Uckermärker erleben besonderes Konzert in der „Filharmonia Szczecin“
Für das aus EU-Mitteln geförderte Projekt „Kultur ohne Grenzen“haben sich das Dominikanerkloster Prenzlau und die Philharmonie in Stettin als Partner gefunden.
PRENZLAU/STETTIN – Dieses Konzerterlebnis wird den Besuchern der Filharmonia Szczecin, der Stettiner Philharmonie, noch lange in Erinnerung bleiben. Im „Goldenen Saal“konnten mehr als 50 Uckermärkerinnen und Uckermärker nicht nur die unvergleichliche Akustik live erleben. Mit Katarzyna Jackowska hatten sie zugleich eine Reisebegleiterin an ihrer Seite, die ihnen begeistert die Geschichte des ungewöhnlichen Konzerthauses nahe brachte, das 2015 als bisher einziges Gebäude in Polen mit dem Titel „Schönste Gebäude Europas“ausgezeichnet worden ist. Dabei war es, anders als die Liebe zur Musik, für viele Stettiner nicht unbedingt eine Liebe auf den ersten Blick, als sie die SiegerEntwürfe des spanisch-italienischen Architekten-Duos Alberto Veiga und Fabrizio Barozzi zu sehen bekamen.
Von „Blechgarage“war da die Rede. Auf dem geschichtsträchtigen Gelände unmittelbar neben dem Polizeipräsidium hatten vor dem Baubeginn Fahrzeuge (abgeschleppte und die von Mitarbeitern) geparkt. Im Jahr 1884 hatte Architekt Franz Schwechten (Erbauer der Gedächtniskirche in Berlin) das ursprüngliche Konzerthaus errichtet, das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1962 abgerissen wurde. Das Orchester fand eine provisorische Unterkunft im linken Flügel der Stadtverwaltung, dessen Akustik alles andere als berauschend war. Bei geöffneten Fenstern drang Straßenlärm in den Saal, bei geschlossenen wurden die Luft zum Atmen knapp. Eine Bürgerinitiative übte Druck auf die Stadtverwaltung aus, eine neue Philharmonie zu errichten, schilderte Katarzyna Jackowska. Mit Erfolg. Es gab einen Architektenwettbewerb mit 44 Entwürfen.
Die Außenfassade des im Jahr 2014 eingeweihten Gebäudes, inzwischen von Bewohnern versöhnlicher „Eisberg“genannt, nimmt Bezug auf die schmalen Wiekhäuser der Hansestadt. Bei Konzerten
und festlichen Anlässen wird die weiße Glasfassade von zigtausenden LEDLampen in unterschiedlichen Varianten beleuchtet. Die Innenarchitektur des fünfgeschossigen Gebäudes beeindruckt durch Offenheit und Leichtigkeit.
Neben dem „Goldenen Saal“(oder „Sonnensaal“) mit seinen 953 Besucherplätzen existiert ein kleinerer Saal mit Platz für 192 Zuschauer. In zwei Etagen gibt es Platz für wechselnde Galerien. Die Tiefgarage bietet eine Stunde vor Konzertbeginn kostenlose Stellplätze für die Fahrzeuge der Konzertbesucher. Übrigens können von dort aus prominente Besucher mit dem Aufzug auch direkt in eine verglaste Loge fahren. Sie haben aber das zweifelhafte Vergnügen, die Musik nur über Lautsprecher hören zu können. Dabei ist die Akustik des großen sinfonischen Saals das eigentliche Highlight. Alles dort ist dieser
Originalität, scheinbare untergeordnet - von den unterschiedlichen Stufenbreiten bis hin zu den Holzfußböden. Drei Damen waren übrigens acht Monate lang in Handarbeit damit beschäftigt, die hölzernen Wände mit 20 mal 20 Zentimetern großen goldenen Folien auszukleiden, die dem Saal seinen Namen gegeben haben.
Die Besucher aus der Uckermark konnten das ausverkaufte Konzert der Stettiner Philharmonie unter seinem Chefdirigenten Case Scaglione erleben. Auf dem Programm stand ein fantasievolles Thema von Thomas Tallis, welches der Komponist Ralph Vaughan Williams (1872 - 1958) bearbeitet hatte. Als die Sinfoniker mit dem Schweizer Klarinettisten Reto
Bieri, seit 2022 Professor für Kammermusik an der Hochschule für Musik und Theater in München, das Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 von Wolfgang Amadeus Mozart auf der Bühne zelebrierten, gab es im Publikum kein Halten mehr. Mit Standing Ovations rang es den Musikern eine Zugabe ab, bevor es nach der Pause die „Pastorale“, Ludwig van Beethovens 6. Sinfonie, genießen konnte.
Veranstaltungskoordinatorin Jennifer Burghardt hatte zusammen mit dem Prenzlauer Klosterteam und den Öffentlichkeitsmitarbeiterinnen der Philharmonie ein rundum beeindruckendes Erlebnis organisiert - keine Autostunde von Prenzlau entfernt.