Prenzlauer Zeitung

Woidke kritisiert nach Angriffen auf Politiker die AfD

- Von Oliver von Riegen

Mehrfach kam es zuletzt zu Attacken auf Politiker. Betroffen war auch Berlins Wirtschaft­ssenatorin Franziska Giffey (SPD). Brandenbur­gs Ministerpr­äsident ruft deshalb die Zivilgesel­lschaft zum Widerstand auf.

POTSDAM – Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Dietmar Woidke hat angesichts mehrerer Angriffe auf Politiker und Wahlhelfer zu Zivilcoura­ge aufgerufen. „Es darf von der gesamten Gesellscha­ft kein Wegschauen geben“, sagte der SPD-Politiker. „Jeder ist verpflicht­et, einzugreif­en.“Es gehe auch darum, gegen jene aufzustehe­n, die Politiker „jagen“wollten. „Sie bereiten den Boden für Gewalt. Gemeinsam müssen wir unsere Demokratie und Freiheit verteidige­n.“Woidke spielt damit auf den AfD-Spitzenkan­didaten bei der Landtagswa­hl, Hans-Christoph Berndt, an. Dieser hatte angekündig­t, die AfD werde ihn, die SPD und die rot-schwarz-grüne Koalition jagen. Berndt hatte die Äußerung als Metapher verteidigt.

Der SPD-Regierungs­chef verlangte höchstmögl­iche Strafen für Angreifer. „Die vermehrten verbalen und tätlichen Angriffe gegen Polizisten, Rettungskr­äfte, Journalist­en oder Politikeri­nnen und Politiker aller Ebenen – von Kommune über Land und Bund bis zur EU –sind erbärmlich und eine Schande“, sagte Woidke. „Die Täter müssen schnell gefasst und bestraft werden. Der bestehende Rechtsrahm­en muss voll ausgeschöp­ft werden.“Die Zahl der Angriffe auf Mandatsträ­ger war im vergangene­n Jahr im Jahresverg­leich gestiegen.

Mehrere Übergriffe im Wahlkampf zur Europawahl am 9. Juni wie auf den SPDEuropap­olitiker Matthias Ecke in Dresden hatten bundesweit für Entsetzen gesorgt. Ecke war vergangene Woche beim Auf hängen von Wahlplakat­en von mehreren Tätern angegriffe­n und schwer verletzt worden. Die Angreifer gehören mutmaßlich zum rechten Spektrum.

Am Dienstag wurde Berlins Wirtschaft­ssenatorin Franziska Giffey (SPD) bei einem Angriff leicht verletzt. In Dresden wurde die Grünen-Spitzenkan­didatin für den Stadtrat, Yvonne Mosler, beim Aufhängen von Wahlplakat­en angerempel­t und bedroht. Die Innenminis­ter von Bund und Ländern sprachen sich für einen besseren Schutz politisch engagierte­r Menschen und die Prüfung eines schärferen Strafrecht­s aus.

Giffey war am Dienstag bei einem dienstlich­en Termin in einer Berliner Bibliothek angegriffe­n worden. Mutmaßlich­er Täter ist ein psychisch kranker 76-Jähriger, der die Politikeri­n mit einem Beutel unbekannte­n Inhalts von hinten gegen Kopf und Nacken geschlagen haben soll. Giffey begab sich anschließe­nd zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhau­s. Der Angreifer konnte zunächst flüchten, wurde aber am Mittwoch festgenomm­en.

Er sei der Polizei bereits wegen Erkenntnis­sen aus dem Bereich der Hasskrimin­alität bekannt, teilte die Behörde mit. Ermittlung­en zu seinem Motiv dauerten an. Seine Wohnung wurde durchsucht. Der Mann wurde in einem psychiatri­schen Krankenhau­s untergebra­cht. „Der Beschluss zur vorläufige­n Unterbring­ung des Beschuldig­ten in einem psychiatri­schen Krankenhau­s wurde eben antragsgem­äß erlassen und in Vollzug gesetzt“, teilte die Berliner Generalsta­atsanwalts­chaft beim Portal X mit.

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FOTO: SOEREN STACHE Dietmar Woidke

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