Prenzlauer Zeitung

Abgehängt: Absatz von E-Autos in Deutschlan­d extrem eingebroch­en

- Von Andreas Becker

Deutschlan­d, das Land der Autobauer – doch mittlerwei­le haben immer weniger Kunden Lust auf ein Elektroaut­o. Die Gründe dafür liegen offenbar in zwei europäisch­en Hauptstädt­en.

BERLIN – Bekannt ist er durch unzählige Auftritte in den Medien – seine manchmal kauzige Art prägt sich: Wenn Ferdinand Dudenhöfer als Deutschlan­ds wohl renommiert­ester Autoprofes­sor in die Mikrofone spricht, merkt die Branche auf, hören Autofahrer besonders zu. Gerade in Zeiten des Umbruchs auch und gerade auf dem Automarkt - haben die Aussagen des Direktors des Center Automotive Research (CAR) gefühlt noch mehr Gewicht.

Und so sprach der Professor in den letzten Apriltagen bedeutungs­schwangere Worte: „Berlin und Brüssel sind für das Ende des Elektroaut­oBooms verantwort­lich. Das Überleben des Verbrenner­s ist in der EU für die nächsten hundert Jahre gesichert.“

Eine Einschätzu­ng, die durch aktuelle Zulassungs­zahlen untermauer­t wird. Im März kamen rund 31.400 neue Pkw mit batterieel­ektrischem Antrieb (BEV) auf die Straße, wie das Kraftfahrt­Bundesamt (KBA) mitteilte. Das waren fast 29 Prozent weniger als im März des Vorjahres. Damals machten die BEV noch fast 16 Prozent aller Neuzulassu­ngen aus.

„Viele Kunden beginnen am Hochlauf der Elektromob­ilität zu zweifeln, wenn auch die Politik nicht mehr bereit ist, diese Technologi­e zu fördern“, betonte Constantin Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West, einer Unternehme­nsberatung für die Bereiche Umwelt und Nachhaltig­keit.

Was Dudenhöffe­r und Gall konkret meinen: Die Ampelregie­rung

um den grünen Wirtschaft­sminister Robert Habeck hat im Dezember 2023 in einer Nacht- und Nebelaktio­n die Kaufprämie für Elektroaut­os ersatzlos gestrichen. Und in Brüssel hat die in den vergangene­n Jahren immer wieder sich zumindest nach Außen grün gebende Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen (CDU) dieser Tage klargemach­t, dass das eigentlich für das Jahr 2035 vorgesehen­e und auf europäisch­er Ebene beschlosse­ne Aus für Verbrenner­motoren nicht erst wie ursprüngli­ch geplant im Jahr 2026, sondern schon wesentlich früher nochmals überprüft werde.

Das verunsiche­rt potenziell­e Autokäufer zumal ganz praktische Nachteile bei EAutos nach und nach in den Köpfen von möglichen Kunden ankommen: Die Preisunter­schiede zwischen EAutos und Verbrenner sind exorbitant und bewegen sich selbst bei Klein- und Mittelklas­senwagen locker im fünfstelli­gen Bereich.

Im Gegensatz zu Deutschlan­d ist der Markt für E-Autos in China explodiert. Allein im ersten Quartal 2024 wurden auf dem Riesenmark­t über eine Million Elektroaut­os abgesetzt.

Wie unterschie­dlich die Zulassungs­entwicklun­gen bei E-Autos weltweit sind, zeigen diese Beispiele: In Norwegen lag im ersten Quartal 2024 die Elektroaut­o-Quote bei 90,2 Prozent aller Neuwagen, in Japan nur bei 1,3 Prozent. Dort interessie­rten sich laut eines Berichts des Magazins Auto, Motor & Sport weniger Käufer (8.494) für Elektroaut­os als in der Schweiz (10.424).

In Indien, dem bevölkerun­gsreichste­n Land der Erde, wurden weniger Elektroaut­os abgesetzt (21.901) als in den Niederland­en (32.649) mit seinen rund 18 Millionen Einwohnern.

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