Prenzlauer Zeitung

13-Jährige am E-Bass bereit für großen Wettbewerb

- Von Jeanette Bederke

Eine 13-Jährige spielt und lernt leidenscha­ftlich gern EBass-Gitarre – an Brandenbur­ger Musikschul­en ist das ein eher exotisches Instrument. Juno bereitet sich derzeit auf den Bundeswett­bewerb „Jugend musiziert“vor.

NEUZELLE – Wenn Juno Bennewitz in die Saiten ihrer E-Bass-Gitarre greift, ist die 13-Jährige aus Neuzelle (Oder-Spree) hörbar in ihrem Element. Sie beherrscht Griffe und unterschie­dliche Spieltechn­iken, beweist Fingerfert­igkeit wie ein Profi, wippt zum Takt mit dem Kopf, sodass die blonden Locken hüpfen. Gemeinsam mit ihrer Musikschul­band The Peppermint­s in Guben (Spree-Neiße) probt sie einen Song der britischen Pop-Prinzessin Dua Lipa, mit dem das Mädchen nun beim Bundeswett­bewerb „Jugend musiziert“antritt. Er wird vom 16. bis 22. Mai dieses Jahres in Lübeck (Schleswig-Holstein) ausgetrage­n.

Zuvor hatte die junge E-BassGitarr­istin bei den Regional- und Landesauss­cheiden jeweils die volle Punktzahl abgeräumt, beim Brandenbur­ger Wettbewerb sogar einen Sonderprei­s gewonnen. „Dieses Instrument gibt Songs im Rock/Pop-Bereich erst den richtigen Groove“, schwärmt das Mädchen. „Wenn ich mit der Band bei Stadt- und Dorffesten oder Sportevent­s auf der Bühne stehe, habe ich einfach nur Spaß“, erzählt sie. Tritt Juno bei Wettbewerb­en an, komme die Aufregung komischerw­eise erst hinterher.

Die Schülerin kommt aus einer musikalisc­hen Familie – der Vater ist in seiner Freizeit Schlagzeug­er, die Mutter liebt die Ukulele. Wegbereite­r war jedoch die Akkordeon spielende Oma, die Juno schon im Alter von zwei Jahren in die Früherzieh­ung an der Musikschul­e Eisenhütte­nstadt (OderSpree) begleitete. „Mit fünf Jahren habe ich dann das Instrument­enkarussel­l ausprobier­t und mich für das Cello entschiede­n“, erinnert sich Juno. Acht Jahre lang lernte sie Cello spielen – bis die 13Jährige genug hatte. „Ich mag keine klassische Musik, die aber wurde mit dem Cello nur gespielt.“

Bereits mit neun Jahren hatten ihr die Eltern eine E-Bass-Gitarre geschenkt – und Juno war begeistert: „Ich wollte ein Instrument, das nicht jeder spielt. Der E-Bass hat einfach einen coolen Klang und – wie das Cello – vier Saiten. Ich musste mit dem Lernen also nicht komplett von vorn beginnen“, erklärt die Gymnasiast­in. Die E-Bass-Gitarre sei ein Exot unter den Instrument­en an Musikschul­en. Großer Favorit bleibe das Klavier. Insofern würden auch nur wenige Schüler mit dem E-Bass bei „Jugend musiziert“antreten, sagt Winnetou Sosa, Geschäftsf­ührer des Brandenbur­ger Verbandes der Musik- und Kunstschul­en.

Juno Bennewitz hatte Glück, fand an der Musikschul­e in Guben Lehrerin Ramona Geißler. Wer die beiden beobachtet, merkt schnell, dass sie beim gemeinsame­n Üben Spaß haben. Geißler unterricht­et seit 15 Jahren E-BassGitarr­e. Juno sei ihre jüngste Schülerin, lerneifrig, hoch motiviert und mit gutem Rhythmusge­fühl, sagt sie. Bereits nach einem Jahr Unterricht war das Mädchen mit der E-Bass-Gitarre bei „Jugend musiziert“angetreten, errang beim Brandenbur­ger Landeswett­bewerb auch die Punktzahl, mit der sie sich theoretisc­h für das Finale auf Bundeseben­e qualifizie­rte. Allerdings war Juno damals mit zehn Jahren noch zu jung. Erst ab 12 Jahren ist eine Teilnahme möglich. Mit drei Solo-Stücken wird Juno nun in Lübeck antreten. „Beim Improvisie­ren

am Instrument können wir uns noch verbessern. Das wird beim Bundeswett­bewerb zwar in ihrer Altersklas­se bisher nicht Pflicht, kann aber nicht schaden“, sagt die Musiklehre­rin. „Das ist echt schwierig hinzubekom­men, wenn es gut klingen soll“, bekennt das Mädchen. Musikschül­er seien es gewohnt, nach

Noten zu spielen, erläutert Geißler. „Impros“gehörten aber zur EBass-Gitarre einfach dazu, wenn man gut sein wolle. „Wir müssen gemeinsam einen Weg finden, dass es Juno irgendwann Spaß macht.“Als hätte sie mit der EBass-Gitarre nicht schon genug zu tun – auch in Musikschul­band sowie Landesjuge­ndjazzorch­ester –, lernt Juno jetzt parallel noch Klavierspi­elen. „Das muss man einfach können, ist als Begleitins­trument toll“, sagt sie, wohl wissend, dass das Beherrsche­n von Klavier oder klassische­r Gitarre Grundvorau­ssetzung für ein Musikstudi­um wäre. Ob sie die Musik tatsächlic­h zum Beruf machen möchte, weiß die Achtklässl­erin bislang aber noch nicht. Denn sie interessie­rt sich auch für Kunst, Physik und Erdkunde.

„Das Gymnasium ist mein Hobby“, merkt Juno grinsend an, während Mutter Anne Bennewitz ihr mahnende Blicke zuwirft. „Schule geht natürlich vor, aber wenn unsere Tochter mit der Musik glücklich wird, soll sie ihren Weg finden. Wir unterstütz­en sie dabei, sind superstolz und staunen, was sie so drauf hat“, sagt sie. Melodie- und Notenverst­ändnis nennt sie als Beispiel. „Bei ihr sieht es so einfach aus.“Erwartunge­n an Juno haben die Eltern beim Bundeswett­bewerb nicht, wie die Mutter betont.

 ?? FOTO: PATRICK PLEUL ?? Juno Bennewitz (l.) hat beim Regionalwe­ttbewerb Brandenbur­g Süd für „Jugend musiziert“das höchste Wertungser­gebnis in der Kategorie E-Bass (Pop) Solo erhalten.
FOTO: PATRICK PLEUL Juno Bennewitz (l.) hat beim Regionalwe­ttbewerb Brandenbur­g Süd für „Jugend musiziert“das höchste Wertungser­gebnis in der Kategorie E-Bass (Pop) Solo erhalten.

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