30 Top-linux-befehle
30-mal Linux-power: Diese Sammlung stellt besonders mächtige Befehle, Tools und Eigenschaften eng am Markenkern des Linux-betriebssystems vor. Feuilleton wird das nicht: Dafür sorgen knappe, aber praxistaugliche technische Erklärungen.
Linux ist quelloffen, lizenzfrei, kostenlos und hat dadurch in zahlreichen Varianten den Weg auf sämtliche Hardwareplattformen gefunden. Davon profitieren unzählige Geräte wie Smartphones, Router, Webserver, Platinenrechner und ältere Hardware, die nicht mehr von kommerziellen Betriebssystemen unterstützt wird. Das ist der marktwirtschaftliche Urgrund der „Linux-power“, ein spannendes Thema, das zu betrachten sich ebenfalls lohnen würde. Dass wir das Thema in diesem Dossier allerdings praktisch und technisch angehen, wird den Leser nicht überraschen: Hier folgen mächtige Eigenschaften, die Sie im Linux-alltag aktiv umsetzen können.
1. Ein Befehl installiert alles (apt, Pacman, Yum)
Eine Trivialität? Für Windows-umsteiger, die beim Softwarebezug oft ewig die Windows-brille aufbehalten, sicherlich nicht: Nichts ist nämlich einfacher (und obendrein sicher), als unter Linux nach einer Neuinstallation alle erforderlichen Programme zu installieren – jedenfalls alles, was in den Standard-paketquellen erreichbar ist. Anders als Windows verfügt jede
Linux-distribution über ihr zentrales Software-repository. Ein einziger Befehl wie sudo apt install htop filezilla kodi openssh-server plank veracrypt vlc mc inxi […] holt eine beliebige Anzahl von gewünschten Programmen aus den Standardquellen auf das System. Ob der Terminal-paketmanager hierbei nun apt (DEB von Debian/ Ubuntu u. a.) heißt, Yum (RPM von Fedora/ Open Suse u. a.: yum update) oder Pacman (Arch-pakete von Manjaro/endeavour u. a.: pacman -S [Paket]), spielt für das Prinzip der zentralen Paketquellen keine Rolle, wenngleich sich die Syntax unterscheiden mag. Theoretisch genügt daher nach einer Neuinstallation ein Kommando, um das System vollständig mit Software auszustatten. Hinweis: Kleine Hilfstools wie Mintbackup (Linux Mint) können die „Programmauswahl“speichern und bei Bedarf erneut installieren. Das ist technisch denkbar einfach, weil die Liste nur die Paketnamen enthalten muss, die dann mithilfe von apt wieder abgeholt werden.
2. Ein Befehl aktualisiert alles (apt, Pacman, Yum)
Wer unter Windows nicht nur System und Office nutzt, sondern zahlreiche Programme aus unterschiedlichen Quellen, hat ordentlich zu tun, diese Software aktuell zu halten. Auch hier profitiert Linux von seinen zentralen Repositorys. Je nach Distribution genügt in Debian/ubuntu & Co. sudo apt update && apt upgrade und in Rpm-distributionen wie Fedora oder Cent-os sudo yum check-update && sudo yum
update und ferner in Open Suse sudo zypper update und schließlich auf Arch-systemen sudo pacman -Syu
Die Befehle umfassen auch externe Software wie etwa aus PPAS (Ubuntu & Co.), die in die Paketquellen aufgenommen wurden. Die grafische Aktualisierungsverwaltung einiger Desktop-systeme wie Ubuntu oder Linux Mint geht sogar noch einen Schritt weiter, indem sie auch gleich noch die Up
dates für Containersoftware übernimmt (Flatpaks in Linux Mint, Snaps in Ubuntu). Ist hier die automatische Aktualisierung aktiviert, muss sich der Benutzer über dieses Thema keine Gedanken mehr machen.
3. Software-inventur im Terminal (apt und dpkg)
Ein schneller Überblick über die installierte Software sowie die möglichst einfache Deinstallation von überflüssiger Software ist für jeden Systembenutzer wichtig. Da Linux mehrere Alternativen anbietet, empfiehlt es sich, die besten und einfachsten Methoden zu kennen:
Das grafische Zentrum „Gnome-software“unter Ubuntu kann sämtliche installierte Programme bündeln (Register „Installiert“), was ein relativ bequemes Ausmisten ermöglicht. Unter Mints „Anwendungsverwaltung“muss man die Kategorien durchklicken und erkennt installierte Programme am grünen Symbol. Die Option „Installierte Anwendungen anzeigen“listet jedoch lediglich manuell nachgerüstete Programme auf und auch nur solche, die im grafischen Werkzeug installiert wurden.
Im Terminal gibt es summarische wie detaillierte Methoden. Die installierten, aber weniger zentralen Snap oder Flatpakpakete zeigen diese Befehle: snap list flatpak list
Wichtiger sind für Debian/ubuntu/mint (auf die wir uns hier aus Platzgründen beschränken) die mit apt installierten Programme und Systemkomponenten: apt list --installed
Der Befehl zeigt Ihnen alle Pakete des Linuxsystems. Wer stattdessen nur die manuell nachinstallierten sehen will, nimmt einfach einen Grepfilter, um die Standardpakete auszublenden: apt list --installed | grep -v
"automatisch"
Dieser einfache Befehl genügt in der Regel als Vorrecherche für „apt remove…“. Eine weitere Alternative ist noch das menügeführte Terminalprogramm Aptitude, das oft vorinstalliert ist. Es leistet eine hervorragende Übersicht – wahlweise kategorisiert oder schlicht alphabetisch. Aptitude beherrscht auch alle Aktionen der (De)installation und Aktualisierung.
Exkurs: Das apt zugrundeliegende Basisprogramm dpkg bietet nach dpkg --list eine sehr detaillierte, allerdings auch unübersichtlichere Softwareliste. dpkg ist nicht der ideale Kandidat für eine einfache Übersicht sowie Deinstallationsvorbereitungen, sondern eher für genauere Paketrecherchen. Wer beispielsweise alle Komponenten von Firefox oder Systemd ermitteln will, erhält nach dem folgenden Befehl dpkg --listfiles firefox die gewünschte Antwort.
4. Offline-installationspakete erstellen
Das Tool dpkgrepack kann installierte Software in Debpakete zurückpacken, die sich sodann wiederum per Doppelklick oder mit dpkg -i [Paketname] auf anderen Linuxsystemen installieren lassen. Dadurch ist es möglich, sich eine unabhängige Offline-installationsquelle einzurichten, um damit mehrere Rechner zu versorgen. Darüber hinaus werden dabei auch gleich angepasste Konfigurationseinstellungen in das Paket übernommen. Das Tool dpkgrepack ist nicht Standard, jedoch mit sudo apt install dpkg-repack für alle Debian/ubuntudistributionen erreichbar. Im Prinzip genügt dann der Befehl (Beispiel) sudo dpkg-repack filezilla zum Packen des Debpakets in das aktuelle Verzeichnis.
So ganz trivial ist diese Methode aber nicht, weil dabei nur das einzelne Paket ohne seine Abhängigkeiten geschnürt wird. Wer eine komplette Software mit allen Abhängigkeiten offline bereitstellen will, muss also zunächst mit (Beispiel) apt depends filezilla sämtliche abhängige Pakete ermitteln und diese ebenfalls mit dpkgrepack verarbeiten. Der Befehl übernimmt beliebig viele Pakete und kann daher in einer Zeile wie sudo dpkg-repack filezilla filezilla-common libc6 libdbus-1-3 libfilezilla0 […] die ganze Liste abarbeiten. Um Paketkonflikte zu vermeiden, empfehlen wir diese Methode nur für ein homogenes Systemumfeld mit identischer Distribution und identischer Version.
5. Hotkeys für das Terminal
So etwas kann kein anderer Prompt: In der Bashshell sind Tastenkombinationen frei definierbar. Dafür zuständig ist der bindBefehl. Bindbefehle können Sie zunächst interaktiv im Terminal ausprobieren und dauerhaft in die Datei „~/.bashrc“eintragen. Folgender Befehl
bind '"\ef":"ls -la --groupdirectories-first\n"' definiert für den Hotkey Alt-f („\e“steht für Alt-taste) einen ls-befehl, der durch ein abschließendes „\n“(Code für die Eingabetaste) direkt ausgeführt wird. Keybindings können jedoch nach einem Hotkey auch einfach nur Text auf den Prompt schreiben (hier nach Alt-i): bind '"\ei":"sudo apt install "'
Das ist praktisch, um bei häufig genutzten Befehlen lediglich noch einen Bruchteil ergänzen zu müssen. Ein typischer Kandidat für solche Schreibhilfe ist ein angehängtes „& disown“(hier mit Hotkey Alt-d), um das Terminal beim Aufruf eines Befehls weiternutzen zu können: bind '"\ed":"& disown"'
Neben beliebig definierbaren Terminalkommandos existieren ebenfalls interne Funktionen der Bash-befehlszeile, die Sie mittels bind -l abfragen können. Auch hier gibt es einen Favoriten, nämlich „kill-wholeline“, der zum Beispiel nach bind '"\el":kill-whole-line' nach Alt-l die komplette Zeile vom Prompt löscht und damit die Hotkeys Strg-k und Strg-u ergänzt, die nur vor oder nach der Cursor-position löschen. Hotkeys mit der Strg-taste müssen Sie mit "\C-" codieren:
Effiziente Navigationshilfe: Einträge wichtiger Verzeichnisse in die Variable CDPATH erlauben den direkten Ordnerwechsel quer über Verzeichnisstruktur und Laufwerke.
bind '"\C-l":kill-whole-line'
Das entspricht dem obigen Beispiel, jetzt aber mit dem Hotkey Strg-l.
6. Schnellnavigation im Terminal
Die Variable CDPATH ermöglicht im Terminal den schnellen Wechsel in häufig benötigte Verzeichnisse. Die Variable kann mehrere Ordnerpfade speichern. Im Anschluss daran können Sie überall mit „cd [Verzeich nis]“in ein Unterverzeichnis eines der gespeicherten Verzeichnisse springen.
Ein einfaches Beispiel: Globale Konfigurationsdateien unter „/etc/“muss man häufiger aufsuchen. Wenn Sie „/etc/“mit CDPATH='.:~:/ETC/' in den CDPATH eintragen, können Sie von beliebiger Stelle mit „cd ssh“und „cd samba“direkt in die Verzeichnisse unterhalb „/etc/“wechseln, so als ob diese Unterverzeichnisse am aktuellen Ort wären. Die Variable lässt sich durch eine beliebige Anzahl weiterer Verzeichnisse erweitern – jeweils durch Doppelpunkt getrennt: Cdpath='.:~:/etc/:/srv/archiv/:/
srv/data/'
Hier besteht der „CDPATH“aus dem aktuellen Verzeichnis („.“), dem Home-verzeichnis („~“), dem Verzeichnis „/etc/“und zwei Ordnern mit Benutzerdaten. Es empfiehlt sich, immer „.“voranzustellen, damit das aktuelle Verzeichnis die höchste Priorität behält. Damit der „CDPATH“dauerhaft gilt, muss er in die Datei „~/.bashrc“eingetragen werden.
7. Hardware- und Systeminfos (inxi)
Das Terminal-tool inxi ist unter Linux die beste und schnellste Infoperle für System, Hardware, Laufwerke und Netzwerkeigenschaften. Das Tool ist unter Ubuntu/mint über die Paketquellen sudo apt install inxi erreichbar, etwas aktueller bekommt man es auch über diesen Weg: wget http://smxi.org/inxi --nocheck-certificate
Im zweiten Fall muss inxi manuell nach „/usr/bin“kopiert und mit chmod +x /usr/bin/inxi ausführbar geschaltet werden. inxi wird auf jedem System das Wichtigste anzeigen, ist aber umso vollständiger, wenn alle von ihm genutzten Tools vorliegen. Der Befehl inxi --recommends kann über Fehlendes informieren. Mit den hundert inxi-schaltern wird sich niemand tiefer beschäftigen wollen. Im Allgemeinen genügen die Verbose-level 0 bis 8. So wirft beispielsweise der Befehl inxi -v8 alle wesentlichen Infos aus. „-v8“steht für maximale Gesprächigkeit.
8. Tasks in allen Details (Htop)
Überall dort, wo nicht oder nicht immer (beim Ssh-fernzugriff) eine Systemüberwachung wie Gnome-system-monitor bereitsteht, ist das Tool Htop die allererste Wahl. Der in sämtlichen Paketquellen erhältliche Taskmanager ist etwa unter Debian/ubuntu-basierten Systemen mit sudo apt install htop sogleich installiert und macht andere Tools (Top, Iotop, Dstat, Bashtop, Bpytop) weitgehend überflüssig. Htop zeigt beliebig detaillierte Infos zu allen laufenden Prozessen und erlaubt den gezielten Abschuss einzelner Tasks, die aus dem Ruder laufen. Zudem lässt sich die Prozesspriorität steuern. Es lohnt sich, das Tool über „F2 Setup“sorgfältig einzurichten: „Meters“betrifft den Kopfbereich mit den Basisinformationen in zwei Spalten. Hier sollten Cpu-auslastung, Speicher, Uptime sowie ähnlich grundlegende Angaben organisiert werden. Die verfügbaren Infos unter „Available meters“können mit den angezeigten Funktionstasten in die rechte oder linke Spalte integriert werden. „Columns“betrifft die eigentliche Taskanzeige. Hier sind annähernd 70 Detailinfos pro Prozess möglich, fünf bis acht (unter anderem „Percent_cpu“, „Percent_mem“, „Command“) sind ausreichend und noch übersichtlich. Wer die Prozesspriorität mit den Tasten F7 und F8 steuern möchte, benötigt den „Nice“-wert zur optischen Kontrolle der Änderung.
Je nach Bedarf können Sie die Taskliste jederzeit mit Taste F6 („Sortby“) nach anderen Kriterien sortieren – nach Cpu-anteil, Speicher oder Festplattenzugriffen. Für das Eingrenzen auf bestimmte Pfade oder Prozessnamen gibt es den Textfilter mit Taste F4.
9. Textsuche im Terminal (Grep)
Das Standardtool Grep wird oft nur als Filter für den Inhalt einer Datei genutzt (Beispiel): cat /var/log/auth.log | grep failed Grep leistet allerdings eine Inhaltssuche nach Text in ganzen Verzeichnisbäumen. Angenommen Sie speichern Adressdaten oder Kontaktdaten in verstreuten Dateien im Home-verzeichnis und suchen einen Namen. Nach der Navigation nach „Home“mit cd ~ geben Sie ohne Datei- oder Pfadangabe diesen einfachen Befehl ein grep -ir heisenberg oder auch grep -ir "werner heisenberg" für den Fall, dass der Suchstring Leerzeichen enthält. Das geht erstaunlich fix und bei puren Textdateien mit optimal lesbarem Output. Neben zahlreichen weiteren Grep-schaltern sind „-i“zum Ignorieren von Groß- und Kleinschreibung und „-r“für rekursive Reichweite die wichtigsten.
10. Dateisuche im Terminal (locate)
Eine schnelle Dateisuche im Terminal ist auf Ssh-administrierten Servern unerlässlich, aber auch auf dem Desktop willkommen. Das Tool der Wahl ist aufgrund seiner Geschwindigkeit locate, das etwa auf Debian/ubuntu-systemen mit sudo apt install mlocate schnell nachgerüstet, zumeist aber bereits vorinstalliert ist. Das Paket enthält neben dem Suchkommando locate auch das Indexierungstool updatedb. Damit die Dateiliste aktuell ist, sollte je nach Rechnernutzung täglich oder auch häufiger der Befehl sudo updatedb ausgeführt werden. Das ist ganz klar eine Aufgabe für die Crontab des root-kontos (crontab -e -u root):
0 */4 * * * /usr/bin/updatedb Mehr Wartung ist nicht nötig. locate sucht nur nach Dateinamen, aber ein Befehl wie
locate -A -i heisenberg einstein liefert sofort alle passenden Dateien mit komplettem Pfad – auch bei sehr großen Datenbeständen. Die lästige Eingabe der nahezu immer sinnvollen Parameter „-A“(alle Wörter müssen im Dateinamen vorkommen) und „-i“(Groß-/klein-schreibung ignorieren) kann ein Alias wie alias loc='locate -A -i' verkürzen. locate nutzt allerdings Vorgaben, die man kennen muss. Es indexiert zum Beispiel standardmäßig keine USBLaufwerke. Dies lässt sich in der Konfigurationsdatei „/etc/updatedb.conf“beheben und dort in der Zeile „PRUNEFS=…“. Dort finden Sie den Eintrag „usbfs“, den Sie einfach löschen und anschließend mit sudo updatedb erneut starten. Auch die Pfadangabe „/media“in der weiteren Zeile „PRU NEPATHS=“ist eventuell kontraproduktiv, sofern dieser Pfad durchsucht werden soll.
11. Find für Spezialsuche
Das Kommandozeilenwerkzeug find aus dem findutilsprojekt ist Standard auf jedem Linux-system. Es sucht direkt im Dateisystem und ist hierbei erstaunlich fix. Dennoch ist für die Dateisuche nach bloßen Namen das indexbasierte locate schneller und besser. Seinen unbestrittenen Platz hat find allerdings als Spezialfilter für besondere Aufgaben:
1. Zeitangaben: Der folgende Befehl listet alle Dateien im Home-verzeichnis, die in den letzten drei Tagen entstanden sind oder bearbeitet wurden („mtime“ist „modification time“). Die mit „mtime“oder „-ctime“(„creation time“) ermittelten Zeitattribute erfordern normalerweise ein Minuszeichen (kleiner als) oder Pluszeichen (größer als), weil find ansonsten nur genau die Dateien liefert, die zufällig exakt der Zeitangabe entsprechen.
Dieser Befehl recherchiert Dateien, die älter als 8000 Tage sind (also über 20 Jahre alt). Die Parameter lassen sich durch Kombination zu sehr genauen Filtern ausbauen: find $HOME -mtime -180 -mtime +90
-iname *.odt
Dies liefert sämtliche Writertexte, die jünger als 180 Tage, jedoch älter als 90 Tage sind. Eine kleine Bash-funktion für die Datei „~/.bashrc“, die Ihnen die Eingabe solcher Zeitfilter vereinfacht, zeigt die Abbildung auf dieser Seite. Die Bash-funktion ist ebenfalls unter https://paste.ubuntu.com/ p/6pnbbm2dyb/ zu erreichen.
2. Größenangaben: Für die Aufgabe Dateien bestimmter Größe zu finden, eignet sich der findschalter „size“: find $HOME -size +6G
Dieser Befehl liefert alle Dateien, die größer sind als 6 GB. Die Vorzeichen Plus und Minus sind aus demselben Grund wie oben bei den Zeitangaben erforderlich. Eine Kombination wie find . -size +800M -size -2G liefert sämtliche Dateien mit einer Größe zwischen 800 MB und 2 GB. Auch dazu zeigt die Abbildung eine kleine Bash-funktion, die ausgehend vom aktuellen Verzeichnis ihre Suche beginnt. Die Bash-funktion ist ebenfalls unter https://paste.ubuntu.com/ p/6pnbbm2dyb/ zu erreichen.
12. Find und Dateimassenverarbeitung
Das Standardtool find findet nicht nur Dateien, sondern besitzt auch Werkzeuge zur direkten Weiterleitung für deren Massenbearbeitung. Die nachfolgenden Beispiele gehen der Kürze halber immer davon aus, dass man sich im passenden Verzeichnis befindet und daher der Punkt („.“) als Pfadangabe genügt. Folgendes Löschkommando, für welches find das eigene „delete“mitbringt, entsorgt in allen Unterverzeichnissen alle Dateien mit der Endung „.png“: find . -type f -iname "*.png"
-delete
Für andere Aktionen hält find den Schalter
„-exec“bereit, um gefundene Dateien an jeden beliebigen Terminalbefehl weiterzugeben. Typisch ist folgende Massenänderung von Dateirechten: sudo find . -type d -exec chmod 775
{} + sudo find . -type f -exec chmod 664
{} +
Ein hübsches weiteres Find-beispiel hat den Verfasser veranlasst, ein bisher genutztes 80-zeiliges Vb-script (Windows) über Bord zu werfen, da offensichtlich ein Basheinzeiler (!) denselben Job erledigt. Hier geht es um eine Massenkonvertierung mit Libre Office in Zusammenarbeit mit find (alle Word-dateien „.docx“zu „.txt“im aktuellen Ordner einschließlich aller Unterordner): find . -type f -iname "*.docx" -execdir libreoffice --convert-to txt '{}' +
Der entscheidende Unterschied von „-exec dir“gegenüber „exec“: Hier findet die Aktion immer im jeweiligen Verzeichnis statt, die Ergebnisdatei landet hier also im Verzeichnis der Originaldatei. Mit „-exec“landen alle konvertierten Dateien in dem Verzeichnis, wo der Befehl gestartet wurde. Es hängt von der Aufgabe ab, welche Exec-methode die geeignetere ist.
13. Daten-backups mit Rsync
Rsync ist ein geniales Backup-programm und auch dem mächtigen Windows-tool Robocopy um Längen überlegen. Die passende Schalterkombination muss man sich in der ausufernden Manpage erst erarbei
ten, kann allerdings davon ausgehen, dass es keinen Backup- oder Synchronisierungsjob gibt, den Rsync nicht beherrscht. Der Sammelschalter „-a“fasst häufig benötigte Funktionen zusammen und erledigt schon mal rekursives Kopieren sämtlicher Unterverzeichnisse: rsync -a /home/ha/ /media/ha/usb/
backup
Das erste – nach den Schalteroptionen – angegebene Verzeichnis ist der Quellordner. Beachten Sie bitte unbedingt den abschließenden Slash (/). Das Ziel steht am Ende und ist in diesem Beispiel ein Usblaufwerk unter „/media“. Das angegebene Verzeichnis („backup“) wird automatisch erstellt, sofern es noch nicht existiert.
Von weiteren Rsync-schaltern sind mindestens drei unentbehrlich: Mit rsync -auvp --delete /home/ha/ /
media/ha/usb/backup erzeugen Sie bei periodischer Sicherung eine Mirror-kopie. Was auf der Quelle seit dem letzten Kopiervorgang gelöscht wurde, wird danach auch auf dem Ziel gelöscht („--delete“). Ein Testlauf mit „--dry-run“rsync -auvp --delete –dry-run /
home/ha/ /media/ha/usb/backup zeigt Ihnen sämtliche zu erwartende Aktionen, ohne sie tatsächlich auszuführen. Schalter „-u“spart Zeit bei periodischen Sicherungen, weil er schon bestehende Dateien überspringt. „-v“und „-P“machen den Vorgang gesprächiger.
Ein weiteres Highlight von Rsync ist seine Kombinierbarkeit mit SSH (hier ein Beispiel, das bereits als kurzes Alias dauerhaft in der Datei „.bashrc“definiert ist): alias syncarchiv='rsync -auvp --delete -e "ssh -p 22" /srv/ archiv/ root@192.168.178.10:/srv/ Renkforce/archiv'
Die Mirror-sicherung erfolgt auf den Rechner mit der IP 192.168.178.10 via Ssh-anmeldung als root. Wer sich dabei die Kennworteingabe zur Ssh-anmeldung sparen will, kann eine Schlüsselanmeldung einrichten (siehe Punkt 14). Die Portangabe „-p 22“ist eigentlich unnötig, weil es sich um den Standardport handelt, soll allerdings zeigen, dass bei Bedarf auch abweichende Ports definiert werden können.
14. SSH für Wartung und Datenaustausch
SSH (Secure Shell) ist ein umfassendes, verschlüsseltes Netzwerkprotokoll sowie ein Markenzeichen von Linux und Unix. Einen Ssh-client für den Fernzugriff hat jedes Linux und auch MAC-OS standardmäßig mit an Bord. Linux-rechner, die über SSH erreichbar sein sollen, benötigen zusätzlich die Serverkomponente, die mit sudo apt install openssh-server schnell nachinstalliert ist. Nach der Installation ist der Ssh-server sofort aktiviert. Mit ssh [konto]@[ip-adresse] oder bei abweichendem definiertem Port mit (Beispiel) verbinden Sie sich mit einem Server. Notwendig ist nur ein Systemkonto auf dem Zielrechner (und natürlich das zugehörige Kennwort). Solche Terminal-wartung via SSH ist die typische Verwaltungsmethode von Linux-servern und setzt ein Mindestmaß an Bash-kenntnissen voraus. Jedoch kann ein Ssh-client über den Schalter „-X“ssh -X [konto]@[ip-adresse] auch grafische Programme des entfernten Rechners nutzen.
Windows-systeme verfügen nicht über einen nativen Ssh-client, können aber den kostenlosen Klassiker Putty (http://www.put ty.org/), Smartty (http://smartty.sysprogs. com/) oder das Linux-subsystem nutzen.
SSH enthält mit SFTP sein eigenes Datentransferprotokoll, das sämtliche Linux-dateimanager wie Nautilus oder Nemo beherrschen. Daher genügt sftp://[konto]@[ip-adresse] oder auch „ssh://[konto]@[ip-adresse]“in der Adresszeile des Dateimanagers (Strg-l) für den Zugriff auf das Dateisystem des entfernten Linux-rechners. Diese Methode eignet sich für Medienwiedergabe, für Datensicherungen oder für das Editieren von Konfigurationsdateien.
Es wird noch besser: Sie können sich beim Ssh-zugriff die Kennworteingabe sparen, was vor allem periodische Backups vereinfacht (siehe hierzu Punkt 13). Dazu braucht der zugreifende Rechner eine Schlüsseldatei, die mittels ssh-keygen -t rsa -b 4096 erstellt wird und in der Folge mit ssh-copy-id -i ~/.ssh/id_rsa.pub root@192.168.178.44 zum Ssh-server kopiert wird.
15. Gotty: Remote-terminal im Browser
Gotty bietet eine interessante Alternative zur Ssh-fernwartung, insbesondere unter Windows oder Android, wo kein nativer
Ssh-client vorliegt. Mehr als ein Browser ist auf dem zugreifenden Gerät nämlich nicht erforderlich.
Installation des Servers: Unter https:// github.com/yudai/gotty/releases/ empfiehlt sich die aktuelle „stabile“Version, aktuell in der Version 2.0.0. Auf der Unterseite der gewählten Version finden sich sodann verschiedene Varianten für sämtliche Rechnerarchitekturen: Für Linuxpcs oder Notebooks einschlägig ist das Archiv „gotty_linux_amd64.tar.gz“. Für den Fall, dass Sie Gotty auf einen Platinenrechner installieren wollen, wäre „gotty_linux_arm. tar.gz“die richtige Wahl. Nach dem Download des passenden Archivs und dem Entpacken bekommen Sie die einzige Datei „gotty“, die Sie mit sudo mv gotty /usr/local/bin sudo chmod a+x /usr/local/bin/gotty in den richtigen Systempfad verschieben und anschließend ausführbar schalten. Im Folgenden sollte der Befehl „gotty version“systemweit antworten und das Programm somit laufen.
Start des Servers: Typische Beispiele wie gotty htop oder auch gotty --permit-write nano .bashrc liefern die Anzeige des Htoptaskmanagers aus oder erlauben das Ferneditieren einer Konfigurationsdatei. Dem zugreifenden Browser muss nur die Ipadresse des Servers bekannt sein, Standardport ist 8080 – also insgesamt etwa „192.168.178.13:8080“(bei häufiger Nutzung ein Fall für ein Browserlesezeichen).
Im Alltag wäre es aber viel zu umständlich, den Gottyserver für solche Einzelaktionen anzuwerfen. Für eine umfassende Nutzung ähnlich SSH startet vielmehr der Befehl gotty --permit-write bash eine komplette interaktive Bashshell. Die ist dann für jeden Browser zu erreichen. Viele Gottydetailfunktionen wie Schreiberlaubnis oder eine (unabhängige) Benutzerauthentifizierung lassen sich nicht nur durch Aufrufschalter steuern (gotty - -help), sondern wesentlich bequemer über die Konfigurationsoberfläche „~/.gotty“im Homeverzeichnis. Wer das ausreizen will, übernimmt am besten die kommentierte Vorlage unter https://github.com/yudai/got ty/blob/master/.gotty.
16. Http-server mit Python
Jedes Linuxsystem verfügt über eine eingebaute Möglichkeit, einen Ordner anderen Netzteilnehmern per Browser lesend zugänglich zu machen. Der Scriptinterpreter Python enthält nämlich einen Webserver, der mit einem einzigen Terminalbefehl das aktuelle Verzeichnis inklusive aller Unterordner freigibt:
Der Port (hier „4444“) kann beliebig gewählt werden. Ältere Pythonversionen verlangen folgenden Funktionsaufruf mit genau dieser Groß und Kleinschreibung: python -m Simplehttpserver 4444
Jeder Browser im lokalen Netz kommt nun mit der Adresseingabe [Ip-adresse]:4444 an diese Freigabe. Kenntnis der Ipadresse und des Ports (im Beispiel „4444“) sind natürlich vorauszusetzen. Solange der MiniWebserver läuft, können alle Dateien des freigegebenen Verzeichnisses gelesen oder heruntergeladen werden. Wenn der Pythonbefehl im Wurzelverzeichnis ausgelöst wird, steht das komplette Dateisystem bereit. Der Webserver lässt sich auf dem Serversystem mit Strgc jederzeit beenden.
17. Automatisierte Löschaktionen (Bleachbit)
Das in den meisten Paketquellen verfügbare Bleachbit hat jede erdenkliche Löschaktion im Repertoire und darf als klassischer Linuxcleaner gelten. Die meisten Löschaktionen finden im Homeverzeichnis statt (Browser, Mail, Office), jedoch kann Bleachbit auch in der Paketverwaltung löschen, wenn es im Menü mit „Bleachbit (as root)“oder im Terminal mit sudo bleachbit gestartet wird. Alle Detailfunktionen sind auch als Terminalkommando abrufbar. Der Befehl bleachbit --list-cleaners zeigt alle Löschmodule an – annähernd 200 inzwischen, wovon jedoch die meisten nur Spezialroutinen für einzelne Programme sind (insbesondere für Browser). Jedes Modul kann mit Schalter „clean“bleachbit --clean system.cache einzeln gestartet werden. Bei Löschzielen mit diversen Unterabteilungen (system, apt, firefox, chromium, google_chrome, thunderbird) funktioniert auch diese Variante: bleachbit --clean apt.*
Damit können Sie Löschvorgänge sogar als Cronjob anlegen:
0 18 * * * bleachbit --clean
firefox.*
Beachten Sie aber, dass bestimmte Löschmodule (system, apt) lediglich mit rootrecht funktionieren.
18. Systemd und die Bootanalyse
Eines der zahlreichen Systemd-werkzeuge (siehe auch systemctl, networkctl, journalctl, homectl) hat große Popularität erreicht, da es Startprobleme, also Verzögerungen des Systemstarts, präzise offenlegt. Die simpelste Form systemd-analyze time zeigt Ihnen eine knappe Angabe zur Dauer des Systemstarts, differenziert allerdings bereits Bios/firmware, Bootloader, Kernel und Desktop-start.
Die Befehle systemd-analyze blame systemd-analyze plot > start.svg systemd-analyze dump > dump.txt bringen in unterschiedlicher Darstellung eine millisekundengenaue Analyse des Systemstarts, wobei die Option „dump“über das Informationsbedürfnis normaler Anwender deutlich hinausgehen dürfte.
19. Systemd/systemctl: Die Systemdienste
Systemctl ist das mächtigste Werkzeug des Init-dienstes Systemd. Damit lassen sich alle untergeordneten Dienste und eventuell falsch konfigurierte Systeme genau analysieren und wieder auf den Standard korrigieren. Der folgende Befehl systemctl list-unit-files zeigt sämtliche Ziele, die von Systemd kontrolliert werden. Für aktive Eingriffe und Änderungen ist die Eingrenzung auf die Dienste zu empfehlen: systemctl list-unit-files
--type=service
Anders als ältere Kommandos (service) liefert dies nicht nur den aktuellen Status, sondern daneben auch denjenigen des Auslieferungszustands der Linux-distribution. Je nach Situation können Sie dann einen Dienst mit (Beispiel) systemctl disable brltty.service abschalten oder umgekehrt mithilfe von „enable“aktivieren. „disable“deaktiviert einen Dienst, verhindert jedoch nicht, dass ein anderer Systemdienst diesen unter der Haube wieder aktiviert. Wenn Sie selbst das verhindern wollen, hilft der noch weitergehende Befehl „mask“systemctl mask brltty.service oder umgekehrt „unmask“, um dies wieder rückgängig zu machen.
Häufiger noch als diese Kommandos für dauerhafte Änderungen werden Sie Dienste wie etwa apache2, smbd oder sshd kurz abschalten und neu starten müssen, um eine geänderte Konfiguration zu aktivieren. Hierfür helfen die Kommandos „stop“sowie „start“oder deren Abkürzung systemctl restart apache2.service mit „restart“.
20. Systemd/systemctl: Desktop on/off
Linux-distributionen mit Systemd (Ubuntu, Mint u. v. a.) können die grafische Oberfläche mit einem einzigen Befehl dauerhaft aus- oder wieder einschalten. Das ist insbesondere für Platinenrechner interessant. Nicht selten ist eine Oberfläche dort nur zur Einrichtung willkommen, danach aber nicht mehr. Wenn Sie nur noch die Serverdienste brauchen (Samba, SSH, Apache), dann lässt sich die Oberfläche mit sudo systemctl set-default multiuser.target umstandslos abschalten. Die Maßnahme gilt ab dem nächsten Neustart. Je nach der verwendeten Oberfläche werden dadurch RAM- und Cpu-ressourcen frei.
Mit dem Befehl sudo systemctl set-default graphical.target ist der Desktop bei Bedarf auch wieder dauerhaft einzuschalten.
21. Home-partition: Heimat für immer
Neuinstallation fällig? Der Hauptaufwand besteht immer darin, die vertraute Software nachzuinstallieren und danach händisch einzurichten (Desktop, Mail, Browser, Bash, Dateimanager, Ssh-client …). Unter Linux ist dies alles hinfällig, wenn eine Home-blaupause auf einer mobilen Extrapartition vorliegt (auf Usb-stick oder Sdkarte). Linux-installer bieten eine separate Home-partition allerdings nicht standardmäßig an, sondern fordern dazu eine manuelle Partitionierung – also zum Beispiel unter Ubuntu im Dialog „Installationsart“die Option „Etwas Anderes“. Nach der Einrichtung der kleinen Efi-partition (falls Uefi erwünscht ist) sowie der Systempartition auf dem internen Datenträger definieren Sie auf dem USB- oder Sd-medium die Home-partition mit dem Einbindungspunkt
„/home“. Bei schnellem USB-PORT (3.x) oder schneller Sd-karte (UHS mit mindestens 100 MB/S) entstehen keinerlei Nachteile – und entscheidende Vorteile:
1. Wenn Sie den Home-datenträger an einem anderen System anschließen, können Sie ausgewählte Daten oder auch alles in das lokale „/home“-verzeichnis des anderen Systems übernehmen.
2. Wenn Sie den Home-datenträger klonen, können Sie das identische Home direkt auf einem anderen Linux-system verwenden. Das muss dann allerdings ebenfalls mit eigener Home-partition installiert worden sein. Im Anschluss daran genügt es, in der Datei „/etc/fstab“die Kennung des neuen geklonten Mediums für den Einbindungspunkt „/home“einzutragen (die Uuid-kennung zeigt der Befehl lsblk -f).
22. Usb-sicherheit: Verschlüsselt mit Luks
Bei einer Neuinstallation aktivierte Cryptsetup/luks-verschlüsselung(linuxunifiedKey Setup) bietet sichere Datenträgerverschlüsselung der kompletten Systempartition – zu empfehlen insbesondere auf mobilen Notebooks. Luks kann jedoch auch jeden einfachen Daten-usb-stick schützen. Mit dem Standardtool Gnome-disks („Laufwerke“) ist das besonders einfach (ähnlich „KDE Partition Manager“unter KDE): Sie schließen den Usb-stick an, hängen das Laufwerk in Gnome-disks aus und löschen eventuell bestehende Partitionen. Mit dem Zahnradsymbol sowie „Partition formatieren“wählen Sie als „Typ“den Eintrag „Interne Disk…“und „Passwortgeschützter Datenträger (LUKS)“. Nach Kennwortvergabe und Formatieren ist der Stick präpariert. Bei späterer Verwendung verlangen Linuxdateimanager automatisch das Kennwort und mounten den Datenträger lediglich bei einer korrekten Eingabe. Unter Windows sind Luks-medien nicht lesbar.
23. WSL: Linux unter Windows
Für Linux-nutzer, die auch Windows-systeme verwenden, ist das optionale WSL („Windows Subsystem für Linux“) eine lohnende Investition. WSL muss in Windows unter „Systemsteuerung –› Programme und Features –› Windows-features aktivieren –› Windows-subsystem für Linux“erst aktiviert werden. Danach ist ein Neustart fällig. Im Microsoft Store gibt es unter dem Stichwort „WSL“verschiedene Distributionen wie etwa Ubuntu, Debian, Open Suse, Centos oder Kali. Nach der Installation ist das Subsystem im Startmenü oder über den Aufruf „wsl“möglich.
Das Linux-subsystem bietet alle typischen Kommandozeilenwerkzeuge und kann über „apt install“(unter Debian/ubuntu) weitere Werkzeuge wie den Midnight Commander nachrüsten. Der kann daraufhin wiederum als Ssh-client („Shellverbindung“) den Datenaustausch zwischen einem Linux-server und dem Windows-system erledigen. Das Windows-dateisystem ist unter „/mnt/c“unter Linux eingehängt.
Das Hilfsprogramm wsl.exe kann aus jeder Windows-konsole (Cmd, Powershell) oder auch als Verknüpfung das gewünschte Linux-werkzeug starten: wsl mc wsl ssh root@192.168.1.20
Optional bietet das Subsystem auch Linuxserverdienste. Vorinstalliert ist jedoch nur der Open-ssh-server, der mit sudo service ssh start jederzeit gestartet werden kann. Damit ist der Windows-rechner via SSH erreichbar.
24. Die Oem-installation
Sämtliche Ubuntu-varianten haben einen Oem-installer mit an Bord, der nicht nur für Hardwarehändler interessant ist. Die Oeminstallation bietet sich auch für die Einrichtung eines Systems für Kollegen oder Familienmitglieder an. Das System lässt sich über das temporäre Konto „oem“individuell vorkonfigurieren und der Endbenutzer entscheidet später unabhängig über sein eigenes Konto (Name, Kennwort). Während Linux Mint beim Booten des Livesystems die Option „OEM install (for manufacturers)“direkt anbietet, muss man bei Ubuntu & Co. den Bootvorgang des Livesystems mit der Umschalttaste ausbremsen, um an diese Variante zu kommen. Je nach Ubuntu erscheint die „OEM Installation (für Hersteller)“dann direkt im Bootmenü oder nach Drücken der Taste F4.
Der Ablauf unterscheidet sich zunächst einmal kaum von einer normalen Installation. Ein wichtiger Unterschied ergibt sich erst beim Anlegen des Erstbenutzers („Wer sind Sie?). Dieser ist unveränderbar als „oem“vorgegeben. Der erste Start des so installierten Systems geht ohne Anmeldung zum Desktop. Nunmehr kann das System mit dem temporären Konto „oem“optimiert werden. Sinnvoll sind lediglich systemweite Aktionen (Softwareinstallationen, Netzwerkeinstellungen), benutzerspezifische Anpassungen hingegen nicht, weil das Konto „oem“später automatisch gelöscht wird. Nach der Optimierung kann der Desktop-link „Vorbereitung zur Auslieferung an den Anwender“geklickt und der Rechner dem Endbenutzer übergeben werden. Dieser wird nochmal nach einigen Einstellungen befragt (Sprache, Tastatur) und darf nun sein Erstbenutzerkonto anlegen.
25. Linux mobil: Usb-installationen
In puncto Mobilität hat das freie Linux sehr viel mehr zu bieten als die kommerziellen Konkurrenten. Linux läuft ohne Einschränkung auf Usb-datenträgern. Dadurch ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, Daten, Livesysteme, installierte Systeme wie auch ganze digitale Multiboot-werkzeugkästen in der Jackentasche mitzunehmen. Da Linux-installer die erste interne Festplatte „/dev/sda“als Ziel vorschlagen, müssen Sie bei der Einrichtung auf USB manuell die richtige Zielpartition festlegen – im Ubuntu-installer im Fenster „Installationsart“ist das die Option „Etwas Anderes“. Das Laufwerk muss neu partitioniert und formatiert werden, sämtliche darauf befindliche Daten gehen verloren. Klicken Sie zunächst auf die „–“-Schaltfläche, um vorhandene Partitionen zu entfernen. Erstellen Sie als Nächstes auf dem „freien Speicherplatz“mittels der „+“-Schaltfläche eine neue primäre Partition mit dem kompletten Speicherplatz sowie dem Dateisystem Ext4. Hinter „Einbindungspunkt“wählen Sie den Eintrag „/“aus der Liste. Unter „Gerät für die Bootloader-installation“wählen Sie dasselbe Usb-laufwerk aus, auf dem Sie installieren – etwa „/dev/sdb“.
Beim Calamares-installer (Kubuntu, Lubuntu u. a.) lautet der maßgebliche Schritt „Einrichtung der Festplatten“respektive „Partitionen“. Hier benötigen Sie für die Usb-installation den Unterpunkt „Manuell“. Nach „Weiter“bekommen Sie eine Laufwerkliste und können dann dort ein Usb-medium wie „/dev/sdb1“löschen und neu anlegen.
26. Linux live: Mit und ohne Anpassung
Linux bietet eine noch einfachere Möglichkeit für die Hosentasche – den Einsatz als Livesystem. Die Prozedur einer Installation entfällt komplett, es genügt die Kopie des Iso-images auf DVD oder USB. Einschlägige Tools, um die Images bootfähig auf USB zu übertragen, sind Etcher, Gnome-disks, dd oder Unetbootin. Mit wenigen Ausnahmen sind praktisch sämtliche heutige Installations-isos (alle Ubuntus sowieso) zugleich vollwertige Livesysteme mit hybrider Bootumgebung, die sowohl von DVD als auch von USB booten.
Der Nachteil gegenüber einem installierten Linux: Livesysteme sind technisch eingefroren: Alle während der Sitzung getätigten Änderungen gehen beim Herunterfahren verloren. Für einen bedarfsweisen Reparatureinsatz, um Daten zu kopieren oder Konfigurationsdateien zu korrigieren, ist das sicher tolerierbar. Aber schon für ein Surfsystem im Liveeinsatz wird man Browsereinstellungen oder Lesezeichen nicht jedes Mal neu importieren wollen. Daher bieten Livespezialisten wie Knoppix Persistenzoptionen, um System- und Konfigurationsänderungen sowie Nachinstallationen in einer separaten Partition oder Datei außerhalb
des Read-only-dateisystems zu speichern. Für sämtliche Ubuntu-basierte Livesysteme kann auch das externe Tool Unetbootin (für Windows und Linux auf PLUS-DVD 2, mittels Download unter https://unetbootin. github.io) einen persistenten Bereich auf Usb-sticks einrichten. Das ist der Hauptgrund schlechthin, um Unetbootin einem Etcher, dd oder Win 32 Disk Imager vorzuziehen. Dabei genügt es in Unetbootin, beim Kopieren des Ubuntu-abbildes eine Mb-angabe neben der Option „Platz um Dateien zwischen Neustart zu erhalten“einzutragen (etwa „1000 MB“oder mehr).
27. Linux live plus Multiboot: Sammlung auf USB
Mobiles Linux live – das lässt sich sogar multiplizieren. Dies macht doppelt Sinn: Denn erstens liegen dann Spezialisten wie Rescuezilla (Klonen) und Super Grub Disk (Boothilfe) gleich als Sammlung vor, und zweitens bleiben heutige Usb-sticks mit einem einzigen Livesystem kläglich unausgelastet. Es gibt mehrere Werkzeuge für ein derartiges Live-multiboot mit Auswahlmenü. Da das Tool Multibootusb (die aktuelle Version 9.2.0 unter https://sourceforge.net/ projects/multibootusb/) funktionsidentische Varianten für Linux und Windows anbietet, bevorzugen wir dieses Werkzeug.
Bei dem eingelegten Stick muss unter „Select USB disk“die Partition „/dev/sd[x]1“gewählt werden (nicht das Gerät „/dev/ sd[x]“), unter „Select image“und „Browse“geht es dann von Iso-image zu Iso-image, das jeweils mit „Install distro“(Fenster unten rechts) auf das Laufwerk geschrieben wird. Genau wie Unetbootin kann Multibootusb für Debian/ubuntu-systeme optional einen persistenten Speicherbereich festlegen (im Fenster links).
Die Fortschrittsanzeige des Tools ist fehlerhaft, insofern sie rasch auf 80 oder 99 Prozent wächst, danach aber lange stagniert. Warten Sie in jedem Fall ab, bis das Tool die finale Bestätigung zeigt. Der spätere Bootscreen zeigt daraufhin alle Livesysteme in der Reihenfolge der Einrichtung.
28. Linux live (Ubuntu): Maßgeschneidert mit Cubic
Wem die Persistenzoption von Livesystemen nicht genügt, der kann sich ein Linuxlivesystem von vornherein maßschneidern. Hierzu können Sie in die durchaus anstrengenden Tiefen des Build-prozesses eintauchen oder das genial einfache Werkzeug Cubic (Custom Ubuntu ISO Creator) verwenden. Die einzige Einschränkung von Cubic: Es funktioniert nur mit Ubuntu-basierten Iso-abbildern.
Der Schritt-für-schritt-assistent ist vorbildlich übersichtlich und erweitert Standardlivemedien mühelos um Software sowie Benutzerdateien. Wie auf der Projektseite https://launchpad.net/cubic beschrieben, installieren Sie das Tool mithilfe der nachfolgenden Terminal-befehle: sudo apt-add-repository ppa:cubicwizard/release sudo apt update sudo apt install cubic
Nach dem Start geben Sie ein (beliebiges) „Project Directory“an, wo Cubic das Livesystem zusammenbauen soll. Nach „Next“und „Select“wählen Sie das Iso-image des
originalen Livesystems aus, das nach „Next“temporär ausgepackt wird. Nach einem weiteren „Next“können Sie in der chrootkonsole sämtliche Anpassungen erledigen. Mit apt install […] rüsten Sie mühelos alles nach, was dem originalen Livesystem nach Ihrer Meinung fehlt.
Benutzer- und Konfigurationsdateien können Sie mittels Drag & Drop vom laufenden System in die chroot-konsole von Cubic ziehen und dann mit der „Copy“-schaltfläche in das Livesystem integrieren. Beachten Sie dabei bitte immer, vorher mit cd in der chroot-konsole in das gewünschte Verzeichnis zu wechseln, denn genau dort werden die Dateien später vorliegen.
Sie können ebenfalls mit mkdir Ordner erstellen, um das Livesystem zu optimieren. Wenn es nur darum geht, Benutzerdateien zu integrieren, ist die Aktion unsensibel. Um allerdings Konfigurationsdateien richtig anzulegen, sollten Sie die Ordnerstruktur des originalen Livesystems gut kennen. In dem konkreten Beispiel des von uns gewählten Lubuntu lautet das Livekonto „lubuntu“, wobei im Originalsystem jedoch kein Home-ordner für dieses Konto existiert. Wenn Sie dieses mit mkdir /home/lubuntu anlegen, können Sie es mit weiteren Ordnern bestücken (etwa „Desktop“, „Bilder“) und diese mit Benutzerdateien und Konfigurationsdateien füllen („.bashrc“etc.). Mit „Next“verlassen Sie die chroot-konsole, mit noch einem „Next“die Paketübersicht. Nun wird das angepasste System gebaut. Das fertige ISO schreiben Sie mit den üblichen Werkzeugen auf DVD oder USB.
29. Linux hilft Windows: Virenfrei und sicher
Linux-systeme sind praktisch immun gegen digitale Viren, weil es schlicht keine Linuxviren gibt. Die Gründe dafür sind erstens die geringe Verbreitung von Desktop-linux generell, zweitens die Vielfalt technisch unterschiedlicher Linux-distributionen sowie drittens die zentrale Softwareverteilung über kontrollierte Quellen. Die geringe Aussicht auf Erfolg macht Linux für Virenprogrammierer uninteressant. Eine theoretische Gefahr sind Würmer, die sich über Sicherheitslücken von Serverdiensten fortpflanzen. Dagegen schützen aber periodische Updates. Außerdem haben die meisten Linux-desktops gar keine Serverdienste laufen – und Linux-server im Heimnetz keine, die fürs Internet offenstehen. Die Tatsache, dass es ein immunes Betriebssystem gibt, kann man in verschiedenen Varianten auch für gemischte Umgebungen (mit Windows) nutzen. Linux-rechner im Netzwerk bieten Schutz für beteiligte Windows-pcs, wenn alle Benutzerdaten auf Linux gesichert werden. Selbst wenn hier (Windows-)viren oder Verschlüsselungs-trojaner enthalten sind, wird das Linux nicht tangieren. Der Datenbestand ist damit in Sicherheit, sofern die Datenformate auch mit Linux zu bearbeiten sind. Eine Prüfung der Daten durch den Linux-virenscanner Clamav sorgt für zusätzliche Kontrolle.
Wer einen Schritt weitergehen will, nutzt Browser, Mail, Download- oder Torrenttools in einem Linux-system. Ob das dann physisch per Rechnerwechsel oder über ein Livesystem oder in einer virtuellen Maschine (siehe dazu Punkt 30) oder auch remote über SSH/VNC geschieht, ist letztlich lediglich eine Komfortfrage.
30. Linux hilft Windows: Mit VM ins Internet
Für Windows-anwender ist eine virtuelle Linux-maschine die beste Methode für sicheres Surfen: Der entscheidende Vorteil gegenüber unabhängigen Livesystemen besteht darin, dass der Windows-anwender dabei sein Standardsystem nicht verlassen muss. Als Virtualisierungssoftware benötigen Sie Vmware Player oder Virtualbox. Virtualbox bekommen Sie unter www.virtu albox.org/wiki/downloads.
Das Einrichten einer VM ist in Virtualbox (oder Vmware) eine Angelegenheit von wenigen Mausklicks. Sie gehen auf „Neu“, geben einen Namen an (wie etwa „Lubuntu“), als Typ „Linux“und als Version zum Beispiel „Ubuntu (64 Bit)“. Nach „Weiter“genügen unter „Speichergröße“2048 MB, bei ausreichend RAM gegebenenfalls auch 3 GB oder 4 GB. Nach „Weiter“wählen Sie dann im Dialog „Platte“die Option „Festplatte erzeugen“, anschließend den Dateityp VDI. Als Größe genügen 20 bis 30 GB, wenn es beim Surfsystem bleiben soll. Der VM müssen Sie jetzt mit „Ändern“unter „Massenspeicher“das Iso-abbild der Distribution mitteilen. Dies geschieht unter „Controller: IDE“auf dem Cd-symbol, das aktuell noch als „leer“angezeigt wird. Aktivieren Sie bitte links das Kästchen „LIVE-CD/DVD“und klicken Sie danach auf das Cd-symbol ganz links oben. Jetzt navigieren Sie zum Isoimage der gewünschten Distribution.
Nach „Starten“lädt das Livesystem, das manchen Benutzern vielleicht sogar dauerhaft genügt. Anpassungs- und Aktualisierungsfähigkeit sprechen allerdings auch in der VM für ein ordentlich installiertes Linux, wie es vorher durch „Festplatte erzeugen“bereits vorbereitet wurde (für ein Vmlivesystem können Sie auf die virtuelle Festplatte verzichten).
Die Installation in der virtuellen Umgebung entspricht einer normalen Linux-installation – wenn nicht sogar einfacher, weil als Ziel nur die einzige (virtuelle) Festplatte „/dev/sda“vorliegt. Nach der Fertigstellung und einem Neustart der VM passen Sie das System an und optimieren den Austausch mit dem Windows-hostsystem durch „Gemeinsame Ordner“.