Abgehängt: Absatz von E-Autos in Deutschland extrem eingebrochen
Deutschland, das Land der Autobauer – doch mittlerweile haben immer weniger Kunden Lust auf ein Elektroauto. Die Gründe dafür liegen offenbar in zwei europäischen Hauptstädten.
BERLIN – Bekannt ist er durch unzählige Auftritte in den Medien – seine manchmal kauzige Art prägt sich: Wenn Ferdinand Dudenhöfer als Deutschlands wohl renommiertester Autoprofessor in die Mikrofone spricht, merkt die Branche auf, hören Autofahrer besonders zu. Gerade in Zeiten des Umbruchs auch und gerade auf dem Automarkt - haben die Aussagen des Direktors des Center Automotive Research (CAR) gefühlt noch mehr Gewicht.
Und so sprach der Professor in den letzten Apriltagen bedeutungsschwangere Worte: „Berlin und Brüssel sind für das Ende des ElektroautoBooms verantwortlich. Das Überleben des Verbrenners ist in der EU für die nächsten hundert Jahre gesichert.“
Eine Einschätzung, die durch aktuelle Zulassungszahlen untermauert wird. Im März kamen rund 31.400 neue Pkw mit batterieelektrischem Antrieb (BEV) auf die Straße, wie das KraftfahrtBundesamt (KBA) mitteilte. Das waren fast 29 Prozent weniger als im März des Vorjahres. Damals machten die BEV noch fast 16 Prozent aller Neuzulassungen aus.
„Viele Kunden beginnen am Hochlauf der Elektromobilität zu zweifeln, wenn auch die Politik nicht mehr bereit ist, diese Technologie zu fördern“, betonte Constantin Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West, einer Unternehmensberatung für die Bereiche Umwelt und Nachhaltigkeit.
Was Dudenhöffer und Gall konkret meinen: Die Ampelregierung
um den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck hat im Dezember 2023 in einer Nacht- und Nebelaktion die Kaufprämie für Elektroautos ersatzlos gestrichen. Und in Brüssel hat die in den vergangenen Jahren immer wieder sich zumindest nach Außen grün gebende Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) dieser Tage klargemacht, dass das eigentlich für das Jahr 2035 vorgesehene und auf europäischer Ebene beschlossene Aus für Verbrennermotoren nicht erst wie ursprünglich geplant im Jahr 2026, sondern schon wesentlich früher nochmals überprüft werde.
Das verunsichert potenzielle Autokäufer zumal ganz praktische Nachteile bei EAutos nach und nach in den Köpfen von möglichen Kunden ankommen: Die Preisunterschiede zwischen EAutos und Verbrenner sind exorbitant und bewegen sich selbst bei Klein- und Mittelklassenwagen locker im fünfstelligen Bereich.
Im Gegensatz zu Deutschland ist der Markt für E-Autos in China explodiert. Allein im ersten Quartal 2024 wurden auf dem Riesenmarkt über eine Million Elektroautos abgesetzt.
Wie unterschiedlich die Zulassungsentwicklungen bei E-Autos weltweit sind, zeigen diese Beispiele: In Norwegen lag im ersten Quartal 2024 die Elektroauto-Quote bei 90,2 Prozent aller Neuwagen, in Japan nur bei 1,3 Prozent. Dort interessierten sich laut eines Berichts des Magazins Auto, Motor & Sport weniger Käufer (8.494) für Elektroautos als in der Schweiz (10.424).
In Indien, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde, wurden weniger Elektroautos abgesetzt (21.901) als in den Niederlanden (32.649) mit seinen rund 18 Millionen Einwohnern.