Warum viele Ausbildungsplätze in Brandenburg unbesetzt bleiben
Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg hat den ersten Berufsbildungsbericht des Landes vorgestellt. Herausforderungen bei der Berufsausbildung gibt es in vielen Bereichen, aber ein langfristig wirkender Faktor stellt sich dabei als das größte Problem heraus.
POTSDAM – Kinder, die gar nicht erst geboren worden sind, können später auch nicht ausgebildet werden. Das klingt zunächst einmal banal, beschreibt aber das große Problem am besten, vor dem das Land Brandenburg derzeit im Bereich der Berufsausbildung steht: Unabhängig davon, ob es akademische Berufe wie Lehrer oder Ärzte, Sozialberufe wie Kranken- oder Altenpfleger, Handwerksberufe wie Dachdecker, Tischler oder Maurer oder Ausbildungsberufe aus dem Dienstleitungsgewerbe wie Koch oder Hotelkaufmann sind – es gibt überall deutlich zu wenig Nachwuchs.
„Wir müssen als Gesellschaft insgesamt erkennen, dass wir bei der demografischen Herausforderung auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt erst ganz am Anfang stehen“, sagte Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) bei der Vorstellung des ersten Berufsbildungsberichts des Landes am Mittwoch in Potsdam. „Wir haben eine nach wie vor eine steigende sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und zugleich ein sinkendes Erwerbspersonenpersonal.“
Man werde sich im Land der Frage stellen müssen, wer künftig welchen Beruf wie ausüben soll, erläuterte der Bildungsminister. „Wir stehen jetzt schon vor der Herausforderung, dass wir insbesondere in den Care-Berufen ganz schnell an ethische Fragen stoßen, wenn wir darüber nachdenken, ob solche Tätigkeiten künftig von Maschinen ausgeübt werden sollen.“
Derzeit besuchen nach den Angaben von Freiberg insgesamt rund 42.000 Schüler eine beruf liche Schule in Brandenburg und nehmen damit an der dualen Ausbildung teil. Einen deutlichen Anstieg verzeichnete das Land etwa bei der Erzieherausbildung: Sie wurde im letzten Jahrzehnt an vier weiteren Oberstufenzentren etabliert, was einen Anstieg der Schülerzahlen um immerhin 11,5 Prozent zur Folge hatte. „Brandenburg ist auf den Bedarf der Wirtschaft eingegangen“, sagte Freiberg.
Die Bedürfnisse der Wirtschaft verändern auch das Angebot in den Schulen. Ein Beispiel dafür ist der Beruf des Werksfeuerwehrmannes. Den gibt es zwar schon seit vielen Jahren, die Ausbildung dazu wurde in Brandenburg aber bislang nicht angeboten. Doch weil Unternehmen wie Tesla, der Großf lughafen BER oder das Chemieunternehmen BASF Bedarf anmeldeten, gibt es jetzt eine entsprechende Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem Oberstufenzentrum Oder-Spree. Doch am Ende bleibt der statistische Befund, dass es in der Summe in Brandenburg mittlerweile deutlich mehr Ausbildungsplätze als mögliche Bewerber gibt: 2.645 unbesetzten Stellen im Land stehen lediglich rund 1.000 Jugendliche gegenüber, von denen das Bildungsministerium vermutet, dass sie keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.
Allerdings enthalte diese Statistik des Ministeriums auch Jugendliche, die etwa ein Jahr im Ausland verbringen oder zunächst einen Freiwilligendienst absolvieren, sagte Freiberg. Deswegen könne von einer deutlichen Steigerung der Zahl der besetzten Ausbildungsplätze in nächster Zeit wohl nicht ausgegangen werden, schlussfolgerte Brandenburgs Bildungsminister.