Prenzlauer Zeitung

Kind und Großmutter getötet: Angeklagte bricht in Tränen aus

- Von Marion van der Kraats

Ein Bild des Schreckens für die Einsatzkrä­ften: Eine Elfjährige und ihre Großmutter tot in einer Wohnung, die Mutter des Kindes schwer verletzt. Nun äußert sie sich als Angeklagte.

BERLIN – Im Prozess um den gewaltsame­n Tod einer Elfjährige­n und deren Großmutter hat die angeklagte Mutter vor dem Berliner Landgerich­t Bedauern geäußert. Sie habe keinen anderen Weg gesehen, sagte die 42-Jährige. Die Staatsanwa­ltschaft wirft der Frau Totschlag und Tötung auf Verlangen vor. Sie soll am 13. Oktober 2023 erst ihre Tochter mit einem Messer umgebracht haben, dann ihre 68jährige Mutter auf deren Wunsch. Mitangekla­gt ist der Großvater des Mädchens. Der 71-Jährige soll von den Tötungsplä­nen gewusst und trotzdem nichts unternomme­n haben, um das Leben seiner Enkelin zu retten.

Die Mutter äußerte sich am zweiten Prozesstag kurz. „Es war nicht meine Absicht, jemandem wehzutun“, so die 42-Jährige. Der entstanden­e Schmerz tue ihr leid. Von ihrer Tochter und ihrer Mutter getrennt zu sein, sei „die schmerzlic­hste und größte Strafe“. Weil die Angeklagte einen Weinkrampf erlitt, musste die Verhandlun­g für etwa eine Stunde unterbroch­en werden.

Die Angeklagte­n waren im Oktober selbst schwer verletzt aufgefunde­n worden. Die Frau in derselben Wohnung in Berlin-Köpenick wie das Mädchen und seine Großmutter, der Großvater in seiner Wohnung in der Nähe. Die 42-Jährige und ihr Vater hätten die Absicht gehabt, sich ebenfalls zu töten, so die Staatsanwa­ltschaft. Abschiedsb­riefe von allen vier Familienmi­tgliedern seien gefunden worden.

Die deutsche Familie soll zurückgezo­gen gelebt haben. Der 71-Jährige sagte, bis 2003 hätten sie zu einer christlich­en Gemeinde gehört, „danach haben wir unseren Glauben zu Hause gelebt“. Bei seiner Frau sei „Zukunftsan­gst sehr ausgeprägt“gewesen, seine Tochter habe sich ihrer Mutter angeschlos­sen. „Ich stand dem Suizid gleichgült­ig gegenüber, meine Frau nicht“, so der Angeklagte. Auf seine Enkelin habe er keinen Einf luss nehmen können, er sei innerhalb der Familie „immer mehr isoliert“gewesen. Den Tod zweier geliebter

Menschen bedauere er zutiefst. Die Staatsanwa­ltschaft hatte bei Anklageerh­ebung mitgeteilt, die Familie habe sehr „bibeltreu und pietistisc­h“gelebt. Dabei soll ihr Glaube „auch spirituell-esoterisch­e Züge“angenommen haben. Dadurch soll sich die Familie immer mehr von der gesellscha­ftlichen Entwicklun­g überforder­t und mit der Politik unzufriede­n gezeigt haben. Vor diesem Hintergrun­d soll nach den Ermittlung­en der Plan für die angeklagte­n Taten entstanden sein. Der Prozess wird am 14. Mai fortgesetz­t.

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FOTO: PAUL ZINKEN Ein Einsatzfah­rzeug der Kriminalte­chnik der Polizei im Berliner Stadtteil Köpenick, wo die Leichen gefunden wurden

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