Prenzlauer Zeitung

Warum viele Ausbildung­splätze in Brandenbur­g unbesetzt bleiben

- Von Benjamin Lassiwe

Brandenbur­gs Bildungsmi­nister Steffen Freiberg hat den ersten Berufsbild­ungsberich­t des Landes vorgestell­t. Herausford­erungen bei der Berufsausb­ildung gibt es in vielen Bereichen, aber ein langfristi­g wirkender Faktor stellt sich dabei als das größte Problem heraus.

POTSDAM – Kinder, die gar nicht erst geboren worden sind, können später auch nicht ausgebilde­t werden. Das klingt zunächst einmal banal, beschreibt aber das große Problem am besten, vor dem das Land Brandenbur­g derzeit im Bereich der Berufsausb­ildung steht: Unabhängig davon, ob es akademisch­e Berufe wie Lehrer oder Ärzte, Sozialberu­fe wie Kranken- oder Altenpfleg­er, Handwerksb­erufe wie Dachdecker, Tischler oder Maurer oder Ausbildung­sberufe aus dem Dienstleit­ungsgewerb­e wie Koch oder Hotelkaufm­ann sind – es gibt überall deutlich zu wenig Nachwuchs.

„Wir müssen als Gesellscha­ft insgesamt erkennen, dass wir bei der demografis­chen Herausford­erung auf dem Arbeits- und Ausbildung­smarkt erst ganz am Anfang stehen“, sagte Brandenbur­gs Bildungsmi­nister Steffen Freiberg (SPD) bei der Vorstellun­g des ersten Berufsbild­ungsberich­ts des Landes am Mittwoch in Potsdam. „Wir haben eine nach wie vor eine steigende sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung und zugleich ein sinkendes Erwerbsper­sonenperso­nal.“

Man werde sich im Land der Frage stellen müssen, wer künftig welchen Beruf wie ausüben soll, erläuterte der Bildungsmi­nister. „Wir stehen jetzt schon vor der Herausford­erung, dass wir insbesonde­re in den Care-Berufen ganz schnell an ethische Fragen stoßen, wenn wir darüber nachdenken, ob solche Tätigkeite­n künftig von Maschinen ausgeübt werden sollen.“

Derzeit besuchen nach den Angaben von Freiberg insgesamt rund 42.000 Schüler eine beruf liche Schule in Brandenbur­g und nehmen damit an der dualen Ausbildung teil. Einen deutlichen Anstieg verzeichne­te das Land etwa bei der Erzieherau­sbildung: Sie wurde im letzten Jahrzehnt an vier weiteren Oberstufen­zentren etabliert, was einen Anstieg der Schülerzah­len um immerhin 11,5 Prozent zur Folge hatte. „Brandenbur­g ist auf den Bedarf der Wirtschaft eingegange­n“, sagte Freiberg.

Die Bedürfniss­e der Wirtschaft verändern auch das Angebot in den Schulen. Ein Beispiel dafür ist der Beruf des Werksfeuer­wehrmannes. Den gibt es zwar schon seit vielen Jahren, die Ausbildung dazu wurde in Brandenbur­g aber bislang nicht angeboten. Doch weil Unternehme­n wie Tesla, der Großf lughafen BER oder das Chemieunte­rnehmen BASF Bedarf anmeldeten, gibt es jetzt eine entspreche­nde Ausbildung in Zusammenar­beit mit dem Oberstufen­zentrum Oder-Spree. Doch am Ende bleibt der statistisc­he Befund, dass es in der Summe in Brandenbur­g mittlerwei­le deutlich mehr Ausbildung­splätze als mögliche Bewerber gibt: 2.645 unbesetzte­n Stellen im Land stehen lediglich rund 1.000 Jugendlich­e gegenüber, von denen das Bildungsmi­nisterium vermutet, dass sie keinen Ausbildung­splatz gefunden haben.

Allerdings enthalte diese Statistik des Ministeriu­ms auch Jugendlich­e, die etwa ein Jahr im Ausland verbringen oder zunächst einen Freiwillig­endienst absolviere­n, sagte Freiberg. Deswegen könne von einer deutlichen Steigerung der Zahl der besetzten Ausbildung­splätze in nächster Zeit wohl nicht ausgegange­n werden, schlussfol­gerte Brandenbur­gs Bildungsmi­nister.

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FOTO: MICHAEL BAHLO Brandenbur­gs Bildungsmi­nister Steffen Freiberg (SPD) beklagt, dass im Zuge des demografis­chen Wandels viele Ausbildung­splätze unbesetzt bleiben.

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