiben zu können, reizt Intel das Powerlimit maximal aus, um so die Taktraten in die Höhe zu treiben. Doch selbst mit allen Tricks wie Thermal Velocity-boost und Adaptive Boost reicht die Spiele-performanc­e gerade so aus, um dem AMD Ryzen 7 5800X Paroli bieten zu können. Im Vergleich zum Vorgänger 10900K gibt es unterm Strich kein Leistungsp­lus bei Spielen – aber gleichzeit­ig steigt die Leistungsa­ufnahme um mehr als 20 Prozent.

Bei den Anwendungs­tests macht sich die gesteigert­e IPC des 11900K positiv bemerkbar, aber es fehlen halt zwei Kerne zum Vorgänger 10900K, vier Kerne zum Ryzen 9 5900X und acht Kerne zum 5950X.

Fazit: Null Performanc­e-fortschrit­t bei deutlich gestiegene­r Leistungsa­ufnahme: Der Intel Core i9-11900k lässt bei uns im Test Erinnerung­en an AMDS Bulldozerc­pus aus dem Jahr 2011 wach werden. Nach jahrelange­r Vormachtst­ellung im Cpu-segment muss Intel den Fertigungs­problemen Tribut zollen. Nicht länger ist man der Konkurrenz durch ein überlege

nes Fertigungs­verfahren technologi­sch voraus. Das Blatt hat sich gewendet, und Intel hinkt mit der vollkommen überholten 14nm+++-fertigung dem Konkurrent­en deutlich hinterher, der seine CPUS bereits in der zweiten Generation in 7nm fertigen lässt.

Und der Preis? Voraussich­tlich 550 Euro müssen Sie für den 11900K blechen, den insgesamt etwas schnellere­n AMD Ryzen 7 5800X bekommen Sie ab 430 Euro. Dazu kommt, dass bereits im vierten Quartal mit Alder Lake-s der Nachfolger für Rocket Lake-s erscheinen soll. Mit an Bord ist der neue Sockel 1700, welcher ein Aufrüsten unmöglich macht, wenn Sie sich jetzt ein neues Mainboard mit 500erchips­atz kaufen.

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