So handeln Polizei und Jugendhilfe beim Verdacht auf Kindeswohlgefährdung
Vernachlässigung, häusliche Gewalt, Missbrauch - auch in der Uckermark sind Mädchen und Jungen davon betroffen. Polizei und Landkreis stimmen deshalb ihr Vorgehen noch besser ab.
UCKERMARK – Beim Schutz von Kindern wissen sich Polizei und Landkreis Uckermark als örtlicher Träger der
Jugendhilfe seit Langem in einem Boot. Die Zusammenarbeit funktioniere hervorragend und sei zielführend, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz in der Verwaltung. Dort unterzeichneten beide Behörden eine neue Kooperationsvereinbarung, welche ihr Miteinander auch künftig auf sichere Füße stellen soll. Das Papier ist die Fortschreibung eines 2010 geschlossenen Vertrages, der aufgrund gesetzlicher Veränderungen dringend einer Nachbesserung bedurft hatte, wie die Unterzeichner vor den Medien bekräftigten.
Bei dem Termin, an dem neben Uckermark-Polizeichef Jürgen Kreßmann und Inspektionsleiter Randy Neye auch Landrätin Karina Dörk (CDU) und Sozialdezernent Henryk Wichmann (CDU) sowie Jugendamtsleiter Stefan Krüger teilnahmen, stellte die Verwaltungsspitze heraus, wie wichtig Abstimmung und koordiniertes Vorgehen seien.
Die Landrätin machte keinen Hehl aus ihrer Sorge, dass die seit 1. April geltende Hanf-Freigabe zusätzliche Probleme auf diesem Feld bescheren und die ohnehin schon problematische Lage für Kinder und Heranwachsende zuspitzen werde. Kreßmann zeigte sich hingegen zuversichtlich, dass man dank der guten Kontakte auf strategischer Ebene und der reibungslos funktionierenden operativen Zusammenarbeit weiterhin viele Probleme frühzeitig erkennen und lösen können werde.
Als Beispiel nannten die beiden Parteien das Thema Kindeswohlgefährdungen. Pro Jahr gebe es in der Uckermark rund 600 Meldungen, von denen sich allerdings nicht alle bestätigen würden. Stefan Krüger stellte heraus, dass sein Amt sich als Anwalt der Familien und Kinder verstehe, während die Polizei als Ordnungsinstanz fungiere, doch das müsse kein Widerspruch sein. Der Landkreis beispielsweise ist froh, Amtshilfe auf kurzem Weg organisiert zu bekommen, beispielsweise wenn Kollegen der 24/7-Rufbereitschaft nachts zu Verdachtsfällen ausrücken müssten und es die Befürchtung gebe, bei der jeweiligen Familie nicht gern gesehen zu sein. Dass die Beamten dann sofort den Schutz der Mitarbeiter gewährleisten, sei immens wichtig, so Karina Dörk. Die Polizei wiederum profitiere vom großen Erfahrungsschatz des Jugendamtspersonals, so Neye: „Wir sprechen uns beispielsweise ab, wenn unsere Kollegen bei Einsätzen die Befürchtung haben, dass Kinder involviert oder gefährdet sein könnten und organisieren schnell Hilfe. Oft hilft die Rücksprache auch schon, die Situation besser einordnen zu können.“
Zwei- bis dreimal die Woche ergehe von der Polizei die Meldung, dass bei polizeilichen Einsätzen im Landkreis Verwahrlosung von Schutzbefohlenen oder ähnliches festgestellt wurde. Das sei viel, räumten beide Seiten auf Nachfrage der Presse ein: „Tendenz steigend.“
Dass die Zahl der Meldungen insgesamt in die Höhe schnelle, liege aber zum Teil auch daran, dass die Bevölkerung zunehmend wachsamer sei, resümiert die Polizeispitze: „Und ganz ehrlich: Lieber uns einmal mehr informieren, als dass etwas passiert; selbst wenn so ein Einsatz dann ins Leere geht.“Ganz krasse Vorkommnisse habe es zum Glück - beispielsweise verglichen mit dem Barnim - in der Uckermark aber noch nicht gegeben, so das Resümee.