Chromebook als Pc-alternative
Im Jahr 2020 erlebten die Chromebooks ein nie dagewesenes Wachstum. Es gingen weltweit mehr als elf Millionen Stück über den Ladentisch. Grund genug, das Betriebssystem von Google ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.
Homeoffice und Homeschooling bescherten dem Pc-markt im Jahr 2020 Verkaufszahlen, wie sie zuletzt 2015 erreicht wurden. Betrachtet man die Wachstumszahlen im Vergleich zum Vorjahr, ist das Chromebook mit einer Steigerung von 122 Prozent laut einer Statistik von Canalys (https://bit. ly/2oj5tvp) klar an der Spitze. Dies ist besonders bemerkenswert, da rund 9,5 Millionen Geräte zwischen Juli und September verkauft wurden. Einer der Gründe dafür ist sicherlich die intuitive Nutzung: Für nahezu alles steht eine App zur Verfügung. Android-nutzer werden viele davon bereits von ihrem Smartphone oder Tablet kennen.
Chromebooks: Die technischen Hintergründe
Chrome-os, das Betriebssystem des Chromebooks, feiert im Juni 2021 seinen zehnten Geburtstag. Im Jahr 2011 kamen die ersten Geräte in den Handel, hergestellt von Acer und Samsung, und Chrome-os war noch ein reines Cloudbetriebssystem. Dies änderte sich erst im Jahre 2016, als der Google Play Store ins System integriert wurde und auf einen Schlag zahlreiche Apps zur Verfügung standen.
Wie bei Android handelt es sich auch bei Chrome-os um ein auf Linux basierendem Betriebssystem, was Sie auch direkt in den Einstellungen Ihres Chromebooks sehen: An dieser Stelle können Sie Linux aktivieren. Damit stehen Ihnen Linux-tools wie das typische Terminal zur Verfügung. Diese Zusatzfunktionen sind vor allem für Programmierer
gedacht, die Anwendungen für das Chromebook entwickeln möchten.
Wir haben uns für diesen Artikel ein Acer Chromebook Spin 713 ausgesucht. Dieses kostet im freien Handel knapp 800 Euro, bietet eine gute Ausstattung, allerdings nur eine 128 GB große Festplatte. Ein Windowspc in vergleichbarer Preisklasse bietet heutzutage mindestens eine 256-GB-SSD, oftmals sogar einen Speicherplatz mit 512 GB. An dieser Stelle wird der grundlegende Unterschied zwischen dem Betriebssystem von Microsoft und dem von Google deutlich: Chrome-os soll, wenn es nach Google geht, die hauseigene Cloud als zentralen Speicher für die Daten verwenden, Windows baut immer noch verstärkt auf die lokale Festplatte.
Das Betriebssystem nimmt bei unserem Acer-testgerät rund 25 GB an Speicherplatz ein. Damit stehen gut 100 GB an freien Speicher zur Verfügung, auf dem Sie weitere Apps speichern und Ihre Daten ablegen können. Damit stehen Ihnen auch im Offlinebetrieb zentrale Anwendungen wie eine
„Chromebooks punkten durch ihre Android-ähnliche Funktionsweise. Trotzdem sind sie nicht für jeden Anwender geeignet.“
Textverarbeitung oder eine Tabellenkalkulation zur Verfügung.
Einschränkung: Ohne Google-konto geht nichts
Durch den Fokus auf die eigene Cloud ist gleich bei der Einrichtung ein Google-konto notwendig. Haben Sie bereits eines angelegt, für Ihr Android-smartphone oder den Chrome-browser, dann stehen Ihnen etwa Ihre Lesezeichen oder Ihr Gmail-konto auf dem Chromebook zur Verfügung.
Bei der Einrichtung durchsucht das Chromebook auch Ihre bereits auf anderen Geräten installierten Apps und macht einige Vorschläge, welche davon Sie auch auf dem neuen Gerät installieren könnten.
Die Grundinstallation ist nach wenigen Minuten abgeschlossen. Ab Werk finden Sie am unteren Bildschirmrand die wichtigsten Apps angeordnet – den Chrome-browser, Gmail, Youtube und den Google Play Store. Wenn Sie auf den Kreis in der linken unteren Ecke klicken, geht im ersten Schritt ein Suchfenster auf. Von dieser zentralen Stelle aus suchen Sie sowohl nach Inhalten und Apps auf Ihrem Gerät, aber auch nach Themen im Internet. Die Suchfunktion ist vergleichbar mit der Suche auf Ihrem Androidstartbildschirm.
Wenn Sie auf den Pfeil nach oben klicken, öffnet sich über den ganzen Bildschirm ein komplettes Fenster. Darin sehen Sie alle Apps, die aktuell auf Ihrem Chromebook installiert sind. Im Auslieferungszustand sind dies etwa Google Drive, Präsentationen, Tabellen oder die Google-play-dienste Film & Serien, Musik, Spiele und Bücher. Da es sich bei dem Acer Chromebook Spin 713 um ein Gerät mit Touchscreen handelt, können Sie auch mit einer Wischgeste über den Bildschirm diese Ansicht direkt öffnen.
Google Play Store als Quelle für weitere Anwendungen
Möchten Sie weitere Apps auf dem Chromebook aufspielen, bietet Ihnen der Google Play Store einen ähnlichen Funktionsumfang wie auf einem Android-mobilgerät. Besitzen Sie bereits eines oder mehrere davon, lohnt sich ein Blick in Ihre Playstore-mediathek. Diese finden Sie in der Play-store-app über die drei Striche in der linken oberen Ecke und „Meine Apps und Spiele“. In der Liste sehen Sie, welche Ihrer bereits genutzten Apps auch für das Chromebook zur Verfügung stehen.
Dazu gehören nicht nur Streamingdienste, sondern auch Cloudspeicher, Online-meeting-tools wie Zoom oder Teams sowie Office-pakete. Diese stammen nicht nur von Microsoft, auch alternative Lösungen wie WPS Office oder Polaris Office sind für das Chromebook verfügbar. Damit entfernt sich das Betriebssystem auch immer mehr vom früheren Image, nur online nutzbar zu sein. Dank der zahlreichen Offline-apps stehen die Einsatzmöglichkeiten einem Windowscomputer
in fast nichts mehr nach. Dazu kommt die Robustheit in der Bedienung, die Sie bisher nur von mobilen Betriebssystemen wie Android oder IOS kennen.
Erweiterungen über den Chrome Web Store installieren
Der Chrome Web Store ist ebenfalls als eigenes Symbol in der Übersicht der installierten Apps zu finden. Es handelt sich an dieser Stelle um den gleichen Web Store,
den Sie bereits vom Chrome-browser für Ihren Computer kennen (https://bit. ly/3qdr2ev). Auf diesem Weg haben Sie die Möglichkeit, zusätzliche Erweiterungen für Ihren Browser zu installieren und diese online wie auch offline zu verwenden. Dies beginnt bei Bearbeitungsmöglichkeiten von Office-dokumenten im Browser, geht über die Office-editor-erweiterung von Google (https://bit.ly/3rfwfqy) und endet bei Browser-typischen Funktionen wie der Integration eines Passwortmanagers.
Der Browser hat somit eine vergleichbare Rolle wie auf Ihrem Windows PC, übernimmt den Weg ins Internet und dient vor allem zum Recherchieren.
Typische Eigenschaften von Chromebooks
Google bewirbt die Chromebooks auf seiner Website mit dem Slogan „Du suchst nach einem Computer, der schnell, sicher und smart ist? Dann bist Du beim Chromebook genau richtig“. Dies beschreibt die Situation recht treffend: Sie erhalten mit dem Chromebook ein Gerät, das schnell eingerichtet und vor allem intuitiv und fehlerfrei zu bedienen ist. Die beiden Szenarien, die Google mit den Geräten im Fokus hat, liefert das Unternehmen auf der Einstiegsseite auch direkt mit: Homeoffice und „Lernen von zu Hause“.
Hardware: Alle Chromebook-modelle haben aufgrund des Betriebssystems und der Hardware-voraussetzungen, die Google zwingend vorgibt, eine Reihe von gemeinsamen Eigenschaften, allen voran die lange Akkulaufzeit.
Betrachtet man die Ausdauer allerdings im direkten Vergleich zur Windows-konkurrenz, gibt es nur wenig Unterschiede. Abhängig von der Leistungsfähigkeit der CPU liegt die Laufzeit auf beiden Seiten meist bei zehn bis zwölf Stunden. Gestensteuerung: Aufgrund der Nähe zu Android und der Gestensteuerung besitzen die meisten Chromebooks, außer in der Einstiegsklasse, ein Touchdisplay. Aufgrund des intuitiven Einsatzes kommen Sie damit an vielen Stellen innerhalb des Betriebssystems deutlich schneller voran. Sicherheit: Ein zentraler Vorteil des Chromebooks ist auch das Sicherheitskonzept, das auf dem von Android bekannten Sandboxing basiert: Jede Anwendung hat ihren eigenen Sicherheitscontainer, der Zugriff auf andere Container ist nur sehr eingeschränkt möglich. Dadurch haben es Viren deutlich schwerer als beispielsweise unter Windows.
Updates: Die Aktualisierung des Betriebssystems und der Applikationen erfolgt an zwei Stellen. Die Updates der Apps werden über den Google Play Store gesteuert, Chrome-os wird in den Einstellungen über den Menüpunkt „Über Chrome OS“auf dem aktuellen Stand gehalten. Die komplette Oberfläche an dieser Stelle erinnert stark an das Update des Chrome-browsers. Bedienung: Da bei aktuellen Chromebooks zentrale Konzepte aus der mobilen Welt übernommen wurden, ist die Einstiegshürde bei den Geräten deutlich niedriger als noch vor ein paar Jahren. Auch der Wiedererkennungsfaktor der Apps ist sehr groß: Die Symbole für Browser, E-mail oder auch den Google Play Store unterscheiden sich nicht in den beiden Welten.
Drei Preisklassen: Verfügbare Geräte auf dem Markt
Der Markt an Chromebooks ist, im Vergleich zu Windows-pcs, recht überschaubar. Sie erhalten Geräte mit einer Displaygröße zwischen 10 und 15 Zoll, Einstiegsgeräte beginnen bei rund 300 Euro. An dieser Stelle erhalten Sie eine gute Standardausstattung mit 4 GB Arbeitsspeicher und einer 64-Gb-festplatte. Auf ein Touchdisplay müssen Sie in dieser Preisklasse in der Regel jedoch noch verzichten. Interessante Geräte in der Einstiegskategorie sind etwa das Acer Chromebook 314 oder das Lenovo Chromebook S345-AST. Diese liegen im Straßenpreis zwischen 300 und 350 Euro. Das darauffolgende Preissegment bis 500 Euro bietet zusätzlich ein Touchdisplay und je nach Hersteller auch 8 GB Arbeitsspeicher sowie eine 128 GB große Festplatte.
Mit diesen Geräten lässt es sich bereits sehr komfortabel arbeiten. In diese Preisklasse fallen beispielsweise das Acer Chromebook 315 oder das Acer Chromebook Flip. Bei Letzterem lässt sich das Display um rund 300 Grad drehen – damit steht das Gerät wie eine Turmspitze, und Sie können damit bequem Filme schauen.
Im oberen Preissegment, welches bis rund 800 Euro geht, finden sich beispielsweise das HP Chromebook x360 für rund 700 Euro oder das Acer Chromebook Spin 13 für rund 800 Euro. Diese Geräte besitzen in der Regel ein deutlich besseres Display und fallen in die Kategorie der 360-Grad-convertibles. Deren Display lässt sich, wie der Name bereits vermuten lässt, entsprechend drehen und kann somit auch als Tablet oder in Kombination mit einem Eingabestift für handschriftliche Notizen oder zum Zeichnen verwendet werden.
Lohnt sich die Anschaffung eines Chromebooks?
Nach einem längeren Test des Acer Chromebook Spin 713 konnten wir durchaus den Charme des Betriebssystems kennenlernen. Google zielt mit den Chromebooks auf Nutzer ab, welche die mobile Android-welt kennen und sich wenig mit dem Betriebssystem auseinandersetzen möchten. Gerade in Zeiten des Arbeitens und Lernens von Zuhause aus sind stabile und einfache Umgebungen ein zusätzliches Kaufkriterium.
Die Hardware in den verschiedenen Preiskategorien ist bei Windows-rechnern und Chromebooks nur unwesentlich anders. Lediglich der High-end-bereich fehlt bei den Chromebooks komplett.
Der frühere Makel der fehlenden Offlinefunktionalität ist seit der Integration des Google Play Stores deutlich abgeschwächt. Falls Sie aber einen Vorbehalt in Bezug auf die Speicherung von Daten in der Cloud haben, könnte dies ein gutes Argument gegen den Einsatz eines Chromebooks sein. Auch werden vermutlich nur wenige erfahrene Windows-nutzer auf ein Chromebook umsteigen, denn es bietet im direkten Vergleich keine Vorteile. Als Zweitgerät für den Nachwuchs eignet sich ein Chromebook jedoch, denn die Geräte funktionieren zuverlässig, und Android-erfahrene Nutzer kommen hier nach kurzer Einarbeitung auch ohne Handbuch und Online-foren schnell voran.